Der lange und breite Rücken des Großen Solsteins entzückt den Schitourenfreund vom Inntal aus, beispielsweise auf dem Weg über die Autobahn nach Innsbruck. Nahezu 1.000Hm beträgt die Abfahrt vom Gipfel bis zum Bachgraben, von dem ein kurzes Stück wieder zur Solnalm aufgestiegen werden muß.
Unternimmt man diese Schitour der Extraklasse nicht mitten im Frühjahr sondern im ausklingenden Hochwinter, dann kann man im gemuldeten Graben, der genau westlich des Gipfels hinunterzieht, auf der Abfahrt Pulverschneebedingungen vorfinden, die ein erstklassiges Abfahrtserlebnis bieten.
Gleichzeitig kann man – zumindest bei unserer Begehung – auf dem gerade einmal 50m nördlich vom Pulverhang gelegenen Rücken bereits eine leichte Firnbildung feststellen, diese allerdings auf noch nicht tragfähigem Schmelzharschdeckel – etwas mühsamer zu befahren, eine Freude für Spezialisten wie Hilli.
Die Schitour auf den Großen Solstein wird im Allgemeinen als Frühjahrsschitour gehandelt. Wir konnten im Februar vom Parkplatz oberhalb des Krankenhausgeländes Mitte Februar mittels Schi die gesamte Strecke bewältigen. Nach etwa 300m aperer Straße am Puelachboden startete unsere „Winter-Tour“ – zugegeben bei fast Frühjahrsbedingungen – auf Schi.
Der erste Kilometer des Weges um den Bergrücken zum Solsteinhaus herum mutet leicht bergab verlaufend an; bei der Rückfahrt stellt man jedoch fest, daß dem nicht so ist und daß er mit leichtem Anschieben gut fahrbar ist.
Hinter einer Kurve, in der Nähe des einmündenden Weges vom Bahnhof Zirl, wird das Ziel, der Große Solstein, erstmals sichtbar. Von dort erblickt – sowohl Abstand als auch Höhenunterschied des rundlich ausgebildeten Gipfels relativ respekteinflößend.
Nach der Einmündung des Weges vom Bahnhof Zirl wird der Anstieg auf der Forststraße steiler. Der Winter hatte bei unserer Begehung Spuren durch mehrere der Schneelast zum Opfer gefallenen Bäumen, die quer über dem Weg lagen, hinterlassen. Zum Teil waren die Äste schon soweit abgesägt, daß man darunter hindurch konnte, eine Gruppe muß hangseitig umgangen werden.
Der Bach nach der Talstation der Materialseilbahn präsentierte sich tief verschneit und nicht sichtbar unter Massen von Schnee. Oberhalb dieser freien Stelle führt die Tour, dem Normalweg folgend – steil hinauf in den lichten Wald unterhalb der Solnalm, die bald erreicht wird.
Der Bach nach der Talstation der Materialseilbahn präsentierte sich tief verschneit und nicht sichtbar unter Massen von Schnee. Oberhalb dieser freien Stelle führt die Tour, dem Normalweg folgend – steil hinauf in den lichten Wald unterhalb der Solnalm, die bald erreicht wird.
Über den flacher werdenden Rücken, vorbei an einer Jagdhütte, wird nach wenigen Minuten die Solnalm erreicht. Anhand des eingeschneiten Almgebäudes (etwa 1.650m) mit dem fast 70 Jahre alten Hüttenzubau des Skiclub Zirl kann die hervorragende Schneelage des heurigen Winters eingeschätzt werden. Hier besteht auch ein wunderbar freier Blick auf das Solsteinhaus, das hoch über dem Almgelände am Sattel zum Kristental thront und auf den grandiosen langen Rücken des Großen Solsteins, der nach Westen herunterzieht.
Hinter der Alm taucht die Normalroute des Sommers in den Wald ein und dieser wird zunächst gefolgt. Gleich nach dem Beginn des Waldes zieht vom Bachgraben eine Aufstiegsspur herauf. Dies ist der spätere Aufstieg nachdem – am jenseitigen Hang – die lange Abfahrt vom Großen Solstein absolviert wurde.
Dem steilen Hang im Wald weiter gefolgt geht es ohne Höhengewinn bis um eine Kurve herum, die den Einschnitt eines Bachgabens einleitet.
Nachdem der tiefe Graben durchquert wurde und die gegenseitige Kurve erreicht ist, erkennt man gleich die Notwendigkeit der Abfahrt in den breiten Bachgraben, um den jenseitigen Aufstieg anzugehen.
Das weitere Verfolgen der Sommerroute taleinwärts würde in zu steilen Anstiegen auf der Gegenseite enden (siehe mehr Fotos hierzu in der Bildergalerie).
Alternativ muß der tiefe Einschnitt nicht ausgegangen werden, allerdings muß dann auf Fellen steiler in den Bachgraben abgefahren werden, siehe hierzu Bildergalerie.
