Der Anstieg auf den Hirzer verläuft zuerst recht lange auf relativ flach ansteigenden Forstwegen, jedoch empfand ich diesen Beginn nicht als unangenehm. Eine gute Eingewöhnung mit individueller Steigerung des Tempos läßt sich dadurch erreichen. Eine sinnvolle Abkürzung gibt es nicht.
Los geht es kurz vor dem Gasthaus Hanneburger. Die erste Kehre erkennt man gleich an den Aufstiegsspuren, die Reifenspuren enden dort. Weiter geht es um noch zwei Kehren, jedoch wird die Distanz dazwischen kleiner.
Der Aufstieg im Wald hat auch seinen Reiz, jedoch ist man dann froh, wenn man die Povers Alm erblickt und zwischen den ersten beiden Hütten den weiteren Anstieg über Bergwiesengelände nimmt. Bis hierher rechne man mit ca. 45 bis 50min.
Nun wird die Aussicht auf den Hang der Alm frei und heute war es im mittleren Teil der Wiesen recht abgeblasen. Da sich der Aufstieg rechts, auf der südlichen Seite nahe dem Waldrand vollzieht und diese Seite etwas besser windgeschützt ist, waren keine Partien richtig aper. Ab und zu muß man kleine Wiesenflecke queren, jedoch ohne Steineinlagerungen.
Eine herrliche Szenerie: die Almhütten mit ihren verwitterten Lärchenfasaden, gar rot leuchten sie in der Vormittagssonne.
Am oberen Ende der Povers Alm, dort wo sich der Wald dann in einen vorwiegend Kiefernwald wandelt, gibt es für eine gewisse Strecke keine abgeblasenen Stellen mehr und in traumhafter Winterlandschaft erreicht man den Hochleger der Povers Alm auf knapp über 2.100m.
Der Hochleger markiert in etwa die Baumgrenze. Von dort beginnt dann der Anstieg rechts auf einem schwach ausgeprägten Rücken, der in seiner Mitte kleinere Felseinlagerungen bei größerer Steilheit aufweist.
Oberhalb des von unten sichtbaren Rückens verschmilzt dieser auch wieder mit dem Hang und man steigt bis unterhalb einer steinigen Partie im Hang weiter. Die Hangsteilheit ist ab hier ist größer, jedoch unter 35°. Mit einem Abstecher nach links weicht man der steinigen Partei aus und kommt somit etwas mehr in die nicht gewünschte Hangmitte – jedoch nur kurz – um dann wieder rechts drehend bis unter die Felsen des dann ausgeprägteren Kammes aber immer noch mit Kammcharakter (kein richtiger Grat) zu gelangen.
Um auf diesen Kamm zu gelangen bin ich – dem Schneemangel geschuldet – etwas weiter nach links aufgestiegen, als das ein normaler Winter mit genügend Schnee erzwingen würde. Somit konnte ich die kurze Strecke durch die Steine mit den abgeschnallten Schiern in der Hand in zwei Minuten bewältigen.
Nach der Kuppe hat man das erste Mal Sicht auf den Hirzer. Es sind von dort noch ca. 150Hm Aufstieg und dieser konnte ohne nochmaliges Abschnallen der Schi erfolgen.
allerdings muß man schon sagen, daß am schärfer werdenden Kamm und bei der derzeitigen Schneelage einige Male die Frage des Abschnallens auftaucht.
Der Wind (Föhn) am Kamm war um die Mittagszeit schon sehr beträchtlich, was mich zwang meinen Anorak hervorzuholen und gegen den Windstopper zu tauschen. Der leeseitige Aufstieg vollzieht sich nicht weit genug unter der Kammlinie, sodaß der Wind erhalten blieb.
Der Wind steigert sich bei der Abfahrt weiter, sodaß ich bei der Partie mit den abgeschnallten Schiern diese im Wind auch kräftig spürte und ordentlich festhalten mußte. Auch so mancher Schritt konnte nicht mehr so gesetzt werden wie geplant.
Bei der Abfahrt nach dieser Partie begegneten mir einige Tourengeher, die wegen dem mittlerweile massiven Wind auch alle den Rückzug überlegten.
Für den Rest des Aufstieges dürfte ich mich aber noch über Sonne freuen und konnte trotz Schneearmut den Übergang vom Vorgipfel auf den Hauptpipfel mit Schiern gehen.
Die Aussicht am Gipfel in Richtung Westen und Süden versprach nichts Gutes, der Blick nach Osten war besser, aber ich hatte das Gefühl, daß sich das Wetter nachhaltig ändern würde.
Paradox empfand ich die Situation mit der Bewölkung vier Stunden nachher zuhause; der Himmel war dann blitzblau, noch mehr als am Vormittag.
Teilweiser Bruchharsch bei der Abfahrt erzeugte die üblichen Verrenkungen, wenn man teils am Harsch beschleunigt, um dann wieder einzubrechen und ungewollt verzögert wird.
Je weiter ich mich dem Hochleger näherte desto angenehmer und homogen pulvriger wurde die Abfahrt. Ab dort, bis zu den eher abgeblaseneren Almhängen, war die Abfahrt in Pulver wirklich anregend.
Die Almhänge mit Bedacht gefahren brachten mir keine Beschädigung von Kanten und Belag ein und nachdem seit dem Hochleger kein Wind mehr merkbar war, lud mich die Stimmung unten am Weg beim Brunnen zur Rast ein.
Die langsame Abfahrt am Forstweg nahm ich als Abschluß gern in Kauf, weil die Oberschenkel einigermaßen rebellierten.
Im Gasthaus Hanneburger habe ich einen weltklasse Suppentopf – der jeden Tourenhunger stillt -und ein selten gutes Bier eingenommen, diese Kombination kann ich wärmstens empfehlen.
Für den Aufstieg hab ich gut 3 1/2 Stunden gebraucht, für den gesamten Abstieg eine knappe Stunde. Man nehme unbedingt entsprechende Kleidung mit, um den Wind zu ertragen.
Mils, 13.02.2016