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Touren 2022 überall

Schitour Sonnenjoch, 2.292 m

Die streckenmäßig längste Schitour im Luegergraben stellt der schöne, sonnige Aufstieg auf das Sonnenjoch am Talschluß dar. Das geschichtsträchtige Ziel, auch Sonnjoch genannt,  wird bei schönem Wetter auf einer unvergesslichen Tour erreicht, ein leichter Gipfel mit rassiger Abfahrt über seine felsigen Nordhänge.

Sonnenjoch, 2.292 m – mit Herwig und Andrea

Auch geographisch stellt das Sonnenjoch einen Zentralpunkt dar, treffen dort die drei Bezirke Kitzbühel, Kufstein und Schwaz zusammen, sowie fünf Gemeinden: Alpbach, Wildschönau, Hopfgarten, Stummerberg und Hart.

Blickfang – Gedenktafel der Schützen der fünf Gemeinden, die Anteil am Sonnenjoch haben; selbstverständlich regt die Tafel zum Nachforschen an

In den Tiroler Freiheitskämpfen spielte das Sonnenjoch eine wesentliche Rolle, wie im Bericht der Stummer Schützen nachzulesen ist. Es bildete einen geheimen Schützenweg von der Wildschönau in das Zillertal auf dem die Kompanien der oben genannten Gemeinden hin- und her zogen und dadurch Feindberührung im Inntal vermeiden konnten. Weitere Begebenheiten, die – so die Chronik – durch im Ferdinandeum in Innsbruck anhand von Original-Urkunden belegt sind, können sich in der Zusammenstellung Die 15 Kompanien des Zillertales nachlesen lassen.

Rodelbahn im Luegergraben

Unter Läuterung solcherart schwerwiegendem Geschichtswissen unternimmt man aber nicht bereits vom Parkplatz im Luegergraben die lange Anreise auf das Steinbergerjoch unterhalb des Sonnenjochgipfels. Nein, erst am Gipfel selber findet man Zeugnis des Gedenkens an die Ereignisse, die mittlerweile gute 200 Jahre zurückliegen.

kurz vor der Faulbaumgartenalm

Erst durch die schöne Bronzetafel am Sockel des großen Gipfelkreuzes, das von den Schützenkompanien 1974 errichtet wurde, erfährt man vom Schützenweg von 1809 und interessiert sich für das Geheimnis welches das Sonnenjoch in sich birgt.

Faulbaumgartenalm am Vormittag

Die Schützen der angrenzenden Gemeinden veranstalten bis heute in regelmäßigen Abständen und in Abwechslung der Organisation jeweils am letzten Sonntag im August Gedenkfeiern am Gipfel des Sonnenjochs.

Aufstieg zur Filzalm nach der Faulbaumgartenalm

2017 war Stumm an der Reihe, weitere Veranstaltungen konnten im Internet nicht in Erfahrung gebracht werden. Möglicherweise ist aber auch die Abfolge der Gedenkfeiern durch die Vorschriften der noch immer vorherrschenden Virenhysterie durcheinandergeraten.

Rückblick von der zweiten Talstufe

Den Aufstieg entlang der Rodelbahn bis zur Faulbaumgartenalm teilt man sich mit allen übrigen Schitourenfreunden, die andere Routen auf die bärigen Ziele vom Luegergraben aus unternehmen, beispielsweise auf Mareitkopf, Kleiner Beil, Großer Beil oder auf den Torkopf. Und wer spät losmarschiert teilt sich die Rodelbahn mit den ersten Rodlern am Tag.

Filzalm voraus, herrliche Landschaft

Auf der langen Strecke bis hinter die Faulbaumgartenalm von mehr als dreieinhalb Kilometern werden schon beachtliche 360 Hm Aufstieg mitgenommen. Nach der Alm wird es ruhiger und alpiner, nur mehr Schispuren führen hinauf auf die nächste Talstufe zur urigen Filzalm.

auf den Hang querend zur Rippe

Das Gelände um die Filzalm ist breiter und länger als jenes der Faulbaumgartenalm, ein richtiges Plateau bis unter die Steinbergalm fanden wir vor. Links der Steinbergalm zieht eine auffällige Rippe auf das Steinbergerjoch.

