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Hammerspitze, 2.634m von Neder

Eine detaillierte Beschreibung über den Aufstieg auf die Hammerspitze von Neder im Stubai ist im Internet kaum zu finden. Meist beginnen die Touren bei der Pinnisalm und führen über die Kirchdachspitze sowie über das Padasterjochhaus und im Abstieg nach Neder erst zum Gipfel.

Hammerspitze, 2.634m

Hammerspitze, 2.634m

Der Steig den man für den direkten Aufstieg von Neder nimmt wird Rohrauersteig genannt und beginnt knapp unterhalb der Issenangeralm.
Diesen abwechslungsreichen, schönen Steig habe ich heute genommen, als ich um 7:45 Uhr den großen Parkplatz in Neder verlassen und über die Schotterstraße ins Pinnistal angestiegen bin. Der Plan war, nach der Hammerspitze über die Kirchdachspitze und den Jubiläumssteig wieder ins Tal abzusteigen. Wir werden später sehen, daß die Planung, die Runde in dieser Richtung auszuführen, für die herrschenden Wetterverhältnisse richtig war. Und eigentlich sollte die Hammerspitze nur willkommenes „Gipfelbeiwerk“ sein.

Blick in Richtung Hammerspitze gegen 8 Uhr

Blick in Richtung Hammerspitze gegen 8 Uhr

Die Schotterstraße zieht sich mit nicht unbedeutender Steigung bis zur Herzebenalm (oder Herzeben Gasthaus, darauf legt man offenbar Wert) hinauf und wird dann bis zur Issenangeralm flacher, nach jener sehr flach. Die Steigung wäre mir mit Alpinausrüstung und Radl schon zu steil zum treten.

bereits am Rohrauersteig im untersten Teil

bereits am Rohrauersteig im untersten Teil

Kurz vor der Kuppe zur Issenangeralm zweigt links in den Wald der Steig ab. Zuerst ist seine Richtungsführung etwas verwirrend – das ist dem Almbetrieb mit Weidevieh geschuldet – aber ausreichend markiert. Nach der Querung einer Almwiese mit Galtvieh beginnt der eigentliche Steig in den Latschen, Schilder genug zum Orientieren.

Kirchdachspitze fast nebelfrei juhu!

Kirchdachspitze fast nebelfrei juhu!

Der Steig mäandert sich zuerst in weitem, später (ab ca. 1.500m) in engerem Zickzack zu einem Ausläuferkamm empor,  der den Bergsteiger in eine tolle Karlandschaft bringt.

verschütteter Teil des Rohrauersteiges (später bereits mit Sanierung begonnen); unten die rostbraunen Latschen sind die Fortsetzung

verschütteter Teil des Rohrauersteiges (später bereits mit Sanierung begonnen); unten die rostbraunen Latschen sind die Fortsetzung

Im unteren Teil, nach ca. 10min Gehzeit in den Latschen wurde der Verlauf des Steiges von einer ansehnlichen Mure verschüttet und war nicht mehr auffindbar. Diese Aktion hat mich 10min des Suchens gekostet, die Strecke auf die der Steig nicht mehr sichtbar war sah ich im Abstieg, es sind ca. 15-30Hm.
Es sei an dieser Stelle vorweggenommen, daß bei meinem Abstieg bereits fleißig an der Wiederherstellung des Steiges gearbeitet wurde. Ein junger Kollege, Wegmacher der AV-Sektion Stubai, arbeitete emsig an einer neuen Variante im noch relativ jungen, wenig verfestigten seitlichen Schuttausläufer der Mure an einer neuen, dauerhaften Variante. Ein schwieriges Unterfangen, denn in diesem Schuttausläufer gibt es so gut wie keine großen Brocken die zur Markierungsstelle herangezogen werden könnten. Möglicherweise müssen die Latschen diese Fixpunkte bilden, er überlegt das noch, wie er mich später nach unser aller Flucht vor einem Platzregen in die Issenangeralm wissen ließ.
Es ist mir ein Anliegen hier zu erwähnen, daß ich die Arbeit dieser freiwilligen Funktionäre beim Alpenverein hoch schätze und darüberhinaus speziell, daß es junge Leute sind, die den Idealismus aufbringen, für die Erhaltung der alpinen Infrastruktur ihre Freizeit zu opfern, bravo!

