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Kleiner Falk 2.190m – mit Überschreitung zum Risser Falk

Bereits kurz vor der Ortschaft Hinterriß am Weg von Norden ins Karwendel läßt den Bergsteiger und Gratkletterer der kühne Anblick der Falkengruppe – sichtbar ist der Kleine Falk und der Grat zum Risser Falk – nicht mehr los.

Sequenz Schlüsselstelle 4 – man achte auf die Tritte

Die Reifung die Tour zum Kleinen Falk und die Gratüberschreitung zum Risser Falk im neu auserkorenen Arbeitsgebiet des Autors zu unternehmen dauerte keine Woche – sie mußte unbedingt kurz nach der tollen Tour auf den Risser Falk begangen werden; das nachstehende Foto ist von dieser schönen und eher leichten Tour entlehnt und grundsätzliche Details über Hinterriß, das Falkenkar und dem Abstieg vom Risser Falk können auf diesem Link nachgelesen werden.

Kleiner Falk und Grat zum Risser Falk von Hinterriß aus gesehen

Dieser Beitrag behandelt den Aufstieg zum Kleinen Falk, die Gratüberschreitung zum Risser Falk und nur übersichtshalber einige Hinweise zum Abstieg über die Grüne-Rinn-Scharte und das Falkenkar.

Kleiner Falk vom Parkplatz P4 aus gesehen – die Aufstiegsroute direkt einzusehen

Der schöne und lohnende Gratübergang wird mit einem etwas abenteuerlichen Aufstieg in kniehohem Gras über steiles und wegloses Gelände eingekauft, in dem auch Intuition nötig ist, der Falkenstuhl wird aber jedenfalls gefunden. Ausweichen und Umgehen von morschen Baumriesen aus Windbruch ist weiter oben im lichten Wald ein schweißtreibendes Unternehmen und Scharen von Bremsen unterstützen im schwülen Hochsommer die Abwehr des Berges Klettertouristen zu empfangen.

Aufstieg im lichten Wald in knietiefem Gras

Die Redewendung der Lateiner „per aspera ad astra“ hat am Gipfel des Kleinen Falk seine uneingeschränkte Gültigkeit.

typisches Aufstiegsgelände zum Falkenstuhl

Umso mehr schätzt der Pflanzenfreund unter den Bergsteigern die Vielfalt und Dichte an Alpenblumen am Kreuzgipfel des Kleinen Falk – von der Orchidee bis zum Edelweiß darf er auf Wohnzimmerfläche in etwa 2.070m Höhe ein halbes Dutzend Arten schauen.

Rückblick unterer Teil

Vom Ausgangspunkt für Touren aus dem Norden in die Falkengruppe, dem Parkplatz P4 der Mautstraße, wird die Rißbachbrücke überquert, die gleichzeitig den Zugang zum Johannestal und der Falkenhütte darstellt.

zwischendurch erfreut der Blick zur Birkkarspitze

Noch in der Ebene am südlichen Ufer, etwa 200m am Weg nach dem Überschreiten der Brücke, wird vom Schotterweg in den Wald abgebogen und wiederum nach kaum 100m die sofort ansteigende Böschung des Waldes erreicht. Über hohes Gras wird nun in teilweise von Forstarbeiten geprägtem Gelände intuitiv aufgestiegen. Nach etwa 150Hm wird eine Geländestufe erreicht, die recht flach den nächsten, langen und steilen Abschnitt einleitet.

Gelände vor dem Falkenstuhl

Fehl kann kaum angestiegen werden, denn zur Linken ist das Aufstiegsgelände mit wenig einladenden Schrofen durchzogen und zur Rechten würde man sofort an der Felsgestalt des Kleinen Falk erkennen, daß man zu weit in Richtung der Falkenstuhlrinne geraten ist. Auch bildet sich weiter oben eine Art Verschneidungsbuckel aus, dessen Höhe von der aufgehenden Sonne von den dünkleren Waldpartien westlich davon geschieden wird. Diesem Verschneidungsbuckel folgten wir bis er oben in der Nähe des Falkenstuhles verschwand.

