Im nordwärts ziehenden Kamm vom Rastkogel, in den Tuxer Alpen, befindet sich der Roßkopf, der auch als krönende Talbegrenzung von Hochfügen aus, von den obersten Almflächen des Pfundsalm-Mittellegers im hintersten Finsinggrund, wahrgenommen wird. Der Aufstieg von Hochfügen kann auf der südlichen Talseite im hintersten Finsinggrund, oder, bei günstigen Schneebedingungen und mäßiger Lawinengefahr, über die schönere und sonnigere Nordwestseite und über die weite gestufte Hochfläche und über den interessanten Gratkamm erfolgen.
Die Gratkammbegehung vom Pfundsjoch zum Gipfel ist das Sahnehäubchen und verleiht letzterer Variante zum Schluß noch alpinen Touch mit einer schönen Linie am Grat und zwischen den Felsen.
Der Roßkopf kann auch von Innerst über das Nurpenstal begangen werden und ist nicht so frequentiert als der Kleine Gilfert. Diese Variante trifft mit der Route von Hochfügen am Pfundsjoch zusammen (Anm. d. Verf.: Pfundsalm <> Pfundsjoch).
Trotz den riesigen Parkflächen des Schigebiets Hochfügen sei man aus mehreren Gründen ein früher Vogel. Zum einen zieht sich die Fahrt von Fügen bis zum Parkplatz über 14km Bergstraße, zum anderen kann man dort hinter Reisebussen verhaftet sein und zuguterletzt kennt man die berüchtigten Staus vom Achensee ins Zillertal und auch wenn Fügen gleich am Talanfang liegt kann die Fahrt, zu spät über die Autobahn angereist, vom Inntal bis Fügen durchaus gute 20min Zeit verschlingen. Es empfiehlt sich am Wochenende also gut vor 7:30 Uhr durch den Brettfalltunnel zu fahren und das dürfte dem Tourenfreund nicht schwerfallen.
Auf 1.580m, hinter der letzten Kabinenbahn (Zillertal Shuttle) startet der angenehm steile und stille Aufstieg auf der der Rodelbahn zur Pfundsalm, deren kleine Almgebäude nach etwa einer Viertelstunde erreicht werden.
Anschließend bleibt die Route auf der westlichen Talseite. Bei unserer Begehung mußten wir zahlreiche hartgefrorene Nassschneelawinenreste, die in der Woche zuvor abgegangen sind, mit ruppigen Stellen gespickt, überwinden. Die Hänge oberhalb der westlichen Talseite des Finsinggrundes sind bei entsprechender LWS nicht zu unterschätzen und vor der Kurve mit der Wendung des Tales nach Südwesten erreichen sie ihre höchste Steilheit.
Noch während die Kurve sich dahinzog konnten wir beide Seiten des Tales beurteilen und die Westseite mit dem schön besonnten steilen Hang oberhalb des Pfundsalm-Mittellegers erhielt von uns den Zuschlag der Begehung, obwohl die Planung aufgrund erheblicher Lawinengefahr (LWS 3) die schattige Ostseite vorsah.
Der Südosthang war von vielen Spuren, vom Pfaffenbichl herunter, bereits vollständig zerfahren und auch die Lage eines bereits abgegangenen kleinen Schneebretts im Steilsten des Hanges vermittelte uns, daß von diesem Hang keine Gefahr mehr ausgehen würde.
Nach wenigen Minuten unter Sonnenbestrahlung am Südosthang mußten wir uns von aller Winterbekleidung entledigen und erfreut stiegen wir mit ein paar Spitzkehren auf eine merkliche Abflachung, auf etwa 2.000m auf und konnten von dort aus erstmals den Gipfel erblicken, der von dort aus noch weit entfernt erscheint, dessen schöne Hänge aber auch gleich ins Auge fallen.
Am Hochpunkt der Talstufe angekommen öffnet sich im Nordwesten die Mulde hinauf zum Kleinen Gilfert, das Gipfelkreuz konnten wir durch den geringen Höhenunterschied von kaum 400Hm gut sehen.
Der Kegel aus der Mulde zum Kleinen Gilfert vermittelt den besten Blick auf den Roßkopf und seine Mulden und Stufen vor dem Gipfelaufbau. Flach geht der Kegel auf die nächsten Kuppen im Südwestanstieg über und am Ende des Übergangs, bei dem sogar einige Höhenmeter eingebüßt werden, befindet sich der vielfach abgelichtete Bauwagen, der den Almleuten als Wetterunterkunft dient.
Kurz nach diesem erreichten wir eine Gabelung der Spur, die offenbar kurz vorher angelegt wurde. Links (südöstlich) könnte man über günstig liegende Kuppen im Aufstieg auf den Kamm vom Sidanjoch her wechseln, rechts, bzw. geradeaus legten Einheimische eine Spur entlang des Sommerweges auf das Pfundsjoch an.
