Parseierspitze, 3.036 m – über Ostgrat

Als herausragender und höchster Berg der Nördlichen Kalkalpen sowie von ansprechendem Bau mit interessantem Anstieg präsentiert sich die Parseierspitze als ein wichtiges Ziel für den Alpinisten. Ihre geologische Reichhaltigkeit trägt ein Übriges zum Interesse an ihr bei sowie die exotisch anmutende nähere Umgebung der Patrolscharte – unserem Ausgangspunkt für den Grataufstieg – und der Gletscherrest des Grinner Ferners. Farben und Formen auf der Parseierspitze lassen ein Eintauchen in eine andere Welt stattfinden. Sie stellt ein ausdrucksstarkes Stück Heimat dar und mit ihrem fremdartig geprägten Ostgrat hinterlässt sie bleibenden Eindruck.

Parseierspitze, 3.036 m

Bereits im Aufstieg zum Stützpunkt für Touren im Gebiet der Parseierspitze, der Augsburger Hütte, passiert man prächtige, farbige Breccien am Steig ins „Gasill“. Diese gehören höchstwahrscheinlich zur entfernten Muttekopfgosau nördlich von Imst, wie Otto Ampferer, der bedeutendste heimische Geologe des letzten Jahrhunderts schreibt und über die eine schöne Überschreitung führt, die im Link zu lesen ist.

vom Parkplatz in Grins auf den Gatschkopf geblickt, darunter Augsburger Hütte

Vom Parkplatz der Augsburger Hütte oberhalb des Grinner Schwimmbades führt ein Schotterweg zum Wildbadkopf, der rechts liegen gelassen wird, so wie auch das früher Schwefelquelle genannte Wildbad, eine Magnesium-Calcium-Sulfat-Quelle auf 1.200 m.

im Aufstieg zur Augsburger Hütte, kurz vor Tschafell

Auf dem Plateau endet der Fahrweg bzw. zweigt nach rechts ab. Der Steig zur Augsburger Hütte führt links in den Latschengürtel, der nach einer Wegschleife in Richtung Gasill durchwandert wird. Der Weg zu den Latschenfeldern führt durch eine Freifläche mit Namen Tschafell.

Beginn Gasill, darüber Augsburger Hütte

Bis dorthin bildet Quarzphyllit die Basis der Parseierspitze. Er reicht auf diesem Teil bis über den Inn in den Norden, obwohl sein Hauptverbreitungsgebiet der Süden des Inns darstellt. Die Schichtung des Quarzphyllits erwies sich für den Bau des nahen Strengener Tunnels als äußerst ungünstig, da sich Konvergenzen im Kalottenvortrieb 60 cm und mehr einstellten, die nach ihrem Abklingen abschnittsweise eine neuerliche Auffahrung nach sich gezogen haben.

die Augsburger Hütte hoch über den Felsen

Nach der Durchwanderung der Latschen öffnet sich das Gasill, das später im Hochkar tief unterhalb der Parseierspitze sich zu einer Schlucht verengt. Der Gasillbach entwässert den Grinner Ferner und die Gratumrahmung um einen Großteil der Parseiergruppe nach Süden. Eine neu erbaute Brücke wird zur Querung auf die Ostseite des Gasillbachs genutzt, bevor der Aufstieg durch einen weiteren Latschenhang parallel zum Bach weiterführt.

Felsgürtel im Bereich der Muesmannruhe

An den aufgeschobenen Begrenzungen des Baches kann man bereits sehen, welche Gesteine oberhalb als Fels aufgebaut zu sehen sein werden. Es finden sich neben den in diesem Mittelteil dominierenden Kalken bereits die Fleckenmergel und vereinzelt durch Lawinen herabgeförderte Radiolarite.

Blick auf den untersten Teil der Gasillschlucht; hier beginnen die Fleckenmergel

Bei der Abzweigung am Gasillboden, die einige Minuten nach der Brücke erreicht wird, könnte man östlich auf den Ochsenberg und ebenfalls zur Augsburger Hütte gelangen. Der Normalanstieg auf die bereits seit dem Parkplatz sichtbare, auf kühnem Ort oberhalb der senkrechten Wettersteinfelsen errichtete Hütte führt jedoch links entlang des Gasillbachs weiter.