Forsttätigkeit am Falkenstuhl

Zu unserer Überraschung gab es am Falkenstuhl vor Jahren – wenn man sich die Schnittflächen der Bäume ansieht – jede Menge Forsttätigkeit und die Frage wohin das Schnittgut abgeführt worden ist blieb offen. Mit dem Wissen des Geländes am Ende des Weges zum Unteren Falkenkar aus der Begehung der letzten Woche konnte der Autor allerdings vermuten, daß der Abtransport dorthin stattfand.

Falkenstuhl gen Norden

Mittels Seilbahn könnte es jedenfalls dorthin abtransportiert worden sein; kein unbedeutendes Unternehmen von oben aus betrachtet, denn einen Weg gibt es auf den Falkenstuhl nicht.

Hirschbad am Falkenstuhl

Das etwas sumpfige Plateau des Falkenstuhles auf 1.500m scheint anhand der massenhaften Tierspuren ein wahres Wellnessgebiet für das Wild zu sein, gibt es doch dort zwei große mit Wasser gefüllte Lacken, die dem parasitengeplagten Waldbewohner, sei es Reh oder Rotwild, Abkühlung und Schutz verschafft.

Aufstiegsgelände durch eine bewaldete Steilstufe zu den Schrofen

Nach diesen ersten gut 500Hm ging es zwar etwas anders, nicht im Mindesten aber vegetationsärmer weiter. Eine erste ansteigende Stufe nach dem Falkenstuhl leitete durch eine geschickt gefundene Latschengasse zu einer alten Tanne, auf der nun erstmals eine Wegmarkierung zu sehen war – die Relikte eines Steiges, von woher er auch immer gekommen sein mag (auch die AV-Karte verrät keine alten Details, keine Steigspuren sind dort zu sehen).

plötzliche Markierung nach dem Falkenstuhl

Die Markierung links liegen gelassen und der Latschengasse gefolgt sieht man sich im Nu inmitten von dichten Latschen, die es zu durchqueren gilt. Nach dieser Übung wird eine nächste Gasse mit Steinmandln erreicht, bevor das Gelände beachtlich aufsteilt, sodaß die Stöcke am besten verstaut und die Hände im felsig erdigen Gelände zu Hilfe genommen werden.

bereits wieder eingewachsene Latschengasse im weiteren Aufstieg – oberhalb in den Felsen eine kaum sichtbare rote Markierung

In dieser Art wird der schon von unten sichtbare Kopf in der Nordflanke des Kleinen Falk erklommen, dessen Oberkante durch glücklicherweise sehr niedrige junge Latschen erreicht wird und an deren Übergang zum Fels ein Steinmandl zum Überlegen über die Fortsetzung der Route zwingt.

Latschengasse oberer Teil vor dem Schrofengelände

Kurzes Erkunden der Lage führt zurück zum Steinmandl, zum Abstieg über etwa vier bis fünf Meter und zur Fortsetzung der Route in einem Trichter, der, unweit oberhalb der nächsten zwei Felsköpfe, sich zur Mulde formt und deren oberes Ende in eine Steilstufe mündet, das am besten mittels echter Felskletterei an der linken Flanke bezwungen wird. Die Stelle befindet sich etwa auf 1.700m.

Aufstiegsgelände mit Engstelle oben (im Schatten)

Nach der engen Steilstelle weitet sich das Gelände karartig und die Latschen stellen kein solches Hindernis mehr dar, daß die richtige Gasse erwischt werden müßte.

Engstelle am oberen Ende der Schuttreisen – linksseitige Umgehung leichter

Steil und mühsam geht es im Schrofengelände aufwärts. Wir steuerten zwei Felsköpfe an, die durch eine Öffnung zur Pforte unterbrochen wurden, einem Eingang gleich.

der Autor beim Umgehen der Engstelle

Hinter dieser Stelle folgten wir dem beachtlich steilen Gelände westlich bis zur Unterkante der Felslinie nahe dem Gipfelbereich und kreuzten unterhalb der Felsen östlich zu einer eher flacheren Stelle, die zu einer schräg nach oben ziehenden Rinne führte.

den Durchschlupf oberhalb haben wir genommen, danach rechts und wieder links unter die Felsen

Das Gelände talseitig der Rinne ist recht angenehm zu begehen – Wiesenflecken durchziehen die Schrofen in recht festem Gelände.

talseitig entlang der schrägen Rinne aufwärts

Der Rinne, die bald im Felsgelände auftaucht folgten wir an ihrer Flanke in südöstliche Richtung und sie führte direkt zum Kreuzgipfel des Kleinen Falk auf etwa 2.070m.

