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Elferspitze, 2.505m und Elfertürme über Klettersteig

Bizarre Türme aus festem, hellem Dolomit, ideal zum Klettern, charakterisieren die Festung von Kalkgestein der Elferspitze vor der riesigen kristallinen Mauer des Habichtmassivs im Südwesten. Die Vermischung der beiden sehr unterschiedlichen Gesteinsarten ist bereits im Anstieg zum Kamm gut sichtbar.
Der Kletterer schätzt die meist gute Griffigkeit der Oberflächenstruktur und die Gesteinsfestigkeit bzw. den Verbund des Dolomites.

Elfertürme in Sicht

Elfertürme in Sicht

Erreichbar ist der Einstieg zum schwierigeren der beiden Klettersteige, dem „Elfer-Nordwand Klettersteig“ in gut eineinhalb Stunden ab der Bergstation der Elferbahn. Der Steig führt über die Elfer Hütte auf den Kamm hinauf und bei einem unübersehbaren Schild rechts weg in die Westflanke der Kette. Am Morgen liegt der Anstieg daher großteils im Schatten, somit ist er im Sommer vormittags angenehm, im Herbst bis mittags jedoch mit kühlen Temperaturen zu rechnen.

der gesamte Zustieg im Rückblick

der gesamte Zustieg im Rückblick

Gleiches gilt für den Klettersteig. Man möge also speziell im Herbst die Kleidung entsprechend wählen und auf Kletterhandschuhe, hinsichtlich der Felstemperatur und weniger wegen der geringen Schärfe des Gesteins, gegenüber dem teilweise messerscharfen Kalk des Karwendels, im Rucksack nicht verzichten.

Elfertürme Nordwand

Elfertürme Nordwand

Der Einstieg liegt auf ca. 2.200m, knapp 300m unterhalb des Gipfels des westlichen der südlichen Elfertürme (die Elfertürme bilden geografisch ein Dreieck, von dem der Turm mit dem Gipfelkreuz im Norden und die zwei anderen Türme im Süden liegen, also gibt es unter den beiden südlichen einen westlichen und einen östlichen Elferturm, wobei der östliche nicht per Klettersteig zu erreichen ist).

spricht für sich...

spricht für sich…

Den weiteren Verlauf dieses ersten und auch des zweiten Klettersteiges bitten wir – neben den Fotos in der Galerie – den Topos zu entnehmen, die – ungefragt – aus den Berichten von „bergsteigen.com“ entnommen wurden und für die wir uns dort bedanken. Uns geht es mehr um die Beschreibung einer gesamten Tour, als um die Detailbeschreibung jeder Einzelpassage der einzelnen Klettersteige. Erwähnt sei nur, daß dieser Klettersteig durchaus Kraft und Klettergeschick erfordert und für jenen, der sich kaum oder selten in Klettersteigen befindet daher bereits grenzwertig hinsichtlich der zu erwartenden Klettergeschwindigkeit – also nicht empfehlenswert – erscheint.

Schlüsselstelle nach unten

Schlüsselstelle nach unten

Nach zwei kleinen Wandstufen und einem abwärts gerichteten Quergang im Gehgelände geht es auf die Hauptwand des Klettersteiges zu, ein Riß in der Verschneidung des Nordturmes und des westlichen der südlichen Elfertürme bildet die Hauptaufstiegsroute. Sie ist nicht sehr ausgesetzt, jedoch durchwegs, bis zum Quergang oben nach schätzungsweise 150Hm nahezu senkrecht. Steinschlag im unteren Teil vor dem Einstieg zur Hauptroute hatten wir keinen da außer uns niemand unterwegs war, er ist jedoch bei gutem Besuch der Tour vorstellbar.

kurz vor dem höhlenartigen Platteau

kurz vor dem höhlenartigen Platteau

Nach dem Quergang oben und weiteren ca. 15m Aufstieg bildet ein nahezu horizontales Plateau (frei begehbar, ohne Sicherung) mit kolossalen Felsbrocken das wie das Innere einer Kathedrale anmutet und eine eigenartige Stimmung der Geborgenheit erzeugt, die man nach der Hauptwand mit allen vorkommenden ausdrehenden Klammerpartien wohltuend aufnimmt und gerne verharrt, um die immer noch hohen Wände empor zu schauen.

