Schitour Bärenkopf, 1.991 m

Ihren eigenen Reiz haben Schitouren im Karwendel durch steile Aufstiege, schroffe Gipfelregionen und steile Abfahrten, so wie die Schitour auf den Bärenkopf vom Hotel Restaurant Hubertus aus durch das Perchertal. Die Schitour wurde im schneearmen Winter 2024/25 speziell wegen ihrer nordwestseitigen Abfahrt gewählt. Sie ist eine kurze Tour mit lediglich knapp über 1.000 Hm Aufstieg und davon etwa 300 Hm über die präparierte Schipiste der Karwendel Bergbahn in Pertisau. Bei zeitigem Aufbruch begegnet man den Pistenschifahrern nicht, da die Betriebszeit der Karwendel Bergbahn um 9 Uhr beginnt und die ersten Abfahrenden gegen 9:30 auftauchen.

das reichste Schitourengebiet um das mittlere Inntal, die Tuxer Alpen, mit den Zillertaler Dreitausender im Hintergrund

Am Parkplatz (5.- sollte man in Münzen dabei haben) beginnt die Schitour in einer breiten Waldschneise pistenähnlich mit moderatem Gefälle aufzusteigen. Nach einer Viertelstunde des Aufstiegs verengt sich die Schneise und man hat die Wahl an der Gabelung entweder rechts über die schmale Schneise weiter aufzusteigen oder links über eine breitere.

Start am Parkplatz neben dem Seeufer, früh am Morgen unter Sonne

Die Schneisen stellen natürliche Abholzungen durch Lawinen dar, die in der Vergangenheit beträchtliche Ausmaße bis zum Siedlungsraum hinab angenommen haben.

Waldschneise ins Perchertal – die Aufstiegsroute

Die Wahl fiel auf die linke, breitere Schneise, die oben auf einem Forstweg endet, der westlich zur Schipiste heranführt. Die rechte Schneise führt direkter zur Piste, der dann über einen signifikant längeren Abschnitt gefolgt wird. So mag jeder zwischen Ruhe und rascherem Aufstieg nach eigenem Gutdünken entscheiden.

weiter oben in der Schneise kann die alternative Abfahrtsvarianten im Überblick eingesehen werden

Ab der Gabelung wird der Aufstieg über den linken Ast steiler. Der Gipfelbereich des Bärenkopfs kann eingesehen werden. Der flachere Forstweg am oberen Ende der breiten Schneise bringt die Abgeschiedenheit wieder ins Schigebiet zurück.

am oberen Ende der Schneise wird ein Forstweg angetroffen, der an der Schipiste endet

Gut 20 min steigt nun die breite Schipiste an Steilheit nach oben zunehmend auf, was auch mit ein Grund für den frühen Start sein sollte, denn unter Serpentinen während des Schibetriebs aufzusteigen, ist dem Tourenfreund nicht angenehm und kann im Unfallfall auch zu rechtlichen Problemen führen.

Rückblick über den bereits steilen Anstieg durch die Schneise

Am Ende des oberen steilen Teils der Schipiste gelangt man wieder auf einen flacheren Weg, der nach knapp 100 m entweder gleich wieder im Aufstiegssinn verlassen wird, um ins lichte Waldgelände zu gelangen, oder man folgt ihm bis zur langgezogenen Kurve im flachen bis knapp vor die Bärenbadalm (1.457 m).

Rückblick auf den Teil der Schitour, die auf der Schipiste verläuft (nur bis etwa zum mittig der Pisten beginnenden Wald im Bild)

Im Hintergrund der malerisch gelegenen Bärenbadalm liegt die mächtige Wand vor der Kaserjochspitze und dahinter, gerade noch sichtbar, die wunderschöne Schitour auf die Rappenspitze vom Falzthurntal aus. Die Alternative zur Bärenbadalm durch den Wald ist kürzer und endet bereits oberhalb der Alm.

