Der vom Inntal aus mit einem phantastisch langen Kamm das äußere Sellraintal bildende Rosskogel sollte einmal des Winters auf diesem Kamm bestiegen und des Kammes Südflanke als Abfahrt zur Ausbildung einer Schitourenrunde benutzt werden. Schon zuvor, im Herbst eines anderen Jahres, wurde dieser Plan bei einer Wanderung auf den golden getünchten Sonnberg gefasst. Das Vorhaben begann mit einer beeindruckend langen Abfahrt und gelang, wenn auch mit einem wenig wünschenswerten Stück im Wald, das Kräfte und Mühen abverlangte. Daraus entstand eine noch durchzuführende Alternativroute.
Die Schitour auf den Rosskogel, vielmehr auf das vorgelagerte Kögele, von Tauegert aus ist eine bekannte Schitour und auch bei unserer Begehung folgten wir nach dem Kögele bereits am selben Tag gespurtem Gelände zum Rosskogel. Der Südhang vom Gipfel hinab aber, knapp 800 Hm uneingeschränkt freies Abfahrtsgelände, war die eigentliche Begierde und eine Runde zu formen das Ziel.
Am kleinen Parkplatz in Tauegert fallen frühmorgens mit Vorsicht die Autotüren zu, weil man sich inmitten eines Wohngebietes ohne sonstigen Lärm befindet. In Tauegert ist diese Situation besonders auffallend. Ebenfalls unterhält man sich nicht lautstark über vergessene Lawinenwarngeräte oder sonstiges. Eine Attitüde, die vielen Tourengehern fehlt und man sie deshalb in Ortschaften nicht haben will.
Gleich hinter dem Bauernhof oberhalb der Sellrainstraße wird über die Felder 100 Hm schräg in Richtung Waldrand aufgestiegen, der einen Spitz in die Felder bildet und umgangen wird. Hinter dem Spitz führen die Felder nochmals 150 Hm bis an den Almenweg heran, der angesteuert wird.
Ein breites Gatter leitet auf den Almweg, dem kurz ansteigend gefolgt wird, bevor die Spur rechts in den Wald abbiegt. In dichtem Wald wird so eine Abkürzung des Almweges begangen, die denselben weiter oben vor einer Kehre kreuzt und man ihm wieder eine Minute folgt, bevor die Spur erneut rechts in den Wald abzweigt.
Man kann auch ab dem Erreichen des Almweges etwa 450 m weit dem ersten Teil des Weges folgen und weiter westlich dem Sommersteig folgen, das wäre der etwas längere Normalanstieg.
Gleich nach dem erneuten Abzweig – der nun die Einmündung auf den Sommerweg darstellt – passiert man ein schönes hölzernes Wetterkreuz als Papstkreuz mit Inschriften der Errichter. Anschließend gelangt man auf eine Waldschneise, die weiter oben wieder auf den Almweg stößt. Dort wird der Wald lichter und eine kleine Hütte sichtbar.
Der Sommerweg führt links der hohen Lärchen im Jungwald einige Minuten weiter zur Alm Meils, so die Flurbezeichnung.
Sie besteht aus zwei kleinen Heuhütten und lädt nach etwa 600 Hm und eineinviertel Stunden Aufstieg zur Trinkpause ein.
Kurz nach dem auffälligen Heckenzaun von Meils wechselt der Wald in Freigelände über und gleich darauf wird das massive Wetterkreuz sichtbar, das angesteuert wird. Dort ist der weitere Verlauf zum Kögele schön einsehbar und der Anblick der bärigen Landschaft lädt zum Foto ein.
Über einige langgezogene Kuppen geht es nun Richtung Kögele dahin, vom Wetterkreuz rechne man mit etwa 50 min. Unterwegs trifft man jede Menge Fotomotive an, am Schönsten wohl die Ansichten der Kalkkögel in 10 km Entfernung im Südosten und der Lüsener Fernerkogel in 15 km Entfernung im Südwesten.
Die letzte Kuppe auf das Kögele strengt nochmals kräftig an und sie wäre nicht unbedingt nötig, will man nur auf den Rosskogel. Bergsteigerisch aber gehört das Kögele dazu, sei es allein um des beeindruckenden Bildes willen, das sich auf den tiefverschneiten Rosskogel anfertigen läßt.
Bei der Fortsetzung der Schitour auf den Rosskogel fallen knapp 30 Hm Verlusthöhe vom Kögele in den langen Sattel zum Rosskogel an. Wir bewältigten diese unter Fellen, da anders nicht lohnend. Am Sattel geht es zunächst auf breitem Rücken dahin, dann steigt der Kamm deutlich und geht in ein schärferes Gratstück über, der südlich umgangen werden muß.
Etwa dort wo das Rifflkreuz – ebenfalls ein Wetterkreuz – angetroffen wird, muß mit Serpentinen weiter aufgestiegen werden, um einen steileren Gratkopf zu überwinden, hinter dem die Route mit leichtem Höhenverlust zur südseitigen Querung ansetzt und die ersten Schrofen und Geröllblöcke unten umgeht.
Die Hangneigung, die begangen werden muß beträgt dort über einen kurzen Teilbereich etwas mehr als 35°, jene in den Felsen darüber jedoch über 40° und jene darunter ist ebenfalls höher als die Schneise, die durchschritten wird. Somit besteht an dieser etwa 200 m langen Passage gesteigertes Risikopotential bei entsprechender Lawinenwarnstufe. Mit großem Abstand passierten wir diese Stelle.
