Mit dem Fernglas, von St. Magdalena aus, reizte mich die Tour auf den Kleinen Lafatscher schon gut zwei Wochen, da der Hauptgrat auch vom Tal aus schon länger recht aper erscheint.
Zusätzlich hatte ich schon lange vor, den Jägersteig vom Issanger aus zu erkunden. Er soll weit hinauf führen, bis zum obersten Teil des Weges auf das Joch (ich kann hier vorweg nehmen, daß er kurz vor dem Mutter-Gottes-Marterl wieder auf die Straße trifft).
Nun wollte ich auch noch Zeit sparen und suchte den schon Zustieg auf der nördlichen Issbachseite, auch ein schon länger gehegter Wunsch (auch die AV-Karte zeigt Steigspuren im unteren Teil).
Gleich nach unserer Brücke zieht ein wenig sichtbarer Steig über die Reise hinauf und begründet den Anfang des Zustieges über den Lärchenwaldrücken, in einen alten Wald hinein und bis zu besagtem Jägersteig. Der Steig ist teilweise mit blauen Punkten markiert, wahrscheinlich nicht zu jedermanns Freude, denn diese Gegend ist eigentlich ein Gebiet des Wildes und deren Heger und Pfleger wollen sicher keine Horden Bergsteiger dort haben, die alles aufscheuchen. Man verhalte sich also entsprechend von unten auf ca. 1.300m ohne großes Gejohle, bis man oben auf ca. 1.900m den offiziellen Weg zum Lafatscher Joch trifft!
Eine Schlüsselstelle befindet sich rechts, ca. 50m nach einem auffälligen hellen Steinbrocken links des Steiges und wenn man sie nicht kennt, läuft man schnurstracks daran vorbei in Richtung zum Issbach.
Wohin der Hauptsteig führt weiß ich noch nicht, werde es aber erkunden.
Bei dieser Stelle, ein flacher Stein und eine hohe Staude macht sie sichtbar, geht es ca. 20m Hm geradewegs durch eine enge Zunterngasse nach oben und dann scharf links. Ich denke, daß die Anlegung des Steiges eine gewisse Tarnung sein soll.
Weiter kann man dann einem kleinen, landschaftlich wunderschönen Steiglein nordwestwärts folgen, daß – das Lärchenwäldchen links liegenlassend – bis zum wenig bewachsenen Berghang führt und sich die Richtung westwärts dreht.
Von dort sieht man schon einen alten, nicht mehr viel begangenen breiteren Steig, der im weiter darüberliegenden Lärchenwald wieder verschwindet.
Diesem folgt man unschwer und im dichteren Lärchenwald oben findet man zwei Kreuzungen, wobei man immer die rechte Abzweigung nimmt.
So kommt man durch perfekt und breit ausgeschnittene Zunterngassen in spitzem Winkel mit dem noch breiteren Steig, der von unter der Hohen Wand von rechts herzieht zusammen.
Bis dorthin war die Steigung teilweise gering, teilweise moderat.
Nun folgt man dem Steig mit etwas Höhenverlust abwärts bis zu einem alten, quer über den Waldweg liegenden Baum, den man übersteigt und nach ca. 50m befindet sich die Abzweigung, bei der es rechts auf den steileren und durchwegs gut ausgeschnittenen Jägersteig zur Sache geht.
Links geht der Waldweg in wenigen Minuten zum Issanger hinunter.
Der breit angelegte Jägersteig ist toll zu gehen, es herrscht absolute Ruhe, nicht einmal die eigenen Schritte sind wahrnehmbar, da man durchwegs auf Gras unterwegs ist. Ein tolles Gefühl und man soll es bewußt aufnehmen. Wild ist gegenwärtig und wenn man sich entsprechend verhält, bekommt man möglicherweise einen Blick.
Nach zwei Querungen nach rechts, des sonst so direkt ansteigenden Steiges kommt man zu einer Schlüsselstelle, die man mit Konzentration erblickt. Es geht dort links ein sichtbarer kleinerer Steig weg, dessen Breite so schmal ist, daß die Zuntern nach 2m bereits eine scheinbare komplette Barriere bilden.
