Etwas niedriger als der bekannte und vielbesuchte Torhelm, dem man sich auf der landschaftlich phantastischen Schitour zum Greifen nähert, liegt die Seespitze. Sie liegt weiters eingebettet zwischen dem mächtigen Brandberger Kolm im Südosten und eben dem Torhelm im Nordwesten. In ihrer südlichen Begrenzung befindet sich das Brandberger Joch.
Durch ihre Schartenhöhe stellt die Seespitze als Hochpunkt der Rippe einen Gipfel dar, eigentlich aber ist sie eine tektonische Laune, ein Einschub namens Kirchspitzschuppe zwischen dem Kalkmarmor des Brandberger Kolm und dem Hochstegenkalkmarmor am Fuße des Torhelms. Sie besteht im Gegensatz zur unmittelbaren Umgebung aus Quarzphyllit und Glimmerschiefer.
Der Aufstieg zur Seespitze erfolgt vom Gasthaus Kühle Rast im Gerlostal aus. Direkt am Gasthaus führt die Schotterstraße zu einem im Wald gelegenen Parkplatz, für den man 2023 keine Münzen vorhalten muß. In einer der ausgeschobenen Buchten stellten wir das Fahrzeug ab und trugen sie Schi bis hinter den Schranken, an dem der Aufstieg zur Weißbachalm beginnt.
Freies Gelände begleitet den Aufstieg bis oberhalb der Alm, bei welcher der Weg in den Wald zum Mittelleger der Weißbachalm eintaucht. Der Aufstieg erfolgt im Blickrichtung Süden nicht hin zur Schwarzachtalalm, sondern rechts über die strauchbewachsenen Hänge hinauf, ohne direkte Sicht zu den Almgebäuden.
Bis zur Alm werden 350 Hm zurückgelegt. Im mittleren Teil der Wiesen wird der Strauchbewuchs lichter, säumt dann nur noch die Straße und weicht im oberen Teil schlussendlich vollständig bis zur Alm. Sie geben auf dem breiten Rücken bestes Schigelände frei. Wir nahmen großteils den Weg zum Aufstieg, jede denkbare Abkürzung über die Wiesen ist jedoch machbar.
Etwa nach einer Viertelstunde im Aufstieg erblickten wir die Giebel der Hütten der Weißbachalm ober uns, folgten aber der Straße mit angenehmer Steigung weiter. Erst vor der letzten Kehre unterhalb der Alm benutzen wir eine Abkürzung auf den Wiesen, um die Alm links liegen zu lassen und in den Wald zum Mittelleger einzutauchen.
Die Strecke durch den Wald ist recht flach und in einer Viertelstunde gemeistert. Ein Stichweg zweigt im Wald einmal rechts ab, der jedoch nur zu einer Wiese führt. Gegen das Talinnere lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf den Mittelleger der Weißbachalm frei. Die Almhütte selbst wird erst später erblickt, am Aufstieg neben dem Wald zur Linken.
Bereits am Weg in den Wald, unten am Niederleger, besticht der Blick auf die imposant aufragende Spitze im Talhintergrund und von der Position am Mittelleger aus verstärkt sich der Eindruck weiter. Sonderbar dabei ist, daß die Spitze keine Bezeichnung führt, denn Gipfelstatus hat die Spitze allenfalls.
Rechts daneben befindet sich der Mitterwandkragen, ein Gipfel mit gerade der definitionsgemäßen Mindestschartenhöhe zum Brandberger Kolm. Für den Sommer wäre hierzu die Überschreitung der drei Spitzen und die Runde über die Falken zur Höhenbergscharte und zurück zur Kühlen Rast sicher eine lohnende Sache.
Mit fortschreitender Höhe tritt der Brandberger Kolm, der beherrschende Berg im Zillerkamm, majestätisch hervor und ab dem Plateau oberhalb der Alm mit der Bezeichnung Schwemmboden, bleibt er ständig im Blickfeld.
Die Route wendet sich am Schwemmboden von Süd auf Südwest und findet vollständig auf der oben erwähnten Kirchspitzschuppe statt. Die Mittelrippe auf der man steigt befindet sich zwischen den Nordausläufern des hohen Zillerkamms linker Hand und der Geländestufe auf die Rippe des Torhelms. Zu beiden Seiten also ein Talgrund, links steil abfallend, rechts weniger.