Blockwerk in der "Kathedrale"

Blockwerk in der „Kathedrale“

Einige Klettermeter in leichtem Gelände weiter erblickt man dann eine Felsformation, eine Art Höhle, die von einem überdimensionalen Klemmblock im Turm rechts und einem höheren Plateaugelände gebildet wird. Inmitten dieser Schönheit befindet sich der Abstieg als eine Art Tunnel, der auch noch eine Wendung im rechten Winkel erfährt. Einzigartig diese Naturformationen!

der spätere Abstieg

der spätere Abstieg

Das gesamte bisher beschriebene Plateau mit zwei grundlegenden Horizontalstufen liegt fast symmetrisch eingebettet innerhalb der drei Türme, die in ihrer Ausdehnung zum Greifen nahe sind und doch so weit entfernt, daß sie sich in posierender Weise, einzeln, zu eigener, mächtiger Gestalt erheben. Ein Anblick der haften bleibt.

Manuel posiert in der Mitte auf einem festen Band

Manuel posiert in der Mitte auf einem festen Band

Der Klettersteig führt nun in ungewohnter Abwechslung auf südwestlich ausgerichteter Wand weiter, sozusagen fast gegengleich dem Aufstieg und Sonnenlicht begleitet den Kletterer am frühen Septembernachmittag.

Eintrag ins Gipfelbuch der viel begangenen Route, im Hintergrund das Gipfelkreuz des Nördlichen Elferturmes

Eintrag ins Gipfelbuch der viel begangenen Route, im Hintergrund das Gipfelkreuz des Nördlichen Elferturmes

Der flächenhafte Gipfel ist nicht besonders geziert, ein Wandbuch in stählerner Kassette zeugt von großer Beliebtheit des kurzen Klettervergnügens und der traditionelle Bergsteiger, der gerne unter einem Gipfelkreuz verweilt, wirft einen sehnsüchtigen Blick zum schönen ehrwürdigen Kreuzlein des nördlichen Elferturmes, der kaum einen Steinwurf entfernt, jedoch von hundert Meter hoher Wand getrennt ist. Dies zu erreichen war unser nächstes Teilziel, nachdem der Klettersteig eine gute Stunde in Anspruch genommen hat.

am kurzen Weg zum Gipfel des Nördlichen Elferturmes

am kurzen Weg zum Gipfel des Nördlichen Elferturmes

Hierzu stiegen wir auf das wunderbare Plateau ab, passierten den Klemmblocktunnel und stiegen ein paar Meter mit Sicherung versehen ab. Weiter über zwei drei kleinere Stufen von Jahrmillionen an Kalksedimenten auf die offene Fläche des Elfersattels ab.
Am Wegweiser beginnt der Steig zum nördlichen Elferturm, der dann in wenigen Minuten, zuletzt über einen Aufschwung am runden Rücken und durch eine Verschneidung, einer Zinnenkrone gleich, erreicht wird.

nach wenigen Minuten bereits am Gipfel des Nördlichen Elferturmes, das von einem ehrwürdigen Kreuzchen geziert wird

nach wenigen Minuten bereits am Gipfel des Nördlichen Elferturmes, das von einem ehrwürdigen Kreuzchen geziert wird

Das Gipfelkreuz ist eines der schlichtesten und dafür schönsten der kleinen Kreuze, die wir in den letzten Jahren gesehen haben. Seine Fundamentierung ist interessant und die Abspannungsseilchen sind zu Recht mit Stacheldraht umwickelt, liegt es das schmale Gipfeltürmchen jedoch dermaßen exponiert, daß die Erbauer offensichtlich mit Selbstsicherungsmaßnahmen, die natürlich völlig fehl wären und fatal enden könnten, gerechnet haben müssen. Weiters dienen sie dazu der dummen Unart der letzten Jahre, der Gipfelkreuzbesteigung, oder besser –entweihung mit Selfie (oder „selfish“, wie der Verfasser diese Fotokunst nennt) Einhalt zu gebieten.

Elferspitze, 2.505m

Elferspitze, 2.505m

Nach dem Augenblick, zu dessen Verweilen man gekommen ist, geht es wieder auf den Sattel und dem Steig entlang Richtung Süden der Elferspitze (bzw. der im Internet anzutreffenden Bezeichnung „Elferkofel“) entgegen. Wieder in wenigen Minuten erreicht man den Abzweig zum Einstieg.

und oben wird es schon wieder flacher

und oben wird es schon wieder flacher

Der „Elferkofel-Klettersteig“, wie er auch genannt wird ist charakteristisch eher eine Gratüberschreitung, als der so rassige, fast senkrechte Klettersteig der Nordwand und daher geeignet für jeden mit alpinem Geschick und der Klettersteigtechnik kundigen Bergsteiger.

