Der Hohe Napf steht im Schatten des 442 m höheren Hogers, wie die Schmirner die Hohe Warte nennen, und seine Besteigung erfolgt im Hochwinter im unteren Teil fast ausschließlich ohne Sonnenbeleuchtung. Erst ab den freien Hängen unterhalb des Rauhen Kopfs darf man sich ab der Mittagszeit einigermaßen des ersehnten Lichtes erfreuen. Andererseits herrschen dafür am Nordhang zumeist gute Schneeverhältnisse. Der hier beschriebene Aufstieg auf den Hohen Napf dient auch als leichte Tour bei zweifelhaften Verhältnissen.
Am Parkplatz südlich der Brücke zur Holzebensiedlung beginnt der Aufstieg parallel zur Gemeindestraße und am Waldrand bei den ersten Häusern wird mit einer Kehre der Waldweg in Richtung der Kapelle zur sogenannten Kalten Herberge eingeschlagen. Diese bleibt zunächst rechts liegen und dem Aufstieg entlang der Forststraße wird weiter gefolgt.
Nach ein paar Kehren am Weg steigt endet dieser, die Hangneigung steigt drastisch und unter ein paar Spitzkehren wird eine Kuppe erreicht. Auf dieser erkennt man schon durch die Bäume die lange schräge Schneise durch den Wald, die mit teils steileren Passagen bis auf den unteren Saum des Waldes gefolgt wird. Es handelt sich dabei um eine Forstfläche und teilweise schlängelt sich die Spur zwischen gefällten Bäumen und Baumstümpfen hindurch.
Am oberen Ende flacht der Hang einigermaßen ab und geht in eine alte Almweidefläche über. Diese durchquert die Spur zu ihrem oberen Ende.
Am Weg dorthin passiert man eine schön geformte Baumruine in deren Form ein vermeintliches Auge unterhalb des Wiedehopfs sowie ein Mund unterhalb des Schnabels sichtbar werden können, vorausgesetzt Muse beherrscht den Aufstieg entlang des heimeligen Lärchenwaldes, anstelle reiner Trainingsgedanken einen Gipfel zu erreichen.
Oben, am Ende der Almfläche, befindet sich ein schmales Gatter, durch das die Alm in einen kurzes Stück lichten Lärchenwaldes verlassen wird. Weiter führt die Spur leicht schräg links einer nächsten freien Fläche entgegen.
Auf der freien Fläche beschreibt die Route mit einigen Richtungswechseln und Kehren einen langgezogenen Rechtsbogen, um nördlich unter dem Rauhen Kopf dessen steilen Gipfelaufbau zu queren. Bereits vor der Querung wird das Gipfelkreuz sichtbar.
Die Querung von der Nordseite zur Westseite auf den Rauhen Kopf stellt die bis jetzt einzige steile Passage dar, in der die Hangneigung 35° übersteigt und, je nach Verhältnissen, die Spur entsprechend flach angelegt werden soll, sofern die eher seltene Situation vorherrscht, daß noch keine angelegt wurde. Wer den Rauhen Kopf auslassen will quert am Westhang etwa horizontal nach Süden zum Hohen Napf weiter.
Der Aufstieg von einer kleinen Einschartung vor der felsigen Gipfelkuppe des Rauhen Kopfs wird am besten zu Fuß in Angriff genommen. Das Gipfelkreuz befindet sich dem Gipfel etwas westlich vorgelagert. Wer sich für den Rauhen Kopf vor dem Hohen Napf entscheidet, muß mit etwa 30 m Abstieg in die Einsattelung zwischen beiden Köpfen rechnen, die dem Rauhen Kopf gerade noch Gipfelstatus ermöglichen.
Dieser Abstieg bringt die Frage den Abfellens mit sich, – wir haben ihn ein wenig manövrierbehindert unter Fellen in Kauf genommen, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist und je nach Schneelage vor Ort entschieden werden muß.
Aus dem Sattel zwischen beiden kann der Hang auf der Ostseite der Mulde unterhalb des Hohen Napfs gequert werden, um auf der südlichen Begrenzung unter einigen Spitzkehren steil auf den schmal werdenden Grat zu gelangen, der direkt zum grasigen Gipfelchen führt, das durch keine Markierung gekennzeichnet ist. Die direkte Begehung des Grates aus dem Sattel scheitert an Schrofen, der Umweg auf die Südbegrenzung ist nicht vermeidbar.
