Im Herbst, wenn morgens sonnige Aufstiege erwünscht sind, bietet sich eine Alternative zu den Normalaufstiegen auf den Großen Galtenberg an, und zwar der Aufstieg auf dem Weg zur Steinbergalm und die Überschreitung des Kamms, den er vom Gipfel nach Südosten entsendet.
Während vom Greiter Graben aus der Anstieg über den Kleinen Galtenberg bis zu seinem Grat völlig im Schatten liegt und beim Anstieg über den Rücken nach dem Alpenkreuz ebenfalls nur teilweise Sonne den Aufstieg erwärmt, bietet der hier beschriebene Aufstieg bereits früher dauerhaftes Herbstlicht.
Vom Luegergraben aus wird zunächst die Faulbaumgartenalm angepeilt, dann die Filzalm und von dort wird der südwestliche Talschluß erstiegen, wobei mit dem Erreichen des Joches an seinem westlichen Ende nach dem Kothüttennieder der weitere Anstieg dauerhaft der Sonne zugewandt liegt. Der Aufstieg bis dorthin liegt, je nach Tageszeit im frühen Herbst, bereits zur Hälfte sonnenbeschienen.
Eine weitere Motivation für den Autor war die Erkundung des Kammes für eine Schitour auf den Großen Galtenberg. Das Ergebnis dazu kann aber hier gleich vorweggenommen werden und der Kamm als vielleicht machbar eingestuft werden, jedoch bietet er keinen schön kontinuierlichen Anstieg und, mit anfänglich großen Hangneigungen bei Exposition Südost bis Süd, dürfte er hinsichtlich der Lawinengefahren eher selten im Winter begehbar sein.
Darüber hinaus dürfte er in der schönsten Schitourenzeit im mittelhohen Gebirge, Ende Februar und im März, bereits stellenweise ausgeapert sein. Eine Schitour von der Hochbergalm am Südhang aus würde sich vielleicht lohnen, jedoch muß man erst einmal dort hinkommen, denn vom Steinbergerjoch aus wird man nicht abwärts fahren, um dann wieder aufzusteigen und vom Zillertal aus ist die Tour zu weit.
Interessant wird die Runde über den Großen Galtenberg ab der Filzalm. Dort bog der Autor gleich rechts (südwestlich) ab und überquerte den Luegerbach, um eine alte Zufahrt zur Steinbergalm zu erreichen, vor der nach Westen hin abgebogen und der südwestliche Talschluß aufgestiegen wurde, in dem auch die Zufahrt zu einer Hochalm, der „Steinberger Gruber“, unterhalb des Torkopfs liegt.
Der in der Outdooractive-Karte eingezeichnete Steig auf das Joch zu ist nicht mehr richtig vorhanden. Er zieht an der Grenzlinie der Stauden gegen die Hangverschneidung, die eine markante Rinne zum Joch hinauf bildet und die im obersten Teil auch über etwa 50 Hm begangen wird.
Im AV-Kartenlayer von OA ist dieser Steig nur noch als Steigspuren eingezeichnet und im Kompass-Kartenlayer fehlt er gänzlich. Dem Autor erschien der Anstieg trotz teilweisen Fehlens des Steigs logisch und er ist durch eigene Wahl recht gut machbar.
Unterwegs in der kurzen, schattigen Verschneidung tauchte hoch über den Bergwiesen ein Adler auf, der majestätisch seine Kreise zog. Später, bereits am Gratkamm, gesellte sich der Partner des Adlers dazu und gemeinsam hielten sie bei ihren ruhig ausgeführten Kreisen Ausschau nach Beute auf den Hängen in der Tiefe oberhalb der Hochbergalm.
Die Alternative wäre ein am Weg zum Torkopf etwas höher ansetzender Steig, der parallel verläuft und in allen Kartenwerken eingezeichnet ist. Dieser wird oben am Joch wieder angetroffen, er führt laut Karten von der Hochbergalm im Zillertal zum Steinberger Gruber wodurch der Sinn des Steiges durch die Almwirtschaft erklärt wird.
