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Schitour Allerleigrubenspitze und Hoher Lorenzen, 2.313m – Schitourenrunde von Obernberg

Der Hohe Lorenzen im Obernbergtal kann als Ziel trefflich über eine landschaftlich eindrucksvolle Schitourenrunde erreicht werden. Sie führt über den Kamm mit der Allerleigrubenspitze und den Koatnerberg an ihn heran und bildet damit – stets über 2.000m – eine ungemein aussichtsreiche Variante zu den Talanstiegen.

Hoher Lorenzen, 2.315m

In Obernberg gestartet (Parkplatz Almis Hotel oder anschließend links der Asphaltplatz, 1.380m) muß der Bach überquert werden, bevor auf seiner Südseite, an einem Bauernhof, direkt über die ansteigende Wiese in den Wald eingestiegen wird.

Start über die Wiese am Bauernhof nach dem Obernbergbach

Nach wenigen Minuten im Wald trifft man auf den Weg, dem von dort gut 2km gefolgt wird, ohne ihn den zahlreichen Verzweigungen zu verlassen. Die Richtung lautet Koatnerberg und erst nachdem man den Kleinen Tribulaun querab von sich findet, verläßt man den Weg nach einer Doppelkehre linkerhand auf eine freie Waldfläche zu.

Obernberger Tribulaun – er muß querab stehen bevor es im Wald weiter geht

Bereits vor der Doppelkehre besteht durch eine freie Waldschneise kurz Blickkontakt zum ersten Ziel, dem Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze.

das erste Ziel sichtbar – die Allerleigrubenspitze

Am bereits sichtbaren gelben Wegweiser führt der Anstieg direkt bergwärts in den dichter werdenden Wald und wieder auf weitere schöne freie Flächen. Ab diesen Flächen (etwa 1.850m) drang der Südföhn zwischen den vereinzelt stehenden Bäumen so richtig zu uns durch. Die erste Lage Windstopper wurde erforderlich, obwohl es durch den milden Wind nicht kalt war.

nach zwei Kehren führt der Anstieg in den Wald

Abermals passiert man einen Forstweg, diesmal nicht mehr geräumt aber durch die Trassierung gut erkennbar. Einige Aufstiegsminuten später wird auch schon die Baumgrenze erreicht und der freie Kamm sichtbar. Die Aufstiegsroute folgt nicht dem abgeblasenen Kamm, sondern wurde so angelegt, daß durchgehende Schneeflächen an der westlichen Flanke genutzt wurden.

Querung in die Westflanke hinauf zum Kamm

Vor einem tieferen Einschnitt in die Westflanke führt die Route auf den breiten Kamm. Dieser präsentierte sich sehr abgeblasen, zwischen den aperen Wiesen fanden sich jedoch genügend schneebedeckte Schneisen.

am sehr abgeblasenen Kamm – der Wind peitscht uns ins Gesicht

Der runden Kuppe zustrebend mußte dem starken Wind am Kamm der Kampf durch die zweite Lage, die Tourenjacke mit Kapuze angesagt werden. Die Kuppe wird in der AV-Karte als Allerleigrubenspitze ausgewiesen, das Gipfelkreuz steht allerdings 450m südlich davon entfernt auf einer kleinen aperen Graterhebung.

von links: Hoher Lorenzen, Koatnerberg, Geierskragen und Grubenkopf, darunter das Gipfelkreuz der Allerleigrubenspitze

Flach führt die Route zur Allerleigrubenspitze hin fast ein wenig abwärts. Wer den Gipfelsporn zum Kreuz besteigt wird auf der anderen Seite mit einer felsigen Flanke überrascht, die – sehr abgeblasen, aber auch sonst zu felsig – keine Abfahrt auf Schi zulässt.

Allerleigrubenspitze, 2.131m mit weiterer Runde auf den Hohen Lorenzen

Entweder man steigt einige Meter unter Schi ab oder umgeht die Gipfelerhebung unterhalb in der Westflanke. Letztere Variante ist die sinnvollere.

Kamm zum Koatnerberg

Recht flach mit wenig auf und ab geht es dem Koatnerberg zu, einer halbrunden Erhebung im Kamm, die aus der Ferne höher wirkt als sie tatsächlich ist. Geodätisch sind zwischen der Allerleigrubenspitze und dem Koatnerberg lediglich 70Hm zu bewältigen, mit den kleinen Kuppen vielleicht 100Hm. Die Entfernung von der Allerleigrubenspitze zum Hohen Lorenzen beträgt 2,4km, der Koatnerberg liegt etwa mittig zwischen beiden.

da es nicht kalt ist setzten wir die Runde fort – Kamm zum Koatnerberg

Den Koatnerberg ziert ein Mini-Gipfelkreuz das auch von der untergeordneten Bedeutung der Kuppe Zeugnis gibt. An seiner Südflanke wird die Überschreitung wieder etwas interessanter.
Mit Fellen wird sie abgefahren und hierzu ist einiges an Akrobatik nötig, vor allem, wenn die Überwächtungen recht hart vorgefunden werden und die Abfahrt ein Tanz zwischen der westlichen und östlichen Flanke wird.