Rechts geht es den breiten Steig weiter, der dann weiter oben sehr steil wird und auf die offenen Flächen oberhalb der Hohen Wand führt. Die schlechtere Variante des Aufstieges, denn die Route zurück auf den Weg zum Lafatscher Joch zu finden ist nicht einfach (ich beschreibe sie hier auch nicht, da das Flächen sind, die dem Wild vorbehalten bleiben sollen).
Nun nimmt man den Abzweiger links und kommt ein paar hundert Meter recht gut voran, bis der schlecht ausgeschnittene Steig seine Tücken hat und man auf Entscheidungsstellen stößt, wo es sichtlich links und rechts gehen könnte. Auch geht es teilweise etwas hinunter, sowie die Sicht auf eine Route schwindet und das weckt Zweifel.
In diesem Fall darf man nicht die Nerven verlieren und umdrehen (was immer möglich wäre, zurück findet man immer) sondern muß sich nach den Sägeflächen von abgeschnittenen Zuntern orientieren (wie bei Bäumen). Mit dieser Methode kommt man gut voran, denn soweit man diese findet, weiß man, daß der Steig weiterführt.
Und er führt weiter, auf den offenen Wiesenflächen – die teilweise breiter werden – manchmal eher etwas rechts, manchmal, vor allem ganz oben, eher etwas links.
Noch bevor das große Nachdenken, wo denn der offizielle Weg sein könnte, steht man auch schon mitten auf ihm und kann sich nur wundern, daß man die ganze Zeit keinerlei Anzeichen und Sicht auf ihn gehabt hat.
Knapp unterhalb des Marterls trifft man auf den Weg. Insgesamt bleibt man auf diesem Verbindungssteig drei bis viermal mit dem Rucksack in den Zuntern hängen, den Rest bückt man sich einfach entsprechend tief.
Wer keine Orientierungsgabe hat und schnell in Panik kommt, weil er mit dem Unterholz und ohne große Aussicht nicht zurechtkommt, der nehme immer den Normalweg.
Der Weitere Anstieg zum Kleinen Lafatscher ist bekannt, ich beschreibe nur die Schneeverhältnisse.
Bis zum Steinmandl mit der größeren Wiesenfläche steigt man ohne jegliche Schneeberührung zwischen wenigen Restschneefeldern, die knapp oberhalb des Joches auftreten hindurch.
Auch der weiter verlaufende Grat ist bis rund 2.400m schneefrei und dann beginnen bei einigen Einschartungen noch harmlose ca. 5 bis 10m breite Schneefelder bei denen man ca. 20cm tief einsinkt.
Ab 2.500m nehmen diese zu und die Nordostseite des Grates – die Leeseite im Wintersturm – ist mächtig mit Restschneefeldern aufgebaut. Jedoch beginnt erst am Gipfelgrat, der sich ganz oben, fast auf Gipfelhöhe nach Westen wendet eine durchgehende Schneedecke mit mächtigen Wächten.
Ich bin die Wächten sehr tief südlich, links, sicher umgangen, da ich allein und keine Sicherungsmittel mit dabei hatte und mit dem Gschnierkar keine rasante Bekanntschaft machen wollte.
Die steilen Hänge ins Lafatscherkar hinunter sind jedoch im weichen, jedoch nicht sehr kompakten Firn sicher begehbar.
Auf die Bilanz des Winters könnte man gerne verzichten, das Gipfelkreuz ist oben abgebrochen (steht noch) und das gut einen dreiviertel Meter unter der Schneedecke liegende Gipfelbuch ist durch das Schmelzwasser im Plastiksack sehr weitgehend verschimmelt. Habe die Kassette ringsum etwas ausgegraben, sodaß das Schmelzwasser nicht hineinläuft.
Alles zusammen dürfte also noch eine Schneedecke von gut zwei Meter Mächtigkeit am Gipfel liegen.
Ein tolles Bild, eine Erstbegehung im unberührten, tiefen Schnee. Der letzte Eintrag im GB war Anfang Dezember 2014.
Mils, 17.05.2015