Am Joch befindet sich auch die Bezirksgrenze zwischen dem Zillertal und Kufstein sowie die Gemeindegrenze zwischen Hart im Zillertal und Alpbach. Entlang dieser Grenze führt der weglose Teil der Kammüberschreitung bis zum Gipfel des Großen Galtenbergs.
Der Aufstieg auf den Kamm ab dem Joch führt durch alpine Zwergstauden und Wiesen steil nach oben, auf ein felsiges Gebiet zu, das recht schön von der Gegenseite des Steinbergerjochs, am Weg zum Sonnenjoch eingesehen werden kann.
Obwohl links neben dem oben endenden Weidezaun ein Steig hinaufzieht, nahm der Autor den Anstieg rechter Hand, um direkter am Hangansatz aufzusteigen und nicht um den uneinsehbaren Buckel herum in nicht wünschenswertem Gelände zu landen.
Zu Beginn führt der o. e. Steig zwischen den Almen einige Meter hinauf und es wurde ihm gefolgt, nach ein paar Minuten wurde er jedoch zugunsten des Höhengewinns und der Richtung verlassen und weglos auf der Kammhöhe aufgestiegen.
Etwa zehn Minuten später erreicht man einen Graben, der weniger mit Zwergstauden bewachsen ist und der für gut befunden wurde, weiter verfolgt zu werden. Der Nachteil bei diesem Graben besteht in der großen Steigung im oberen Teil, die durch langes, bereits durch die Schneefälle flachgedrücktes Gras nicht sehr angenehm zu ersteigen ist.
Es gäbe eine Alternative etwa in der Mitte des Grabens, ein wieder mehr mit Zwergstauden bewachsener seichter Graben, der linker Hand etwas flacher nach links oben wegzieht (siehe dazu in der Galerie ein Bild von der Talgegenseite mit Routeneinzeichnung). Zu dieser Möglichkeit kommt, wer auf dem erstiegenen Buckel oben steht und vom kleinen Steinmann aus zurückschaut.
Von diesem Buckel aus kann nach oben das nun felsige Gelände gut eingesehen werden. Es wurde beschlossen weiterhin konsequent auf der Kammhöhe weiterzusteigen, weshalb nach dem ersten Schieferplattenfeld nach rechts hinaus gequert wurde.
Die flachen, fischartigen Schieferplatten und –bruchstücke neigen bereits bei geringerer Hangneigung recht schnell zum Abgleiten weshalb dem Begeher dieses schönen Kamms empfohlen wird, weniger durch die Steinfelder zu steigen, als eher am festen Terrain.
Hinter dieser ersten Felspassage flacht das Gelände leicht ab und man erfreut sich einer bald ansetzenden Gratwanderung, die durch die Ausbildung des Geländes erwartet werden darf.
Tatsächlich bildet sich auch ein im Verfallen begriffenes Steiglein aus, das wohl durch die frühere Almwirtschaft seine Ausprägung erhielt. Es führt auf den unspektakulären Gratkamm hinauf, von dem aus der weitere Verlauf der Überschreitung eingesehen werden kann.
Ab dort beginnt der aussichtsreiche Teil der Kammbegehung. Zur Rechten liegt der Torkopf mit seiner Almhochfläche zu Füßen, zur Linken die bärig ausgedehnten Almflächen im Hemerer- und Triplongrund sowie der Blick durch den langen Märzengrund hinaus ins Zillertal.
Stets auf der Grathöhe, mit nur leichten Abweichern zwischen nahen Schartenerhebungen, führt das Steiglein teilweise ausgelöscht und wieder geformt bergauf.
Rechts stürzen die Felsen steil in die Tiefe der Hochalm und die Gemsen auf der Sonnenseite suchen bei der Annäherung des Autors Schutz in diesen wilden, dunklen Abgründen. Eine kühne, schmale Felsscheibe, die rechts vom Grat abzweigt, benutzten sie zur atemberaubend schnellen Flucht über die Schneide.
Am Gratkamm folgt die einzige nennenswerte Einschartung der gesamten Überschreitung, wobei diese mit knapp 30 Hm Tiefe auch nicht besonders ausgeprägt ist.
