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Touren 2022 überall

Schitour Hoher Zahn, 2.925 m

Die rassige Schitour auf den Hohen Zahn stellt, wie viele Schitouren im hinteren Gschnitztal, ein recht alpines Unternehmen dar, bedarf der Ausdauer und sollte auch aufgrund der großen Hangneigung ab 2.400 m eher vom Erfahrenen begangen werden. Großartige hochalpine Ausblicke werden über den Verlauf des Aufstiegs angetroffen.

Edit und der Autor am Hohen Zahn

Im oberen Teil der Schitour, nach dem weiten Becken zwischen Schwarzer Wand und Gamsschrofen sowie ab dem oberen Rückenansatz des Gamsschrofens bis zum Sattel am Grat, herrschen Hangneigungen von durchgehend 35° und mehr, die steilsten Passagen reichen an die 40° heran.

tolles Panorama am Weg zur Laponesalm

Aber auch schon im unteren Teil, im Bereich der Schleimsalm auf den Kühberg hinauf, treten am Hang Steigungen über 35° auf. In jedem Fall muß auf dem Nordhang über die gesamte Saison mit der Notwendigkeit von Harscheisen gerechnet werden.

das Ziel sichtbar, links der Hohe Zahn, rechts die Weißwandspitze

Der Start beim Gasthaus Feuerstein, bzw. neben dem im Winter geräumten Straßenstummel zum letzten Wohnhaus erfolgt möglichst früh, um die kleine Kapazität an Parkmöglichkeiten rechtzeitig zu nützen (der große Parkplatz dient im Winter der Loipe und wird auch nicht teilweise geräumt).

an der Laponesalm

Über die leicht steigende Straße beginnt die bärige Tour in Richtung Laponesalm, des Winters, bis in den April und Mai hinein bleibt diese ungeräumt und dient nur als Spazierweg im Tiefschnee, da sie wegen des zu kleinen Gefälles auch als Rodelbahn nicht genutzt werden kann.
Auf diesem Teilstück gibt es einen kleinen Gegenanstieg am Rückweg nach der Tour und wegen des geringen Gefälles muß auch sonst über kleinere Teilstrecken angeschoben werden.

links über die Brücke

Bereits vor der Laponesalm öffnet sich ein tolles Panorama mit Blick auf den Grat von der Weißwandspitze bis hinab zum Schafkamp und auf der rechten Talseite der Inneren und der Äußeren Wetterspitze.

kurz vor dem Schleimsalmbach

Die Brücke über den Gschnitzbach führt in leicht steigendes Almgelände mit einer Hütte, die links liegen gelassen wird und sich das Gelände aufsteilt. In Richtung zum Ufer des Schleimsalmbachs hin  führt die Route durch Stauden und kleine Kuppen bevor der Bach überquert wird und kurzzeitig auf der Westseite in der Nähe des Schotterwegs zur Schleimsalm aufgestiegen wird.

Überquerung auf die Westseite des Bachs

Nach ein paar Minuten führt die Route wieder zurück auf die Ostseite des Bachs und entlang des Weges wird 100 m nach dem Bach bereits vor einer Spitzkehre direkt aufgestiegen. Dort kann man durch Stauden und kleine Birken den Weg verlassen uns zeitsparender durch das steile Gelände aufstiegen, oder dem Weg weiter folgen.

ein kurzes Stück westlich vom Bach aufwärts

Bald, etwa nach 10 min, erreicht man eine leichte Mulde aus der die weitere Route gut sichtbar wird, das Gebiet der Schleimsalm in dem hoher Bewuchs zurücktritt.

Rückblick auf die Laponesalm und das Gschnitztal

In diesem Gelände bildet sich eine sichtbare Rampe auf den steilen Hang oberhalb der Schleimsalm aus, der bis zum Ansatz des Hangs gefolgt wird und ab dieser Stelle bei unserer Begehung Harscheisen vonnöten waren.

bereits im Almgelände der Schleimsalm, im Hintergrund die Schwarze Wand

Nach dem Steilhang, den wir gegen Osten auf einen flacheren Hang hin verließen, wird das Gelände wieder flacher, und bei unserer Tour, in dem nicht besonders mit Schnee gesegneten Winter, zwischen jeder Menge Felsbrocken hindurch.

hartgefrorene Schneeoberfläche am Kühberg

Weiters stiegen wir auf einer völlig umgewandelten und gefrorenen Schneedecke über den Kühberg auf, die das Ablegen der Harscheinsen bis zum unteren Ansatz der Schwarzen Wand nicht erlaubte.

durch Brocken und Blöcke hindurch

Unterhalb der schwarzen Wand, gebildet aus dem interessanten Gestein Amphibolit-Tonalitgneis, so wie auch der anschließend zu bewältigende Gamsschrofen, wurde die Schneedecke wieder etwas durchgehender, blieb jedoch gleich hart wie zuvor.