Issenangeralm

Issenangeralm

Nach dem Ende der Strecke durch die Latschen betritt man den Kamm auf dem der Steig meist in direkter Richtung der Kammneigung folgt. Der Aufstieg erfolgt wie bei vielen solcher Steige im Serleskamm auf ungemein brüchigem Hauptdolomit der bizarre Formen hervorbringt und dessen Wasserrinnen in den Flanken meist aus purem Sand bestehen.

Wasserrinne in schlechtem Hauptdolomit, sandige Seitenflanken

Wasserrinne in schlechtem Hauptdolomit, sandige Seitenflanken

So kommt nachdem der Kammausläufer sein Ende findet und an das Massiv anbindet eine Stelle mit einem kaum zu erhaltendem Steig, besteht diese Wasserrinne doch nur aus Sand zu beiden Seiten. Die Verseilung benötigt man eigentlich nicht zum Auf/Abstieg, man kann nirgendwo gefährlich weit abrutschen, jedoch muß man sich nach Regenfällen sicher seinen Weg suchen und etwas erfahren sein, um hier nicht zaubern zu müssen.

der obere Teil davon

der obere Teil davon

Anschließend tut sich ein bizarrer Kessel aus dem schlechtesten Hauptdolomit auf, den ich auf der gesamten Tour gesehen habe. Der Aufstieg erfolgt links (westlich) davon und enthält ein paar anregenden Passagen zwischen den Felsen. In oberen Teil muß man den Kessel queren. Der Steig ist dort ausreichend verseilt und man muß es teilweise auch benutzen, will man nicht im Schutt abrutschen. Ein Felsbrocken blockiert das vorletzte Seil am oberen Ausstieg, die Passage kann man aber ungefährlich überklettern.

Rückblick auf den Steig im oberen Teil des Schuttkessels

Rückblick auf den Steig im oberen Teil des Schuttkessels

Kurz nach dieser keineswegs unangenehmen und abwechslungsreichen Passage tut sich ein Karboden auf, aufgrund seiner Topographie und des Bewuchses eine Augenweide. Begrenzt im Osten von festen, mindestens 200m hohen senkrechten gelben Kalkfelswänden, im Osten, einer Galapagosechse gleich, einem wild zerklüfteten Restgrat aus bröckelndem Glimmerschiefer, wie er sich im oberen Karteil, kurz vor dem Sattel zum Grat zuhauf findet. Welch Aufeinandertreffen von Gestein, welch einzigartige Landschaft.

ein schöner Karkessel tut sich auf

ein schöner Karkessel tut sich auf

Spätestens hier oben verstummt auch das noch letzte, vom Tale und den Fortstätigkeiten am Gegenhang des Elfermassives heraufziehende Geräusch und man befindet sich auf einer stillen Hochgebirgslandschaft, gleichsam einer Arena, die Hammerspitze als hoch aufragende südliche Begrenzung tragend.

der obere Teil davon

der obere Teil davon

Wie es immer so ist mit Karen glaubt man unten, daß man ruck zuck an der oberen Begrenzung, und daß die Steigung ja nicht so schlimm sei und wird – wie immer – eines besseren belehrt. Der Eintritt unten liegt ca. auf 2.200m und der Sattel mit dem Wegweiser am Ende auf 2.460m.

Hammerspitze

Hammerspitze

Am Wegweiser angelangt mußte ich bereits sehr fortgeschrittene Ausdehnung des Nebels und einen total bedeckten Himmel feststellen. Die Wolkenfarbe eher sehr dunkelgrau als hell.
Die Annahme, daß die Hammerspitze rasch bestiegen sei stimmte auch nicht, der Übergang zur Hammerscharte war ist noch nicht schneefrei und abgebrochener Fels hat den Steig auch einige Male für ein kurzes Stück verlegt.

zuerst links zur Hammerspitze war der Plan...

zuerst links zur Hammerspitze war der Plan…

Der Gipfel der Hammerspitze ist vom Südosten aus betrachtet genau entgegengesetzt so spektakulär wie vom Nordwesten, nämlich ein Wiesenrücken. Daher eignet er sich wohl gut für Schitouren und er wurde von mir auch gleich hierzu ins Gedächtnis genommen.

