Eine leichte Schitour auf einen Gipfel mit besonderem Gipfelschmuck ist der Kleine Gilfert im Rastkogelmassiv im hinteren Nurpenstal am Weerberg. Das schöne Gipfelkreuz und die drei kreisförmig aufgestellten Darstellungen mit jeweils drei religiösen Symbolen – sie stellen die neun Weltreligionen dar – zieren das mittelgroße Gipfelplateau.
Der Ausgangspunkt ist wie für alle Touren im Nurpenstal der Parkplatz Innerst (Kleingeld!) vor dem netten Gasthäuschen Innerst.
Den Almweg erreicht man über die Rampe zum Privathaus oberhalb (nordöstlich) des großen Parkplatzes, über die steile Wiese oberhalb. Sie führt gut 80Hm höher zum Almweg zur Stallenalm bzw. den Nurpensalmen und ist auch der Zustieg zum Gilfert über die Nonsalm.
Über knapp 5km führt der Almweg bis zur Wehranlage im flach werdenden Almgelände der Nurpensalmen. Dort kann man dann den eher flacheren Weg über den Hochleger der Unteren Nurpensalm nehmen, oder bis zur Oberen Nurpensalm weitergehen und von dort aufsteigen.
Am Weg dorthin begleitete mich recht dichtes Schneetreiben. Aufgrund des Wetterberichtes habe ich extra erst um 9 Uhr mit der Tour begonnen, da es im Tagesverlauf aufklaren und teilweise sonnig werden sollte. So sah es an der Stallenalm nicht aus.
Am Gegenhang, im Gelände des Niederlegers der Unteren Nurpensalm jedoch klarte es von Nordwesten her auf und die Laune wuchs dabei ungemein. Es sollte ein schöner Tag werden, so dachte ich.
Der Weg zum Hochleger der Unteren Nurpensalm und der weitere Aufstieg Richtung Südosten zum Kleinen Gilfert ist großteils flacher und daher sicherer als der direkte Aufstieg von der Oberen Nurpensalm in Richtung Osten.
Weil ich den erstgenannten Aufstieg vom Sommer her kenne wählte ich den Aufstieg über die Obere Nurpensalm.
Hierbei sind einige Hänge mit zweifelhafter Steigung für die momentanen Schneeverhältnisse zu überwinden und daher momentan nicht unbedingt zu empfehlen. Ich fühlte mich in der bereits spürbar gesetzten Schneedecke jedoch nicht unsicher, wagte aber den Aufstieg nicht in direkter Linie sondern etwas abgewinkelt über schöne Hänge unterhalb eines ausgeprägten Schrofengelände, etwa 500m südöstlich des Hochlegers der Unteren Nurpensalm.
Da der gesamte Aufstieg zu spuren war benötigte ich dafür wahrscheinlich genauso lange, als für den Anstieg über die Wegserpentinen am Normalaufstieg über den Hochleger nötig ist. Das kupierte Gelände jedoch ist dort zum Betrachten während des Aufstieges richtig schön.
Mitten im Anstieg überfiel mich vom Tale her in ungemein großer Geschwindigkeit herauf geblasener Nebel, der eine Dichte erreichte, die es mir nicht mehr möglich machte weiterzugehen. Natürlich kommt eine prekäre Situation nicht alleine, während der Nebelattacke stand ich just im steilsten Stück mittig zwischen der Oberen Nurpensalm und dem flacheren Teil, der sich muldenartig zum Gipfel hinzieht.
Was tun? Kompass auf der Uhr, Detailkarte nur über die Routenbeschreibung am Handy – keine sehr genauen Hilfsmittel um im steilen Gelände die Richtung exakt zu bestimmen.
Nun, die naheliegendste Taktik ist Abwarten und Tee trinken. Letzters habe ich trotz des steilen Hanges getan und den Rucksack dazu abgelegt.
Nach knapp 10min war der Spuk vorbei und ich wieder einmal um eine lange nicht mehr erlebte Situation reicher. Es war richtig zu warten, zumal zum einen ja der rasch emporziehende Nebel sich nicht festsetzen würde und andererseits mir auch das Queren eines kleinen Grabens erspart geblieben ist, den ich im Nebel weiß Gott verfl… hätte.
