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Sa Mola de s’Esclop – der große Holzschuh, 928m

Ein ungewöhnlicher Name eines Berges und bei weitem nicht „hinter’m Haus“ zu finden. Dieser Berg befindet sich auf den Balearen, auf Mallorca in der Serra de Tramuntana, ca. 25km westlich der Hauptstadt Palma de Mallorca.

Der Gipfelaufbau des Mola de s’Esclop vom Hochplateau aus

In Vorbereitung zu einer Ferienreise nach Mallorca habe ich das Internet nach Bergtouren in Mallorca durchkämmt, da ich nicht den gesamten Urlaub dem Müßiggang opfern wollte. Man sagte mir, daß es auf Mallorca einige schöne kleine Bergtouren gäbe. Mittlerweile kann ich das zurecht bestätigen.
Die Tour ist ideal mit dem Mountainbike erreichbar, eröffnet einen herrlichen Blick  auf den Südzipfel des Eilandes und die höchste südliche Erhebung.

Start der Wandertour, Blick in Richtung Mola de s’Esclop

Bedeutung hatte dieser Gipfel mit seiner außergewöhnlichen Lage und Aussicht auch für den französischen Physiker, François Arago, der im losgehenden 19. Jhdt. in Gipfelnähe eine Steinhütte errichtete, um dort seinen Meridiankreismessungen nachzugehen.

Gesamte Tour (Mountainbike- und Wanderstrecke)

Gesamte Tour (Mountainbike- und Wanderstrecke)

Es gibt zahlreiche Beschreibungen über die Tour im Internet, zumeist mit unterdurchschnittlicher Qualität hinsichtlich der begleitenden Dokumentation mit Landkarten. Ich habe die Route zur Orientierung mühsam aus dem Internet in Teilübersichten erstellt.

Wanderroute ab der Finca Pública Galatzó (strichlierter Teil auf Wandersteig)

Die Strecke ist jedoch durchwegs immer gut sichtbar. Bei der Querung des Hochplateaus, bei dem man sich in recht exakt westlicher und dann nach Süden wechselnder Richtung um den Mola herum bewegt, ist etwas Orientierungsvermögen gefragt, da der Weg an Sichtbarkeit verliert. Generell jedoch kann man die Richtung erahnen und findet sich nach einigen Hundert Metern wieder gut zurecht.

Schotterstrasse bis zur Finca

Schotterstraße bis zur Finca

Wir hatten unser Hotel in Magaluf, auf der anderen Seite des Ballermann (aber nicht minder laut des Nächtens, hier vorwiegend Engländer) und somit einen idealen Ausgangspunkt für die Bewältigung der Anreise mit dem Rad.

Ende der Mountainbikestrecke beim Vorgehöft der Finca

Ende der Mountainbikestrecke beim Vorgehöft der Finca

Um zehn Euro kann man in Mallorca ein passables Mountainbike ausleihen. Mit einem Schloß, das schwer als das Rad war, verließ ich gegen 10:30 Magaluf.

Montainbikestrecke von Magaluf bis zur Abzweigung nach Es Capdellà

Montainbikestrecke von Magaluf bis zur Abzweigung nach Es Capdellà (die strichlierte Linie wäre eine Variante mit weniger Verkehr als auf der Straße 1014

Die Strecke hatte ich über ein paar kleine Orte nahe, bzw. an der Küste geplant, da ich hier wenig Verkehr vermutete.
Santa Ponca war ein kurzer Stopp wert und der Wasservorrat im Rucksack schwand angesichts der gut über 30°C rasch dahin.

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Es geht leicht bergauf, leicht bergab dahin und mitten in Santa Ponca blickt man noch einmal auf den Strand, der fast gleich hoch mit der Straße verläuft und dann beginnt der Anstieg der knapp mehr als 900Hm.

Die Mountainbikestrecke ist bis zum Ausgangspunkt rund 25km lang und führt durch heimeligere Örtchen als die Küstendörfer, in denen die Betonklötze dominieren.
Wasser habe ich an einer Tankstelle vor Calvià nachgekauft, da ich schon ahnte, daß dieser 31. August 2014 ein zäher Tag mit der Suche nach Flüssigkeit werden würde. So sollte es sich auch einstellen.