Die Route wendet sich am Schwemmboden von Süd auf Südwest und findet vollständig auf der oben erwähnten Kirchspitzschuppe statt. Die Mittelrippe auf der man steigt befindet sich zwischen den Nordausläufern des hohen Zillerkamms linker Hand und der Geländestufe auf die Rippe des Torhelms. Zu beiden Seiten also ein Talgrund, links steil abfallend, rechts weniger.
Über malerischen Zirbenbestand wird weiter angestiegen und hinter der nachfolgenden Kuppe kann der Torhelm eingesehen werden. Die Seespitze tritt erst nach weiteren Kuppen ins Blickfeld. Landschaftlich beeindruckend zieht sich die – man könnte sie als Hahnenkamm bezeichnen – Rippe in moderater Steigung empor und überwindet einige kleine Kuppen, ab und zu mit ein paar Metern Höhenverlust.
Gegen das Ende des Hahnenkamms hin verbreitert er sich hin zu einem recht flachen Plateau, bis zum Ende hin die Seespitze aufragt. Vorher noch gilt es einige Höhenmeter zu einer Einsattelung vor einem letzten Kopf einzubüßen.
Er wird aber nicht komplett erstiegen, sondern auf seiner linken (südöstl.) Flanke in halber Höhe umrundet und die Position vor der kurzen Abfahrt bietet einen schönen Blick zum Gupf der Seespitze direkt am Brandberger Joch. Von dort werden die letzten 100 Hm auf die Seespitze angegangen.
Etwa 15 Hm Abfahrt von der letzten Kuppe leiten auf eine mäßig geneigte Schulter, die zum Brandberger Joch und zur Schneespitze führt. Stets das Ziel vor Augen erreicht man eine Hochfläche mit einer flachen Kuppe links und eine kleine Einsattelung mit dem letzten steilen Anstieg auf die Seespitze, fast mittig im Tal.
Mit einigen Spitzkehren wird der Grat erreicht, dem – bei unserer Begehung – weitgehend aperes Gratgelände folgte und wir somit nicht die Gipfelkuppe der Seespitze mit Schi erreichen konnten. Die letzten 20 Hm mußten wir zu Fuß absolvieren. Im Hochwinter sollte es aber möglich sein die Gipfelkuppe mit Schi zu erreichen.
Wir ließen uns auf der ersten Gipfelkuppe nieder und fragten uns, ob die folgende Kuppe nicht leicht höher wäre, welches jedoch durch eine Überprüfung im TIRIS zu verneinen ist, sie ist um etwas mehr als einen Meter niedriger und der Blick, der auch in direkte Richtung zum Pangert und zum Rastkogel schweift, täuscht somit.
Im Nordgrat des Rastkogels wäre noch der Rosskopf zu nennen, der eine unvergessliche Schitour von Hochfügen aus darstellt. An der Schnittlinie des Westgrates des Torhelms gegenüber kann gerade noch der Kraxentrager ausgemacht werden, der ebenfalls von Hochfügen aus begangen wird. Er befindet sich vor den Spitzen der Bettelwürfe im Karwendel.
Zur Linken des westlichen Gratverlaufes der Seespitze finden sich die Schitourenziele in den zentralen Tuxern, die fast alle auf diesem Blog beschrieben sind. So wären die Hippoldspitze, der Malgrübler – mit einer besonders schönen Anstiegsvariante -, Torspitze, Grünbergspitze, Naviser Sonnenspitze, Pfoner Kreuzjöchl und der Geier zu nennen. Rund um den Geier läßt sich die phantastische Wattentalreibn als Schitour ausführen.
Als Besonderheit für eine Sommerbegehung sollte unbedingt der Lizumer Reckner mit Aufstieg über die Tarntaler Köpfe und die Lizumer Sonnenspitze und begangen werden, als mäßig schwierige Gratkletterei die dolomitische Kalkwand und der Olperer als Hochtour.
Bis tief in die Stubaier Alpen mit dem massiven Habicht als signifikanter Punkt reicht der nach Süden weitergeführte Blick von der Seespitze und kurz vor dem Schnittpunkt der Silhouette mit dem abfallenden Tuxerkamm, befindet sich noch die formschöne Hornspitze, der letzte Gipfel in den Tuxern, die am Tuxer Joch in den Tuxerkamm der Zillertaler Alpen übergehen.