Koatnerberg 2.199m

Bei der Abfahrt in das sogenannte Sattele fallen schätzungsweise 70Hm Höhenverlust an, sodaß der Aufstieg zum Hohen Lorenzen mit restlichen 185m zu Buche schlägt. Gleichzeitig ist das auch der letzte Anstieg in der Runde.

Abfahrt ins Sattele

Vom Sattle aus könnte man zu beiden Richtungen abfahren, sollte dies erforderlich sein. Der Aufstieg aber wird mit einer schönen Abfahrt über den Nordosthang des Hohen Lorenzens zur Fraderalm belohnt.

erster Felssporn nach dem Sattele

Gleich nach dem Tiefpunkt am Sattle empfiehlt sich die ostseitige Umgehung des Felssporns am beginnenden Grat, weil die Ostseite mit einer steilen Flanke beginnt, die uns fast die Verwendung von Harscheisen auferlegt hätte. Nach diesem Felssporn steigt man entlang der Almengrenze weiter, einem auffälligen Band ohne felsdurchsetzte Stellen zu.

Almgrenze am Kamm zum Hohen Lorenzen – entlang dieser wird kurz aufgestiegen bevor es am Gipfelaufbau rechts in die Rinne geht

Das Band führt in die Westflanke des Hohen Lorenzens und diese stellt während des gesamten Anstieges – wenn überhaupt – den einzig nennenswert steilen Abschnitt dar, bei dem von kritischer Hangneigung bei höherer Lawinenwarnstufe gesprochen werden kann. Es handelt sich um die letzten etwa 100Hm.

Sandjöchl 2.165m mit Geierskragen 2.309m und Grubenkopf

Am Aufstieg fallen westlich des Hohen Lorenzens die sanften Gipfel Geierskragen und Grubenkopf auf, die jenseits des Sandjöchls ähnlich hohe Erhebungen im Grenzkamm bilden wie der Hohe Lorenzen.
Die gesamte Gegend des Grenzkammes spielte in den Kriegen eine wesentliche Rolle und wer im Sommer dort wandert wird viele Zeugnisse der Ereignisse vor 100 Jahren wiederfinden. Sogar im Winter ist die Trasse der Militärstraße trotz Schneeauflage gut auszumachen.

Plateau des Hohen Lorenzens Richtung Osten geblickt

Am Ende des Aufstiegs leitet der sich von unten dramatisch zuspitzende Hang abrupt auf ein breites und flaches Gipfelplateau über und sofort fällt das riesige Gipfelkreuz in etwa 100m Entfernung ins Blickfeld.

Evi am Hohen Lorenzen

Ganz entgegen der sonstigen Neugier ob der Geschichte des Gipfelkreuzes untersuchten wir im starken Südwestwind nicht einmal das Gipfelbuch. Eiliges Abfellen und ein paar Fotos waren die wenigen Handgriffe am Gipfel des Hohen Lorenzens. Nach etwa eineinhalb Stunden im starken Wind sollte die geschützte Abfahrt über den Nordosthang endlich stattfinden.

Rückblick auf die Runde von der Allerleigrubenspitze

Vorher noch ein Blick auf das Dörfchen Gossensaß und die markante Autobahnbrücke hoch über die Dächer der Siedlung hinweg. Der Hohe Lorenzen ist nach Süden hin völlig unverdeckt von anderen Erhebungen sodaß die Erklärung für den anhaltend starken Wind auch optisch eindrucksvoll zu erleben ist. Immer wieder interessant mit welcher Akribie man sich nach den Friedensverhandlungen von St. Germain in den 1920er Jahren bemüht hat die Grenzmarkierungen zu setzen.

die Runde im Zoom

Ein eingemeißelter Punkt als Hauptmarkierung und mit jeweils einem ebenfalls eingemeißelten kurzen schwarzen Strich wurde der Luftlinienverlauf bis zur nächsten Grenzmarke vorgegeben. Dabei wurde höchster Wert darauf gelegt, daß die tirolische Seite immer etwas abgedrängter am Grat lag als die damals italienische. Deutlich kann man heute noch die unterschiedliche Machtposition der Grenzzieher spüren. Solcherlei Grenzziehung fällt auch an anderen Teilen im Grenzkamm auf.