Es Capdellà

Es Capdellà, im Hintergrund der Puig de Galatzó

Der Ausgangspunkt der Wandertour ist ein Vorgehöft der Finca Pública Galatzó, ca. 3-4km nach Es Capdellà (160 m) bei dem man das Rad zurückläßt. Ihn erreicht man indem man die Straße 1032 (Straßen sind durchwegs gut beschildert) nach einem Parkplatz linker Hand auf eine Schotterstraße verläßt und von dieser Abzweigung aus noch ca. 1km mit dem Rad zurücklegt. Ab dort ist Fahrverbot und die Wanderung beginnt.

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Die Angaben über die Streckenlänge der Wanderung schwanken in den Internetbeschreibungen zwischen 9 und 11km, die Höhenangaben sind mit einem Anstieg von ca. 750m etwas genauer.
Die Gehzeit wird mit 5 bis 6 Stunden angegeben. Ich habe vom Abstellen des Rades bis zum Gipfel recht genau 2 ½ Stunden gebraucht, muß aber dazu bemerken, daß ich nicht auf eine gute Zeit ausgerichtet war und auch einige Fotos abseits des Weges geschossen habe. Weiters war der Hauptanstieg in der heißesten Tageszeit und die stehende Luft zitterte im hinteren Talkessel vor Hitze.

die Finca Galatzo

die Finca Galatzó

Die Schotterstraße zur (früheren) Bewirtschaftung der Finca (sie ist unbewohnt) führt ca. 3-4km bis zum Talkessel. Vorbei gelangt man dabei an einem restaurierten Köhlerplatz mit Meiler und erreicht schließlich das Ende der Schotterstraße.

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Von dort geht es dann in einigen Serpentinen, immer mäßig ansteigend und nie – auch nur annähernd –  so steil als die Wanderwege beispielsweise im Karwendel, auf ein Hochplateau auf eine Höhenlage von geschätzt 780m.

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Beim hintersten Punkt des nunmehr nicht mehr tiefen Talgrundes kommt man ein eine Wegkreuzung mit Wegweiser. Die Abzweigung nach links ist die richtige, dadurch brennt die Sonne auch einmal angenehm auf die andere Körperseite und nach fünf bis zehn Minuten, vorbei an einer abgegrenzten Fläche apathisch in die Hitze starrender Langohren wird der Pfad flacher.

Anstieg zum hintersten Talboden

Anstieg zum hintersten Talboden

Knapp oberhalb der gelangweilten graubraunen Tiere erreicht man dann einen Sattel bei dem man erstmals auf das Meer im Westen blicken kann. Der Pfad ändert dort seine generelle Richtung nach Süden und man wandert, leicht ansteigend, auf das Hochplateau weiter.

Sattel vor dem Hochplateau

Sattel vor dem Hochplateau

Dort schwenkt der Weg dann in westliche Richtung und führt fast flach an das Nordende des Gipfelaufbaues des Mola heran. Am Weg dorthin erkennt man schon weit vor dem Nordende des Gipfelaufbaues linkerhand die Ruine der Caseta de s’Esclop. Weiter läßt die Route den Mola links liegen und führt an seiner Westseite dem langgezogenen Gipfelaufbau entlang.

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am Hochplateau vor dem Nordende des Gipfelaufbaues

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Blick nach Nordwesten, im Rücken das Nordende des Mola

Dieser Richtung folgt der Weg bis fast zum südlichen Ende des Gipfelaufbaues. Kurz bevor man Orientierungsschwierigkeiten bekommt zweigt leicht rechts ein Pfad ab, der vom Tal heraufführt.

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Blick Richtung Südwesten Port d’Andratx

Diesem muß man widerstehen und bleibt konsequent am schlechter sichtbaren Pfand auf den Mola, die Felsen immer zur Linken und annähernd in gleichem Abstand dazu.

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linkerhand die Felsen, diesen immer folgend

Nach einigen Minuten sieht man dann linker Hand in den Felsen eine geschlichtete Steinmauer als Unterschlupf für Tiere und deren Hirten. Diese zeigt den Einstieg in einen sehr schwach ausgeprägten, von dort aus kaum wahrnehmbaren Einschnitt in den Felsen an. Man folgt dem Pfad noch knapp 200m und erblickt dann die in den Felsen endenden Pfadspuren.

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die Steinmauer

Das weitere Gehgelände als „Felsen“ zu bezeichnen ist für den Bergsteiger mehrfach übertrieben. Man könnte das Gelände als steilerem Weg in felsdurchsetztem Gelände bezeichnen, das man ohne Zuhilfenahme von Händen leicht meistert. Also bei weitem keine Einstufung in einen Schwierigkeitsgrad.

