Die rassigste Schitour im Nafingtal stellt wohl unbestritten der Aufstieg über die teilweise steile Nordostmulde auf das Hobarjoch dar. Durch die Steilheit des Hanges im unteren Teil, sowie der westlich begrenzenden Graterhebung bedarf es für diesen Anstieg entsprechend guter Schneeverhältnisse und geringer Lawinengefahr.
Die Schitour besticht im Spätwinter auch wegen der prächtigen und durchgehenden Sonnenbestrahlung vom Tiefsten des Nafingtales bis zum Gipfel. Ein Umstand der je nach Jahreszeit und Temperaturverhältnissen gegebenenfalls auch einen rechtzeitigen Aufstieg erfordert. Der Aufstieg von Innerst bis zur Weidener Hütte möge mit gut 1 ½ Stunden kalkuliert werden.
Als Alternative steht bei schlechteren Verhältnissen der Aufstieg über das Hubertuskreuz und den Vorgipfel des Hobarjochs zur Verfügung. Dieser Aufstieg bietet nur kurze Passagen mit Hangneigungen über 30°, vor allem aber keine steileren Hänge oberhalb der Aufstiegsroute. Zum Abschluß dieser Variante kann man über eine kurze Gratkletterei auf den Gipfel des Hobarjochs, oder man läßt diesen letzten Teil aus, bleibt etwa 30Hm unterhalb des Gipfels und fährt über das Aufstiegsgelände und unten über den lichten Wald ab, wobei man dabei wieder zum Ausgangspunkt, dem Wegkreuz vor der Nafingalm, oder weiter hinab bis auf Höhe der Weidener Hütte fahren kann. Bei letzterer Abfahrtsvariante werden allerdings etwa 30 bis 50Hm Aufstieg zur Weidner Hütte fällig, je nachdem wo der Bach überquert wird. Diese Variante wird hier nicht beschrieben.
Nach dem passieren der Weidener Hütte wird nach weiteren 120Hm das erste Wegkreuz vor der Nafingalm (rechts im Hangrücken zum Bach hinab und schmiedeeisern) erreicht. Knapp nach diesem zweigt der Anstieg zum Hobarjoch rechts ab und führt über ein paar Meter hinab zum Nafingbach, der – in unserem Fall an diesem herrlichen Märztag – unsichtbar unter der massiven Schneedecke liegt und überquert wird.
Auf den ersten Minuten Aufstieg auf der Gegenseite des Baches sieht die Hangneigung plötzlich völlig anders aus, die Steilheit der unteren Stufe wird erst dort optisch so recht sichtbar.
Diese erste Stufe erfordert einige Spitzkehren, die Route meist direkt unterhalb der steilen Hänge vom Gratrücken herab verlaufend, immer den steilsten Stücken im Hang ausweichend – ein Anstieg, der richtig Freude bereitet.
Durch die Kaltfront und den nicht unbeachtlichen Neuschnee tags zuvor erlebten wir eine echte Winterlandschaft und wenn die Temperaturen nicht so mild gewesen wären, dann hätte man in der Umgebung geglaubt den Jänner zu sehen.
Nach kaum 100Hm, etwa auf 2.000m, zweigt rechts die Aufstiegsroute zum Hubertuskreuz ab, die eingangs kurz als Alternative beschrieben ist. Wir folgten der rassigeren Route hinauf zur schönen Mulde mit dem angenehm abgestuften Mittelteil.
Der Mittelteil der Tour beginnt auf rund 2.100m nach dem steilen unteren Teil etwa 20min nach der Bachüberquerung. Ein paar größere Felsbrocken vom Gratrücken herab stellten an unserem Tourentag die einzige Unterbrechung des Weiß in der heimeligen halbflachen Mulde dar. Oberhalb dieser Felsbrocken wartete die nächste kurze Steilstufe idyllischer Ausprägung – ein wahrer Traum dieser Anblick.
Durch unseren westseitigen Aufstieg erreichten wir die obere Kuppe, die, recht abgeblasen, für eine kurze Strecke auf harschiger Schneedecke sorgte. Dies war die einzige Stelle im Mittelteil, die nicht von Neuschnee bedeckt und nach ein paar Minuten auch schon überwunden war.
Das folgende, etwas flachere Teilstück führt in wenigen Minuten hin zum letzten Steilhang, der gleichzeitig den Gipfelhang bildet. Bis zur Gipfelkuppe kann der Hang vom Flachstück aus eingesehen werden und der Aufstieg mit seinen wenigen, oben im steilsten Abschnitt etwas verdichteten Spitzkehren liegt vor seinem Bezwinger. Ein toller Hang – leicht felsdurchzogen und leider zuvor dem Wind ausgesetzt, daher etwas harschig bei der Abfahrt aber dennoch phantastisch zu fahren.