Kreuzgipfel Kleiner Falk, 2.190m (diese Stelle mit etwa 2.070m allerdings niedriger)

Das Überbleibsel aus glanzvolleren Tagen des Kreuzgipfels besteht aus einer abgebrochenen verwitterten Gipfelstange, noch am Sockel befestigt und inmitten des umgebenden Steinmandls das die Gipfelbuchkasette birgt. Das Gipfelbuch, in etwa in DIN A5 Größe, ist schön anzuschauen, gleich vier Jahrzehnte lang hat man sich bis heute darin verewigt und die letzten Seiten sind noch nicht erreicht. Wie in allen alten Gipfelbüchern üblich verwendete man in der Jugend des Buches einen Bleistift – ein Schreibgerät, das immer funktioniert im Gegensatz zum Kuli.

eine Freude die Blumenpracht

Wie schon anhand der Vegetation erwähnt wohnt diesem Platz eine eigenartig erlesene Stimmung inne, die zum Verweilen einlädt. Bezeichnende aber seltene Alpenblumen, die anderswo vergeblich gesucht werden, fühlen sich dort zu Dutzenden heimisch und der Blick gen die gewaltige Mauer im Süden sowie der hoch aufragende Grat zum Risser Falk, bildet eine kolossale steinerne Umrahmung des kultigen Platzes.

Kohlröschen – eine Orchidee

Die Vorhersagen der Wetterentwicklung zwangen uns nur allzu schnell den wirklich verdienten Platz gleich wieder zu verlassen. Zwar war die Hauptwetterrichtung im Westen von kaum getrübter Wolkenpräsenz, jedoch schien das Geschehen im Osten stattzufinden. Über dem Rofan und von Nordosten türmten sich zwar zunächst nur moderate, jedoch beständig wachsende dunkle Wolken in die Höhe. Unsere Einschätzung, das kann vorweg genommen werden, war richtig, wir setzten zur Überschreitung an, auf der im Ernstfall es keine echten Deckungsmöglichkeiten gäbe.

Grat zum Risser Falk – zweiter, höherer Teil vom Kleinen Falk aus

Zunächst folgt der Grat dem Aufstieg auf den geodätisch echten Gipfel des Kleinen Falk auf 2.190m. Dieser Teil ist in etwa zehn Minuten zu begehen, nicht ausgesetzt und erfordert kaum Kletterfähigkeit. Ein Steinmandl ziert das Gipfelplateau.

Kleiner Falk, geodätischer Gipfel 2.190m

Im Anschluß zum Kleinen Falk folgt ein Gratstück mit zwei drei leichten Felsköpfen zu denen man etwas absteigen muß.

Simon am Kleinen Falk, 2.190m

In der Folge steilt dann erstmalig ein etwas rassigerer Kopf auf, der in direkter Kletterei im wunderbar festen Fels begangen wird und dessen jenseitige Verbindung zum Hauptmassiv zurück mit einer netten schmalen Gratpassage zum Balancieren belohnt wird.

die Gratköpfe im Übergang vom niedrigen Teil des Grates zum hohen Teil – der rechte Gratkopf stellt eine erste schärfere Kletterei dar

Der Gratverlauf leitet nun in den zweiten, hohen Teil der Überschreitung über und wartet zunächst mit einer steilen Gratstufe auf höheres Niveau auf.

Simon im schmalen Übergang

Die bisher moderaten Kletterschwierigkeiten – etwa bis II – bleiben im Wesentlichen erhalten, aber es gibt in diesen Teil der Überschreitung Passagen (nur kurze Stellen), die mit III zu bewerten sind.