Blick von der Wegkreuzung zur Gasillschlucht und Augsburger Hütte; in Bildmitte die Parseierspitze

Unterhalb der ersten Felsen am Steig, die Flurbezeichnung dort lautet „Muesmannruhe“, werden die Oberrhätkalke erreicht, die den eindrucksvollen Sockel der Augsburger Hütte bilden. Der kurze felsige Teil ist schnell durchschritten, sodann folgen Bergwiesen übersät mit Brocken von Lias-Fleckenmergel der Allgäu-Formation, dem Hauptgestein ab der Gasillschlucht unterhalb der Parseierspitze.

Steig zur Augsburger Hütte

Nun überquerten wir den Gasillbach auf einem kurzen Stück am Steig auf seine Westseite. Der Steig führt an den Wasserfassungen für die Augsburger Hütte vorbei und zieht oberhalb wieder auf die Ostseite und auf den schrofendurchzogenen Mergeln in Richtung Hütte.

Rückblick auf den Aufstieg von Grins bei vom Aussichtpunk der Augsburger Hütte

Ein kurzer Abstecher zur Hütte, um Wasser zu fassen, bietet einen bärigen Blick in die Tiefe des Gasill und auf die Wettersteinfelsen oberhalb, in Richtung des Steigs zum Gatschkopf. Rasch ist man wieder zurück an der Abzweigung in die Gasillschlucht, die ab dort mit einem streckenweise nicht besonders angenehmen Aufstieg über 350 Hm in Schutt und Geröll bis unterhalb der Felsen der Parseierspitze aufwartet. Von der Abzweigung führt zunächst ein angenehmer Abschnitt über Bergwiesen unterhalb der aufragenden Mergelfelsen in die Mitte des Kars, das so gar nicht als Schlucht empfunden wird, eher als ein Hochtal.

in der Gasillschlucht

Auf die Mitte des Wandriegels führt der in Serpentinen angelegte Steig bis auf 2.600 m zu. Dort packten wir die Helme aus und verstauten die Stöcke für den Aufstieg in festem Fels. Der kurze Anstieg bis auf die Stelle, an der ein mittelbreites abschüssiges Band in eine schmale Schlucht führt, erfordert einige Minuten leichten Kletterns.

Aufstieg zum Wandriegel unterhalb des Grinner Ferners

In der Schlucht kollerten kurz vor unserer Begehung im oberen Teil Firn oder Eisbrocken herab, die aber etwa 50 m oberhalb der Schluchtquerung zum Stillstand kamen. Auf der Gegenseite der Schlucht stiegen wir wieder auf einem breiten Band in die gegenüberliegenden Felsen ein.

erste Sektion im Aufstieg

Teilweise befinden sich in dem folgenden Abschnitt seilversicherte Stellen, obwohl das Gelände unschwierig zu erklettern ist, größtenteils auf Gehstrecken mit wenig Kletterpassagen.

Abstieg auf schräg einfallendem Band in die schmale Schlucht

In diesem Teil zieht eine Trennschicht aus völlig anderem Gestein durch die Mergelfelsen mit etwa 20-30° Steigung hindurch. Das Gestein weist einen schiefrigen Charakter auf und ist chaotisch gefaltet, ja, man könnte es als gewalkt bezeichnen.

schöner Blick auf den bisherigen Aufstieg; unten Grins und links Oberes Gericht mit Fließ

Der Anteil an Calzit scheint sehr hoch zu sein (siehe Bildergalerie). Der Verfasser hatte sich keine Zeit genommen es zu untersuchen und kann es anhand des Fotos auch nicht bestimmen. Im weitesten Sinn könnte es sich um Quarzphyllit handeln, der irgendwie um 1.500 m gehoben worden sein müßte.

Route durch wohlgebildete Mergelbänke stufenartig und leicht zu überwinden

Die Talstufe mit dem Grinner Ferner wird auf 2.740 m erreicht und dort bietet die Landschaft wieder ein anderes Bild. Von rechts, von der Patrolscharte ziehen dunkelbraune Riesen herab, man könnte sie von ihrer Oberfläche her mit einem Lavastrom vergleichen.

letzte Meter zum Plateau des Grinner Ferners

Dabei handelt es sich bei diesem feinkörnig zersplitterten Gestein um Manganschiefer der Allgäu-Formation. Ihre Farbe wird durch den Mangangehalt bestimmt.

Blick auf die Parseierspitze am Grinner Ferner

Das Gebiet von hier in den Westen zu Eisenspitze und Dawinalpe beherbergt sogar Mangan-Lagerstätten von denen in den fünfziger Jahren oberhalb der Dawinalpe ein Probeabbau durchgeführt wurde. Die Erze wurden mittels einer Seilbahn talwärts gefördert und in einer Versuchsanlage bei Reutte weiterverarbeitet. Die Arbeiten wurden 1960 eingestellt.

