Die leichte Schitour über Südhänge auf die Rötenspitze führt nach dem Wald im oberen Teil des Aufstieges durch sanfte, unbewachsene und sonnige Hänge bevor die Gratrippen zum Gipfel betreten werden. Der Aufstieg über das tolle Gelände ist aussichtsreich, wenig steil und mit knapp über 1.000Hm eine ideale Tour nach einem längeren Abend tags zuvor.
Der große Parkplatz Am Talende ist der Ausgangspunkt vieler schöner Touren im Obernbergtal, so auch auf die Rötenspitze. Wer am Vortag im Laufschritt mit Flugverspätung über Terminals hinweg in Frankfurt gerade noch den letzten Anschluß nach Innsbruck erwischt und nach 23 Uhr heimkehrt, dem wird diese Schitour als Ausgleich für die Hetze guttun.
Der große Parkplatz bietet immer genügend Platz, somit muß nicht allzu früh angereist werden und im Märzen beginnt daher schon der sonnige Aufstieg ab dem ersten Meter.
Nach der kurzen Flachstrecke bis zum Forstweg zur Kastnerbergalm beginnt der Aufstieg mit mäßiger Steigung. Bei unserer Begehung in der letzten Märzwoche mußten wir die Schi im lichten Lärchenwald im unteren Teil zweimal etwa 20m über apere Stellen tragen – eine vertretbare Angelegenheit.
Zwei längere Abschnitte mit Spitzkehren im Weg führen etwa 250Hm hinauf bevor die Alm sichtbar wird. Ab diesem Punkt kann meistens über die freien Wiesen unterhalb der Alm angestiegen werden.
Die Alm wird rechts liegen gelassen und dem Weg gefolgt, der kurz nachher eine deutliche Linkskurve beschreibt und auf freie Flächen oberhalb der Alm führt. Dasselbe Gelände wird erreicht, wenn vor der Alm bereits nach links weitergestiegen wird. Bis dorthin hat man den selben Anstieg wie auf den weiteren und rassigeren Muttenkopf, eine andere schöne Schitour im Obernbergtal.
Etwa 80Hm oberhalb der Kastnerbergalm wendet sich die Route auf die Rötenspitze dann von jener auf den Muttenkopf ab und folgt einer leicht nordöstlichen Richtung über einen zunächst freien leicht geneigten Hang auf steilere Passagen zu. Dies ist auch der Sommerweg.
Oberhalb der Kastnerberghänge befindet sich ein sperrender Felsriegel, der bei den zahlreich möglichen Abfahrtsvarianten von der Rötenspitze zum Hindernis werden kann, wenn man nicht den richtigen Durchschlupf kennt.
Das Gelände wird etwas steiler und durch vereinzelte Bäume und mehr Strauchwerk hindurch geht es auf eine Geländemulde zu, die in ein kurzes Waldstück führt, aus dem nach kaum 100m nach links aufgestiegen wird, über die Waldgrenze hinaus auf die herrlichen weiten Hänge dieses Kammes, bis ins Wipptal.
Ab dieser Stelle die gleichzeitig auch die Waldgrenze bildet, wird am flachen bis mittelsteilen Hang in wenigen Richtungswechseln bis zum Kammrücken aufgestiegen. Der Winteraufstieg erfolgt eher direkt nördlich auf den Kamm und führt nicht in Richtung Lichtsee/Trunajoch.
Während des Aufstieges tritt der Gipfel der Rötenspitze zwar nicht ins Blickfeld, dafür aber die markante Südflanke, in der der Kamm übergeht und die direkt beschritten wird. Orientieren kann man sich bereits von weiter unten an dem Weidezaun am Kamm, der weit in die Flanke hinaufführt. Im Frühjahr heizt die Sonne am Vormittag kräftig auf den Hang herab, zeitiges Aufbrechen ist daher ratsam, will man die Flanke abfahren.
Am oberen Ende der Flanke leitet eine kleine Scharte auf den Gipfelaufbau über. Kurz unterhalb – in der Südflanke – ist der Gipfel mit dem Gipfelkreuz erstmals sichtbar.
Die Gipfelflanke ist in wenigen Minuten gemeistert und von Norden her wird das Gipfelkreuz erreicht, wenn der Südhang unterhalb des Kreuzes schon ausgeapert ist.
Das stabile Stahlkreuz der Wettersteiner ziert schon seit 1985 die Rötenspitze und erhielt 2012 eine neue dichte Gipfelbuchkasette – lobenswertes Engagement für die Bergsteigerei.
Beim herrlichen Blick auf den 7,5km entfernten Habicht hat man das Gefühl dieser sei fast nördlich und dabei befindet sich dieser zwischen West und Westnordwest.
Der 6km entfernte, mächtige Pflerscher Tribulaun befindet sich südwestlich der Rötenspitze.
Ganz im Norden der Rötenspitze befindet sich die Serles mit einer Entfernung von 10,6km.
Im Südosten hat man einen wunderbaren Blick auf die Zillertaler, von weit östlicher als der Olperer bis zum Wolfendorn und der leicht rechts dahinterliegenden gewaltigen Grabspitze in 20km Entfernung.
Die Abfahrt erschien uns am Schönsten über die Südwestflanke hinab zu einem Kar, das bereits im Aufstieg verlockend aussah. Über die Scharte zum Hohen Kreuz und einen steilen Hang in einer Felslücke erreichten wir das Kar mit schon etwas weichen Schneeverhältnissen. Von dort sollte es in direkter Linie hinab zur Kastnerbergalm gehen – so unsere Hoffnung.
Im Kar hielten wir uns an der Ostflanke des Grates zum Hohen Kreuz und erreichten die Kante des eingangs beschriebenen Felsabbruches durch den auch eine Sommerwegverbindung vom Muttenjoch zum Trunajoch führt.
Leider konnten wir den Höhenunterschied zum darunterliegenden Hang durch die Überwächtung nicht sicher abfahren und einen Sprung über gute 5m wollte keiner wagen (in der Karte grün strichliert dargestellt). Wir waren etwas zu spät im Frühjahr unterwegs, die Durchfahrt ist im Winter mit Sicherheit fahrbar.
Also querten wir den Felsrigel ostwärts, übersahen in der Steilheit den Durchschlupf durch eine schmale steile Rinne, fuhren eine weitere schmale Rinne auch nicht ab und näherten uns nach einigen Hundert Meter wieder der Aufstiegsroute (in der Karte grün dargestellt).
Schlußendlich kreuzten wir die Aufstiegsspur und steuerten auf die schönen und unberührten Hänge durch den Lärchenwald östlich des Normalaufstiegs zu und hatten dort einige Minuten tolle Firnabfahrt, ehe im Lärchenwald der Schnee sehr weich wurde.
Das Ende der Abfahrt ist dort nicht zu übersehen, es ist der Weg, der nach der Kastnerbergalm ostwärts weiterführt. Diesen erreichten wir etwa 200m östlich der Alm.
Die kaum 10m Höhenunterschied am Weg zur Alm waren rasch aufgestiegen und ab der Alm ging die Abfahrt bis ganz ins Tal und zum Parkplatz – bis auf die zwei kurzen Stellen an denen die Schi wieder getragen werden mußten.
Mit wenigen kleinen Pausen und einer halben Stunde am Gipfel hat diese leichte, sonnige Schitour 4:15 Stunden, bei einem Höhenunterschied von 1.055m, in Anspruch genommen.
Mils, 23.03.2019