Das Wörgetal im Kühtai hält einige schöne Schitouren bereit, wobei der Wetterkreuzkogel mit seiner Lage in der Ostumrahmung des Hochtals mit einer sonnigen Tour im Frühjahr aufwartet, die rechtzeitig gestartet werden möchte, strebt man an, keinen völlig aufgeweichten Firn bei der Abfahrt vorzufinden. Die Tour eignet sich als kurze Schitour bei drohendem Wetterumschwung sowohl auch als eine etwas ausgedehnteres Unternehmen in Verbindung mit der Überschreitung am Gratkamm zum Großen Windeck.
Allen Zielen im Wörgetal gemein ist der prächtige Blick auf den nördlichsten Dreitausender der Stubaier Alpen, den formschönen Acherkogel. Seine erhabene Stellung tritt nach Erreichen der oberen Talstufe und Umrundung der Moräne nach dem Knappenhaus ins Blickfeld. Ein bedeutender Bergbau hatte im Wörgetal im 15. und 16. Jhdt. seine Hochblüte, abgebaut wurden vor allem Kupfererze, in Spuren angereichert mit Gold intensiver aber mit Arsen. Der Puchersee leicht unterhalb des Museums fällt des Winters nur durch die ebene Fläche ins Auge.
Am Parkplatz an der Brücke über den Stuibenbach auf 1.730 m starteten wir die Schitour um 7 Uhr noch im Schatten der bereits über dem Kühtai aufgegangenen Sonne am Steig zur Issalm, auch Knappenweg genannt mit geschulterten Schi.
Die Tragestrecke dauerte gut 20 min und führte uns entlang des Steigs durch den schönen Zirbenwald, der bald flacher wurde, auf die Obere Issalm überleitete und mit den aufsteigenden Flanken zur Linken und Rechten bald ein Gefühl vom Wörgetal vermittelte.
Kurz darauf erreichten wir die links sich aufbauende Moräne, die wir an ihrer rechten Flanke im mittelsteilen Hang umgingen. Rechts unterhalb befindet sich der Puchersee und das Knappenhaus.
Nach der Hangquerung, die auch vor dem Knappenhaus durch direkten Aufstieg umgangen werden könnte, wird das Tal flacher sowie die Sicht auf die nächste Talstufe und das Ziel, der Wetterkreuzkogel sowie die Wörgegratspitze mit Manning- und Acherkogel dahinter, frei – ein bäriger Anblick.
Nach ein paar Minuten gelangten wir in den hinteren Abschnitt vor der Talstufe und hielten uns links für den leichteren Aufstieg als über die frontale Flanke zum darüberliegenden Plateau, genannt Obere Böden.
Von dort könnte man die Hintere Karlesspitze in Angriff nehmen, die über einen Nordwesthang erreicht wird, der selbst im Frühjahr am Vormittag nicht sonderlich beleuchtet und daher nicht aufgeweicht wird. Von den Oberen Böden aus beträgt der Aufstieg lediglich etwa 350 Hm, also eine knappe Stunde, wodurch sie ideal mit dem Wetterkreuzkogel kombiniert werden kann.
Obwohl wir mit dieser Variante liebäugelten war unser Ziel der Wetterkreuzkogel mit der Überschreitung auf das Große Windeck und der zuziehende Himmel löschte diese Variante zugunsten der drei schön aufgereihten Erhebungen in der Westumrahmung aus der Begierde.
Über die kupierten Oberen Böden marschierten wir in leichtem Auf und Ab in Richtung des Ausläufers vom Wetterkreuzkogel, der mit der Schwarzen Wand radial in das Tal hineinsticht, die südlich dahinter, in einer Mulde, die Route auf den Gipfel verbirgt.
Die Namensgebung der Schwarzen Wand deutet – wie so häufig in der Amphibolitzone der Stubaier – auf das Gestein Amphibolit hin, das diese Farbe vermittelt, dort in einem schmalen schroffigen Band auftritt und die Wand bildet. Ein kleiner See am Fuß der Mulde wird im Winter übersehen bzw. nicht erkannt.
In moderater Steigung, die zumindest aufgrund der Hangneigung auch bei erheblicher Lawinenwarnstufe noch für einen sicheren Aufstieg gut ist, führt die Route in ein paar Spitzkehren hinauf auf den abgerundeten Kopf des Wetterkreuzkogels bzw. auf einen leichten Sattel für der Kuppe, die nördlich davon liegt und nicht begangen wird bzw. begangen werden muß.
Begangen wird nicht der rundliche Hochpunkt sondern das Gipfelkreuz, das etwa 100 m westlich des Sattel errichtet wurde und nicht der eigentliche Gipfelhochpunkt, der ebenfalls etwa 100 m entfernt ist, jedoch nördlich vom Sattel. Das Gipfelkreuz wurde mit Sichtbarkeit von Ötz aus auf einem Felsköpfl etwa 9 m tiefer als der Hochpunkt errichtet.
Das hohe hölzerne Gipfelkreuz – durch die dreibalkige Ausführung in Querrichtung als klassisches Wetterkreuz ausgeführt – hat dank der Holzverarbeitungskenntnisse zu seiner Zeit seit der Errichtung 37 Jahre ohne sichtbaren großen Schaden überdauert und markiert den weithin offenen Luftraum über dem Abzweig des Ötztales vom Inntal.