Aufschwung zum hohen Teil des Grates

Allerdings sind diese Stellen meist nur auf die jenseitige Fortführung des Gratverlaufes nach Schärtchen beschränkt, die natürlich aufsteilen und ein klein wenig mehr Anspruch an die Kletterkünste erheben – wie gesagt aber nur kurze Stellen und wir empfanden die durchgehende Bewertung des AV-Führers (Klier, 1996) mit Gesamtbewertung III als leicht überzogen.

direkt am Grat im zweiten Teil – teilweise etwas ausgesetzte Passagen

Der vorletzte und der letzte Aufschwung auf den Gratkopf beginnen mit einer Passage nach dem Schärtchen, der mit III bewertet werden kann. In beiden Fällen ist der jenseitige Verlauf sehr steil.

gut erkennbar der erste schärfere Gratkopf in der linken Bildhälfte vom Rückblick

Beim Anstieg zum letzten Gratkopf leitet eine absolut feste aber griffarme Wand leicht nach rechts (westlich) auf eine leichtere Plateaufläche und hierbei muß man für einen einzigen Zug mit etwas ausgedrehtem Oberköper das Gleichgewicht halten. Wie gesagt, sehr kurz und für den geübten Gratgeher nichts Schwieriges.

Simon oberhalb der Stelle die mit verdrehtem Oberkörper schräg nach rechts oben begangen wird

Die letzte Erhebung am direkten Grat leitet auf der Rückseite – nach dem zweiten ihrer beiden Kamelbuckel – an einen sonderbar westlich stehenden Felszacken hinaus, der zunächst – ob seiner seitlichen Position –  nicht zum Gratverlauf zu gehören scheint.

weiter im Gehgelände

Klar wird die Situation dann, wenn man den sich den direkten Gratverlauf ansieht, der plötzlich nicht mehr vorhanden zu sein scheint.

vor dem letzten und höchsten Grataufschwung

Dort wo er seinen Verlauf hätte stürzt eine plötzlich auftauchende tiefe Schlucht gähnend in das Falkenkar hinab, die beim ersten Anblick zunächst zurückschrecken läßt. Deshalb der seitlich stehende Gratturm.

die beiden Kamelbuckel der höchsten Graterhebung voraus – teilweise gibt es am Grat wenig notwendige Steinmandln

Wir wechselten westlich hinüber und erstiegen den Turm auf logischem Weg durch den breiten schuttigen Einschnitt der Nordseite und stiegen auf seiner Westseite bis zu einem Felsabbruch auf der Südseite ab (mehr Bilder in der Galerie).

Situation nach dem zweiten Kamelbuckel – der Grat spaltet sich in einen ostseitigen, nicht zu begehenden Teil und einen westseitig stehenden Gratturm, auf dem die Route weiterführt; mittig die schauerliche Rinnenschlucht ins Falkenkar

Von dort konnten wir etwa zwei Meter unterhalb ein breites Felsband erkennen, das um die Südseite herum auf die Ostseite führt und den weiteren Verlauf des Abstieges beschreibt.

dahinter geht es westseitig steil hinunter auf ein schmales Gesimse – dort wo Simons linker Fuß ruht befindet sich die beschriebene Griffleiste zum Ablassen auf das erkennbare breite Band darunter

Wie bisher bestanden auch diese Steilstellen am Gratturm aus absolut festem Fels und daher war es uns ein Leichtes mit guten Griffen für die Hände die glatte Felswand, die ohne Tritte ausgestattet ist, mit den auf ihr abrutschenden Schuhspitzen bis zum Band hinab zu gleiten.

die Stelle im Rückblick mit der Griffleiste im untersten Bilddrittel

Das Ganze erfolgt schräg, d. h. man greift mit beiden Händen in die feste Leiste an der oberen Wandkante und läßt sich pendelnd nach unten wobei die Arme das gesamte Körpergewicht halten und läßt die Griffe bei durchgestrecktem Körper los (ein wenig sympathischer Zug, den jeder Kletter kennt und ungerne ausführt). Klettertechnisch keineswegs korrekt, die Schwindelei aber über die kurze Distanz von etwas mehr als zwei Metern mit den bombenfesten Griffen an der kurzen Wand jedoch allemal vertretbar und sicher.