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links der Einschnitt mit dem Aufstieg zum Gipfel

Der Höhenunterschied in diesem letzten Einschnitt mag ca. 50Hm betragen, oben verflacht er sich und führt in nördlicher Richtung zum Vermessungspunkt anstelle eines Gipfelkreuzes.
Die Ruine der Hütte von François Arago befindet sich gut 200m südlich davon, recht weit vorne am südlichen Ende des Plateaus des Mola.

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am Gipfel des Mola de s’Esclop

Bis hierher, vom Hotel bzw. dem Radverleih aus war ich ohne Eile knapp 4 ½ Stunden unterwegs.

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die Ruine der Hütte von François Arago

Der Blick ist wirklich grandios. Man hat allerdings nicht immer einwandfreies Wetter und der Mola ist bekannt in der Literatur darüber, daß er durch die Thermik auch an guten Tagen im Nebelkleid erscheinen kann, zum Leidwesen des Ersteigers, der nicht zuletzt wegen dem Panorama den Anstieg unternimmt.
Ich hatte jedoch Glück und konnte mich, selbst an jenem dampfigen Augusttag, an die 40km Fernsicht erfreuen.

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Blick in südöstliche Richtung auf die Südspitze Mallorcas

Der nicht offiziell beschriebene Abstieg erfolgt in umgekehrter Richtung wie der Aufstieg, leider ist eine Rundwanderung nicht, oder nicht legal, möglich. Nicht legal, kann ich deshalb vermelden, weil ich mir eine Rundwanderung eingebildet hatte und diese über Stock und Stein auch unternahm.
Davon allerdings muß ich strikte abraten, da man nicht umhin kommt Privatgelände zu überqueren und zwar eine ganz schöne Strecke lang. In Spanien wird das Eindringen in Privatgelände mit viel kritischeren Augen als hierzulande gesehen, ist dort moralisch tief verwerflich und auch nicht ungefährlich. Tief unter mir am Abstiegsweg, nach dem Überklettern eines hohen Zaunes hörte ich den satten Klang der Wachhunde und nahm die Füße in die Hand. Nach ca. zwei bis drei Kilometer auf der privaten Schotterstraße erreichte ich in tiefer gelegenem Gelände wieder den Zaun zu meiner Linken, überkletterte ihn und sah mich in der Wüste wieder.

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der Rückweg auf verbotenem Privatgelände

Da ich nur Turnschuhe und kurze Schwimmhosen mit dem Flieger mitgebracht hatte, litt ich nun im freien Gelände nicht wenig unter dem zwar niedrig gewachsenen aber knorrig starren Unterholz, das mir bis zur Mitte der Unterschenkel reichte. Einige Blessuren und Kratzer auf dem weglosen Taleinschnitt konnte ich nicht verhindern und erreichte knapp vor der Finca, unterhalten von vorlauten Wildziegen, mit blutigen Beinen wieder die Schotterstraße zum Raddepot am Vorgehöft.

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über Stock und Stein über schneidende Palmblätter und starres Staudengehölz

Den Abstieg völlig ohne Wasservorrat gemeistert, freute ich mich auf die Tankstelle nach Calvià und trat den Heimweg an. Natürlich war die Tankstelle schon geschlossen und weit und breit kein Geschäft vorhanden…

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Rückblick auf die Wandertour

Die Mountainbikestrecke  sollte als Variante ebenfalls zum Rundweg werden und so beschloß ich nach Calvià die Straße 1016 anstelle der schon bekannten Straße 1015 zu nehmen, was eine gute Entscheidung war. Diese führt vom etwas erhöhten Calvià zunächst leicht ansteigend auf einen Hochpunkt und dann nur mehr über eine Serpentinenstraße hinab nach Palmanova. Dieser abschüssige Teil ist sehr schön, man genießt nach einem anstrengenden Tag einen schönen Ausblick auf Palma, Palmanova und Magaluf.
Im Hotel erregten dann meine zerschundenen Beine einige Aufregung, was mich schnell in den Aufzug zum Zimmer mit Dusche verschwinden ließ.

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Straße 1015 kurz vor Palmanova

Im Gesamten habe ich für die Tour knapp 8 Stunden gebraucht und kann sie jedem wärmstens empfehlen. Vielleicht sollte man sie zwecks der Belastung durch die Hitze aber besser in der klassischen Zeit der Bergtouren auf Mallorca, von März bis Mai unternehmen.

Mils, 21.03.2015