Als malerisch kann die bärige Schitour auf den Fradersteller bezeichnet werden. Inmitten der sanften Brennerberge der Steinacher Decke gelegen ist sie im oberen Teil eine sehr sonnige Schitour mit weiten Abfahrtshängen. Sie ist eine kurze Tour mit lediglich 870 Hm Anstieg.
Der Start erfolgt am Parkplatz hinter Almis Berghotel in Obernberg (nach dem Hotel links abbiegen). Wenige Meter werden die Schi über die Brücke zum Feld nach dem Zaun in der Frade getragen und dort angeschnallt.
Das Feld wird diagonal in Richtung Fradertal nach Süden gequert und am Ende über eine Kuppe der Bach überquert. Bei unserer Begehung zeigte das Thermometer im Auto -19°C, entsprechend klamm waren Finger und Nase, als uns aus dem frühmorgens noch nicht beschienenen Fradertal auch noch die schwere Kaltluft der Thermik entgegen strömte. Doris bekam von diesem Angriff sogar graue Haare.
Damit uns nicht kalt wurde beeilten wir uns einigermaßen mit dem Aufstieg auf dem Almweg und jedes Foto wurde zur Verlängerung gefrorener Finger. An der Fraderalm verließen wir dann den Weg Richtung Südosten, auf den kurzen freien Hang nach der Alm hinauf.
Die Freifläche wird nach wenigen Minuten von Wald abgelöst in dem eine verfallene Heuhütte passiert wird. Die Route ist gut markiert, da sie auch einen alten Sommerweg darstellt. Bald erkennt man einen Bacheinschnitt rechts der Spur, der ganz oben, in Kammnähe erst gegen Süden überschritten wird.
Kurz wendet man sich vom Bacheinschnitt ab, um auf einer Almfläche mit intakter Heuhütte Höhe zu gewinnen. Wir legten dort eine Trinkpause ein und bewunderten den Gegenhang im Westen mit der Allerleigrubenspitze, die zur Schitourenrunde über den Hohen Lorenzen ausgebaut werden kann.
Anschließend führt der Weg wieder näher zum Bach und die nächste Stufe wird in Angriff genommen. Dort wird das Gelände etwas steiler, bleibt – bis auf eine Stelle mit vielleicht 20 Hm Ausdehnung – jedoch immer unter 35°. Nach dieser Steilstelle wird eine weitere verfallene Heuhütte erreicht, die rechts liegen bleibt. Weiter steigt man gegen die vereinzelten Lärchen auf und erreicht im Hochwinter endlich sonnenbeschienene Flächen.
Das Gelände wechselt sich nun mit leichten Kuppen gegen den Karsattel hin ab und die weiße Kuppe des Fraderstellers wird sichtbar. Der Aufstieg wird zusehendes flacher und gegen den Sattel hin überschreitet man noch eine kleine Rippe bevor die Spur fast flach wird.
Für die letzten 150 Hm Aufstieg mußten wir nochmals in den Schatten eintauchen, da die Nordseite des Fraderstellers die flache Jännersonne abschattete. Im Bogen von Norden nach Westen und schließlich kurz nach Osten wird die Gipfelkuppe erreicht.
Der Fradersteller erwartet den Besteiger ungeschmückt. Die einzige Markierung besteht aus dem klassischen Grenzziehungsstein, der in den Brennerbergen so häufig anzutreffen ist. Eine Rast auf der Kuppe wäre aufgrund des Windes auch nicht wünschenswert gewesen, wir suchten dazu eine geschützte Mulde am Kamm unweit vom Gipfel.
Neben uns besuchte noch ein weiterer Tourengeher den Fradersteller, der vom Flachjoch her aufgestiegen ist. Auch diese Variante ist möglich, jedoch mit recht langem und flacheren Anstieg mit ein wenig Höhenverlust.
Rund um den Fradersteller warten traumhafte Schitouren auf den Brennerbergen, gegen das Gschnitztal hin und am Tuxer Hauptkamm. Davon wären zu nennen:
Im Westen der Brennerberge der Sattelberg, in den Zillertalern die Hohe Warte, Kleiner Kaserer, Hohe Kirche, Kluppen, Kraxentrager und Wolfendorn.
In den Brennerbergenwären der Geierskragen, der Grubenkopf und der Südliche Rosslauf zu nennen, im Hauptkamm der Stubaier, der Nördliche Rosslauf und der Obernberger Tribulaun.
Im südlichen Landesteil wäre die schöne Wetterspitze ein sehr empfehlenswertes und die Ellesspitze ein eher leichtes Ziel.
Im Norden des Obernbergtales gibt es ebenfalls ein paar tolle Schitouren, sei es das wenig bekannte Gstreinjöchl, der Muttenkopf oder die Rötenspitze.
Ein halbes Stündchen hielten wir es trotz der Kälte am Gipfel aus bevor wir zur Abfahrt aufbrachen. Der Gipfelhang konnte trotz der harten Windgangln halbwegs vernünftig befahren werden, unterhalb tauchten wir dann in bessern Schnee ein, der großteils noch pulvrig war.
Die Abfahrt über die schönen Hänge unterhalb des Aufstiegs war noch fast unbefahren. Diese Hänge sind empfehlenswerter als nahe der Aufstiegsspur abzufahren, wo die meisten Spuren hinunterführten.
schöne Abfahrtshänge östlich der Aufstiegsroute
Unten kommt man etwas oberhalb der zweiten verfallenen Heuhütte an und nimmt dann wieder die Abfahrt neben der Aufstiegsspur.
Durch das Waldstück hindurch wird die Fraderalm erreicht, nach der eine kurze Schiebestrecke bis zum Almzaun zu bewältigen ist. Die Abfahrt findet anschließend großteils auf dem Almweg statt, bis auf ein kurzes Stück nach zwei Almgebäuden, das mit schönem Pulverschnee aufwartete.
Die Ausfahrt auf dem schmalen Weg neben dem Bach bietet wenig Ausweichmöglichkeiten und erfordert ein wenig Vorsicht, wenn Aufsteigende in die Gegenrichtung passiert werden müssen.
Gerne nimmt man da den seitlichen Hang am Ende des Weges, um etwas bequemer auszufahren.
Die schöne Tour erstreckt sich über 4,5 km und 870 Hm. Wir haben dafür gesamt 3:15 Stunden benötigt bevor wir in Almis Berghotel eingekehrt sind, um dort immer gut bewirtet zu werden.
Mils, 10.01.2021