gleich nach dem kurzen präparierten Flachstück wieder ins Gelände eingestiegen

Nun steigt das Freigelände gegen den Waldrand an, um bei der Schitour dem Sommerweg zu folgen, den einige gleichzeitig aufsteigende Tourengeher aufgrund der ruppigen und anstrengenden Verhältnisse im Wald mieden und unterhalb des Waldsaums noch im Freigelände querten, um über eine bequemere Aufstiegsrinne an den Waldrand auf etwa 1.650 m zu gelangen.

die Abkürzung erreicht oben eine große Almfläche oberhalb der Bärenbadalm

Der Aufstieg durch den Wald beginnt angesichts wenig Schneeauflage über eine kurze Strecke etwas unangenehm durch Wurzelwerk und Steine hindurch, durchzogen mit raschen Richtungswechseln und aperen Stellen, gerade, wie ein Sommer im Karwendel eben ausgeprägt ist.

nach dem kurzen, bei dürftiger Schneelage unangenehmen Waldstück

Anschließend lichtet sich der Wald und ein Abschnitt von Freigelände beginnt, der jedoch bald endet und ein zweites Waldstück beginnt. In diesem dominiert ein steiler Steig, der als Schitour die Haftgrenze der Felle erreicht und dadurch anstrengende Stufen erfordert.

Am Ausstieg aus dem oberen, steilen Waldstück in freie Bergwiesenflächen; Hangneigung ab hier groß (>35°)

Immer wieder ist man geneigt den Schi flacher zu halten, als die Neigung des Steiges es erfordert. Dadurch entsteht ein stufenartiger Aufstieg mit dem Talschi, die sich in Latschenschlaufen verfangen. Zum Glück ist die steilste Strecke nur kurz und endet im Latschengelände, kurz vor einer steilen Rinne, die bei entsprechender Lawinenwarnstufe gleich die Umkehr erfordert.

Die Rinne wird zu einem Plateau gegenüber gequert

Am Ende des Waldstückes zeig sich dann spätestens der Charakter einer Karwendeltour. Das Gelände wird steil, zahlreiche Rinnen charakterisieren den Hang und ein schwach ausgeprägter Staudengürtel wird durchschritten.

Blick nach Nordwesten; links unten Almfläche Bärenbadalm, rechts Steig aus dem Wald

Im Anschluß führt die Route durch weitgehend freies Gelände mit Lärchenbewuchs in den kurzen Staudengürtel. Ab dort dominiert der offene und steile Karwendelhang. Nach den Stauden trifft man im offenen Gelände bereits schon im Hochwinter auf harte Schmelzkrusten, die durch Bestrahlung am Nachmittag selbst schon zu Beginn des Februars die Arbeit von Sonne und Nachtfrost spüren lassen.

durchwegs steiles Aufstiegsgelände, oben die Scharte mit der Abfahrt

Glasige Abschnitte der Aufstiegsspur eröffnen teils anstrengende Passagen bis hin zur Scharte, an der man später in angenehmem Freigelände über nordwestgerichtetes Gelände abfahren kann.

an der Scharte mit Blick auf die weitere Routenführung nach rechts oben

An der Scharte tut sich ein phantastischer Blick exakt über dem Gramaijoch auf den weiß leuchtenden Spitz der Nördlichen Sonnenspitze in 17 km Entfernung auf. Rechts davon ragt der Koloss des Sonnjochs auf, das auf einem wunderschönen Steig über den Bärenlahner zu erreichen ist.

herrlicher Blick auf die Nördliche Sonnenspitze über das Gramaijoch hinweg, flankiert von Rappenspitze und Sonnjoch

Mit einigen Spitzkehren führt die Route an einen weiteren Eckpunkt der Schitour heran, an ein Jöchl, das durch Berghang und vorspringenden Gratkamm gebildet wird. Wie der Autor später herausfand, soll es dort eine noch bärigere Abfahrt geben, die es noch zu erkunden gilt.

