01.07.2012: Kleiner Lafatscher und Großer Lafatscher ab Parkplatz Sprungschanze in 7:30Stunden (ohne Knappenhäusl und Magdalena Aufenthalte)
Die erste kleine Überschreitung heuer und knappe 2.000Hm in Summe.
Nach der Asphaltstraße rechts über die Bücke durch den Urwald bis zum Hirschbadsteig und über den Issanger auf das Lafatscher Joch.
Dort füllten wir am letzten Firnfeld links des Weges die Trinkflaschen. An diesem tag waren um die 27° prognostiziert und unser Trinkvorrat war am Joch bereits nur mehr der halbe.
Am Grat zum Kleinen Lafatscher herrschte eine besonders kräftige Thermik. Wenn man nicht ständig in Bewegung war, dann fühlte es sich schon recht kalt an den Nieren an, schätzungsweise blies es mit 50kmh bergauf.
So präsentiert sich der Große Bruder des kleinen Lafatscher vom Gipfelkreuz des letzteren aus gesehen:
Ein mächtiger Gipfel und die Frontalansicht des Gipfelaufbaues vermittelt – wie immer – einigen Respekt vor den vermuteten Schwierigkeiten. Ein Trugschluß, der uns schon oft vor recht einfachen Klettereien erschaudern lies, die sich dann bei der Begehung als wenig gefährlich herausgestellt haben. Daß sich dem, in diesem Fall, auch so verhält zeigt die folgende Routenbeschreibung.
Den Anblick des Überganges haben wir vom GK des Kl. L. aus schon recht oft gesehen, aber auch die orangebraunen Bänder die sich in der Gipfelwand des Gr. L. zweimal horizontal durchziehen und vom Gipfel des Kl. L. aus barrierenhaft aussehen. Zumindest erschienen uns diese Bänder als die Herausforderung der bevorstehenden Überschreitung. Weiters gibt es gratseitig einen deutlich erkennbaren Überhang, der sich dann auch als mächtig herausstellte und die Route nach links, südlich, eigentlich erzwingt:
Mit der grün markieren Route die wir dann genommen haben erscheinen diese Bänder nicht so schlimm, das eigene Auge aber schätzt die Situation vom Kl. L. aus schlechter ein.
Die Route ist, wenn man sie erstmalig geht eigentlich sehr logisch und besteht aus kleinen Rinnen und an den Übergängen immer auf festen hellen Fels orientiert. Es ist, so könnte man sagen die logische Route die man instinktiv wählt.
Allerdings muß man sich die Zeit nehmen innezuhalten und auszuwählen. Man möchte aber auch nicht zu lange an einem Punkt verweilen, denn die Felsoberfläche verrät, daß man sich ohne Helm eher sputen soll (wir empfehlen den Helm an dieser Stelle ausdrücklich, auch wenn bei uns kein Steinschlag auftrat, denn wenn sich mehrere Gruppen in dieser, von unten nicht einsehbaren, Route befinden, dann kann das risikoreich werden).
Bis man aber dort eintrifft wo die Markierung im Foto oben beginnt, muß macht man eine anregende leichte Gratkletterei teils im festen, teils im brüchigen Fels mit. Man erreicht schätzungsweise auf halbem Weg dann eine Scharte, an der man sich nicht so recht entscheiden kann ob links oder rechts. Der Steinmann wäre eher rechts der Scharte und da scheint auch ein Band als Weg in den Nordteil des Grates zu führen, aber wir wissen nun, daß es definitiv links über die braungefärbte kleine erdige Rinne hininter geht und unten gleich um eine Ecke sieht man dann den nächsten Steinmann.
In dieser Weise verliert man recht viel Höhe, man kommt also immer weiter nach unten und anhand der Steinmänner erreicht man einen Tiefpunkt, der zum dortigen Grat sicher 100Hm entfernt ist und ca. 150Hm vom immer einsehbaren GK des Kl. L.
vom Tiefpunkt aus geht es dann über geröllbedeckte Rippen dorthin wo die grüne Linie des Fotos beginnt.
Der Rest im oberen Teil des Gipfelaufbaues am südöstlichen Ausläufer ist leicht und ohne Kletterei zu begehen:
Hier Rückblick mit dem nun deutlich sichtbaren leichten und breiten Band über das man zum südöstlichen Ausläufer quert:
Der Weg hinten mit Gratkletterei und der „Scharte der Entscheidung“ nach dem es abwärts geht.
Fazit: sieht schwieriger aus als es ist, aber lohnend allemal, weil man vom Gr. L. über Schuttreisen abwärts schonender unterwegs ist als vom Kl. L..
Zu unserer Jahreszeit fanden wir am glatten Hang des Gr. L. sogar noch ein paar Firnfelder die wir nutzen konnten. Und weil es so toll war abzufigeln nahmen wir auch noch den W. Bandesteig bis ins Stempelkar und konnten fast unterbrechungsfrei bis in die Halltaler Pfeis abfigeln.