Steineralm im Talkessel

Die Filzalm wird rechts liegen gelassen, die Route führt schräg aufwärts, den Hang schneidend, auf die Rippe, die von unten den Eindruck erweckt, sie wäre speziell zum Erreichen des Steinbergerjoches angelegt worden.

Im Hintergrund rechts der Aufstieg zum Großen Beil

Die gesamte Strecke, vom Parkplatz bis zum Joch und auf den Gipfel befindet sich unter Sonnenbestrahlung, mit ganz kleinen Unterbrechungen im Tal. So auch auf der langen Aufstiegsrippe zum Joch, die von der Hälfte ihrer Länge über ihre Restlänge eingesehen werden kann und die über einige Kuppierungen zum Joch ausläuft.

das Joch oberhalb Andrea sichtbar

Am breiten Steinbergerjoch (1.907 m) fallen zunächst die breiten Gründe auf der Südseite auf, der Triplon- und vor allem der Hemmerergrund, die vom Tal ihren Zugang über den bekannteren Märzengrund beziehen.

erster Blick in den Hemmerergrund im Zillertal

Vielmehr fallen die begrenzenden Gipfel an dem Talschlüssen ins Auge, welche da mit Rifflerkogel, Katzenkopf und Torhelm genannt werden können, allesamt 2.500er Erhebungen.

das gewaltige Becken des Hemmerergrundes im Zillertal

Ebenfalls am Steinbergerjoch befindet sich die Otto-Leixl-Hütte, eine Schutzhütte der Akademische Sektion München und privat. Sie wurde 1921 gebaut und steht mit Blick nach Süden rechts neben einem Almgebäude der Kothüttenalm, das wesentlich später errichtet wurde.

Blick nach Westen auf den Märzengrund; rechts oben Otto-Leixl-Hütte

Nach links (östlich) führte uns der sonnige Aufstieg über weitläufiges Gelände auf den breiten flachen Grat. Mit dem Gipfel des Sonnenjochs. Der Aufstieg erfolgt nicht direkt zum vom Joch aus nicht sichtbaren Gipfel, der Routenverlauf der Schitour folgt zuerst dem Sommerweg Richtung Niederjoch, bevor er linkerhand in einen steileren Hangteil abzweigt und direkter auf den Grat führt.

phantastisches Gelände auf das Sonnenjoch

Das herrliche Steiggelände erlaubt nördlich und südlich bärige Blicke auf die Flanken und Talverläufe und man kann die Aussicht aufgrund der eingeschränkt notwendigen Konzentration im einfachen Gelände aufsaugen.

letzte Mulde vor der Westflanke, tolle Übersicht über den Aufstieg

Unterschätzen sollte man den Aufstieg vom Joch in seiner Länge nicht, bis auf den Kamm ist man schon etwa 40min unterwegs. Schön gestuftes Gelände führt zu einer leicht steileren Mulde, die auf den breiten Kamm führt.

der alte Verfasser keucht hinterher und schmiedet Pläne für den Großen Galtenberg

Im oberen Bereich bietet sich ein umfassender Blick auf den Märzengrund, auf das Plateau um die Gmünd Alm, mit einem Höhenunterschied von gut 800 m knapp vor der Kammhöhe. Diese präsentierte sich leicht abgeblasen, sodaß einige Schritte auf den flachen Kamm durch Wiesenbüschel vonnöten waren, um auf den breiten Buckel zu gelangen.

über ein paar Meter abgeblasenes Bergwiesengelände auf den Kamm

Am Kamm angelangt erblickten wir das Gipfelkreuz am Sonnenjoch in einiger Entfernung auf der breiten Hochfläche, die von allen Seiten gestürmt wurde, wie es uns durch mehrere Aufsteigende vom Langen Grund zunächst den Anschein machte.