Blick nach Nordwesten mit Montscheinspitze, Hoher Gans und Seeberg-/Seekarspitzen

An diesem Jöchl wendet sich die Route von Nordosten nach Südosten, auf einer längeren Hangquerung, die dem Sommerweg folgt und den Bärenkopf südlich umgeht. Am südlichsten Punkt trifft sie mit dem Aufstieg vom Weißenbachtal zusammen, der über die Weißenbachalm führt und auch im Winter begangen wird.

am seichten Jöchl mit der ersten Sichtung des in der Sonne glänzenden Gipfelkreuzes des Bärenkopfs

Bei kräftigem Föhn war an der Wegkreuzung mit dem Steig zur Weißenbachalm Schluß mit dem Schianstieg. Ein schmales Schmelzeisband zog sich unterhalb der Felsen über den Steig zum Bärenkopf hinauf, und dieses bot wenig Reiz, unter Schi zu begangen werden.

rechts beginnt eine lange Hangquerung; bei genügend Schnee kann auch direkt am Rücken aufgestiegen werden

Spätestens an der kleinen Felsstufe, die sich weitgehend vereist präsentierte, wäre ohnehin Abschnallen notwendig gewesen. Im weiteren Verlauf bis auf den seichten Sattel zum Gipfel des Bärenkopfs passierte man einige längere apere Stellen, sodaß die Entscheidung richtig war, die Schi an der Wegkreuzung zurückzulassen.

Hangquerung; steilster Abschnitt

So unspektakulär der Gipfel des Bärenkopfs, so schön ist die Rundumsicht dort. Vom Rofan im Norden gegenüber, über das Kaisergebirge und die Kitzbüheler und Zillertaler Alpen, reicht der Blick in die Tuxer und vor allem in das östliche Karwendel.

Bärenkopf, 1.991 m

An Schitouren bietet das Rofan und die Unnütze einige Schmankerln, wie das Kotalmjoch, den Vorderunnütz oder den Nordostanstieg auf den Hochunnütz.

im Norden gegenüber das Rofan und die Unnütze sowie der Guffert im Hintergrund

Im Kaisergebirge ist die Ellmauer Halt zu sehen, mit der dahinter liegenden schönen Schitour auf die Hintere Goinger Halt.

Wilder Kaiser ganz links, Kitzbüheler Alpen rund um das Alpbachtal in Bildmitte

Im Inntal schräg gegenüber, in den Alpbach umrahmenden Kitzbüheler Alpen, befinden sich herrliche Schitourenziele wie der Loderstein von Hygna aus, die Sagtalerspitze oder auch Standkopf genannt, der Gamskopf, der Große Galtenberg, der Torkopf, das Sonnenjoch, der Kleine und der Große Beil, der Mareitkopf sowie der Lämpersberg und der leichte Joel.

das reichste Schitourengebiet um das mittlere Inntal, die Tuxer Alpen mit den Zillertaler Dreitausender im Hintergrund

In den Tuxern, die schon vom Bergzug des Stanser Jochs abgedeckt werden, finden sich schöne Anstiege auf das Keller– und Kreuzjoch sowie auf den Kuhmöser. Nahezu alle Schitourengipfel der Tuxer Alpen sind auf diesem Blog beschrieben, so z. B. im östlichen Teil der Roßkopf mit dem phantastischen Anstieg von Hochfügen, oder der Rastkogel mit der Überschreitung von der Weidener Hütte, oder der letzte sichtbare Tuxer, der Hirzer.

Nordostende der Tuxer Alpen mit dem Kellerjochgebiet und die hohen Zillertaler im Hintergrund

Weiter im Hintergrund befinden sich die Zillertaler Alpen, in denen die Schi- und Hochtouren auf den Schwarzenstein und den Großen Mörchner sowie auf den Großen Möseler, den Hohen Riffler, den Olperer und den Schrammacher , die vom Bärenkopf aus sichtbar sind.

flache Gipfelregion am Bärenkopf; im Hintergrund die großartigen Gipfel des Karwendels, vom Bettelwurf bis zur Kaltwasserkarspitze

Im Karwendel schließlich gibt es unvergessliche Bergtouren, die unter Schi nicht erreichbar sind, wie beispielsweise die Kaltwasserkarspitze, der Laliderer Falk, die Schaufelspitze, die Bettlerkarspitze das Falzthurnjoch, die Montscheinspitze, Seeberg- und Seekarspitze (letztere kann in guten Wintern auch mit Schi bestiegen werden, worauf der Autor seit Jahren wartet), aber auch bärige Schitouren wie den Juifen und die leichte Hochplatte.