Hi,
Danke für diesen Bericht und die detaillierte Routenbeschreibung. Habe heute diese tolle Überschreitung bewältigt. Die Steinmännchen verleiten einen sehr in die Nordseite auszuweichen. Diese erscheint deutlich ausgesetzter und schwieriger. Bei den leicht eisigen Verhältnissen und dem Steinschalg wäre ich diese Route heute nie gegangen.
Danke nochmals für die Beschreibung, das war eine meiner schönsten Touren im Karwendel. Bin dann noch die Arzler Reise hinunter, die ist aktuell toll „präpariert“, der ganze Regen wird schon nicht ganz umsonst sein.
Ach ja, das Kreuz am Großen Lafatscher liegt am Boden und das Gipfelbuch ist vollkommen durchweicht. Lg, Auf die Berg bin i gern!
Danke David für dein feedback.
Daß das GK am Großen Lafatscher nach 50 Jahren seit der Errichtung nun umgefallen ist habe ich auch vor ein paar Wochen entdeckt. Vielleicht läßt sich da mit fleißigen Helfern ein Projekt starten…
Grüße und Berg Heil!
Danke für die Beschreibung!
Wir haben die Überschreitung gestern auch gemacht. Wir sind von Scharnitz mit dem Radl zum Hallerangerhaus, von da zum Lafatscher Joch, dann auch den kleinen Lafatscher und anschließend die Überschreitung zum großen und Abstieg zum Wilde Bande Steig.
ein paar Kommentare zum Übergang kl. -> gr. Lafatscher: gleich zu Beginn haben wir uns kurz verstiegen. Man muss nach ein paar Minuten kurz in die Nordseite Ausweichen, hier sind auch Steinmandl. Wir haben diese jedoch übersehen, da man intuitiv eher versucht links (südseitig) des Grats zu bleiben.
Im weiteren Verlauf war eure Beschreibung durchaus hilfreich, an der „erdigen Scharte der Entscheidung“ (ca. 2600m) sind wir auch links rum gegangen, jedoch nicht so weit abgestiegen wie ihr es beschrieben habt. Wie haben uns schnell wieder zum Grat hoch orientiert, weil wir dort Steinmänner gesehen haben und der Aufstieg dort über sehr festen plattigen Fels sehr einfach ging.
An den großen Überhang kurz unterm Gipfel sind wir von rechts gekommen, ging auch sehr gut zu klettern.
Das „schwierigste“, oder besser unschönste an der Tour war dann der Abstieg. Wir sind oben den Markierungen gefolgt, haben aber recht bald keine mehr gesehen und sind einfach immer der Nase nach abgestiegen. Das Gelände hier ist großteils nicht besonders toll gewesen, viel loses Gestein, alles sieht gleich aus…. Am Ende hatten wir denke ich ein wenig Glück, dass die Rinne durch die wir den letzten Teil des Abstiegs gemacht haben bis unten abkletterbar war und nicht einfach steil abgebrochen ist.
Fazit: Der Aufstieg zum kl. Lafatscher ist wirklich schön, überraschend fester Fels, tolle Aussicht, SEHR LOHNEND. Der Übergang ist eigentlich nicht wirklich schwerer als der Aufstieg (UIAA I – II), aber häufig deutlich schlechterer Fels, man muss wirklich höllisch aufpassen und immer voll konzentriert sein. Von der Aussicht bietet der gr. Lafatscher nicht viel neues. Der Übergang ist als mehr eine kleine alpinistische Herausforderung, die man machen sollte wenn einen der Aufstieg nicht sonderlich gefordert hat und man noch genug Zeit übrig hat. Wir haben für die Überschreitung ca. 1,5h gebraucht, wenn man den Weg besser findet als wir ist auch in 1h möglich. Insgesamt ab/bis Lafatscher Joch 5h (inkl. Pausen).
hier noch unser GPS Track:
http://www.movescount.com/de/moves/move70562036
Gruß Volker
Danke Volker für deine Erwiterung. Ja, den kurzen Abstecher in die Nordflanke, gleich zu Beginn der Überschreitung habe ich nicht erwähnt, nun hast du das nachgeholt.
Es mag sein, daß es drüben, beim Aufstieg kurz vor den Gr. Lafatscher zwei Routen gibt, jene die du beschreibst habe ich auch schon von anderen gehört und werde ich auch einmal erkunden.
Der Abstieg am Normalweg ist von oben wahrlich nicht einfach zu finden, alle verblaßten roten Punktmarkierungen sind so angebracht, daß man sie meist nur im Aufstieg erspähen kann.
Aber der Weg ist auch recht logisch und eigentlich ziemlich der Falllinie entsprechend. Versteigen kaum möglich, speziell, wenn man ihn einmal hinaufgegangen ist.
Berg Heil!
Rainer