Rückblick auf das Band – hinten ist es komfortabel breit

Am zuerst breiten Band unten wendet sich die Route nun direkt nach Osten und dabei wird das Band schmaler, jedoch immer noch so, daß die Passage in die leichtere begrünte, sowie tritt- und griffreiche Ostflanke zum Abstieg in die Scharte gut möglich ist – leichtes Klettergelände über wenige Meter im steilen Schrofenfels mit einwandfreien Griffen und Tritten.

das schmaler werdende Band – Simon ist schon darüber hinweg und am Weg in die ostseitigen Schrofen

Der Autor hat seinen Kletterpartner Simon beim Abstieg fotografiert und jener hat dasselbe dann im Gegenzug von der Scharte aus bei allen wichtigen Positionen beim Abstieg des Autors durchgeführt. Für alle, die sich diese vielleicht schwierigste aller Passagen ansehen wollen  gibt es die Detailfotos in der Galerie (Bilder benannt mit „Sequenz Schlüsselstelle 1 bis 16“).

ostseitig gelegener Riß im Schrofengelände zum Abklettern in die Scharte

Die Schwierigkeit dieser abwechslungsreichen Passage am Gratturm bis zum Abstieg in die Scharte stuft der Autor in Summe mit II+ ein. Oberhalb der Wandstelle befinden sich eine Bandschlinge und ein alter Haken (siehe Bild oben) als Abstiegshilfe über die glatte Wand. Diese technische Hilfe ist jedoch für den versierten Gratkletterer wirklich nicht nötig.

Simon bereits fast unten im Schrofengelände

Für die Stelle der glatten Wand ohne Trittmöglichkeit mögen kleine Personen, die u. U. auch mit ausgestreckten Armen nicht die Reichhöhe haben das Band mit wenig Luft zwischen den Schuhen und der Standfläche zu erreichen und oben schon los lassen müssen, bevor sie unten stehen, schwieriger einstufen.

dieser breite Tritt gleicht einer kleinen Wanne, reicht für beiden Füße und wird zum leichteren Passieren der Engstelle am Band benutzt, um in den ostseitigen Riss bzw. Schrofen zu gelangen

Ein Größenvergleich mag hier die Höhe der Wandstufe verdeutlichen. Die Stelle ist in wenigen Minuten abgeklettert und die Scharte erreicht.

Sequenz Schlüsselstelle 1 – man achte auf die Tritte

Der letzte kurze Abschnitt von etwa 20min bis zum Gipfel (die Angabe der Gesamtzeit für die Überschreitung von drei Stunden im AV-Führer ist nach Ansicht des Autors viel zu lange bemessen) findet in der Nordflanke des Risser Falk statt und ein einziger Gratturm, der im Anblick von Norden nach Süden nicht als solcher erkannt wird, bietet nochmals ein paar schöne Kletterstellen und einen abwechslungsreichen Verlauf über eine Minischlucht, um die Scharte zur Nordflanke zu erreichen.

Anblick der Gegenseite vom schmalen Band aus – daß es sich um einen vorgelagerten Turm handelt ist nicht erkennbar

Nach kurzem Gehgelände am breiten Grat wird in eine immer steiler werdende Wand eingestiegen, die jedoch gut griffig nach oben leitet.

steile und feste Passage im mittleren Teil

Hier ist eine Stelle drin, die mit III bewertet werden könnte, jedoch kaum auffällt. An der steilsten Stelle bestand die Entscheidungsmöglichkeit einen senkrechten Riss mit wenig Aussicht auf Haltemöglichkeiten rechts, oder einen kleinen Felszacken mit uneinsehbarer Hinterseite zu wählen und wir entschieden uns für die Route links.

dahinter leichter einige Meter weiter

Die Hinterseite erwies sich leichter als der vorderseitige Aufstieg. Sie leitet auf die Grathöhe des nicht erkannten Gratturmes.

alternative Minischlucht westseitig

Dort hat man die Möglichkeit eine steile, unten wenig bis nicht einsehbare Wand zur letzten Scharte abzusteigen, oder von der Grathöhe westlich etwa drei Meter abzusteigen und über eine Minischlucht schräg zur Scharte zu übersetzen.

Gegenseite der Scharte – unser Aufstieg nach dem Übertritt

Wir entschieden uns für die zweite Variante, weil sie voll einsichtig schöner erschien. Tipp für jenen, der die Minischlucht nicht mag: im Rückblick konnten wir erkennen, daß der direkte Abstieg auch gut gangbar gewesen wäre.

