Die Überschreitung vom Metzen zum Seejoch stellt eine nette, leichte Kombination aus vorwiegendem Gehgelände und einigen Klettereien in vorwiegend festem Fels dar. Sie kann von Haggen aus über die Flaurlinger Scharte zu einer Tagestour ausgedehnt werden, mußte im Vorjahr wegen einer Schulterverletzung, die mittlerweile erfolgreich operiert wurde abgebrochen werden. Der erste Teil der Überschreitung – von der Flaurlinger Scharte zum Fuße des früher als Metzen bezeichneten Spitzes ist im Bericht „Metzen, 2.583 m Runde von Haggen“ beschrieben.
Haggen, und zwar der Parkplatz beim kleinen Werkzeugschuppen der Straßenmeisterei beim Weiderost auf der Kühtaistraße bildet wieder den Ausgangspunkt für den zweiten Teil der Überschreitung von der Flaurlinger Scharte zum Seejoch. Der Aufstieg durch das Waldstück des Aufforstungsversuches ist derselbe wie im oben verlinkten Bericht, bitte dort den Aufstieg bis zum Haggener Sonnberg nachzulesen.
In der Vorwoche zur Tour passierte der bekannte Kälteeinbruch, der in der Wetterbeobachtung des Verfassers normal ein Monat vorher, meist am Hohen Frauentag (15. August) über das Land hereinbricht. Er blieb in diesem Jahr bis fast zur Mitte des Septembers aus, um am 13. des Monats mit sehr ergiebigen Schneefällen bereits in mittleren Lagen den Sommer-Kälteeinbruch eindrucksvoll nachzuholen.
Fast eine Woche dauerte die Kälteperiode und am Tag der Tour herrschte vorausgehend kaum eine Woche Sonnen. Die Einstrahlung tat jedoch im Vorfeld das ihre, um am Grat vernünftige Verhältnisse zur Begehung herzustellen und die Tour am Südhang wurde nicht zufällig ausgewählt.
Über die Aufforstungsfläche hinauf und auch am Haggener Sonnberg war der Schnee bereits dahin geschmolzen. Die starren Gräser und Zwergstrauchheiden hatten sich nach der Schneedecke wieder aufgerichtet und die Wiesenflächen trocken.
Beim netten Bankl westlich der Aufforstungsfläche konnte der Gratverlauf bereits eingesehen werden und er präsentierte sich weitestgehend schneefrei. Immerhin startet die Gratbegehung auf über 2.500 m.
Über die weichen Wiesenmatten steigt man ab der Abzweigung des Steiges, der im ersten Teil der Überschreitung begangen wird, einfach querfeldein in Richtung der Einsattelung zwischen dem heutigen Metzen (westlich) und dem früher als Metzen bezeichneten Felsspitz auf. TIRIS bescheinigt dem Felsspitz den Flurnamen Metzenkopf. Er hat für die Örtlichen Bedeutung, denn er trägt ein Gipfelkreuz.
Die karartige Ausbildung der Einsattelung trägt die Flurbezeichnung Schafberg und tatsächlich tummeln sich im Sommer die Schafe. Hin und wieder im Aufstieg trifft man am Weg zu den Schotterreisen Steigspuren an, die nicht nur von Tieren stammen können. Schräg von Südost nach Nordwest aufgestiegen trifft man unterhalb der am weitesten vom Metzenkopf herabziehenden Rippe unterhalb der Schrofenwände auf einen gut sichtbaren Steig, der bis zur Einschartung führt. Ein Zeichen, daß dieser Aufstieg häufig genutzt wird.
In der tiefsten Einsattelung wird die Kammhöhe erreicht. Der Metzenkopf kann nördlich recht einfach in den Blockreisen umgangen werden, wobei diese Umgehung keinen Reiz aufweist. Schöner ist, den schräg stehenden und knapp 60 m hohen zapfenartigen Felskopf am Grat zu begehen, d. h. stirnseitig über wiesenbedeckte Felsabschnitte aufzusteigen.
Der Aufstieg erfolgt unter Kletterei und kann mäßig schwierig eingestuft werden. Im Aufstieg blieb der Verfasser nahe der nördlichen Gratkante. Größtenteils wird in festem Fels aufgestiegen und es empfiehlt sich die Grasnarben auf ihre Rutschigkeit hin zu prüfen. Bei Reif oder Nässe kann sich der Aufstieg als heikel erweisen. Der Abstieg auf der Westseite ist nicht ratsam.