Dem steilsten Stück folgt gleich die stetige Abflachung des kofelartigen runden Gipfels. Zuvor noch kann der kleine Felssporn am Gratrücken eingesehen werden, den man überklettern muß, um auf den Gipfel des Hobarjochs zu gelangen wenn der Alternativaufstieg über das Hubertuskreuz genommen wurde. Keine besondere Herausforderung an Kletterkünste, jedoch mit Tourenschuhen und nicht einsichtigem Untergrund eine Sache, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordert.
Am Gipfelplateau angekommen fällt ein Vermessungszeichen anstelle eines Gipfelkreuzes auf – es handelt sich um die Bezirksgrenze zwischen Innsbruck-Land und Schwaz.
Das Gipfelkreuz befindet sich auf einem Nebengipfel, der durch ein seichtes Sattelchen separiert ist und im Wettstreit über die größere Höhe fällt es optisch schwer den Nebengipfel als den höheren anzuerkennen. Möglicherweise liegt die Verlagerung des Gipfelkreuzes am Hobarjoch auf den Zwillingsgipfel in der gewünschten allseitigen Sichtbarkeit des Vermessungszeichens.
Die in den meisten Internetberichten zu findende Bezeichnung „Almkogel“ ist falsch, jener Gipfel befindet sich 1.170m weiter westlich in Richtung Hippold und er ist um knapp 100m niedriger als das Hobarjoch.
Der Gipfel mit dem Kreuz ist ein Zwillingsgipfel vom Hobarjoch, der Almkogel ist vom Gipfel mit dem Vermessungszeichen aus nicht sichtbar, weil er sich in der Flucht des Zwillingsgipfels befindet. Mit Ausnahme von Tiris greifen die meisten Webseiten auf ein falsch bezeichnetes Kartenwerk zu.
Richtung Nordwesten fällt ein traumhaft anzusehendes Kar zur Krovenzalm ab und hinter der Krovenzalm ragt eindrucksvoll der Hirzer auf.
Richtung Südwesten thront der allgegenwärtige Gipfel der Zillertaler, der Olperer und selbst in 17km Entfernung macht der massive formschöne Gipfel einiges her.
Im Osten bestechen die weiß gekleideten Hänge im Nafingtal, wobei ebenfalls die Gratkette des Nurpenstales weiter im Osten deutlich sichtbar ist, mit dem Gilfert im Nordosten beginnend und mit dem markanten Rastkogel im Osten endend.
Nach Rast und dem Genuß der Szenerie freuten wir uns auf die tollen Abfahrtshänge. Am Steilhang unter dem Gipfelaufbau mußte vorausschauend das etwas seichte Schrofengelände durchfahren werden in dem man gut tut lieber einmal mehr hinzuschauen ob einzelne Spitzen sichtbar sind. Sobald die Neigung nachläßt empfanden wir die Bedrohung für den Schibelag überwunden und konnten unbeschwert die Mulde darunter bis zur nächsten Stufe abfahren.
Im weiteren Verlauf bestand keinerlei Gefahr von Steinkontakt, der Neuschnee bescherte uns eine wahrlich hochwinterliche Pulverabfahrt bis zum Nafingbach hinunter. Mehrmals hielten wir inne um das Erlebnis auszukosten.
Die Abfahrt über den unteren Teil bedarf, nachträglich betrachtet, wirklich guter Verhältnisse. Man mag Schlupflöcher mit Neigungen um oder unter 35° finden, der Hang insgesamt betrachtet muß aber darüber eingestuft werden und ist bei Warnstufe III nicht mehr sicher genug.
Bei unseren Verhältnissen jedoch bleibt diese Abfahrt in guter Erinnerung – ein Traumhang der im Nafingtal sicher die Krönung an Aufstiegs- und Abfahrtserlebnis darstellt. In der Bildergalerie befindet sich die Aufzeichnung unseres Aufstiegs und der Abfahrt ab dem Wegkreuz und zurück.
Beim Bergsteigermenü – Knödelsuppe und Bier – in der Weidener Hütte genossen wir noch die Mittagszeit bevor der 5.5km lange Weg mit ein paar kurzen Stücken leicht anschiebend talauswärts in Angriff genommen wurde.
Für die Tour werden gut 6 Stunden benötigt, incl. kurzer Trinkpausen, etwa 35min am Gipfel und ebenso lange auf der Weidener Hütte. Dabei werden knapp 1.360Hm und etwa 8km Aufstieg zurückgelegt.
Mils, 02.03.2019