Sonnenjoch bei der Ankunft am Kamm

Den flachen Gipfel nimmt man gar nicht so offensichtlich als einen solchen an, das Plateau auf dem das Gipfelkreuz thront dürfte die Größe eines Fußballfeldes besitzen.
Natürlich sticht die Bronzetafel der Schützenkompanien ins Auge, die sich in Brusthöhe im Steinsockel des Gipfelkreuzes eingelassen gut lesen läßt.

Gipfelkreuz Sonnenjoch von Norden gesehen

2024 im August jährt sich die Errichtung des Kreuzes zum 50. Mal und die mächtige Holzkonstruktion befindet sich dank gelebter Handwerkskunst vom Schlägern bis zur Verarbeitung in einwandfreiem Zustand.

Hemmerergrund im Süden

Der Fernblick an diesem Tag litt unter der Bewölkung ein bisschen. An den nahen Zielen konnten wir und freuen, Weitblicke blieben leider versagt, wie auch manche  Gipfel, außer dem beherrschenden imposanten Alpbacher, dem Großen Galtenberg mit seinen zwei Trabanten, dem Torkopf und dem Mareitkopf, die vorzügliche Tourenberge darstellen.

die Majestät im Alpbachtal – Großer Galtenberg; rechts Torkopf und Mareitkopf

Bei der Perspektive von Sonnenjoch kommt der lange Rücken des Großen Galtenbergs hinab zum Steinbergerjoch gut zur Geltung und es erhebt sich die Frage, ob die Mädels, die wir zwei Wochen später den Südgrat daher stapfen sahen nicht etwa vom Steinbergerjoch aufgestiegen sind.

Blick in den Osten – Trennkamm zwischen Wildschönau und Hopfgarten

Im Osten und im Süden sah es schlechter aus, die Gipfel jenseits dem Langen Grund konnten wir wegen Nebels nicht sehen, dafür aber im Kamm den Norden mit dem Großen Beil und dem Gressenstein, der an diesen Tag von Osten aus der Wildschönau bestiegen wurde.

Kamm nach Norden mit Gressenstein links und Großer Beil mittig im Hintergrund

Zur Abfahrt wählten wir den Nordwesthang, der – sehr steil – zur Steinbergalm hinunterführt. Das Gelände erreicht dort im steilsten Teil an die 40° Neigung.

Rückblick auf den Sonnenjochgipfel

Der steilste Teil erstreckt sich über etwa 60 bis 80 Hm, die wir in Pulverschnee abfahren konnten und einzeln befuhren. Zu Beginn des Steilhanges öffnet sich ein sagenhafter Blick auf das Alpbachtal.

Unterhalb des Steilstückes flacht der Hang weitgehend ab und bildet an der Kante eine zweite Höhenstufe, mit wesentlich weniger Hangneigung und mit lichter Bewaldung.

ein atemberaubender Blick ins Alpbachtal besteht am Beginn des Nordwesthanges

Dieser Abschnitt führt leider allzu schnell zum Flachstück bei der Filzalm zurück. Wer lange am Hangbleibt und hoch hinausquert erlebt das Flachstück unter voller Fahrt.

Rückblick auf den Steilhang vom Sonnenjoch

Die Abfahrt von der Filzalm zur Faulbaumgartenalm erfolgt entlang der Aufstiegsspur.

malerischer Rückblick auf der Filzalm

Ein beschließender Rückblick auf die beeindruckende Tour sollte beim Bier von der Faulbaumgartenalm den mentalen Abschluß bilden.

Einkehr auf der Faulbaumgartenalm, der „Fauli“, um den überlangen Namen durch Verballhornung zu vereinfachen

Der gesamte Aufstieg vom Parkplatz auf das Sonnenjoch beträgt 1.235 m. Die Streckenlänge stellt mit 8 km eine lange Schitour dar, wahrscheinlich die längste im Alpbachtal. Wir benötigten dafür 5 Stunden incl. Pausen.

Mils, 27.02.2022