Eine wenig begangene und wunderschöne Bergfahrt ist das Bettelwurf Osteck über Fallbachkar und zuvor über Hüttenspitze und Kleine Wechselspitze.
Ein bisschen Orientierungsvermögen im oberen Teil nach der Scharte ist eigentlich die einzige Voraussetzung, sieht man von dem kurzen Klettersteig über die Nagelwand und die sonstigen freien Klettereien (alle durchwegs nicht schwieriger als II) ab.
Startpunkt ist der Parkplatz an der Gnadenwalderstraße, oder beim Hackl, und es geht zuerst auf die Hüttenspitze. Die nächtlichen Kleinstregenfälle (es waren für den Abend des Vortages schwerste Gewitter prognostiziert!?) haben noch etwas Nebel hinterlassen.
Nach zig Spinnennetzen über Gesicht und Haare im Wald bis zu den Latschen kurz vor der Ferkelrinne ein toller Ausblick:
Der Ausblick wird noch besser – siehe Galerie am Ende des Artikels – und hier das erste Highlight heute:
Kurz vor 9:00 am Gipfel der Hüttenspitze und ein prachtvoller Ausblick auf den weiteren Verlauf der Tour:
Links neben der kleinen Schwester majestätisch die Große Wechselspitze, die auch ein nicht ganz leichter Gipfel ist, das kleine GB hält sich dort fast Jahrzehnte wie wir früher bereits gesehen haben.
Mittig unten die Hüttenspitze von der wir im Foto vorher noch steil nach oben blickten. Dazwischen liegen 100Hm Abstieg nach der Hüttenspitze bis in die Wechselreise und das ganze dann den Klettersteig wieder hinauf inmitten der um 9 Uhr schon stark beschienenen Latschen (siehe Bildergalerie).
Die Kleine Wechselspitze links und rechts davon die plattig glatte Ostflanke der Großen Wechselspitze.
Im Innerern des Fallbachkars gibt es eine Steilstufe zu überwinden bevor man in den oberen Teil gelangt, sehr ähnlich dem Bachofenkar, nur daß die Stufe im Fallbachkar mit Fels und Grasmatten durchzogen ist.
Nach dem Schneefeld im unteren Teil des Fallbachkares ca. 50Hm höher die Steilstufe.
Meine gewählte Route geht direkt nach Norden, an das Ende des Schneefeldes bis zu den Wandfüßen. In der Verschneidung der Reisen liegen auch Brocken mit größerer Korngröße, sodaß die Pilgerschritte auf ein Minimum reduziert werden können und man damit im Aufstieg leben kann, ohne grantig zu werden.
Nun überspringe ich ein paar Fotos, bitte in der Galerie nachsehen für Detaileinblicke, und gehe etwas weiter hinauf.
Hier ein Blick zur alternativen Route im AV-Führer Klier. Mir erschien die linke Rinne als nicht kletterbar ohne richtiger Sicherung mit Haken und Seilpartner. Wenn man das Foto im Führer ansieht (von der H. Fürleg aus aufgenommen und s/w), dann erkennt man die Situation bei weitem nicht so wie aus dieser Nähe.
Es geht nördlich weiter nach oben, immer am Wandfuß entlang. Ich bin der festen Meinung, daß diese Taktik besser ist, als mitten in der kleinkörnigen Reise im Pilgerschritt mühsamst aufzusteigen, wie im Führer beschrieben. Aber das bleibt dem Experiment oder Einfühlung eines jeden Einzelnen überlassen.
Weiter oben beginnt die ausgebildete Rinne und ich erreiche sie recht schnell über ein paar Rippen die leicht und ohne Gefahr zu überklettern sind.
Die Rinne in greifbarer Nähe und leider über dem Osteck des Großen Bettelwurf der Thermik-Nebel der so vielen wetterunkundigen deren Tour zur echten Entscheidungsfrage macht. Rings herum viel Blau und ober mir ein dunkelgrau werdender Schleier. Ich kenne das Phänomen und halte mich an: Hat der Berg einen Hut, bleibt das Wetter gut.
Der Nebel, nach 10min verflogen (kommt aber wieder) und nun das Kernstück dieses Abschnittes, die Rinne.
Bei der Gabelung geht es rechts hinauf zur Scharte und weiter oben wird es wieder recht „ockerfarben“ bis schließlich die Scharte erreicht wird. Sie ist exakt 100Hm niedriger als der Große Bettelwurf.
Von hier erkennt das erfahrene Auge gleich was der Führer mit dem schroffigen Band meint und wie der weitere Aufstieg in etwas stattfinden wird. Nachträglich tue ich mich leicht die Route markiert zu veröffentlichen, aber auch ich mußte ein wenig probieren, überlegen und, wie Carl Gsaller und Herman von Barth sagen würden: rekognoszieren (Bedeutung -> http://www.bergruf.de/alpinhistorie/barth/kalkalpen/glossar.html#Glossar_rekognoszieren)
Die Kletterei ab hier ist keineswegs schwierig, man darf nur nicht Steilheit mit Schwierigkeit vermischen, denn teilweise sind kleine vertikale Absätze zu überwinden. In der Regel sind dort aber auch gute und feste Griffe und Tritte vorhanden. In Schuttrinnen muß man etwas vorsichtig Tritte und Griffe auswählen, jedoch ist alles Gelände nur zwischen I und II einzustufen.
Eine markante Stelle ist der im Führer genannte Wandabbruch, es befindet sich sogar ein Steinmandl auf dem Band, das man nach links (ostwärts) gehen muß.
Zu weit nach Osten läßt einen das Bauchgefühl nicht so richtig fortschreiten und so drehe ich nach 15-20m wieder um und nehme das Couloir durch die Wand ca. 10m nach dem Steinmandl nach oben und sollte diese Entscheidung als gute Wahl honoriert bekommen.
Oben tut sich wieder leichte Gelände auf und nun müßten die 100Hm von der Scharte eigentlich zu mehr aus der Hälfte geschafft sein.
Man beachte die markanten Brocken am Ende des Couloirs, man sieht diese schon von weit oben als wichtigen Orientierungspunkt. Das weitere Gelände ist unspektakulär und bedarf keiner weiteren Beschreibung, ein breiter, wenig ausgebildeter Grat und schließlich das Osteck.
Der Rückblick ist wegen der der Routenführung interessant, das Schneefeld der Scharte ist weiter unten noch gut als eine fast geradlinige Verbindung zum Osteck zu sehen.
Vom Bettelwurf Osteck bis zum GK sind es noch ein paar Minuten am Grat und den Abstieg wähle ich immer über den Verbindungsweg (teilweise Klettersteig) zum Kleinen Bettelwurf, da er im Abstieg sympathischer ist als der Eisengatterergrat.
Zum Abschluß, kurz vor der Bettelwurfhütte, eine Belohnung für das Auge und in der Sonne vor der Hütte ein flüssige und eine deftige Belohnung aus der guten Küche für den Magen.
Hier die weiteren Fotos für die detaillierte Einsichtnahme des gesamten Tourverlaufes:
Mils, 25.07.2013