Unmittelbar vor dem schmalen Gipfelgrat, der zu beiden Seiten steil abfällt, gibt es die Möglichkeit auf die Westseite des Gipfelgrates auszuweichen, wenn man den Gipfel nicht besteigen will. Dort gibt es eine kleine Flachstelle, an der Abfellen und Vorbereitung zur Abfahrt wesentlich bequemer als auf dem kaum zwei Meter breiten Grat durchzuführen ist. Dieses Plätzchen sucht man im Allgemeinen auch lieber auf, wenn man das Gipfelchen bereits kennt.
Es ist auch möglich ohne Schi den kurzen Gipfelgrat zu besteigen und vielleicht sogar sinnvoller, um Abfellen unter der Gefahr des Verlustes eines Schis am Gipfelchen zu vermeiden. Meist ist dieser abgeblasen und bietet wenig Möglichkeit die Schi gesichert in den Schnee zu stecken.
Vom Hohen Napf besteht ein bestechender Blick auf den höchsten Gipfel des Tuxer Hauptkamms, dem Olperer und rechts daneben auf den Fußstein.
Links der beiden befinden sich die Frauenwand (mit den deutlich sichtbaren dunklen Steifen von Hochstegenkalkmarmor) im Hintergrund, den Marmoren der auffälligen Schöberspitzen im Vordergrund und der mächtige Kleine Kaserer, die bestechende Schitouren bieten.
Rechts neben dem Fußstein blickt noch gerade der Schrammacher durch, bevor der Kamm nach Norden in der Hoferspitze, der Hohen Warte gipfelt, ein bäriges Schitourenziel von Toldern. Rechts von ihr bietet der Kamm zwischen Schmirn und Valsertal weitere schöne Schitourenziele mit der Gammerspitze und der Riepenspitze, die über die Ultenspitze führt.
Im Talende des Schmirntales erblickt man die schönen Tourenziele der zentralen Tuxer Gipfel, beispielsweise den Geier und das Naviser Kreuzjöchl und am Trennkamm zum Navis seien die Schafseitenspitze und die Scheibenspitze genannt.
Unsere Abfahrt begann auf dem etwa 35 m tieferen Platzl, das auch dem Wind einen gewissen Schutz bietet und sich bei unserer Begehung allgemeiner Benutzung erfreute. Kaum jemand unternahm den Aufstieg auf das Gipfelchen.
Wir wählten die Abfahrt in den Kessel in Richtung Zirmahütte, um von dort linksseitig vom Bach durch steile Waldpassagen auf den Weg zu kommen, der zurück zur Kapelle zur Kalten Herberg führt. Genauso wäre es möglich gewesen entlang der Aufstiegsspur abzufahren. Der steile Hang westlich unter dem Rauhen Kopf in den Kessel der Alm versprach eine tolle Abfahrt durch lichten Lärchenbestand. Im Zweifel der Lawinenverhältnisse können dort auch flachere Hangpartien zur Abfahrt gewählt werden.
Unterhalb des Almweges muß über einen Zaun geklettert werden bevor sich der Kessel verengt und eine schmale Schneise links neben dem Bach kräftezehrende Schwünge über das steile Gelände erfordert. Weiter unten, in der Nähe des Weges, wechselt die Abfahrt auf die rechte Seite des Bachs.
Kurz darauf erreicht man am Weg die Wallfahrtskapelle Mariahilf in der Kalten Herberge. Die wissenswerte Geschichte über die Entstehung der Kapelle geht auf eine Legende zurück, die in den Bergsteigerdörfern nachzulesen ist und in der eine Kopie des berühmten Gnadenbildes Mariahilf, das Lucas Cranach d. Ä. nach 1537 geschaffen hat, aufbewahrt wird. Die Kapelle stellt ein denkmalgeschütztes Objekt im Schmirn dar und ein wunderschönes Bild der Kapelle aus der Vergangenheit findet sich bei Josef Auer, offensichtlich mit einem dritten, deutlich abgesetztem Gebäudeabschnitt, den es heute nicht mehr gibt, vergleicht man die Bilder in den Links.
Mit der Kapelle als Besonderheit auf der Tour endet diese gleich danach auch schon wieder. Wir haben an Aufstieg 855 m gemessen und benötigten dafür incl. einer kurzen Pause am Gipfel 3:14 Stunden.
Mils, 29.01.2022