08.07.2012: Speckkarspitze, Gratüberschreitung, Signalkopf, Kl. und Großer Bettelwurf ab Parkplatz Ferdinand und zurück bis Magdalena in 8:04Stunden (mit Mittagessen auf der Bettelwurfhütte und Magdalena Aufenthalt).
Eigentlich begann der Aufstieg zuhause mit dem Radl. Beim Parkplatz Sprungschanze platzte jedoch der schon länger aufgerissene Mantel bei Manuels Radl. Also per pedes weiter und ab BW-Bründl bis Parkplatz Ferdinand mit dem Auto weiter (leichtes Schwindeln als zugegeben, ca. 30min Abkürzung für diese gut 300Hm).
In Summe dennoch 2.300Hm und dabei die ständigen Aufschwünge der Gratwanderung bzw. eher -kletterei nicht mit eingeschlossen.
Eine Traumtour mit einigen prickelnden Übergängen und atemberaubenden Blicken in das Roßloch hinunter. Wer die Überschreitung zur ersten Mal macht – so wie wir – der hält bei einigen Passagen etwas inne, um den rechten Weg zu finden. Es ist oft spannend hinter Platten, Rippen und Köpfen retour zu schauen, ob man doch den richtigen Übergang gewählt hat, womit extrem Zeit vergeht.
Trotz der Führerangabe Speckkarspitze bis Kl. Bettelwurf in 3 Stunden, haben wir die Tour nicht bis Kl. BW sondern bis GK Gr. BW in 2:45 Stunden absolviert. Der Grund für die Hetze war weniger der Trainings- oder Gipfelstürmergedanke als vielmehr das ständig wechselnde Wetter zwischen Zugspitze und Zillertaler Gletschern, mit manchmal grauschwarzen Wolken recht nahe über der Nordkette.
Fronten, teilweise mit Regen über dem Habicht und heranziehenden mächtigen Wolkentürmen aus Nordwest bis Süd erforderten bei jedem Meilenstein dieser Tour eine Entscheidung. Klar, daß wir es, ob der leichten Fluchtmöglichkeit über’s Kar hinunter zur Hütte, ausreizten. Umdrehen oder abbrechen ist immer schwerer als der Gipfelsieg wie man weiß…
Der Morgen präsentierte sich vor dem Haus bei der Abfahrt um 7:15 in seiner ganzen Pracht und verhieß einen Wahnsinnstag:
Was man hier nicht sehen kann ist das Gustostück der Tour, der Aufstieg auf den Kl. Bettelwurf (in etwas dort wo der zweite grün markierte Abschnitt beginnt).
Bald nach dem Ferdinand, am Weg zum Issjöchl stellt sich Temperatur ein und ein kräftiger Schluck mit Füllen der Flaschen oben am Brunnen beim Wasserbergstollen, bis ein „Gupf“ drauf war, tat not (die neue Rechtschreibung, ein Wahnsinn für jeden Mitvierziger!) an diesem Tag.
Die Autobahn auf das Lafatscher Joch, nach dem Issjöchl, nehmen wir nunmehr immer über die feine Reise die den großen Bogen zu Beginn abschneidet, auch aufwärts. Sie ist überraschend fein zu gehen, kaum Rückrutscher, da man immer neben der Reise, oder auf seit langem verdichtetem und eher grobem Schotter gehen kann. So sind wir recht zügig unterwegs und stehen, ab dem Joch begleitet von genau derselben heftigen Thermik als die Woche zuvor auf die Lafatscher, um 10:46 am Gipfel der Speckkarspitze.
Mit dem Fernglas suchen wir, mit dürftigem Erfolg, in der ostseitigen Mulde, windgeschützt, nach den Highlights die der Führer (Kl. AV Karwendel. Klier 1996) angibt. Man kann eine lange Strecke, aus der AV-Karte messe ich nachträglich eine Luftlinie von ca. 1,7km, leider auch nicht mit einem Fernglas so einsehen, daß die kleinen, im Führer genannten markanten Wendepunkte der Route zweifelsfrei erkennbar sind, mußten wir feststellen.
