Westseitig im Lüsenstal führt die Schitour an der Juifenalm vorbei auf den Sömen. Wer früh startet steigt lange im Schatten auf, der Großteil der Schitour liegt bis mittags im Schatten. Andererseits kann man daher auch auf akzeptable Schneeverhältnisse hoffen.
Im oberen Teil, nach der Kühgrüblalm wird normalerweise oberhalb eines vereinzelt mit Zirben bewachsenes Gelände aufgestiegen. Befindet man sich im Aufstieg unterhalb der Zirben, kann bei entsprechender Schneesituation durch die steilen Hänge innerhalb der Zirben Lawinengefährdung auftreten. In diesem Fall empfiehlt es sich bei entsprechender LWS rechts neben dem Bachlauf aufzusteigen und den Hang zu umgehen. Dasselbe gilt für die Abfahrt.
Zwei Parkplätze stehen der Juifenalm am Almweg zur Verfügung, einer unten an der Landestraße, einer etwas oberhalb im Wald. Über die Rodelbahn führt die Route zur Juifenalm. Wie immer stehen auch markierte Abkürzungen über den Sommersteig zur Verfügung, die auch für die Schitour benutzt werden.
Während auf der Gegenseite bereits schönste Sonnenbeleuchtung herrscht, begnügt man sich am Westhang mit dem reflektierten Licht der Westseite im Tal. Bei unserer Begehung herrschten überdies noch stramme Temperaturen jenseits von -10°C, die den Wunsch in Sonnenbestrahlung einzutauchen verstärkten.
In dieser Hinsicht bleibt der Wunsch des Hochwinters jedoch zu mehr als Dreiviertel der Stecke unerfüllt. Erst auf dem Buckel, den der Hang zum Roten Kogel hin bildet erreicht man die Sonne am Vormittag. Der Vorteil dieser Situation war für uns zügiges Vorwärtskommen, durch den Bewegungsbedarf aufgrund der Kälte im Schatten.
Wir stiegen etwa eineinhalb Stunden unter Benutzung aller Abkürzungen zur Juifenalm auf, hielten uns dort nur zu einer kurzen Trinkpause auf und setzten den Anstieg recht flach in Richtung Kühgrüblalm fort.
Die Route führt aber nur kurz am flachen Almweg weiter, gleich geht es den Hang einschneidend mäßig steil nach oben, um oberhalb des Hangs mit den Zirben zur weiten Mulde im Südwesten zu gelangen.
Hat man den Tiefpunkt in der karartigen Mulde durchschritten, steigt die Aufstiegsroute wieder deutlich an und Serpentinen werden notwendig. Die Spur schlängelt sich durch größere Felsblöcke hindurch und das Gelände wechselt sich in kurzweiliger Weise ab.
Wir konnten den Sonnenstand bereits auffällig am Licht erkennen, die Hangausrichtung ist dort jedoch eine unerbittlich schattige, nordwestseitig gerichtete.
Im Aufstieg kann man sich in Ruhe eine schöne Abfahrtslinie suchen, das weitläufige Gelände läßt dort viele Möglichkeiten zu. Fast schon am Rücken zum Roten Kogel hin flacht die Aufstiegsroute etwas ab und der Aufstieg erfolgt den Rücken nach oben querend mit gelegentlichen Serpentinen.
Endlich, bei unserer Begehung knapp vor mittags, tauchten wir dann in die wohltuende Sonnenbestrahlung ein. Bis dorthin legten wir etwa Hm und knappe drei Stunden Aufstieg zurück.
Auf dem Rücken führt die Route noch ein paar Serpentinen hinauf, bis auf eine Flachstelle, die aber sofort wieder im Aufstieg den nun südlichen Rückenteil querend, auf dem mehr Schnee lag, als auf dem felsigen und etwas abgeblasenem Rückenkamm.
Hinter dem Rückenkamm enden die grobblockigen Hangpartien und ermöglichen einen Aufstieg im freien Gelände nach Wahl, die sogenannten „Sömen“. Gleichzeitig wird der kaum einen Kilometer entfernte Aufstieg zum Roten Kogel sichtbar.