Blick auf den Gatschkopf vom Grinner Ferner mit den dunkelbrauen Manganschiefern

Links blickt man in den weißen Firn der Reste des ehemaligen Grinner Ferners. Er ist ein Überrest der kleinen Eiszeit, die etwa 500 Jahre gedauert hat (14. Jh. bis 19. Jh.). Die Reste zeigen den Höchststand etwa um 1850.

Reste des Grinner Ferners

Da der Normalaufstieg in der einigermaßen bedrohlich aussehenden Südostwand der Parseierspitze durch das Zurückweichen des Gletschers heute um einige Zehnermeter tiefer erfolgt als noch vor Jahrzehnten, hat man über die ersten steilen Meter im Fels eine Seilversicherung errichtet.  Diese unterliegt durch den ständigen Steinschlag einer intensiven Betreuung und sah bei unserem Abstieg nicht besonders glücklich aus, jedoch sicher zu verwenden.

Manganschiefer der Allgäu-Formation auf der Patrolscharte

Unser Anstieg führte uns jedoch nicht auf den Ferner, sondern den Steig auf die Patrolscharte hinauf, m auf den sich schön und bizarr abzeichnenden Ostgrat. In wenigen Serpentinen wird dieselbe vom Plateau des Grinner Ferners erreicht. Die Patrolscharte ist sehenswert. Sie erweckt mit dem runden, fast schwarzen Buckel von Manganschiefern einen sandwüstenähnlichen Eindruck. Die Kammlinie zieht mit nur kleinsten Erhebungen aus der Scharte bis zum Gatschkopf, womit keinerlei Abwechslung gegeben ist.

Anmarsch von der Patrolscharte zum Ostgrat

Wir wandten uns der Gegenseite am Grat zu, dem Ostgrat der Parseierspitze, unserem Zielaufstieg. Das Bild gegen den Ostgrat stellt den völligen Gegensatz zum westlichen Kamm zum Gatschkopf dar. Bizarr aufgerichtete, beige Fleckenmergel bilden eine scharfe und zersägte Gratlinie, die bis zum Gipfelkreuz einsehbar scheint. Der Höhenunterschied von der Patrolscharte zum Gipfel der Parseierspitze beträgt lediglich 190 Hm, sollte also eine nette Abschlußkletterei bieten.

erste Felszacken am Ostgrat werden umgangen

Am Ende des untersten Drittels erkannten wir die beschriebenen schwierigen Stellen, im oberen Drittel die zweifarbigen schönen Radiolarienschichten, die bewachsen und fest eine schöne Kletterei versprechen. Zuoberst im Reigen der geologischen Abfolge sitzt eine Gipfelkappe aus Aptychenkalken den Radiolarienschichten auf.

auf der Südseite hinauf bis zum Spalt einer Schuppe zum Grat

Ihre Härte – Aptychen sind die Kieferknochen von Ammoniten – bewahrt die Parseierspitze weitgehend vor dem Abtrag durch Verwitterung und Erosion. Das ist auch der Grund, warum die Parseierspitze ihre Höhe länger als andere Gipfel in den Lechtaler Alpen halten konnte.

die Stelle ist leicht zu erklettern

Die ersten Erhebungen im relativ flachen Schartengelände leiten in steiles Gratgelände über. Rasch standen wir vor der ersten Kletterstelle, die zwischen Grat und einer Schuppe auf ein schmales Schärtchen führt. Die Mergelschichten sind größtenteils fest und bieten geeignete Griffe und Tritte. Zwischen den größeren Plattenschichten finden sich feinblättrige, mürbe und brüchige Klüfte, denen man ausweichen kann, sofern sie nicht mehr eingespannt und damit belastbar sind.

sie läßt im Verkeilten Zustand auch ein Foto nach oben zu

Nach dem Schärtchen quert der Anstieg steil nach oben. Man befindet sich stets auf der Südseite der Gratkante. Nach etwa 15 Höhenmetern erreichten wir einen tieferen Einschnitt, dessen jenseitige Flanke recht glatt ausgeprägt ist und die logische Begehung zu einer mittelbreiten Ausklinkung der steil abfallenden Plattenoberseite erfordert.

von der Schuppe aus Andi im weiteren Aufstieg; hinter ihm die Ausklinkung in der Felsrippe darüber

Erschwerend kommt bei dieser Passage hinzu, daß durch die bauchige Seite, von der man an den Einschnitt herankommt, eine Ausdrehung des Körpers erzwungen wird, die nicht abzufangen ist. Es bleibt also die Taktik der Abspreizung zu beiden Seiten des Einschnitts für den Aufstieg. Dennoch stellt diese Passage eine schwierige dar, nach dem Empfinden des Verfassers die schwierigste Stelle am Aufstieg.