Querung unterhalb der Schwarzen Wand

Mit geringem Höhenverlust führt die Route nun in das weite Becken zum Gamsschrofen, dessen steile Südostflanke aufgestiegen werden muß, bevor das steilste Stück der Tour in Angriff genommen werden kann.

Im RÜckblick Herwig mit dem Habicht im Hintergrund

Durch das Becken begleitete uns der hartgefrorene Schnee mit teilweise signifikanten Schneegangln, sodaß wir hin und wieder die Schi anheben mußten, um diese zu überwinden.

weiterer Aufstieg im Zoom

Auch im Hang auf den Gamsschrofen betraten wir diese unangenehme Oberfläche, jedoch war ihre Dicke dort nicht so groß, sodaß wir im steilsten Teil glücklicherweise durchbrachen und besseren Halt fanden.

im Osthang auf gefrorener Aufstiegsroute

Am Gamsschrofen studierten wir bei einer Trinkpause den weiteren Verlauf und mußten feststellen, daß das kommende Teilstück unterhalb der Felsschrofen steiler und noch unangenehmer sein würde. Und so kam es mit einigen Rutschern des jeweiligen Talschis auch, trotz Harscheisen.

bereits unterhalb des mächtigen Schrofens auf den Sattel

Durch die Steilpassage konnten der prächtige und bizarre Dolomitaufbau der Weißwandspitze hervorragend studiert werden, wenngleich wir auch die Konzentration auf die widrigen Schneebedingungen legen mußten. Verbunden mit Hangneigungen knapp an 40° eine sehr notwendige Maßnahme in diesem extremen Gelände.

dolomitische Weißwandspitze mit jungen Abbrüchen

Junge Brüche kennzeichnen die Nordwand der nicht umsonst Weißwandspitze getauften mächtigen mesozoischen Sedimente, aufgelagert auf Ötztalkristallin – Überbleibsel des Erdmittelalters, durch Abtrag heute nicht mehr verbunden mit dem westlich gelegenen Dolomitmassiv der Tribulaune.

Edit quält sich unter dem Schrofen zur trichterförmigen Mulde

Die trichterartige Ausmuldung zwischen einem markanten Schrofen rechts und der Rippe – die zum Gamsschrofen hinabzieht – auf der linken Seite wird nach rechts auf die Oberseite des Schrofens gequert, wo eine flachere Passage zur letzten Trinkpause einlädt.

Herwig an der Flachstelle oberhalb des Schrofens

Von dort kann der restliche Aufstieg zum Sattel zwischen dem Hohen Zahn und der Weißwandspitze eingesehen werden. Von dort steigt man etwas flacher unter den Sattel, dessen Anstieg über ein kurzes Stück nochmals mit gut 40° Steigung aufwartet.

Edit oberhalb des Schrofens

Der Sattel wird leicht östlich von der tiefsten Einschartung erreicht, etwa auf 2.850 m. Er ist dort flach, angenehm breit und als Schidepot gut geeignet.

Ausstieg zum Sattel im linken mittleren Bilddrittel

Im beginnenden Frühjahr fanden wir den Gipfelaufbau des Hohen Zahns teilweise aper und mit noch dünner und fauler Schneedecke vor, sodaß wir gleich beschlossen die letzten 100 m Aufstieg zu Fuß zurückzulegen. Die Sommerweg Markierungen am Steig fanden wir bereits völlig ausgeapert vor.

Aufstieg vom Sattel auf den Hohen Zahn, unten Schidepot

Am flachen Gipfel selbst, zum kleinen Gipfelkreuz hin, dominierte eine halbwegs tragfähige Schneeoberfläche. Die steileren Flanken nach Südwesten hin, zur Einsicht der Abfahrt, die man auf die Pflerscher Scharte hin unternehmen kann, waren jedoch aufgeweicht.

das flache Gipfelplateau des Hohen Zahns

Leider trübte Nebel die imposante Rundumsicht am Hohen Zahn.
Hinter den Wetterspitzen im Nordwesten tummeln sich die Östliche Schwarzenbergerspitze und der markante Schrankogl sowie die Ruderhofspitze und Westliche und Östliche Seespitze.