Weiter oben bzw. unterhalb des Kammrückens wird das Gelände dann wieder schrofiger und die Route führt nach rechts oben auf den Kamm, der in wenigen Minuten ab den Schrofen erreicht wird. Am Kamm müssen dann noch etwa 200 m Auf und Ab bis zum Gipfelkreuz am Sömen zurückgelegt werden, ohne signifikantem Höhengewinn.
Den Gipfel „auf den Sömen“, wie die Bezeichnung des Gipfels lautet, ziert ein schönes schmiedeeisernes Gipfelkreuz mit dem Schriftzug auf der Gipfelbuchschachtel: „Auf Sömen 2.798 m“. Der Bedeutung dieser Bezeichnung für „Rand, Höhenrand“ widmet Finsterwalder1 einen Bericht.
Wir waren nicht allein am flachen und breiten Gipfel des Sömen, wir lernten dort die beiden schrullig lustigen Kollegen kennen, die in Youtube den Kanal talverbot betreiben und erfuhren die Geschichte der sonderbaren Kanalbezeichnung.
Die Aussicht vom Sömen ist durch seine Höhe natürlich phantastisch. Vom Rietzer Grieskogel im Norden der Sellrainer Berge bis zu den Touren im Kühtai, Haidenspitze, Sulzkogel, Zwieselbacher Rosskogel, Gleirscher Fernerkogel, Hoher Seeblaskogel im Westen und Südwesten.
Im Süden der Lüsener Fernerkogel und die Lüsener Spitze, die Lüsener und die Hohe Villerspitze, Ruderhofspitze, der Wilde Freiger und die Feuersteine.
Die Schau setzt im Südosten fort mit dem Hohen Zahn, der Brennerspitze, dem gewaltigen Stock des Habichts, den schönen Schitouren ab Trins mit der Hammerspitze, der Wasenwand, der Kesselspitze und der Schlicker Seespitze in den Kalkkögeln, um nur einige zu nennen.
In unmittelbarer Umgebung wären der um 34 m höhere Rote Kogel als nächst südlicherer Gipfel im Kamm, in zwei Kilometern Entfernung, der als tolle Schirunde eine lange Abfahrt ins Fotschertal bietet, sowie im Norden das Fotscher Windegg, mit einer tollen und langen Schitour vom Fotschertal.
Im Senderstal, ostseitig gegenüber, wären die leichten Schitourenziele Breitschwemmkogel und Schaflegerkogel zu nennen.
Die Touren der Tuxer und am Zillertaler Hauptkamm gar nicht genannt, hier am Blog aber viele beschrieben.
Unsere Abfahrt führte uns zunächst am Kamm kurz nach Süden, um direkt in die nicht schrofigen Sömen einzufahren. Dann steuerten wir unter recht geringer Schneedecke auf den runden Rücken zu, hinter dem der schattige Aufstieg erfolgte. Dabei passiert man fast die Aufstiegsspur zum Roten Kogel.
Der nordwestgerichtete Hang – er liegt im Hochwinter auch am Nachmittag im Schatten – entschädigte für seinen bitterkalten Aufstieg durch feinen Pulverschnee.
Wir erfreuten uns an einer Serie weichster Schwünge bis hinab über den Zirbenwald.
Wieder unter Sonne genossen wir noch ein Getränk auf der Juifenalm, bevor wir die Abfahrt teils über freie Almwiesenhänge, teils über den Rodelweg ins Tal nahmen.
Die Schitour auf den Sömen benötigt die Aufstiegsarbeit über 1.440 Hm und wir absolvierten sie in 5:40 Stunden. Die Streckenlänge ist überdurchschnittlich und beträgt sieben Kilometer.
Mils, 09.01.2021
1 Finsterwalder: Tiroler Ortsnamenkunde 1990, Band 1, Seite 302:
„Gegenüber Praxmar in Sellrain (östlich davon) bricht eine sanfte Hochfläche gegen das Lisenstal mit einem lang fortlaufenden Steilrand ab; diese Gegend heißt „auf den sêmen“, d .i. „auf den Säumen“
Anm. d. Verf.: besonders eindrucksvoll erlebt den Übergang vom steilen Anstiegshang auf die „Sömen“, wer ebenfalls vom Lüsenstal auf den Roten Kogel aufsteigt. Dort wird die Kante, der Rand durch eigene Begehung anschaulich erkennbar.