Auf ihrer Gegenseite folgt Gelände, das nicht mehr die Ausprägung eines Gratkamms aufweist, in diesem Abschnitt fällt die nordöstliche Hangneigung immens ab. Nach dem Aufstieg auf den flach ausgeprägten Kopf (2.358 m) kann erstmals die restliche Strecke zum Großen Galtenberg eingesehen werden.
In angenehmem Auf und Ab führt vom Kopf aus der mittlerweile breit ausgebildete Gratkamm im Bogen auf das Ziel zu. Links die Almwiesen der Hochbergalm mit überraschend vielen eingestreuten Lacken und Seen, die beim flachen Sonnenwinkel des Herbstes nicht mehr heraufblitzen sondern tiefschwarz in Gruben im Hang liegen und gut auszumachen sind.
Rechts die nicht mehr ausgeaperten Tälchen zwischen den Erhebungen neben dem Kamm, die den Eindruck erwecken, als seien sie durch Bergrutsche gebildet worden, was beim einem Schiefergebirge nicht ausgeschlossen ist, wenn man den Verbindungsgrat zum Kleinen Galtenberg betrachtet.
Dieser weist eine derartig parallel ausgeprägte, scharfe Bruchlinie zu beiden Seiten auf, sodaß der Autor unbedingt davon ausgeht, daß dort eine Absackung oder Rutschung des Kleinen Galtenbergs zu einer solchen Talausbildung geführt haben muß. Die Hangneigung ist auf der Seite des Kleinen Galtenbergs wesentlich höher als auf der Zillertaler Seite.
Ein letzter rundlicher Kopf mit einer mittelbreiten Flanke und einer Höhe von 2.380 m steht am Treffpunkt des überschrittenen Gratkamms mit dem nach Norden gerichteten Hauptkamms des Großen Galtenbergs noch zur Ersteigung an.
Er beginnt verheißungsvoll und erweist sich auf der Gegenseite als harmlos auf den Schnittpunkt der drei Grate zu. Bei diesem Treffpunkt der Gratkämme kann im Winter eine tolle Abfahrt zur Innermareitalm unternommen werden, mit einer steilen Schlucht unterhalb des Torkopfs, die schwierig zu befahren ist.
Den letzten Teil des nun nordwärts ausgerichteten Grates findet man wieder ausgeprägter und schärfer vor. Der Steig vom Kleinen Galtenberg herauf entschärft jedoch die restliche Strecke zum Gipfelkreuz des Großen Galtenbergs.
Mit dem Erreichen des Großen Galtenbergs endet die schöne und einsame Strecke und die Runde ist zu knapp zwei Dritteln abgeschlossen. Von dort führt der Steig hinab auf den breiten Rücken zum Alpenkreuz und weiter zum Kolbentalm-Hoch- und –niederleger sowie zurück zum Parkplatz Luegergraben.
Die Lage des Großen Galtenbergs bietet grandiose Rundblicke auf alle umliegenden Gebirge. Im Nordosten und Osten reicht die Aussicht über die nahegelegenen Kaisergebirge bis in die Salzburger Berge um den Hochkönig.
Weiter im Süden ragen die Riesen der Gipfel im Zillertaler Hauptkamm auf und im Westen finden sich die schönen Schitourenberge der Tuxer Alpen.
Rund um die Einfassung des Alpbachtals befinden sich die schönen Schitouren auf die dortigen Gipfel, beginnend im Nordwesten mit dem Gamskopf, dem Standkopf (Sagtaler) und dem Loderstein.
Im Nordosten über den Südosten ziehen sich Joelspitze, Saupanzen, Lämpersberg, Kleiner und Großer Beil sowie das aussichtsreiche Sonnenjoch.
Den Abstieg vom Großen Galtenberg in Richtung Alpenkreuz erwischt im Herbst noch weit hinab sonnig, wer nicht später als 12:30 am Gipfel aufbricht.
Der Abstieg wird hier nicht weiter beschrieben, da er auf ausgeprägten Steigen erfolgt, die aber auch abgekürzt werden können, indem man in direktem Abstieg über die Almwiesen absteigt.
An Gesamtzeit hat der Autor für die herrliche Runde 6:10 Stunden aufgewendet. Der zurückgelegte Aufstieg betrug 1.385 m und die Streckenlänge 16,7 km.
Mils, 02.11.2024