Evi im ungünstigen Riss, der sich durch Verspreizen auf der Hinterseite lösen läßt; oberhalb die Ausklinkung in der Felsrippe

Hinter der Ausklinkung der Rippe führen leichte Stufen direkt an der Grathöhe wieder leicht in die Südflanke zur nächsten schönen Aufstiegspassage über Platten neben einer seichten Verschneidung. Die abwärtsgerichteten, verklemmten Felsbrocken in der Verschneidung ermöglichen den Aufstieg durch gute, jedoch zu klemmende Griffe.

durch die Ausklinkung geht es durch

Die Rauigkeit der Platten und kleine Querrisse bieten die Tritte auf dieser Passage. Man kann den unteren Teil der Passage als im oberen Bereich mäßig schwierig bezeichnen, oben geht es in unschwieriges Gratgelände über.

schöne eher glatter Fels rechts mit einigen Risschen, die Tritte bilden

Nach den beiden herausforderndsten Abschnitten wird der Grat im Mittelteil etwas flacher, bevor die nächste Sequenz direkt an der Grathöhe und mit kleinen Ausweichmanövern in die brüchige Nordseite beginnt. Anfänglich gereichten große und fest verkeilte Blöcke direkt am Grat zur Freude.

weiter oben dann in der Verschneidung

Wir stiegen so lange wie möglich auf der Gratkante dahin, bald aber wurde dieser mit zunehmender Steilheit auch instabiler. Schutt und erdiger, kleinstückiger Untergrund zwangen zu Vorsicht und Prüfung jeder Haltemöglichkeit. Unterwegs trafen wir auf eine schön gewachsene Fläche von Bergkristallen auf einem Felsbrocken.

über ein schmales Band wieder auf die Grathöhe

Fünf Minuten später erreichten wir die festen, plattigen und mit vielen Flechten bewachsenen Radiolarienschichten. Sie sind aus kleinsten Lebewesen entstanden, den Radiolarien oder Strahlentierchen (radiolus „kleiner Strahl“), die im Meer vorkommen und bilden sehr festes Sedimentgestein.

einer der aussichtsreichsten Gratabschnitte

Der Restaufstieg in diesen Schichten, die auch als Hornstein bezeichnet werden, bedarf kaum der Prüfung der Festigkeit des Felses, da die Festigkeit phänomenal war. Kaum ein Tritt oder Griff erwies sich locker.

in die Nordseite mit Schutt und losen Felsblöcken

Zunächst trafen wir auf einen kurzen Abschnitt der grünlichen, dann auf den der rötlichen Radiolarienschichten. Die schönen dunkelroten Schichten reichten bis fast auf das Gipfelplateau. Etwa 10 Hm vor diesem lösten die hellen Aptychenkalke die roten Radiolarienschichten ab.

über ein paar bewachsene Felsstufen wird diese Zone zügig durchstiegen

Auf der Parseierspitze erwartete uns ein phänomenaler Ausblick. Vor allem die Lechtaler Gipfel und der Hohe Riffler, der ein Pendant im Zillertal hat, sind hervorragend zu studieren. Der Rückblick auf den Grat über die Patrolscharte hinaus bietet Blick auf die interessanten abfallenden Spitzen in der Parseiergruppe, Simeleskopf, Blankahorn, Wannenkopf und Rauher Kopf.

am Ende der Radiolarite im Gipfelbereich der Parseierspitze

Etwas weiter im Nordosten findet sich der Bergwerkskopf, die Platteinspitzen und der Imster Muttekopf, die Große Schlenkerspitze sowie der Loreakopf. Jenseits der Grenze der Lechtaler Alpen, östlich des Fernpasses finden sich die Mieminger mit ihren schroffen Kalkgipfeln, die über die schönsten Grate führen, wie z. B. auf die Westliche Marienbergspitze.

links Grießmuttekopf und Grat zum schön geformten Freihut

Im Westen breiten sich schönste Formen an Gipfeln aus, beispielsweise die Freispitze im Nordwesten gegenüber oder der markante Spitz der Holzgauer Wetterspitze etwas südlicher.