Der Einstieg, in die schräg und steil aufsteigenden Rippen, nach Verlassen des Gipfelterrains (nach ca. 10m Höhenverlust) mutet auf den ersten Blick denkbar schwierig an, mit etwas vergleichen ob der besten Taktik entscheidet man sich jedoch eindeutig richtig für die Nordseite, die sich einem zuerst rein instinktiv sperrt und die man nicht automatisch wahrhaben will.
Nachträglich gesehen sind diese ersten Minuten Gratkletterei eigentlich schwieriger, als manch andere im Führer mit II zitierte Stelle dieser gesamten Route. Mag sein, weil die schräg aufsteigenden Rippen sich einem gleichsam Speeren anmutend entgegenstellen, mag sein, weil es doch die ersten nach Norden recht ausgesetzten Stellen sind.
Bis man den Tiefpunkt erreicht, von dem es dann meist auf breitem Weg weitergeht, vergeht so doch eine gute halbe Stunde. Dann jedoch kann man bis zum Signalkopf gut „Meter machen“ und erreicht diesen nach ca. 2/3 der linearen Strecke von Speckkarspitze bis Kl. Bettelwurf.
Allerdings möchten wir nicht darüber hinwegtäuschen, daß die klassische Gratroute recht anstrengend ist. Wir versuchten zügig am Maximum zu gehen, dunkelgraue Wolken im Rücken.
Der ostseitige Abstieg am Signalkopf erfolgt zur Hälfte wieder nordseitig, genau wie der Führer empfiehlt. An der Scharte erachteten wir es entgegen der Beschreibung jedoch als einfacher südseitig die Rinne etwas hinabzusteigen und dann auf auch nicht bequemen aber gangbaren Plattenrissen bis zur nächsten Scharte an der dann allmählich das Gustostück der Route beginnt.
Frontalansicht Aufstiegswand Kl. Bettelwurf:
Auf diesem Foto sieht man den Aufstieg zur ersten der beiden Schlüsselstellen, das ist oben die ausgesetzte Stelle mit einer scharfen Platte über die man auf das im Führer erwähnte schmale Band kommt (bis zum Ende der Markierung ist es leicht und nicht ausgesetzt):
erste Schlüsselstelle nordseitig und südseitig:
Danach das erwähnte schmale Band (mit viel Schutt bedeckt und somit wird man unvermeidlich zum „Laninger“) und die Scharte (beides unproblematisch leicht). Kurz vor dem Abstieg zum Sattel noch ein kalter Luftzug aus einem Fenster das wir niemandem vorenthalten möchten:
Manuel in der Scharte am Einstieg in den im Führer erwähnten Kamin und ich ca. 10m darüber im Kamin an oberster Stelle:
Der Kamin ist oben zwar nicht überhängend wie im Führer beschrieben, aber, da ein Brocken darin verklemmt ist, versperrt und man muß diesen Brocken in recht griffarmen Terrain überklettern. Anschließend ist diese Schlüsselstelle gemeistert und es bietet sich ein toller Rückblich auf ca. 20-30m Klettergelände:
Deutlich sieht man oben rechts die ausgesetzte Stelle über die man nordseitig heraufkommt, dann das schmale Band und den Abstieg zur Scharte. Der Kamin ist fast senkrecht und von Manuel verdeckt.
Von dort leicht zum hintern Gipfel des Kl. Bettelwurf und so weiter zum Gr. Bettelwurf.
Hier ein Rückblick mit hinten links der Speckkarspitze:
Weiter zum Großen Bettelwurf:
Eine letzte kleine Kletterei:
Geschafft und am Zielgipfel, Wetter (man sieht es nicht gut) von Süden her immer bedrohlich:
Hier noch ein Überblick über die gesamte Gipfelroute der Gratüberschreitung:
Der Heimweg führte uns über die Bettelwurfhütte und nach deftigem Essen weiter über den Jagasteig zur Magdalena und Werner’s gutem Bier. Dann zu Fuß zum Parkpklatz das defekte Radl mit dem Auto holen und heimbringen.
Zuhause angekommen war im zweiten Radl auch noch ein Patschen…