Herwig am Hohen Zahn, 2.924 m

Anschließend gen Norden schwenkend die Knotenspitzen und noch vor der Südlichen Rötenspitze weit in der Ferne der Lüsener Fernerkogel sowie im Vordergrund der Ochsenkogl und dahinter wieder die Brennerspitze.

Blick nach Nordwesten mit Östlicher Schwarzenbergerspitze, Schrankogel, Ruderhofspitze,Westliche und Östliche Seespitze

Im Norden Glättespitze und der mächtige Habicht sowie die Erhebungen des schönen Serleskamms, von denen als bärige Schitouren Hammerspitze, Padasterkogel, Foppmandl, Wasenwand, Lämpermahdspitze, Kesselspitze und Peilspitze zu nennen wären, um nur einige zu nennen.

Knotenspitzen, Rötenspitze, Lüsener Fernerkogel, Ochsenkogl, Brennerspitze, Habicht sowie die Erhebungen des Serleskamms

Im Nordwesten, im Kamm, liegt der Pflerscher Pinggl, ein sehr lohnendes Schitourenziel durch das Sandestal, anschließend die Dolomitriesen Gschnitzer und Pflerscher Tribulaun mit dem vorgelagerten Spitz des Goldkappls und weiter im Osten tief unten das Pflerschtal mit seinen tollen Touren auf dessen Südseite.

Pflerscher Pinggl mittig im Bild, links davon die Gargglerin, rechts davon der Muttekogel und das Goldkappl

Im Süden prangt die Wetterspitze, eine rassige Schitour durch das Allrisstal, die beliebte Schitour auf die Maurerspitze, sowie die nette Schitour auf die Ellesspitze sowie, weiter im Süden in 16 km Entfernung die Hohe Kreuzspitze vom Ratschingstal aus.

links der Gschnitzer Tribulaun, rechts der Pflerscher Tribulaun

Die hohen südlichen Stubaier im Südwesten sind der Botzer, die Aglsspitze sowie Westlicher und Östlicher Feuerstein, bevor die Weißwandspitze die Runde beendet und den Ausblick begrenzt.

Wetterspitze im rechten Bildteil

Das schlichte kleine Gipfelkreuzl am Hohen Zahn mit der Huldigung Christus‘ als dem König der Berge wird seiner großen Aussage durch den Schiefstand nicht ganz gerecht und bedarf eines neuen Sockels, um neu zu erstrahlen. Eine Aufgabe für den Sommer.

die hohen südöstlichen Stubaier: Botzer, Aglsspitze und die Feuersteine

Die Abfahrt wäre vom Blickwinkel des Geländes an sich eine unvergessliche möchte man bemerken. Unsere hingegen war das was der eingefleischte Schitourenfreund, der nicht des Bergsteigen willens Gipfel erreicht, eine Katastrophe nennen würde.

Rüsten zur Abfahrt, Edit machte Schidepot unterhalb des Sattels

Die gefrorene Oberfläche und die teilweise hohen Windgangln verlangten der Edit alles an Können ab und hauten uns – wie man so sagt – die Zähne heraus. Erst weit unten verbesserte die Sonneneinstrahlung die Oberfläche, wodurch wir ab der Schleimsalm noch die restlichen 400 Hm unter bärigem Firm abfahren durften.

Abfahrt vom Sattel

Abschließend konnten wir am vorletzten Märztag am späten Nachmittag sogar noch auf der Terrasse des Gasthof Feuersteins die schöne Tour Revue passieren lassen.

Querung unterhalb der Schwarzen Wand

Der geodätische Höhenunterschied im TIRIS gemessen beträgt 1.640m, die kleinen Passagen mit Gefälle (Weg zur Laponesalm) ließen die Höhenmessung der Bergsteigeruhr schließlich bei 1680 m enden.

verdiente Firnschwünge im Gelände der Schleimsalm, Edit genießt sie

Vom gesamten Aufstieg über 9,3 km werden 185 m in 3,1 km bis zur Laponesalm zurückgelegt. Somit verbleiben lange 6,2 km und 1.495 m Aufstieg vom Tal.

Tourenausklang auf der Terrasse des Gh. Feuerstein

Wir haben für die Schitour unter keineswegs einfachen Bedingungen und einer langsam bedachten Abfahrt gesamt 7:50 Stunden gebraucht, davon knapp 5 Stunden im Aufstieg.

Mils, 20.03.2022