Ihren Namen verdankt die Fineilspitze dem hochgelegenen Finailhof in Schnals (fenile = Heustadel). Obwohl nach Finsterwalder 1 urkundlich nie mit „ai“ geschrieben wird die Schreibweise heute auch in der Bezeichnung „Finailspitze“ vorgefunden.
Die Fineilspitze ist eine Nuance schwieriger zu besteigen als der Similaun. Eine Steilflanke führt auf den schmal und flach werdenden Grat, der zum Gipfelkreuz leitet. Steigeisen sind auch im Frühjahr für die Steilflanke angebracht.
Bei unserer Begehung entbehrten wir des Pickels. Von der Similaunhütte aus ist die Tour etwa gleich kurz wie auf den Similaun.
Nach der Besteigung des Similaun und einer zünftigen Suppe auf der Similaunhütte fuhren wir die knapp 100 Hm zum Auffellpunkt nördlich des Jochköfels ab, vorbei an der Zollhütte.
Der Hang vom Jochköfel herab wird dabei so hoch wie möglich gequert, um den Höhenverlust zu minimieren. Noch im schrägen Hang wird aufgefellt.
Über eine Rippe erreichten wir den weiten Kessel zwischen Hauslabkogel und dem Grat, der sich vom Jochköfel in Richtung Hauslabjoch hinzieht. Im oberen Teil dürften im Sommer noch Fernerreste begangen werden.
In zwei Serpentinen wird die aufsteilende, schmäler werdende Mulde in Richtung Tisenjoch erstiegen. Auf 3.200 m erreichten wir das Plateau des Tisenjoches mit der Pyramide als Denkmal für die Fundstelle des prähistorischen Menschen, dem der Name Ötzi gegeben wurde. Gefunden wurde er etwa 70 m nordöstlich davon.
Der Südhang vom Hauslabjoch herunter war bereits ausgeapert, wodurch etwa 80 Hm mit den Schi am Rucksack aufgestiegen werden mußte.
Oben, etwa 250m südwestlich des Hauslabjochs muß eine Mulde umgangen werden, die im Sommer einen Gletschersee bildet, um den Aufstiegsgrat zu erreichen. Aufgrund der Ausaperung trugen wir die Schi bis zum Gratansatz hinüber.
Am Schidepot hinterließen wir auch den Rucksack. Für die restlichen 170 Hm auf die Fineilspitze wählten wir Steigeisen und die Schistöcke.
Die Schneeflanke bis zum Ansatz der Felsen oben war mit tiefen Stapfspuren durchzogen, welches auch eine Begehung ohne Steigeisen zugelassen hätte. Der obere Teil ist jedoch von unten nicht einsehbar und daher empfahlen sich Steigeisen.
Im Mittelteil wurde der Grat felsig, weiter oben muß man südöstlich queren und ab dort herrschten wieder winterliche Bedingungen, die Steigeisen rechtfertigten.
Vom Vorgipfel trennt die Fineilspitze eine seichte Scharte, die auf schmalem Grat beschritten wird und sich ebenfalls Steigeisen empfehlen.
Die eher schmale Gipfelschneide war bei unserer Besteigung ausgeapert und bot Platz für die Rast.
Ein prächtiger Ausblick stellt die Belohnung für die Besteigung der Fineilspitze dar. Wir erlebten ihn bei fast ungetrübtem Wetter, Etwas Bewölkung war für diesen Tag prognostiziert und hielt sich in Grenzen, sodaß der Fernblick nicht beeinträchtigt wurde.
Südöstlich gegenüber, mit 4 km Distanz, thront der am Vormittag bestiegene Similaun und links davon die Hintere Schwärze.
Fast diagonal gegenüber in 8,3 km Entfernung ragt die mächtige Weißkugel auf, unserer morgiges Tagesziel.
Annähernd im Norden ragen in 9,2 km der Fluchtkogel, der übermorgen auf dem Programm stünde, und etwas weiter über den Norden hinaus, in 11,8 km Entfernung, die Wildspitze auf. Damit ist die Fineilspitze sozusagen der Zentralpunkt der Venter Skirunde, um den sich alle vier anderen Gipfel reihen.
Nach dem Abstieg trennten wir uns von Mathias, der den Weg zurück zur Similaunhütte suchte, um mit Florian nach Vent auszufahren. Zu dritt nahmen wir die letzte Teiletappe des Tages, die Abfahrt über den Hochjochferner und den kurzen Aufstieg auf die Schöne Aussicht Hütte in Angriff.
Die Route hatte Christian von seiner ersten Venter Skirunde noch im Kopf und bildete die Führung über den sehr langen Ferner hinab, Richtung Nordwesten auf die Schrofen zu, die als Nordgrat von der Fineilspitze aus im Eis verschwinden.
Diesmal bot die Abfahrt ein bäriges Fahrvergnügen ohne große Unebenheiten auf der Oberfläche.
Um die Schrofen herum erreichten wir den Gletscherbruch über eine Talstufe hinab. Dort trafen wir auf eine steile Flanke, die gerade noch eine fahrbare Schneise zwischen den blanken Eisflächen bot. Im fortschreitenden Frühjahr dürfte diese Möglichkeit schwinden und der Gletscherbruch unfahrbar werden.
Er muß dann wesentlich weitläufiger umfahren werden, mit einem signifikant längeren Aufstieg zum Hochjochsattel.
Nach der Steilabfahrt versuchten wir den Hang so hoch wie möglich zu queren, um mit minimalem Höhenverlust weit auf das Hochjoch zu kommen.
Eine anstrengende Angelegenheit in der Spätnachmittagssonne im Anblick der Schöne Aussicht Hütte.
Endlich erreichten wir den Totpunkt der Abfahrt und fellten für die letzten knapp 100 Hm und knapp 1.000 m Entfernung zur Hütte auf, die wir zum Schluß über die Schipiste des Gletscherschigebietes gegen 17 Uhr erreichten.
Gesamtbericht Venter Skirunde
Mils, 25.03.2022
1 Finsterwalder: „Die romanischen Namen in Schnals und Passeier als Zeugen für das Alter des Deutschtums“, Tiroler Ortsnamenkunde Band 3, Seite 1076