zum Gipfel hin

zum Gipfel hin

Der Aufstieg bis zum runden, kofelartigen Rücken der Elferspitze vollzieht sich zunächst eher flach und dann durchwegs auf der mittelstark ausgeprägten Gratschneide und eröffnet einzigartige Tiefblicke zu beiden Seiten, die schärfere zur rechten in die Westflanke.

hier die drei Elfertürme im Norden, der linke ist der durch den Klettersteig an der Nordwand bestiegene

hier die drei Elfertürme im Norden, der linke ist der durch den Klettersteig an der Nordwand bestiegene

Der Gipfel selber ist überraschend flach und mit einem geschnitzten Bildstock vom ehemaligen Hüttenwirt versehen, sowie einem Gipfelbuch in einer Stahlbox, deren Deckel so stark klemmt, daß rohe Fußgewalt zur Öffnung derselben aufgebracht werden muß und daher auch die junge und an sich stabile Spaxverschraubung am Bildstock bereits ermüdet ist. Es wäre ein Jammer, wenn sie jemand komplett los tritt. Vielleicht erbarmt sich der GK-Betreuer und bringt die Box über den Winter zur Reparatur zum Schlosser, von denen es im Stubaital sehr versierte gibt.

und weiter geht es Richtung Zwölfernieder mit dem Habicht im Hintergrund

und weiter geht es Richtung Zwölfernieder mit dem Habicht im Hintergrund

Weiter geht der Klettersteig über eine Verschneidung im Gipfelaufbau gen Südwesten, vorbei an einem imposanten Klemmblock unter dem man eine alte Seilversicherung erblickt. Sie müßte der Normalaufstieg, beschrieben in den alten Stubai-Führern sein, wurde jedoch nicht näher erkundet.

Blickfang und wer in natura genau schaut erkennt eine Seilsicherung vom alten Normalanstieg

Blickfang und wer in natura genau schaut erkennt eine Seilsicherung vom alten Normalanstieg

Dem tiefen Einriß im abgerundeten Kofelgipfel folgend erreicht man nach wenigen Metern den jähen, südlichen Abbruch des Gipfels. Der Abstieg erfolgt elegant über eine rechtwinkelige Richtungsänderung auf festem, breiten Band zum Gehgelände. Von dem Punkt der Richtungsänderung aus kann man sehr gut den weiteren Verlauf erahnen, den man am Topo und auf unseren Fotos in der Galerie im Detail gut erahnen kann und auf den hier nicht näher eingegangen wird.

kurzer Abstieg durch eine schmale Schlucht

kurzer Abstieg durch eine schmale Schlucht

Am Ende der Klettersteigroute fragt man sich welcher Teil der schönere war und ist so überwältigt von den jeweiligen andersgearteten Schönheiten, daß man keine schnelle Antwort darauf findet. Wir finden es stimmig beide Klettersteige zu absolvieren um einen Gesamteindruck der kurzen aber rassigen Kette zu bekommen.

Engstelle zwischen zwei Gratscheiben

Engstelle zwischen zwei Gratscheiben

Für den Rückweg bieten sich drei Möglichkeiten an:

Wir haben die erste genommen. Diese führt direkt unter den Felsen auf der Ostseite der Kette wieder auf das Elferplateau hinauf (ca. 150Hm Aufstieg) und von diesem über den Normalsteig zur Elferhütte.

Die zweite Möglichkeit befindet sich ebenfalls auf der Ostseite der Kette und führt vom Zwölfernieder ebenfalls zur Elferhütte, jedoch absteigend bzw. horizontal, nicht aufsteigend. Die bequeme Variante für den Müden.

Die dritte Möglichkeit, jedoch entfernungsmäßig weiter, ist der Abstieg zur Autenalm auf der Westseite der Kette und weiter zur Elferbahn. Ebenfalls absteigend bzw. moderat aufsteigend von Hütte bis zur Elferbahn.

hinten schon erkennbar die Zwölfernieder

hinten schon erkennbar die Zwölfernieder

Wir haben für die gesamte Tour von/bis Elferbahn mit kleinen Fotopausen und jeweils 10min auf den Gipfeln 5 ½ Stunden gebraucht, man rechne jedoch mit gut 6 ½ bis 7 Stunden an belebten Tagen und je nach Kondition.

der Nördliche Elferturm im Zoom von der Elferhütte aus gesehen

der Nördliche Elferturm im Zoom von der Elferhütte aus gesehen

grün markiert die beiden Klettersteige

grün markiert die beiden Klettersteige

Mils, 21.09.2015