Einfahrt in den Nordosthang

Über den Ostrücken hinab kann an verschiedenen Positionen in die windgeschützten Nordosthänge eingefahren werden. Uns erschien der Felskopf am Beginn des Gipfelaufbaus auf halbem Weg zum Flachjoch etwas zu uneinsichtig hinsichtlich seiner Umfahrbarkeit, sodaß wir den Gratrücken schon oberhalb in den Nordosthang einfahrend verließen.

Nordosthang mit Sattele

Im Nordosthang – wie kann es anders sein bei Südwestwind – fanden wir einiges an pulverigen Triebschnee vor und fuhren deshalb einzeln bis zu Haltepunkten ab. Die Abfahrten waren entsprechend angenehm, ein hochwinterliches Vergnügen.

herrliche Pulverabfahrt zum Hochleger der Fraderalm

In der Grube der Fraderalm fand sich dann auch noch richtiger Pulverschnee welcher die letzten Höhenmeter bis zur Alm zu einer genussvollen Abfahrt werden ließ.

Rückblick auf die Abfahrt im Nordosthang

Das große Almgebäude des Hochlegers der Fraderalm dürfte vom optischen Eindruck her eher beschädigt worden sein, denn durch Altersschwäche zusammengebrochen. Sehr alt erscheint es nicht – zuviel Schnee oder ein Lawinenausläufer?

prächtige Hänge vom Hohen Lorenzen herab

Nach diesen Almengebäuden beginnt eine schöne Talausfahrt, die zunächst durch einen Lärchenwald und dann am Almenweg  hinausführt. Rasch nimmt das Pulverschneevegnügen ab und es benötigte Standfestigkeit die Bremsung durch den eher feuchten Schnee am Almweg auszubalancieren.

Hochleger Fraderalm

Ein Rinnsal von Bach über den Weg muß zu diesem Datum bereits überschritten werden, zu warm ist es für eine durchgehende Schneedecke darüber. Kurz danach endet die schöne Fahrt durch den Wald in einer leichten Senke der Fraderalm.

ein wenig restlicher Pulverschnee bis zur Baumgrenze

Auf der anderen Seite des Bachs liegt der Weg eher sonnengeschützt nahe den Bäumen und dürfte wohl noch etwas besser befahrbar sein als unsere ostseitige Abfahrt.

nahe der Senke der Fraderalm

Vor der recht neu erbauten Alm werden etwa 200m Schiebestrecke, bzw. kurzzeitig der Grätschschritt nötig, um die paar Meter aus der Senke zur Alm zu überwinden. Nach der Alm bietet sich ein herrlicher Rückblick auf den Hohen Lorenzen.

Fraderalm

Hinter der Alm konnten wir eine Aufstiegs- und mehrere Abfahrtsspuren entdecken. Es dürfte sich um den Anstieg zum Karsattel und dem Kreuzjoch handeln – sicher eine schöne wenig begangene Tour und eine Sache zum Herausfinden.

phantastischer Rückblick auf den Hohen Lorenzen

Die Ausfahrt aus dem Fradertal bleibt östlich des Fraderbachs und führt an zwei weiteren Gebäuden vorbei, bevor das Tal mit einer Geländestufe zum Bach hinab aufwartet.

letzte Gebäude vor der Geländestufe

Unten führt der Weg wenige Meter oberhalb des Baches – teilweise steil mit wenige Möglichkeiten vernünftige Schwünge einzulegen – bis zum Obernbergtal  hinaus. Der Weg führt auch vorbei an einem kleinen Kraftwerk mit einer uns in ihrer Sinnhaftigkeit völlig unerklärlichen Videoüberwachungsanlage.

Obernberg, Ortsteil Frade – links unten die Brücke und das Fahrverbotsschild

Wer unten im Tal möglichst weit rechts den Hang befährt und somit Höhe spart, der kann von dort aus mit genügend Schwung über die Brücke und fast bis hinauf zu einem Fahrverbotsschild fahren, bei dem rechts in den Wiesenhang eingefahren werden kann, der mit genügend Gefälle bis zum Ausgangspunkt, dem Bauernhof am Obernbergbach, führt.

Am Ausgangspunkt angelangt – Ende der schönen Runde

Ohne Hektik, allerdings – wegen des Windes – mit nur einem kurzen Aufenthalt am Hohen Lorenzen absolvierten wir die traumhafte Runde in 4:38 Stunden (Gipfelaufenthalt 20min). Die Höhenmessung der Bergsteigeruhr zeigte 1.140Hm und die Aufzeichnung errechnete eine Gesamtstrecke von 14,8km.

Mils, 10.03.2019