Schitour Lüsener Spitze, 3.230m

Ein Klassiker von Lüsens ist die Schitour auf die Lüsener Spitze, oder heute auch Lüsener Spitze genannt. Mit einem Aufstieg von 1.600m eine lange Tour und im oberen Teil am nördlichen Rand des Lüsener Ferners entlang in atemberaubender Gletscherlandschaft.

Lüsener Spitze, 3.230m mit dem Lüsener Fernerkogel im Hintergrund

Zunächst allerdings muß die „Mauer“ überwunden werden. Ein mächtiger Steilhang, der vom Talabschluß in teilweise ordentlicher Steilheit 1.100Hm auf gut 2.800m hinaufzieht uns in sich schon eine kleine Schitour darstellt. Von unten betrachtet, ein gewaltiger Felsriegel, der geknackt werden möchte.

Morgenkulisse des Lüsener Fernerkogel

Die Mauer – die „Innere Räuhe“ – beginnt nach den Reisen recht steil, sie wird oben kupierter sowie der Anstieg etwas flacher und wenn sie überwunden wurde, dann kommt -trotz der anhaltend starken Windböen im oberen Teil der Mauer heute – eine positive Stimmung auf.

Aufstieg über die Mauer

Der flache Almweg von Lüsens zur Abzweigung zur Mauer war heute um 8 Uhr früh mit -10,5° kein besonders erstrebenswerter Start, jedoch mit den dicken Handschuhen ließ sich auch die leichte frontale Thermik einigermaßen in den gedanklichen Hintergrund schieben.

im unteren Teil des Aufstieges

Nach der Abzweigung schwächte die Thermik erwartungsgemäß total ab und die ersten steileren Passagen in der Mauer besorgten die nötige Heizung für den langen Aufstieg bis zum Gletscherrand.

Aufstiegsgelände unterer Teil

Zwei Trinkpausen und ab und zu ein Foto waren alle Marschunterbrechungen, die wir uns leisteten. Mit der Höhe kamen bei mir dann Bronchienreizungen der noch nicht komplett überwundenen Krankheit, die angesichts der vielen kranken Leute rundherum letzte Woche nicht mehr aufzuhalten war, hinzu, die mit anstrengendem Aushusten weggesteckt werden mußten.

bereits im oberen Teil in der Mauer

An Bergsteigern mangelte es heute nicht und manche verstanden es sich und seine Abenteuer dermaßen laut in Szene zu setzen, daß man deren Unterhaltung bereits 200Hm unterhalb mithören mußte.

Aufstieg im Schatten bis fast zur Kante oben auf 2.800m

Die unfreiwillige Zeugenschaft von gewaltigsten Abenteuern männlicher Quasseltanten konnte unser Stimmung bei dem perfekten Wetter keineswegs trüben und so erreichten wir nach knapp drei Stunden nach dem Start die Kuppe des Gletschers auf gut 2.800m.

Kante zum Gletscher bereits in Sicht

Leider hatte diese Kante wie so oft im Gebirge auch die Jochfunktion und der dort zumeist vorherrschende Jochwind begrüßte uns von Süden her noch etwas kräftiger als im oberen Teil des Aufstieges.

Rückblick auf Lüsens

Das kesselartige Kar des Lüsener Ferner, jenes das rechts abzweigt und sich zu Lüsener Spitze und Lüsenser Fernerkogel hinzieht war überraschend windbegünstigt. Einige Böen erreichten die einmalig sanfte Landschaft wohl, jedoch war der weitere Aufstieg zum Verzweigungspunkt zwischen Lüsener Fernerkogel und Lüsener Spitze sehr gut vor dem Jochwind geschützt.

auf der Kante zum Lüsener Ferner

Wohl konnten wir die Windfahnen über dem Gipfelkreuz der Lüsener Spitze erkennen, aber der Lüsener Fernerkogel – mit dem wir im Aufstieg auch kokettierten – mußte nach unserer Einschätzung heute noch weit windiger ausfallen. Also wurde der Entschluß gefaßt die Lüsener Spitze als das Tagesziel zu ersteigen.

Aufstieg zur Lüsener Spitze

Die Abzweigung zwischen den beiden Schitourenklassikern befindet sich recht genau auf 3.000m und der Aufstieg zu beiden unterscheidet sich nur um 68m zugunsten des höheren Lüsener Fernerkogel. Die Lüsener Spitze bleibt höhenmäßig knapp darunter und der Höhenunterschied kann am Gipfel der Lüsener Spitze auch eindeutig erkannt werden.

Aufstieg zum Lüsener Fernerkogel

Ein Nordhang zieht im Windschatten des heutigen Südwindes auf den Grat zur Lüsener Spitze empor. Im oberen Teil ist er steil, jedoch ohne Harscheisen zu begehen.
Auf der Grathöhe zieht ein leichter Anstieg entlang der Südflanke bis unterhalb des Gipfels. In weiteren zwei Spitzkehren mit nur mehr wenigen Dutzend Höhenmetern erreicht man den großzügigen Gipfel, der vom Ferner aus wesentlich schwieriger aussieht.

Aufstieg im Nordhang zur Lüsener Spitze

Die Aussicht am Gipfel der Lüsener Spitze überrascht zugegebenermaßen schon, muß man sich eingestehen. Der gesamte Lüsener Ferner liegt einem einige Hundert Höhenmeter tiefer zu Füßen und die Sicht auf die zentralen Stubaier, wie der Ruderhofspitze oder den Brunnenkögeln und auch zum Schrankogel ist phänomenal.

Vorderer und Hinterer Brunnenkogel, dahinter links der Schrankogel und weiter links die Stubaier Wildspitze

Ebenso erlaubte das heutige Wetter einen tiefen Blick in die Ötztaler und mit 29km Entfernung konnte man die Wildspitze perfekt erkennen, ebenso wieder kamelhöckerartige Gipfel der Rofelewand in den Pitztalern.

Blick in die Ötztaler

Alleine am Gipfel der Lüsener Spitze und etwas im windgeschützten Bereich erlebten wir ein kaum beschreibbares halbes Stündchen in der Mittagssonne. Der Aufstieg hat exakt vier Stunden gedauert.

der Lüsener Ferner, weit rechts die Ruderhofspitze, ganz rechts das Zuckerhütl, weit links der Habicht

Die Abfahrt bis zum Gletscher und bis zur Kante in die Mauer hinab erfolgte dann zu unserer besonderen Freude in weichem pulverigen Schnee.
Ab dem steilen Stück der Mauer folgten dann teilweise noch Pulverpassagen, jedoch auch zahlreiche Bereiche mit Harschdeckel. In eher steileren Hänge konnten pulverige Verhältnisse aufgefunden werden, in flacheren Bereichen eher harschige.

Abfahrt zur Kante am Ferner

Trotzdem war die Abfahrt ein tolles Erlebnis. Unten im flacheren Bereich mit Stauden durchzogen waren mittig im Hang noch sehr gute Verhältnisse vorhanden und wir erfreuten uns des Tiefschneevergnügens bis zur Loipe.

Abfahrt über die Mauer

Der Temperaturunterschied gegen 13:30 mit dem Start um 8:10 war gewaltig, die Jause auf der Terrasse in Lüsens konnte im Shirt eingenommen werden.

Panorama auf der Lüsener Spitze

Für die schöne lange Tour haben wir bei 1.600m Aufstieg fünfeinviertel Stunden benötigt und dabei eine halbe Stunde am Gipfel zugebracht.

Mils, 04.03.2018

 

 

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