In mehrerlei Hinsicht ist diese Tour eine lohnenswerte, die man nicht wieder vergisst.
Zum einen ist sie per Seilbahn schnell erreichbar, taucht sofort nach dem Ausgangspunkt, der Hafelekar-Bergstation, in das wilde Karwendel ab in dem man sich in vollkommener Abgeschiedenheit wiederfindet und erfreut sich der beiden moderat langen Aufstiege bis man dann vom Stempeljoch aus nur noch abfahrend dem Ziel zustrebt.
Zum anderen ist die Tour eine perfekte Rundtour, die bei der Station am Löwenhaus der Hungerburgbahn beginnt – dorthin gelangt man bequem und mit einer einigermaßen befriedigenden Parkplatzsituation des Morgens am Wochenende mit dem Fahrzeug – und dort auch wieder endet, nachdem man das kurze Stück von 10min vom Hackl (Eingang Halltal) bis zur Bushaltestelle die Schi schultert und mit dem IVB-Bus um lächerliche €3,50.- wieder exakt bis zum Löwenhaus gebracht wird. Was für den Alpinschifahrer die Sella Ronda oder die Grande Guerra, das ist für den Tourengeher diese Tour.
Eine Situation wie diese findet man selten und das Erlebnis innerhalb der Nordkette ist einzigartig.
Nach der Ankunft mit der Seilbahn gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann das kurze Stück auf die Hafelekarspitze aufsteigen (Schi geschultert) und hinten nordöstlich eine Rinne/einen Hang abfahren, oder man umfährt den Grat nach der Hafelekarspitze auf der Südseite, dem Inntal zugewandt, bevor man über eine Scharte ebenfalls ins Hafelekar abfährt.
Wir, Bene und meine Wenigkeit, wählten letztere Möglichkeit und mußten die Schi in der Nordseite der Scharte ca. 20Hm abwärts tragen, bevor wir zum Anziehpodestchen kamen.
Sodann geht es (moderat) steil die Rinne unter Scharte hinab und man erreicht den Talkessel des Hafelekar (auch Gleirschkar) wobei man sich östlich, an der Flanke des Ausläufers der Gleierschzähne nach Norden hält, um diesen Ausläufer zu umrunden.
Nach der Umrundung des Ausläufers erreicht man den Talboden des Mannltals, fellt auf und läßt das Mühlkar, der Mannlscharte im Aufstieg zustrebend, rechts liegen. Hoch oben verläuft der Herman Buhl Weg und mittig in dem breiten Karkessel thront die Mannlspitze im Süden.
Der Aufstieg wird nun sehr genau östlich genommen und die Mannlscharte ist gut sichtbar. Ihr strebt man zu und erreicht nach einigen hügeligen Passagen den Aufstieg der nach oben hin stetig steiler wird. Wir haben die letzten ca. 30Hm die Schi getragen, da der Schnee sehr hart war und wir mit der Fellhaftung schon einige Mühe hatten. Harscheisen sind hier bei der richtigen Schnee- (Eis-) konsistenz von nicht geringem Vorteil.
Auf der Mannlscharte blies der Föhn etwas weniger erbittert als am Hafelekar, jedoch reichte auch dieser, daß wir mit der Abfahrt keine Zeit verloren.
Die Abfahrt war nicht so toll wie jene zuvor in das Hafelekar, bei der wir in die nordseitigen Verhältnisse eingetaucht sind. Generell war der Schnee auf den südseitigen Lagen schlechter, härter und durch die Frosttauwechsel der letzten warmen Tage schwerer fahrbar. Trotzdem erfreuten wir uns an jeder einzelnen Abfahrt.
Mit einigen Anschiebesituationen erreichten wir die südlichst mögliche Passage um die Reisenausläufer der von der Rumerspitze herabziehenden Reisen herum, versuchten damit möglichst wenig an Höhe zu verlieren und fellten wieder auf, um die letzte Erhebung dieser Tour, das Stempeljoch, zu erreichen.
Der Föhn wechselte nun die Richtung und kam direkt auf uns zu. Nach der Querung des Kreuzjöchls, südlich unserer Route, wechselte die Richtung wieder und wir hatten den Föhn im Rücken.
Diesmal machten mir meine antiquierten Felle echte Probleme. Die Haftung war gleich Null und ich erinnerte mich an die Zeiten, als wir noch Spannfelle mit vorne und Hinten Riemen für die Querhaftung hatten.
Nun ging es doch noch halbwegs akzeptabel, Querungen vermeidend, das Stempeljoch ohne viel Ärger und Fluchen zu erreichen. Die letzten 30Hm mit geschulterten Schi, aufgrund Schneemangels.
Der Aufenthalt am Stempeljoch wurde ebenfalls wieder nur auf ein paar Fotos ausgedehnt, rasch stiegen wir in die kurze Rinne unterhalb des Joches ab, um diesen vorzüglichen Windschutz aufzusuchen.
Nach dem Abfellen begann die lange Fahrt hinaus durch das Halltal. Immer so gut als möglich rechts, südlich an der Flanke der Latten- und der Wildangerspitze haltend, um der Sommerwegroute zu folgen.
Die Schneeverhältnisse waren in diesem Nordhang wieder recht gut und die Abfahrt machte Spaß. Schlußendlich erreichten wir die Steinbergreise und genossen diesen Hang trotz recht wechselhafter Verhältnisse.
Über die Straße, an Karls schlafendem Knappenhäusl vorbei, und nach einem schnellen tonischen Getränk in St. Magdalena erreichten wir – ohne die Schi auch nur einen Meter über die Halltalstraße tragen zu müssen – den Schranken beim Hackl.
Der Bus – er fährt des Samstags alle 30min – brachte uns, mit Blick auf die Nordkette während der Fahrt, wieder zum Löwenhaus zurück.
Bequemer kann es nicht sein und wenn man im Bus über die mannigfaltigen Facetten des, in so kurzer Zeit zum ersten Mal Erlebten vertieft nachdenkt, dann glaubt man es kaum und kann die Angeregtheit darüber nicht abstreiten.
Schi Heil und Berg Heil!
Mils, 21.02.2015