Bärige Aussichten auf die vier zusammentreffenden Gebirge der Ötztaler, Stubaier und Lechtaler Alpen mit dem Mieminger Gebirge genossen wir neben dem tollen Talblick auf Ötz, Sautens und den Piburger See.
Am Wörgegrat weiter Richtung Süden, auf den Riesen des Acherkogels zu, liegen zwei nicht schwer zu erreichende Kuppen, wovon die höhere, das Große Windeck (2.651 m), anhand ihrer Schartenhöhe gerade noch Gipfelstatus erreicht.
Sie sind in den meisten Karten nicht, oder nur durch ihre Höhenangabe als Punkt verzeichnet. Der Übergang dorthin ist im Frühjahr reizvoll, auf Wächten muß im Gegensatz zum Hochwinter nicht besonders geachtet werden.
Etwa 680 m beträgt die kurze Strecke bis zum Großen Windeck sowie 250 m bis zur Scharte vor dem Gipfelaufbau der Wörgegratspitze von der wir die Abfahrt nehmen wollten. Der Höhenunterschied ist mit 73 m gering, der Gesamtanstieg bis zum Großen Windeck beträgt 120 m.
Wir machten uns auf die leichte Überschreitung anzugehen und starteten den kurzen Rutscher vom Wetterkreuzkogel unter Fellen hinab in die kleine Einsattelung zum ersten Buckel.
Der Aufstieg erfolgt zunächst auf einem breiten Rücken mit den Wächten auf der Ostseite, sodaß wir eher rechts am Rücken versuchten zu bleiben. Nach dem ersten Buckel, der wesentlich breiter ist als der folgende Grat, muß in die Einsattelung zwischen beiden etwa 25 m abgefahren werden.
Bei unserer Tour zeigte sich die Kammhöhe bereits aper, weshalb wir die Schi schulterten, um nicht zu weit im Osthang abfahren zu müssen und ggf. eine Wächte loszutreten.
Auf der Gegenseite verschmälerte sich dann der Grat, mit kleinen Kehren zwischen aperen Steinbrocken erreichten wir den steilen Teil des Anstiegs. Mit wenigen Spitzkehren ließ sich der Buckel bezwingen. Oberhalb führte ein schmaler Streifen Grat zum Hochpunkt des Großen Windecks auf 2.651 m, wo wir die Gipfelrast einlegten.
Bei zugezogenem Himmel und aufkommendem Westwind blieben wir in der kleinen Senke unterhalb des Hochpunktes und konnten den Acherkogel studieren.
Er läßt sich über eine vielbegangene Gratroute aus dem Mittertal über den Maningkogel erklettern und wartet mit einem prekären Abstieg durch seine Nordwand auf, bei der die Gefahr Steinschlag auszulösen, allgegenwärtig ist.
Eine große Zahl an sichtbaren umliegenden Kühtaier Gipfeln, auf die tolle Schitouren führen, sind in diesem Blog beschrieben, einige Tipps wären: Pirchkogel mit Umrundung der nördlichen Kühtaier Berge bis zum Mitterzaigerkopf, der imposante, mächtige Klassiker des Rietzer Grieskogels, der Kurzabstecher mit steilem Finale auf den Hochalter, die Klassiker Gaiskogel, Pockkogel und Neunerkogel, die weniger bekannte Steintalspitze, schließlich einer der niedrigen Dreitausender, der Sulzkogel im Osten.
Kurz fiel sie aus, die Gipfelrast, angesichts der fortgeschrittenen Bewölkung, die erst am Nachmittag hätte stärker werden sollen. So entschlossen wir uns nach einer Viertelstunde die Überschreitung zu vollenden und das kürze Stück am etwas schärferen Grat zum Sattel vor dem Gipfelaufbau der Wörgegratspitze in Angriff zu nehmen.
Dieser Wegteil ist mit einer Versicherung von Ketten ausgestattet und stellt den Steig zur Mittertalscharte dar, der unterhalb der beiden Windeck-Hochpunkte verläuft.
Er beinhaltet ein kurzes anregendes Stück und ist nicht sonderlich ausgesetzt zu begehen. Auf seiner Hinterseite führt ein breiter werdender Rücken in die Scharte hinab.
Die Abfahrt ins Wörgetal übersteigt nur auf den obersten 50 Hm die Neigung von 35°, bietet aber bis in die Oberen Böden hinab eine schöne Strecke für Schwünge im leicht aufgeweichten Firn.
Weiter unten machte sich die Jahreszeit bemerkbar und die Firnauflage wurde weicher. Die Abfahrt endete kurz unterhalb der Oberen Issalm im Wald.
Für diese schöne Runde haben wir 4:15 Stunden incl. der Pausen benötigt, 1.000 Hm Aufstieg wurden bewältigt. Bei gutem Wetter wäre es leicht möglich die Hintere Karlesspitze zusätzlich zu begehen; für dieses Vorhaben sollte eine zusätzliche Stunde in die Planung aufgenommen werden.
Mils, 05.05.2024