Die kleinen 850Hm vom Parkplatz oberhalb der Dreiseenbahn bis auf den Pirchkogl erschienen etwas gar wenig und darum habe ich die schöne Tour mit einem zweiten Ziel, dem Gipfel des Hochalter, kombiniert.
Diese Kombination stellt auch keine außergewöhnliche Mehrarbeit dar, der zusätzliche Aufstieg beträgt gerade einmal 280Hm, bzw. je nach Schneelage im Frühjahr vielleicht sogar geringfügig mehr.
Die Wetterlage – ein makelloses Zwischenhoch nach massiven Schneefällen zu und nach Ostern im heurigen verkorksten Winterfrühjahr – erforderte unbedingtes Ausrücken bei ungetrübt blauem Himmel. Im Aufstiegsgelände auf der Piste, nördlich der Bundesstraße in Kühtai war kaum ein dunkler Fleck zu erkennen, die Schneefälle der letzten Tage waren ausgiebig genug.
Kaum ein spürbares Lüftl begleitete mich nicht nur nach der ersten Steilstufe über die „Stockacher Böden“ sondern auch den ganzen Tag über.
Die Lifte geschlossen, der Winterrummel versiegt, in herrlicher Ruhe mühten sich heute Vormittag, ja man kann sagen Dutzende, Tourengeher auf das Ziel, dem Pirchkogl.
Die Beschreibung der Tour kann kurz gehalten werden, da sie nach Erreichen der Bergstation des Schwarzmoos Schleppliftes nahezu zur Gänze einsichtbar ist. Der zu bewältigende Anstieg von dort liegt in einer breiten Rinne und erreicht in etwa mittig, im schmalsten Teil der Rinne, seine größte Steigung mit etwa 35°, über eine kurze Strecke.
Oberhalb dieser Passage befindet sich ein kleines Plateau und generell wird der Restanstieg über die weiteren ca. 150Hm etwas flacher. Der rundlich breite Gipfel bleibt ab dort immer im Blickfeld, während der letzten Serpentinen des Anstieges.
Den höheren Gipfel ziert leider kein Gipfelkreuz, dieses befindet sich etwa 25m tiefer, möglicherweise der Sichtbarkeit vom Tale wegen auf dem etwas nördlich davon gelegenen Vorgipfel. Natürlich muß dieses auch besucht werden, kein Gipfelsieg ohne Berühren des Kreuzes (hierzu kann man auch aufgefellt vom Hauptgipfel abfahren und mit Fellen somit wieder den Gegenanstieg überwinden.
Der schöne Osthang vom Pirchkogl war heute schon recht zerfahren, aber auf der südlich gelegenen Nordflanke des Hinteren Grießkogl fanden sich noch ein paar schöne Schwünge zum Karkessel hinab.
Die reine Tour auf den Pirchkogl würde hier wieder auf den Pisten des Schigebietes nach Kühtai hinunterführen. Da der Tag nach diesem kurzen Tourenerlebnis jung ist kann man – bei zweifelsfreien Bedingungen – den Hochalter mitmachen und zur Hütte im Westen abfahren und erreicht diese fast ohne anschieben. Die Hütte ist eine Limnologische Forschungsstation am Gossenköllesee der Uni Innsbruck und liefert seit Jahrzehnten wichtige Daten zum Klimawandel.
Bei der momentanen Schneelage mußte ich noch weitere 20 bis 30m Höhe einbüßen, um den aperen Teil des nun folgenden Rückens (ein Gratausläufer vom Punkt 2.757m nach Süden herab) zum Hochalterkar unten zu umrunden.
Recht steil geht es anschließend rund 50Hm hinauf zum Hochalterkar, das rasch nordwestwärts durchschritten wird, bis die Bergstation des Hochalterliftes erreicht wird.
Von dort kann durch die Lawinenverbauungen bis zum letzten Teiles des Steilhanges zum Gipfel angestiegen werden. Nach den Lawinenverbauungen hält man sich knapp unter den Felsen und muß unterhalb des Gipfelaufbaues den Steilhang queren. Hierzu sind sichere Verhältnisse notwendig.
Die Alternative wäre, daß vom Hochalterkar aus nicht weiter angestiegen wird, sondern über die Piste bis zu einer kleinen Flachstelle des Steilhanges gequert wird und von dort der Gipfelhang ebenfalls in Spitzkehren in Angriff genommen wird. An Steilheit steht diese Variante aber der anderen nichts nach, daher ist ein früher Aufstieg ratsam und Vorsicht bei zweifelhaften Verhältnissen geboten.
War man eine gute Stunde vorher noch am Westlichen Ende steht man nun am östlichen Ende der Irzwände und kann diese bizarren roten Erscheinungen von Amphibolit (selbes Vorkommen auch tief im Ötztal) in ihrer vollen Pracht betrachten. Der Gipfel ist nicht sehr populär und, ob der Steilheit, auch nicht jedermanns Sache, weswegen ich ihn alleine für mich in Anspruch nehmen durfte.
Der Blick vom ebenfalls nicht mit einem Gipfelkreuz gezierten Hochalter nach Norden eröffnet Einsicht in ein wunderbares Tal, das von Stams heraufzieht und in dem es die Rundtour vom Pirchkogl über das Schneetal und um den Rücken des Hochwanner herum gibt und deren Anstieg aus Norden auf dem ebenfalls sichtbaren Kreuzjoch wieder in das Kühtai herüberführt. Vom Kreuzjoch kann auch der Hochalter begangen werden (eher nur bei Firn im Frühjahr), die Normalvariante der Umrundung endet bei den Lawinengalerien der Zirmbachalm.
Der Schi habe ich mich im Sattel vor dem Gipfelaufbau entledigt und die letzten 40Hm zu Fuß bewältigt, da der Hang ab dort schon sehr steil ist und der Aufstieg mit Schi kein Vergnügen ist.
Also hinab zum Schidepot und abgefahren über den Steilhang, der unten flacher wird und einen Rücken ausbildet, der am zuvor beschriebenen flachen Köpfl endet. Von hier kommt man scharf westlich wieder zur Schipiste und hinab nach Kühtai.
Die schöne Runde nahm incl. Besuch des Vorgipfels am Pirchkogl knappe 4 Stunden in Anspruch, dabei wurden gut 1.170Hm bewältigt.
Mils, 20.04.2017