Der Aufstieg auf die Grathöhe dahinter erfolgt unter Spitzkehren in gemuldetem, flacheren Gelände und erreicht den Grat etwa 100 m vor der Einmündung des Wanderweges von der Krimpenbachalm herauf.
Nach der Scharte der Einmündung steigt das Gelände kurz kräftig an, bevor die Neigung bei der Querung im Kar unterhalb des Rosskogels über gut 300 m unter 30° zurückweicht. Der Schlußhang mit etwa 150 Hm Aufstieg bewegt sich dann etwas über 30°, mit kurzen Stellen von 35%. Auch der Ostgrat unterhalb dessen die Querung erfolgt wartet oben mit Geländeneigungen von mehr als 40° auf. Dies gilt es bei der Wahl des Aufstiegsgeländes zu berücksichtigen.
Der Schlußhang wartet nochmals mit einer steileren Neigung auf und wird deshalb westseitig unter dem geodätischen Gipfel des Roßkogels (das Gipfelkreuz steht nicht an der höchsten Stelle) umgangen. Meist ist der Schlußhang auch aper, oder nicht ausreichend mit Schnee bedeckt und man muß bei der Abfahrt durch dunkle Partien hindurch zirkeln.
Alleine auf dem Roßkogel, das würde man im Sommer nicht vermuten. Aber er ist auch ein sehr beliebter Schitourenberg und vor uns, sowie nach uns befanden sich einige Gruppen in unserer Nähe. Am Gipfel waren wir aber eine Weile alleine.
Die Szenerie an diesem Tag war geprägt von Wind, der lose Schneekristalle vor der Linse aufwirbelte, daher die glitzernden Bilder, die beim Autor stets ohne irgendwelche abzulehnende Instagrameffekte zustande kommen.
In Richtung Süden geblickt fällt immer wieder der mächtige Lüsener Ferner und wer ihn kennt, rechts davon, der Hohe Seeblaskogel ins Auge, aber dort gibt es auch viele schöne auf diesem Blog beschriebene Schitouren und die am nächsten gelegene wäre in nur 5,5 km Entfernung talgegenüber jene auf das Fotscher Windegg. An diesem wolkenlosen Tag beeindruckten auch die Ketten im Norden, von den Miemingern über Wetterstein bis zum Karwendel und im Südosten die Kalkkögel.
Die Abfahrt über den sehr langen Hang kann vom Rosskogel aus bis hinab zum Almweg eingesehen werden. Knapp 800 m Lockerschnee mit teilweisen, wenig beleuchteten Partien im unteren Teil mit Pulver über die Kuppe Hirscheben hinab bis zu den Almgebäuden am Sonnberg, bzw. kurz davor auf den Weg östlich davon.
Das kupierte Gelände ohne Hindernisse läßt jegliche individuelle Linie zu, die wir im unteren Teil eher östlich wählten, um den Weg vor dem Alblstal zu erwischen.
Bei der Abfahrt erblickten wir weitere Gruppen, die den Aufstieg vom Kögele unternahmen.
Noch am ostseitigen Hang konnten wir den Almweg einsehen, für dessen Bewältigung nochmaliges Auffellen vonnöten war. Das war eingeplant und auch ein schönes Erlebnis in der unberührten Natur.
Bis zu den beiden Hütten die direkt am Weg errichtet wurden war der Weg mit schwerem Gerät geräumt worden und beraubte uns des Abfahrtserlebnisses am Weg, der nur von ein paar Tourengehern vor uns benutzt wurden, die am Sommerweg auf das Riffelkreuz aufstiegen.
An der ersten Kehre war unsere Abfahrt zunächst vorbei. Dort hatten wir geplant auf einem Steig zurück zum Kamm nach Meils zu fahren. Leider erwies sich diese Variante wesentlich mühsamer als sie auf der Karte aussah. Ein ständiges Auf und Ab über dicht bewachsene, schlecht beschneite Flächen, deren Verlauf nicht immer eindeutig war. So mühten wir uns einigermaßen ab ein Ende zu finden und aus dem Wald herauszukommen.
Nach einer knappen halben Stunde gelang uns das auch, etwas nass von kleinen Bäumen die so eng passiert werden mußten, daß Berührungen unvermeidlich waren. Froh, dem Wald entkommen zu sein, fellten wir auf einer Freifläche auf und mußten noch einige Minuten horizontal dahinwandern, bis sich am unteren Ende der Forstfläche der dazugehörige Forstweg auftat, zu dem wir abfuhren und gleich darauf eine Kehre der Aufstiegsroute erreichten, die wir durch die Waldlichtung erreichten.
etwas misstrauisch sind wir zunächst
An der Kehre folgten wir nochmals einer Schneise und erreichten die Freifläche Passwies, sowie den Weg zu den Wiesen oberhalb Tauegerts.
Nachträglich auf der Karte betrachtet, hätte die einfachere Variante so ausgesehen, daß wir auf dem geräumten Weg weiter den Sonnberg abfahren hätten sollen, um dann in St. Quirin möglichst flach nach Tauegert queren zu können.
Abenteuer wie die oben beschriebenen dienen aber auch der Erfahrung und der besseren Einschätzung über Karteninterpretation und Machbarkeit. Es ist gut sie zu erleben.
Die schöne Runde an dem perfekten Tag vollzog sich auf knapp 14 km mit einer Höhendistanz von 1.600 Hm. Wir haben gesamt mit Pausen knapp 7 Stunden benötigt.
Mils, 13.02.2021