einmal mehr Karwendelgipfel, von Sonnjoch über Schaufelspitze, Bettlerkarspitze, Falzthurnjoch, Montscheinspitze bis zur Hohen Gans

Am Abstieg zum Schidepot an der Wegkreuzung zum Weißenbachtal angelangt, blies der Südföhn unvermindert weiter, sodaß das Abfellen und die Querung des Westhangs des Bärenkopfs bis zur Scharte, zu der etwa 130 Hm abgefahren werden müssen, zügig erledigt wurde.

Seeberg- und Seekarspitze

Die Erscheinung des Föhns in den heimischen Bergen ist zwar ein zuverlässiger Wettermacher, die genaue Vorhersagen der Wetterentwicklung unter ihrem Einfluss zuläßt, meist aber auch eine sehr lästige, die einiges an Genuß sowie an Stimmung verdirbt.

Blick auf die alternativen Abfahrten; auf dem mittleren weißen Band der drei Geländestufen im Schatten fuhren Gruppen von Tourengehern auf der Alternativabfahrt ab

Kaum zwei Meter tiefer hinter der Scharte war der Spuk vorbei, es war windstill und lediglich das Rauschen des Windes in den Nadeln der knorrigen Tanne an der Scharte war zu hören und zu sehen.

an der Scharte zur Nordwestabfahrt

Der Nordwesthang breitete sich nach einer aufgelockert in den obersten Hang eingestreuten Staudenansammlung aus, was weitläufige Schwünge in unbestrahltem weichen Schnee zuließ. Den weichen Schnee als Pulverschnee zu bezeichnen wäre unzutreffend, da es ja lange vorher keinen Niederschlag gegeben hat und sich die Schneedecke bereits zu Altschnee verdichtet hatte.

atemberaubender Blick auf den Achensee, knapp hinter der Scharte

Die Hangneigung mag im ersten Teil hinter der Scharte an die 40° heranreichen, weshalb die Befahrung dieses Hangs entsprechende Stabilität der Schneedecke voraussetzt. Anschließend verflacht er sich auf seinen bewaldeten unteren Teil, der noch steilere Passagen aufweist, leider aber schmaler ist und entsprechend zerfahren war.

Rückblick zur Scharte

Mit Bewuchs durchsetzt bietet er ein gutes Training mit Herausforderung an die Oberschenkelmuskulatur zur Aufrechterhaltung seiner Steilhangkünste. Und kurzweilig ist er ebenso, eine Karwendelabfahrt eben.

mit gleicher Hangneigung geht es bis zum dichten Wald hinab

Weiter unten, bevor dichter und unbefahrbarer Wald beginnt, gelangte der Autor auf einen Steig, der in zwei, drei Serpentinen zur Schipiste abfällt, zuletzt über ein freies Waldstück mit guten Rückblick über die rassige Abfahrtsstrecke.

unterer Teil der Abfahrt mit zunehmendem Bewuchs

Die Mündung des Steigs in die Schipiste befindet sich etwa dort im Perchental, wo der Forstweg über die linke Aufstiegsvariante auf die Schipiste trifft. Über die Piste hinab zum Parkplatz zweigt man einmal rechts vom Schigebiet in die schmale Schneise ab, die im Aufstieg die rechte Aufstiegsmöglichkeit darstellt.

Einmündung des Steigs auf die Schipiste, die zur Abfahrt benutzt wurde

Die nette und keineswegs als leicht einzustufende Schitour verlangt eine Gesamtzeit von 3:45 Stunden mit einem kurzen Gipfelaufenthalt. An Aufstieg werden 1.060 Hm fällig, welche bei der Masse des Autors mit Ausrüstung einer Hubarbeit von 1.040 kNm entspricht. Bei einer Aufstiegszeit von angenommen 2 ½ Stunden entspricht sie einer potentiellen Energie von 115 kW.

Mils, 08.02.2025

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