Ein einfaches Aluminium-Gipfelkreuz ziert den Metzenkopf. Es wird von vier Bergseilen abgestützt, die an einem zentralen Punkt mittels Schlauchbandschlinge um den Vertikalbalken befestigt sind. Eine Gipfelbuchschachtel und ein Buch wurden dem Gipfelkreuz nicht beigefügt.
Das Kreuz dürfte von örtlichen Einzelenthusiasten aufgestellt worden sein, deren Hausrunde es womöglich ziert. Die Frage auf welcher Seite des Grates dieselben zu suchen sind – das Kreuz ist von der Südseite (Haggen) nicht zu sehen – erklärt sich höchstwahrscheinlich durch verschiedene Suchrecherchen im Internet.
Möglicherweise wird der Aufschluß bereits bei Lukas gefunden, der die Vergabe der Flurbezeichnung „Metzenkopf“ (Messgefäß = je nach Region ein Raum- oder Flächenmaß) inntalischem Ursprung zuschreibt. Sicher aber ist, daß der Metzenkopf in der Namenschronik der Gemeinde Flaurling auftaucht. Somit darf die Ausrichtung bzw. der Aufstellpunkt des Gipfelkreuzes als aufgeklärt betrachtet werden.
Auf seiner Ostseite erfolgt ein zum Vergleich mit der Westseite harmloser Abstieg über wiesenbewachsene Schollen und Rippen in die nachfolgende Scharte, aus der auch der Aufstieg der nordseitigen Umgehung heraufkommen dürfte. Im Rückblick wird deutlich warum die Sichtbarkeit nur von der Nordseite des Grates sichtbar ist.
In Richtung zum Seejoch folgen harmlose Gratspitzchen, die zuerst südlich, dann nördlich auf die nächste größere Gruppe an schräg gestellten höheren Spitzen heranführen. Bei der Annäherung an diese fällt die Durchschreitung zwischen den Felszähnen als logische Route ins Auge.
Man kann jedoch auch mit einigen wenigen Kletterzügen den ersten südlichen Aufschwung erklimmen und spielerisch einige Meter Gratbegehung genießen, um der schneebedeckten Durchquerung im Schatten zwischen den Felsen zu entgehen.
Der Abstieg nach dem kurzen Stück am zerrissenen Grat führt über Wiesengelände wenige Meter hinab auf den Gratkamm.
Eine gute Viertelstunde später wird ein etwas kniffligeres und schärferes Stück Grat angetroffen. Zu Beginn ersteigt man die Grathöhe und trifft oben auf eine Einschartung, die schwierig überstiegen werden kann. Der gesamte Grat kann begangen werden, er birgt diesen einen kurzen jedoch schwierigen Aufstieg über etwa drei Meter.
Die Alternative besteht im Abstieg von etwa 15 Hm in die Südseite und die Umgehung auf Kluftbändern über steile Rippen.
Eine weitere Gruppe von schrägen Platten folgt nach einer kurzen Einschartung. Diese besteht im Wesentlichen aus zwei Köpfen, getrennt von einer von Westen nicht einsehbaren tiefen Einschartung. Der erste Kopf wurde an seiner Basis, der Südseite des Grates, umgangen. In der Einschartung dazwischen kann der zweite Felskopf, an den der Grat anschließt, bequem erklommen werden.
Die direkte Überschreitung des ersten Kopfes hinab zur Scharte wäre möglicherweise ein schöner Abschnitt gewesen, jedoch hat ihn der Verfasser aufgrund des von Westen sichtbaren tiefen Einschnitts gemieden.
Nach dem zweiten Gratabschnitt folgt ein kurzes Stück auf der Grathöhe, wobei ein signifikanter Seitengrat in die Südseite abtaucht und sich der Grat dahinter zu einem Abstieg verschmälert.
Am Ende des kurzen Gratstücks traf der Verfasser auf einen unangenehmen und brüchigen Abstieg in eine sandige, erdige Scharte. Unangenehm erschien er aufgrund der notwendigen Querung von steilen und trittarmen Rippen, die quer zur Abstiegsrichtung stehen und im unteren Teil vor der Scharte brüchig sind. Glücklicherweise ist der Abstieg kurz. Möglicherweise wäre an dieser Stelle die Umgehung im Norden sinnvoll.
Ein weiterer Felskopf kann bequem auf der Südseite über mittelbreite Bänder und Stufen umgangen und die letzte wirkliche Einsattelung erreicht werden. Jenseits der Einsattelung folgt ein steiler Abschnitt Gehgelände über einen breiten Rücken auf langgezogenen Vorkopf des Seejochs, der die Nähe des Ziels bereits erkennen läßt. Von dort müssen noch etwa 25 Hm zum Seejoch überwunden werden.
