Kein Gipfelkreuz ziert den Signalkopf im Halltal und er ist auch nur ein wenig auffallender, etwas erhöhter Punkt, wenn man die Gratüberschreitung von der Speckkarspitze zum Kleinen Bettelwurf unternimmt. Mit 2.504m ist er sogar noch niederer als die Gratschneide westlich davon (2.530m), was man auch gerade noch vom Inntal aus sehen kann.
Die Namensgebung weist auf frühe Vermessungstätigkeiten hin, es könnte sein, daß er in der Vermessung der Halltalkette ein wichtiger Visurpunkt war, aber dies werde ich noch herausfinden. Carl Gsaller beschreibt seine Zusammenarbeit mit der militärischen Vermessungstätigkeit der Alpen im ausgehenden 19. Jhdt. und dort wird auch der Ansatzpunkt für meine winterlichen Recherchen der Namensgebung zu suchen sein.
Weiters gibt es auch nur wenig Literatur über den Signalkopf im Halltal, im Internet findet man nur dürftige Erwähnungen über die Überschreitung und wenige Erwähnungen als Schitourenziel.
Inzwischen der Giganten östlich und westlich davon ist er nicht sehr auffallend und dennoch erscheint er, von erhöhtem Blickwinkel aus gesehen, durchaus reizvoll und einladend ihn zu besteigen, wenn man ihn nicht bei der Gratüberschreitung eben so „mitnimmt“ sondern beispielsweise als kurze Nachmittagstour von der Bettelwurfhütte aus.
Wir haben es einmal vor einigen Jahren von der Bettelwurfhütte aus versucht, scheiterten aber daran, daß wir nicht aufmerksam genug waren und das „Schlupfloch“, die auffallende Scharte im östlichen Drittel des Gipfelaufbaues nicht auf die Nordseite durchquert und somit die wesentlich leichtere Umgehung der Gratschneide nicht gefunden hatten. Letztes Jahr, als Manuel und ich dann die Überschreitung Speckkarspitze zum Kleinen Bettelwurf durchgeführt hatten, fiel uns unser Fehler von damals wie Schuppen von den Augen. Damals jedenfalls hatten wir keine Sicherungsmittel dabei und wagten die weitere Gratkletterei nicht.
Erhöhte Aufmerksamkeit ist auch dem Aufstieg von der Bettelwurfhütte zu widmen, will man nicht die kräftezehrenden Reisen durchwandern. Es gibt zur Aufstiegserleichterung weit bis zum Grat hinaufziehende felsige Rücken und Platten, die recht guten Halt bieten; jene sind etwas weiter östlich zu finden und man muß dann noch ca. 200m westlich am Grat bis zum Gipfelaufbau absolvieren, ist aber bequemer aufgestiegen als in den Reisen.
Der Führer rät (von der Speckkarspitze kommend) die Einschartung zu überspreizen und südlich am Grat entlang zu klettern. Auf umgekehrtem Wege erschien es uns damals leichter die Rinne nach der Einschartung hinaufzusteigen. Allerdings ist die Rinne mit viel Schutt durchzogen und daher nicht für mehrere gleichzeitig gut zu begehen. Der Grat dürfte die besser Wahl sein, das ist Geschmackssache.
Der weitere, kurze Verlauf ab der Scharte zum Gipfel ist ein Felsband und erinnert an einen schmalen Steig ähnlich mancher Passagen des „Lustigen Bergler Steiges“ in den Kalkkögeln, wenn es einmal schmäler und leicht ausgesetzt wird. Man kann ihn fast frei ohne Kletterei gehen, ohne viel Einsatz der Hände.
Ab hier geht das Felsband in eine breite Rinne über und führt in ca. 10-15Hm zum Gipfel.
Den Gipfel bilden drei auffallende mittelgroße Felsblöcke und dahinter befindet sich die nächste größere Einschartung, die das Gipfelchen von dem weiteren Gratverlauf zum Speckkarspitz trennt.
Hier schön der Gratverlauf in westliche Richtung.
Wenn man am Gipfel steht und in alle Richtungen blickt, dann erkennt man trotz der scheinbaren Bedeutungslosigkeit des Signakopfes den generell typisch wilden, zerrissenen Charakter und die nicht unschwierigen Flanken der Karwendelerhebungen.
Und hier die „zahme“ Westseite des Signalkopf, recht leicht zwischen Großem und Kleinem Speckkar über Wiesen und wenig Schrofen zu erreichen und hierzu bedarf es keiner Beschreibung.
Hier ein Hauch von Steig zum Gipfel auf der Westseite, knapp unterhalb der Gratschneide zu erkennen.
Im Abstieg im Osten auf der „wilden“ Seite kann man zuerst im oberen Teil jungfräulichen Reisen frönen die die Höhenmeter zur Bettelwurfhütte rasch verringern (ich schätze ich habe für den gesamten Abstieg keine halbe Stunde dafür gebraucht) und im unteren Teil das Refugium der Gemsen in der Hangmulde des kleinen Speckkars, ca. 50Hm oberhalb des Weges von der Bettelwurfhütte zum Lafatscherjoch.
Das Kleine Speckkar im oberen Teil ist auch ein landschaftlich lohnendes Gebiet, das man einmal gesehen haben sollte. Teilweise erinnert es an eine Mondlandschaft mit anderem Charakter als das restliche Speckkar (vielleicht Reste der Platte dazwischen) und ist daher empfehlenswert.
Für weiter Interessierte hier eine Bildergalerie über die gesamte Tour mit Aufstieg über den Plattensteig, weiter über Speckkar-Südgrat sowie den Einstieg unterhalb des Speckkargipfels in die Gratüberschreitung:
Mils, 23.07.2013
Danke, Rainer, schön ist es dort oben, vor unserer Haustür.
Christian
Danke dir für das feedback Christian, ja es läßt dich dort oben Zeit und Raum vergessen. Grüße Rainer
Sehr interessanter Bericht!
Danke Marco!