Wiederum entschieden wir die weitere Route so, daß die rechte Talseite, die sonnige und südwestlich ausgerichtete, unsere Sympathie erhielt und dem Sommerweg weiter gefolgt wurde.
Diese Entscheidung erwies sich später als goldrichtig und bot uns einen phantastischen Abschluß im Aufstieg.
Die Stimmung war perfekt und die Mühen des Aufstiegs traten angesichts der einzigartigen Landschaft mit der Erwartung des Gratkamms in den Hintergrund.
Am Pfundsjoch angelangt ahnten wir aufgrund seiner Beschaffenheit, daß der Gratkamm noch einige tolle Passagen bieten würde.
Nach kurzer Pause und Betrachtung des langen Nurpenstales, von Innerst bis zum Rastkogel misst die Strecke der Schitour gut 10km, setzten wir den Weg auf dem Gratrücken fort und erreichten nach wenigen Minuten gleich eine schmale Stelle, die etwas ausgesetzt in den Kessel unterhalb, aus dem wir angestiegen sind, hinabstürzt. Die Stelle ist jedoch harmlos zu begehen.
Gleich darauf folgt eine steile Flanke über etwa fünf Meter, mit westlicher Ausrichtung. Wir konnten sie dank guter Schneeverhältnisse gerade noch abrutschen.
Im Fall, daß sie aper angetroffen wird, empfiehlt sich zur Überwindung das Abschnallen der Schi.
Die folgenden kurzweiligen Graterhebungen wurden rechts und links umgangen und nach einigen Minuten der Gipfelaufbau des Rosskopfs erreicht.
Dort taucht die Route in den einzigen Schattenbereich seit dem Pfundsalm-Mittelleger ein und dieser – von kurzer Dauer über die untere Steilflanke empor – begleitete uns etwa 15 Minuten bis vor das Plateau oberhalb.
In dieser Strecke liegen die schwierigsten Stellen des Aufstiegs. Zuerst wird knapp unterhalb der Felsen ein Steilhang südöstlich gequert, bei dem als Nordosthang die LWS beachtet werden muß. (Anm. d. Verf.: dieser Hang kann auch abgefahren werden kann – will man vom Gipfel auf das Pfundsjoch und weiter ins Nurpenstal – wobei hier von der Senke östlich unterhalb des Pfundsjochs wieder aufgefellt werden muß)
Anschließend dreht die Route auf schmaler Stelle mit einer Spitzkehre oberhalb eines Felssporns und führt in toller Kulisse zwischen Felsrippen und zwei Spitzkehren noch einige Meter hinauf.
Nun quert die Route wieder nach Westen den gesamten Hang zurück. Dieser schattige Teil bescherte uns auf einem Teil einen äußerst harten Schmelzdeckel, auf dem die Kanten kräftig gesetzt werden mußten, um Rutscher zu vermeiden.
Nach der Querung zweier anschließender talwärts ziehenden Rippen tauchte die Spur hinter einem Felsvorsprung hervor, die Route lag wieder in der Sonne sowie das Gipfelkreuz wurde sichtbar.
Von dem Plateau, das gleich nach der Wendung der Route in die Sonne anschließt, zieht sich der restliche, gut einsehbare Aufstieg auf den Gipfel des Rosskopfs. Er bietet keine schwierigen Passagen mehr und ist in zehn Minuten erreicht.
Der kleine Gipfelbereich wird von einem mittelgroßen Holzkreuz aus 1983 geziert, auf dem der Spruch „nichts Gutes tun ist Böse genug“ eingeschnitzt wurde. Dieses deutsche Sprichwort kann – nach Nachforschung des Autors – niemandem in der Geschichte direkt zugeordnet werden, stellt also (vermutlich mit den Wurzeln in der Religion) allgemeines Volksgut dar.
Während wir die Gipfelpause hielten, sowie die Rundumsicht genossen stieg eine große Gruppe über das Sidanjoch her auf. Vermutlich jene, die wir im Schatten im Bereich des markanten Gebäudes (eher keine Alm) in halber Höhe am Hang auf der Ostseite sehen konnten.
Der Rundblick am Rosskopf bietet einige interessante Gipfel in den Tuxern, aber auch im Karwendel und in den Zillertaler Alpen.
Genau östlich gegenüber befindet sich der Kraxentrager, der Marchkopf und die Wetterkreuzspitze. Alle drei liegen im auslaufenden Kamm der Tuxer als Erhebungen, die für den Schitourenfreund von Belang sind. Am Bild kann die Rastkogelhütte auf dem Südhang unterhalb des Sidanjoches erkannt werden.