Der letzte kurze Abschnitt auf das Seejoch kann wiederum leicht oder unter mäßig schwieriger Kletterei abgeschlossen werden. Der sich aufbäumende Gratkamm trägt eine große und bereits von weitem gut sichtbare Hornblendeschieferplatte am Hochpunkt.
Dorthin, über einen freistehenden Gratkopf hinweg, kann nach der Einschartung auch direkt am Grat über eine knifflige Passage aufgestiegen werden. Die Alternative dazu besteht wiederum in der leichten Umgehung auf Schrofengelände in der Südflanke. Zum Gipfelkreuz des Seejochs folgt abschließend der Aufstieg am breiten Felsrücken.
Beim Rückblick am Seejoch auf den zurückgelegten Grat können einige der schönen Passagen erkannt werden, mit dem einen Kilometer im Westen aufragenden Metzenkopf. Als Rundtour von Haggen über die Flaurlinger Scharte stellt dieser feine und leichte Grat eine bärige Herbsttour dar. Ausgebaut könnte sie mit der etwas schwierigeren Überschreitung der im Osten folgenden Peiderspitze werden sowie mit einem langen Abstieg und Rückweg nach Haggen.
Wenig Feuchtigkeit in der Herbstluft ließ an diesem Tag eine gute Fernsicht zu. Dem Kammverlauf der nördlichen Sellrainer Berge folgend finden sich im Osten die Peiderspitze und dahinter der imposante Zahn des Weißsteins sowie der Roßkogel.
Im Sellraintal im Südosten gegenüber steht der die Freihut und dahinter unter anderen die Innere sowie die Äußere Wetterspitze, die Hohe Villerspitze, der Lüsener Fernerkogel, der Schrankogel, der Gleirscher Fernerkogel und der Breite Grieskogel.
Westlich des Seejochs bestand ein klarer Blick auf die Sellrainer Berge mit der Kraspesspitze, der Steintalspitze, dem Sulzkogel, daneben weit hinten der Hochreichkopf, das Trio Neuner-, Pock- und Gaiskogel, der Wildgrat in der Ferne, markant aufragend der Acher- und Maningkogel, in der Ferne die Parseierspitze, der Pirchkogel , der Imster Muttekopf und die Platteinspitzen.
Nordwestlich des Seejochs ragt der mächtige Rietzer Grieskogel und der vorgelagerte Hocheder auf. Es folgen in der Mieminger Kette der Grünstein, der Hochplattig und die Hochwand.
Gen Norden folgen die Leutascher Dreitorspitze, die Gehrenspitze, der Öfelekopf die Wettersteinwand sowie die schöne Arnplattenspitze.
Im Nordwesten schließlich flogen die Karwendelspitzen mit ihren schönen Überschreitungen, von denen eine Vielzahl auf diesem Blog beschrieben sind, beispielsweise die Tiefkarspitze, der Wörner von Süden, die Kaltwasserkarspitze, die Nördliche Sonnenspitze, die Jägerkarspitzen, die Praxmarerkarspitzen und viele weitere Gipfel im Gleirsch-Halltalkamm.
Erwähnenswert in der Nordkette ist die schöne Überschreitung von der Vorderen Brandjochspitze zum Kleinen Solstein und der schöne Aufstieg über den Südgrat zur Kuhljochspitze .
Der Abstieg vom Seejoch erfolgt auf einem markierten Steig zur Peiderscharte und unterhalb der Haggener Wand weiter auf den Haggener Sonnberg zurück. Diese Beschreibung wird hier eingespart und ist hier am Blog unter der Bergtour „Seejoch, 2.808 m – Flaurlinger Roßkogel oder Haggerspitz“ zu finden. Zur schnellen Übersicht befinden sich ein paar Bilder des Abstiegs hier in der Bildergalerie.
Die Tour nimmt etwa 6 Stunden incl. aller Pausen in Anspruch und führt über 1.140 Hm Aufstieg. Die Streckenlänge ist unbedeutend.
Sie kann mit dem Aufstieg über die Flaurlinger Scharte zu einer Tagestour ausgebaut werden, wofür etwa ein zusätzlicher Zeitbedarf von 2 ¼ Stunden eingerechnet werden muß.
Zur Einkehr empfiehlt sich der Forellenhof in Haggen, der bei Berg- und Schitouren von Haggen natürlich ideal liegt und man stets gut speist.
Auf der südlichen Seite des Zirmbachs gibt es auch einen Parkplatz, der für die Tour dient und den Vorteil hat, daß man nach dem Ende der Tour nicht vom oberen Parkplatz beim Weiderost zum Forellenhof hinfahren muß.
Mils, 22.09.2024