Simon beim Übersetzen, kurz vor der Scharte, hinter ihm die Mini-Schlucht

Jenseits dieses letzten Turmes – der eigentlich schon auf der Flanke des Gipfels steht und kein Gratturm mehr ist – führt leichtes Klettergelände in etwas mehr als 5min zum Gipfel des Risser Falk und die wirklich schöne Gratstrecke ist abgeschlossen.

nach der letzten Scharte nochmals leicht ausgesetzt aus der Flanke…

Zunächst wird nach der Scharte leicht in die ostseitige Flanke des Gipfelaufbaues ausgewichen und nach wenigen Metern wieder auf die Grathöhe zurückgeklettert und dem Gipfel entgegen gestiegen.

leichtes Klettergelände am Ende auf den Risser Falk

Wir haben aufgrund der Wetterprognose am Grat eher Gas gegeben und für die Strecke vom Kleinen Falk zum Risser Falk 85min benötigt. Das ist sicher keine Richtzeit für eine Erstbegehung, aber die drei Stunden im Führer empfinden wir als auch nicht nötig; zwei bis zweieinhalb Stunden sollte man je nach Kondition und Fotopausen einplanen.

Übersicht über die Gratüberschreitung vom Kleinen Falk bis zum Risser Falk

Der Ausblick auf dem Risser Falk ist phänomenal, er war bei unserer Begehung leider durch Nebel und Wolken getrübt und wer Bilder mit den einzelnen zu bestaunenden Gipfeln sehen möchte findet diese – nebst Beschreibung und auch die Beschreibung des Anstieges zum Risser Falk vom Falkenkar –  im eingangs zu vorliegendem Bericht gesetzten Link.

Rast am Risser Falk

Im Abstieg durften wir dann noch eine seltene Begegnung mit einer Gruppe Jungsteinböcken erleben. Dies just vor der engsten Gratschneide, auf die wir die Gruppe leider aus Mangel an Alternativen mit äußerster Vorsicht und mit dem Versuch der Lautlosigkeit hintreiben mußten.

bereits im Abstieg zur Grünen-Rinn-Scharte

Die Gruppe bestand aus etwa fünf Tieren, wobei uns vorkam, daß das älteste etwa vier bis fünf Jahre alt sein müßte und das jüngste ein Jährling war.

aber auch die anderen in einer Mischung voller Angst und Neugierde

Das Jüngste ergriff auch rasch die Flucht über den äußerst steilen Grat und die Sicherheit, die bereits ein solch junges Tier im etwa 75° steilen Gelände (nordseitig ins Falkenkar) an den Tag legte war phänomenal anzusehen. In einigen Sekunden erreichte es eine Tiefe von etwa 50m unter uns.

und so stieben sie trotz unserer Vorsicht auseinander und die Felsen hinab

Über die Gratscharte am Hauptgrat und dem dort nötigen 40-50Hm Abstieg erreichten wir die Grüne-Rinn-Scharte (Details im Link oben) und das obere Falkenkar.

Simon in der Grünen-Rinn-Scharte

Das Wiesenband zur Grünen-Rinn-Scharte mag bei Nässe oder Schnee wohlüberlegtes Steigen sein. Das Band wird nach oben zur Rinn hin breiter, hat aber unten schmale Stellen, siehe Rückblick.

Rückblick – vor der Grünen-Rinn-Scharte

Die Rinn selber kann bei Nässe oder Schnee nicht minder prekär werden. Sie ist zwar nicht sehr steil, bietet aber wenig Haltemöglichkeiten.

Abstieg in der Grünen-Rinn

Der im Aufstieg nette Jägersteig durch die Falkenkare erwies sich als etwas rutschig, dennoch aber als tolle Abstiegshilfe durch den Latschengürtel.

Zum Abschluß der Tour erreichten wir das beeindruckende Gelände der Wandstufe zwischen unterem und oberem Falkenkar mit dem schönen Wasserfall.

malerischer Wasserfall am Ende des Steiges durch das Falkenkar

Von dort benötigten wir über den Schotterweg etwa 25min zum Parkplatz P4.

Wasserfall aus dem Falkenkar

Die Gesamtzeit der Tour betrug etwas mehr als sieben Stunden. Zweidreiviertel Stunden zum Kleinen Falk und ein Gipfelaufenthalt am Risser Falk von knapp einer halben Stunde.
In Summe wurden genau 1.500Hm Aufstieg absolviert und die Gesamtstrecke betrug nach Simons Navi-Aufzeichnung 9km.

Mils, 27.07.2019