Fast im Osten gelegen, genau auf OSO liegen weit im Hintergrund der Großvenediger in den Hohen Tauern und rechts davon die Reichenspitzgruppe in den östlichen Zillertaler Alpen.
Weiters finden wir in Richtung SSO den markanten Großen Löffler und den Schwarzenstein, der schon fast hinter dem gegenüberliegenden Felsrücken verdeckt ist. Zum Abschluß – bevor das Rastkogelmassiv die Zillertaler Alpen verdeckt finden sich noch Hornspitze und Ochsner.
Direkt im Süden liegt der die Gegend beherrschende Rastkogel, der ein tolles Tourenziel aus allen Richtungen darstellt. Wir haben eine Traumtour über das Nafingtal mit Überschreitung zum Rastkogel von der Halslspitze aus unternommen, siehe Link oben. Natürlich sticht im Hintergrund König Olperer heraus.
Im Westen ist sogar der Schrankogel in den westlichen Stubaier Alpen in 53km Entfernung zu sehen. Im Vordergrund dominieren Hippold, Grünbergspitze, Malgrübler und Hirzer. Der für das Auge noch halbwegs sichtbar und weitest entfernte Gipfel im Nordwesten ist die schöne Heiterwand in 78km Entfernung.
Die sichtbaren Gipfel im Karwendel und im Rofan, die der Autor als Schitour beschrieben hat, wären die Rappenspitze und das Kotalmjoch, jeweils links und rechts des Gilfert im Norden.
Mit zunehmender Überlastung des Gipfelplateaus rüsteten wir zur Abfahrt über die schönen Nordosthänge. Hierbei hatten wir ein wenig Vorsicht walten lassen, da wir das Gelände nicht kannten und den Spuren der beiden Einheimischen folgten, die perfekt zwischen den Felsköpfen durchzirkelten.
Natürlich fanden wir auf dem nur mit sehr spitzem Winkel beleuchteten Hängen tolle Pulverschneeverhältnisse vor.
Die Abfahrt führt lt. TIRIS durchwegs über Gelände mit einer Hangneigung bis 35° und im untersten Teil mit knapp 40°. Alle Passagen sind wir einzeln abgefahren.
Nach den tollen steilen Hängen wird das Gelände im Kessel sehr flach und es reichte gerade für ein wenig Fahrt des ungewachsten Schis.
Bis zum Bauwagen ging es ohne Schiebaufwand dahin. Am Bauwagen hat man mit wenigen Metern Gegenaufstieg die Wahl zwischen der Aufstiegsroute links vor dem markanten Felskopf, oder der Talstufe rechts von demselben.
Wir beschlossen die Variante nach rechts zu nehmen, da die Spuren verrieten, daß wir über diesen Weg auch nach unten kommen würden und andererseits die wenigen Höhenmeter auf der Aufstiegsroute nicht mehr aufsteigen mußten.
Die Variante rechts führt über schmale steile Hänge hinunter und hat auch ihren eigenen Reiz. Bei entsprechender LWS ist hier jedoch Vorsicht geboten, die Hangneigung beträgt lt. TIRIS im steilsten Stück mehr als 40°, siehe auch die Bildgalerie.
Unten angekommen quert man wieder zum Pfundsalm-Mittelleger hinaus, etwas oberhalb an der Stelle an der die Entscheidung für den ost- oder westseitigen Aufstieg fallen muß.
Auf der weiteren Strecke im hinteren Finsinggrund hatten wir versucht so hoch als möglich zu bleiben und konnten bis zur Brücke über den Finsingbach ohne Schieben abfahren. Die Schiebestrecke war dann etwa 200m lang und der Höhenunterschied beträgt vielleicht zwei Meter – also verkraftbar.
Über die Rodelbahn ab der Pfundsalm ging unsere Tour wieder hinaus zum Parkplatz Hochfügen.
Als Einkehrstation empfiehlt sich das Gasthaus Schellenberg auf der Straße nach Fügen. Die Terrasse bietet ab Februar in der Nachmittagssonne einen tollen Tourenabschluß und die Qualität der Speisen kann sich sehen lassen (Schmankerl: Kasknödelsuppe mit Graukas!).
Für diese Tour benötigten wir gesamt mit Pausen 5:02 Stunden. Der Aufstieg vollzieht sich über 1.110m (gemitteltes Log – Aufstiegsmeter/Abfahrtsmeter) und ausgiebigen 7,3km Strecke. Schitourenwissen und alpinistische Erfahrung mit Gratbegehungen sollten für den Schlussteil ab dem Pfundsjoch zumindest vom Verantwortlichen einer Gruppe mitgebracht werden. Ab Februar Fellwachs nicht vergessen!
Mils, 08.02.2020