Hammerspitze vom Grat aus

Hammerspitze vom Grat aus

Ein massives Gipfelkreuz der Bergrettung Steinach mit einer tollen Schachtel, die offenbar sehr trockene Verhältnisse schafft, eine Konstruktion wie sie so mancher Gipfel im Karwendel bräuchte. Kein feuchtes Buch, kein Schimmel, obwohl des Winters dort belassen.
Mit winziger, mäuseartiger Schrift haben zwei – wahrscheinlich junge Mädchen – Erstbesteigerinnen die Saison 2016 eröffnet, ich weiß aber, daß ein Bergkollege bereits mit dem Gleitschirm hinuntergeflogen ist, sich aber nicht eingetragen hat. Also könnte es sein, daß ich wirklich erst der dritte Besucher auf der Hammerspitze in dieser so nassen Saison bin.

Abstieg von der Hammerspitze

Abstieg von der Hammerspitze

Zum Zwecke der Nachforschung, ob man denn am Grat weiter den Umweg über die Scharte mit dem Wegweiser umgehen könnte wanderte ich am Grat weiter zu einem Steinmandl und konnte von dort aus erahnen, daß das möglich sein mußte, wenn man auf den etwas tiefer gelegenen Steig zur Kirchdachspitze wollte. Wegen des Nebels kehrte ich jedoch zum Gipfel zurück und nahm den Weg des Aufstieges.

Padasterjochhaus

Padasterjochhaus

Dort graupelte es auch schon und vermießte mir die Stimmung, denn nach dem von mir wegen seiner hohen Zuverlässigkeit immer genutzten ZAMG Alaro Wetter-Simulationssystems sollte erst mit ca. 15 Uhr mit Regen zu rechnen sein. Kurz und gut, als ich wieder beim Wegweiser war bescherte ich mir ein hin und her an Sichtweisen wie es sich entwickeln würde/könnte und abschließend beschloss ich nach 15min vergeudeter Zeit, zumindest bis zur Scharte zwischen Hammerspitze und Kirchdachspitze zu gehen, um mehr vom Jubiläumssteig zu sehen. Auf den letzten hundert Metern dorthin zog von Südost und auch vom Habicht her eine dermaßen dichte Nebelsuppe, sodaß ich endgültig beschloß das Vorhaben der Kirchdachspitze abzubrechen. Sie muß, so der Vorsatz, nächste Woche über den Aufstieg Jubiläumssteig begangen werden. Daß die Entscheidung gut war merkte ich auch in den vereinzelten Tropfen, die der Nebel mit sich brachte.

Am Steig zur Scharte zwischen Hammerspitze und Kichdachspitze

Am Steig zur Scharte zwischen Hammerspitze und Kirchdachspitze

Also eiligen Schrittes zurück zum Wegweiser und hinab in den Karkessel gehastet. Dort traf ich zwei Kollegen, die über die Hammerscharte von Trins und über das Padasterjochhaus her kamen und ihre Geschwindigkeit im Abstieg dadurch einbüßten, daß sie ca. 20min nach mir total durchnäßt in der Issenangeralm ankamen.

am Abstieg, Kirchdachspitze völlig im Nebel

am Abstieg, Kirchdachspitze völlig im Nebel

Exakt bei meinem eintreffen bei der Alm begann es aus Kübeln zu schütten. Der Kollege Wegmacher hat es gerade noch geschafft die Flucht zu ergreifen und traf kaum 5min nach mir ein.

Issenangeralm

Issenangeralm

Nach einer perfekten Knödelsuppe und einer guten halben Stunde Regen zeigte das – im Juni 2016 immer noch herrschende – „Aprilwetter“ wieder blauen Himmel. Es ist schlimm heuer.

nach einer halben Stunde Regen

nach einer halben Stunde Regen

Hinaus aus dem Tal und der blaue Himmel ist schon wieder kleiner geworden. Trotzdem war es eine schöne, sehenswerte Tour.

Wolken von Neuem...

Wolken von Neuem…

Für den Aufstieg habe ich knapp 3 Stunden benötigt, die Markierungen sprechen von 4 Stunden. Gesamte Aufstiegshöhe: 1.650m, gesamter Zeitbedarf mit Regenpause in der Alm, ab/bis Parkplatz: Neder 7 Stunden

Mils, 18.06.2016