Zur Belohnung der Geduld im Nebel setzte nun hinter ihm ein beißend kalter Wind aus Nordwest ein, der den jüngst am Morgenkogel abgefrorenen Fingerkuppen der Mittelfinger beider Hände wieder zu schaffen machte. Als i-Tüpfelchen obendrauf fiel mir nun das Handy aus den klammen Fingern und mit der schmalen Seite recht tief in den Schnee.
Kurz und gut, oben am Gratrücken, an dem der Wind meist immer seine tollsten Spiele treibt, spürte ich das Gros Finger gar nicht mehr.
Bis dorthin waren aber noch knapp 200Hm zu spuren. Angenehm – soferne man bei dieser Tätigkeit überhaupt davon sprechen kann – ist das Spuren immer dort wo man auf der alten Spur darüberspurt und das Problem dabei ist, diese nach tagelangen Windverwehungen zu treffen. So muß meine Spur für die beiden ca. 30min später nachfolgenden Münchner (Vater und Sohn) gewirkt haben als hätte ich den gesamten Vorrat an Gipfelschnaps bereits konsumiert gehabt.
Die letzten 100Hm unterhalb des Gipfels waren vom Vergnügen des Winterbergsteigens weit entfernt; abgeblasenes Terrain, der böig starke Wind sowie keine windgeschützte Stelle hinter dem Sattelchen vor dem Gipfel des Kleinen Gilfert, starre Finger und der Reißverschluss des Windstoppers, der sich nicht öffnen wollte veranlassten mich zu einer letzten Handlung und zwar zu nur einem Foto des Gipfelkreuzes vom Sattel aus, ohne Erledigung der letzten ca. 30Hm.
In Windeseile abgefellt, Gipfel und das im Sattel befindliche Friedenssymbol abgelichtet und ab ging die kurze Fahrt über die abgeblasenen Teile des Gratrückens bis zu den sich rasch öffnenden schönen Hänge im freien Gelände.
Am Hochleger der Unteren Nurpensalm herrschten wieder erträgliche Windverhältnisse, allerdings nahte von Nordwesten erneut Ungemach, eine dunkle schwarze Front Nebels und Schneeschauer näherten sich rasch. Die Sicht wurde diffus und die restliche Abfahrt bis zur Wehranlage im Nurpensbach entbehrte den Abfahrtsgenuß dadurch, daß weder Kuppen noch Mulden richtig sichtbar waren und somit Stauchung und Schwebe wie ein Blinder erlebt wurde.
Am Almweg angekommen konnte ich im Rückblick die beiden Kollegen bereits in Abfahrt begriffen erkennen – angesichts des sich rapide verschlechternden Wetters eine kluge Entscheidung.
Die restliche Abfahrt erfolge nach kurzer Schiebestrecke nach der Wehranlage über die Hänge oberhalb der Brücke über den Nurpensbach und nach Überquerung dieser am Almweg bis zum Hang oberhalb des Parkplatzes.
Schade wäre, wenn die nette und auch leichte Schitour aufgrund der sich heute so plötzlich ändernden Wetterverhältnisse im Bericht möglicherweise schlecht weggekommen ist; wenn es so ist hat sie es nicht verdient.
Im Gasthaus Innerst gibt es zum Abschluß eine deftige Kasknödelsuppe.
Interessant war bei dieser Tour auch wieder einmal, wie wenig man sich im Hochgebirge auf den Wetterbericht verlassen kann. Örtliche Entwicklungen wie Nebelbildung und -verteilung sind gar nicht erfass- und prognostizierbar und die allgemeine Tendenz kann ein wesentlich kleineres Zeitfenster haben als in der allgemeinen Prognose vermittelt.
Für die gesamte Tour habe ich 4 1/4 Stunden benötigt. Dabei wurden über 9,3km knapp 1.100Hm zurückgelegt.
Mils, 02.01.2018