Gegenüber des Zillergrundes die mächtige Ahornspitze, ebenfalls ein schönes Schitourenziel, das noch zu absolvieren ist. An ihrem abfallenden Nordostgrat befindet sich der Hochfeiler, höchste Gipfel der Zillertaler.
Gegen Südosten hin befindet sich der namensgebende Berg der Gruppe in dem sich auch der Zillerkamm befindet, die Reichenspitze. Sie ist am abfallenden östlichen Gratverlauf des Brandberger Kolm-Massiv gerade noch zu sehen und wird fast zur Gänze von der Wildgerlosspitze verdeckt.
Genau im Osten befindet sich die Wechselspitze, deren Nordflanke beim Bier nach der Tour auf der Hotelterrasse von Gmünd aus einen gewaltigen Eindruck macht. Sogar der Hohe Dachstein ist bei guter Sicht in 129 km Entfernung oberhalb des Schnittpunktes des letzten Gratabfalls der Gerlosberge von der Seespitze aus sichtbar, jedenfalls aber der Hochkönig in 88 km Entfernung.
Im Nordwesten rundet der Große Rettenstein, der markanteste Gipfel der Kitzbüheler Alpen, den Blick auf markante Berge ab. Ganz links (fast nördlich), kurz vor dem Schnittpunkt mit dem Ostrücken des Torhelms im Tal gegenüber befindet sich sein Bruder in 11 km Entfernung, der Torhelm in den Kitzbüheler Alpen, mit 2.494 m um gut 40 m höher. Die Schitour auf ihn führt über den Langen Grund und durch die lange Talstrecke nicht viel begangen. Eine interessante Alternative vom Märzengrund im Zillertal findet sich bei Jürgen.
Unsere Abfahrt wählten wir pendelnd zwischen einigen Millionen Jahren der Entstehungsgeschichte auf der Nordseite der Rippe, zwischen derselben und dem Kamm auf den Torhelm. Dabei durchfuhren wir weichen Schnee am Gipfelhang bis in den Graben hinab.
Auf dem Nordhang des mittelbreiten Grabens fanden wir akzeptable Bedingungen mit wenig verharschter Oberfläche vor, am Südhang dann weiter unten feinen Firn, der sich mit festem Untergrund tadellos befahren ließ.
Der Wechsel zwischen Nordhang und Südhang erfolgt an einer Stelle an der der Nordhang sehr steil wird und die Querung des Weißbaches nahe liegt. Etwa 300 m weiter unten muß dann nochmals auf den Nordhang gequert werden, um die Aufstiegsroute wieder zu erreichen.
Oberhalb des Mittellegers der Weißbachalm verließen wir die Aufstiegsroute wieder, um den schönen Nordhang zum Almbecken abzufahren, der auch sich noch gut fahrbar zeigte. Ab dem Almgelände dominierte an diesem warmen Tag dann Firn bis hinab zum Parkplatz.
Leider fiel das Gasthaus zur Kühlen Rast um unseren Besuch um. Leider, weil sich Gasthäuser an Berg- und Schitourenrouten mit Angebot und Öffnungszeiten nach der Ankunft der Gäste richten es sich deshalb generell verdient haben dort einzukehren.
Allerdings kann in diesem Fall keine Auskunft gegeben werden, da wir bei Sonnenschein unbedingt im Freien sitzen wollten und die Kühle Rast das nicht bietet. So steuerten wir die Terrasse des Familienhotels Almhof an und ergatterten einen Tisch zwar mit Glasdach darüber, aber mit direkter Sonnenbestrahlung vorne am Geländer. Von dort ein bäriger Rückblick auf den Brandberger Kolm, eine Vorkuppe des Torhelms und auf den Seichenkopf.
Die schöne Tour auf die Seespitze nahm 4:45 Stunden in Anspruch, incl. aller Pausen. Die Strecke beträgt 5,7 km und die Aufstiegsarbeit erfolgt über 1.160m.
Anm. d. Verf.: in mancher Literatur taucht im Umfeld der Seespitze die Bezeichnung Speikbichl in der Nähe der Seespitze auf. Es konnte jedoch nicht lokalisiert werden welcher Hochpunkt damit gemeint ist. Eventuell handelt es sich um den runden Bichl südlich der Seespitze zum Brandberger Joch hin.
Mils, 18.03.2023