Holzgauer Wetterspitze und rechts daneben in der Ferne der Große Widderstein

Östlich gegenüber im Inntal thront der markante Acherkogel, als erster hoher Berg im Geigenkamm befindet sich der Wildgrat etwas weiter südöstlich. Noch weiter im Südosten ragt der mächtige Schrankogel auf.

Flirscher Ferner unterhalb des Hoher Rifflers in der Verwallgruppe im Tal gegenüber

Im Süden in den zentralen Ötztaler Alpen finden sich Similaun, Fineilspitze und die Weißkugel in 46 km Entfernung. Vor der Weißkugel befindet sich der schöne Gipfel des Glockturms, ein bäriges Schitourenziel im endenden Winter.

epischer Blick auf den Ostgrat der Parseiergruppe mit Simeleskopf und Blankahorn

Unsere Gipfelpause beendeten wir nach einer Dreiviertelstunde und verließen den schönen Gipfel der Parseierspitze kurz nach 13 Uhr auf dem Normalanstieg hinab zum Grinner Ferner.

Grinner Ferner und Gasillschlucht in der Tiefe; Aptychenkalk am Gipfel der Parseierspitze

Man sollte von der Parseierspitze, ebenso wie bei der gleichartigen Kombination von Steilheit und Brüchigkeit, wie sie der Acherkogel darstellt, genügend Zeit einrechnen. Die abwärts gerichteten Rippen erfordern einen konzentrierten Abstieg mit teilweisem Abklettern. Schnell geht es nicht, man rechne dieselbe Zeit für den Abstieg wie für den Aufstieg.

Oberlochalpe in der Tiefe, dahinter der spitze Bergwerkskopf, die Dremelspitze und die Große Schlenkerspitze in der rechten Bildhälfte

Den Übergang auf den Ferner erreichten wir über ein Steilstück mit Seilversicherung aus Edelstahl. Wie oben beschrieben bot die Seilstrecke einen sicheren Abstieg, allein die Ankerung und das Kettenwerk hätten etwas massiver ausfallen können.

in den Mergeln, teilweise unbequem über abfallende eher glatte Rippen

Der Schrund ist heute auf ein Minimum geschrumpft und leicht zu übersteigen. Im Firn gelangten wir auf Stapfspuren hinab in flachere Bereiche. Grödel wären von Vorteil, jedoch nicht von unbedingter Notwendigkeit im Hochsommer. Der steile Abschnitt am Firnhang führt nur über wenig Höhendifferenz zur Querung auf die freigelegten Schutthalden.

am Grinner Ferner; der ausstieg der Südostflanke der Parseierspitze befindet sich etwa dort wo der Firn seine minimale Höhenausdehnung aufweist

Am Rückweg durch die Gasillschlucht fiel uns wieder der haushohe Felsblock auf, der von den obersten Wettersteinkalkfelsen abgebrochen ist und in der darunterliegenden Wasserlaufmulde liegen geblieben ist. Allseitig mit glatten Scherklüften ausgebildet, nimmt der fehlende Verbund im Fels vom Phänomen des Bergsturzes nicht Wunder. Mittelgroße Blöcke sind bis zum Steig hinab zu finden.

Felsabbruch von einem der letzten Ausläufer der Oberrhätkalke in der Gasillschlucht

Auf der Augsburger Hütte fanden wir ein schönes Platzl am vordersten Felsabbruch hoch über Gasill. Freundliche Mädels wollen unsere Vornamen wissen, um uns damit ansprechen zu können. Sie servieren Köstlichkeiten zu vernünftigen Preisen selbst dann, wenn die Hütte mangels Materialseilbahn mit dem Hubschrauber versorgt werden muß.

Gipfel der östlichen Parseiergruppe von der Augsburger Hütte aus gesehen

Der Blick auf die Anstiege der östlichen Parseiergruppe weckte Ideen für weitere Besteigungen. So genossen wir auf der Hütte einen gelungenen Bergtagabschluß.

Augsburger Hütte mit Parseierspitze im Hintergrund

Mit einem schönen Blick auf den Kaunergrat mit Verpeil- und Watzespitze verließen wir die nette Augsburger Hütte in Richtung Tal, das immerhin noch einen Abstieg von gut 1.200 Hm erfordert.

deftige Kost auf der Augsburger Hütte

Die sehr abwechslungsreiche Bergtour über den Ostgrat auf die Parseierspitze führt über einen Anstieg von 2.008 m. Die Streckenlänge beträgt 14,6 km und die Gesamtzeit incl. allen Pausen und Hüttenaufenthalt nahm 11:20 Stunden in Anspruch.

Mils, 31.08.2024