Der Aufstieg durch den rasch lichter werdenden Wald ist recht steil und bedingt mehrere, auch kurze aufeinanderfolgende Spitzkehren, bevor diese weiter oben gegen die Baumgrenze zu länger angelegt werden können.
Oberhalb der Baumgrenze quert die Route den steilen Hang bis zum flachen Plateau nördlich, etwa 20Hm oberhalb des Solsteinhauses und zieht hinter diesem in Richtung Erlsattel weiter.
Mit phantastischem Blick auf die Gipfel der beiden beginnenden nördlich gelegenen Karwendelketten vom Sattel der Erlalm aus, kann der weitere Aufstieg auf den Großen Solstein eingesehen werden. Über die unbesonnte Nordflanke des Berges führt der Aufstieg in tadellosem Pulverschnee über den steilen Latschenhang zuerst lange westlich haltend zur schwach ausgebildeten Nordwestkante hinauf.
Oben folgt der Aufstieg dann lange der Nordwestkante, wobei jene Spitzkehrensequenzen, die in die Nordflanke gerichtet sind teilweise durch kurze hartgepresste Abschnitte führen, an denen Harscheisen fast wünschenswert gewesen wären. Jene Spitzkehrensequenzen die in die Südrichtung führen befanden sich im Gegensatz dazu auf hartgefrorenem Schmelzharsch, bzw. sogar hartgefrorenem Firn, der nach und nach während unseres Aufstieges aufweichte.
Dieser Teil der Tour birgt beeindruckende Ausblicke auf die nördlichen Karwendelgipfel sowie die südwestlichen Stubaier und zieht sich über lange 500m an der Nordwestkante bis auf 2.350m hinauf.
Als Highlight kann er fast über seine gesamte Länge eingesehen werden und je höher man angestiegen ist, desto imposanter erscheint seine Ausprägung – anderswo werden solch freie, fast ebenflächige Hänge „Leintuch“ genannt.
Auf etwa 2.350m, bei Erreichen der felsigeren Gipfelregion des Großen Solsteins, wendet sich die Route gen Süden und quert sozusagen den dort trichterförmig beginnenden langen Graben am obersten Ansatzpunkt in die Südflanke des Berges hinein.
In dieser wird das Gipfelkreuz sichtbar und der Restaufstieg über die restlichen gut 100Hm erfolgt in wenigen weiteren Spitzkehren.
Flacher werdend leitet der abgerundete Gipfelbereich ein paar Hundert Meter bis zum Gipfelkreuz hinüber.
Vom schönen Stahlgipfelkreuz aus fällt gleich der „kleine“ Bruder, der um 96m höhere Kleine Solstein mit seiner gewaltigen Südflanke auf. Die Kollegen rätselten herum, ob der Winteraufstieg mit Schi wohl machbar wäre und sie kamen zum Schluß, daß es so sein muß.
In der Tat ist der Aufstieg an der Westkante des Kleinen Solstein im Internet nicht beschrieben und für das nächste Mal könnte dieser ein neues Highlight auf der Tour darstellen.
Wenig andere Tourengeher wurden von uns angetroffen, am Gipfel waren wir mit einem anderen Kollegen allein. Auf der Abfahrt begegneten uns noch einige weitere, manche um die Mittagszeit erstaunlich weit unten bei der Solnalm.
Auch der Große Solstein hält wunderbare Ausblicke bereit. Besonders eindrucksvoll sind die westlichen Gipfel der Gleirsch-Halltal-Kette und deren nördlich parallel verlaufende Brüder der Nördlichen Karwendelkette.
Die Gipfel der 15km entfernten „Karwendelreibn“ unter dem Fernglas betrachtet tragen Schnee wie nie, lediglich der Westrücken der Westlichen Ödkarspitze, die Abfahrt zum Marxenkar, erschien ein wenig viel abgeblasen. Dieser Klassiker muß heuer unbedingt durchgeführt werden.
Sehr beeindruckend auch die Ansicht längs dem Inntal nach Westen und nach Nordwesten, in die Gipfel im Außerfern. Südlich gegenüber des Großen Solsteins ein Blick auf die bizarren Kalkkögel mit den Stubaiern im Hintergrund.
Für jenen, der im Halltal zuhause ist und die Nordkette gut kennt tut sich eine schlängelnde Linie von Gipfeln nach Osten, die über den Verbindungsausläufer der Gleirsch-Halltal-Kette mit der Nordkette, am Roßkopf, bis zu den Bettelwürfen hin verfolgbar ist. Unsichtbar dabei bleiben die Gipfel der schönen Gratüberschreitung von den Brandjochspitzen bis zur Hohen Warte, verdeckt durch den gewaltigen Kleine Solstein mit seiner immensen Nordwand.
Selbst im Februar besitzt die Sonneneinstrahlung schon genügend Energie die Schneeoberfläche auf 2.500m dermaßen zu erwärmen, daß dies bei der Abfahrt spürbar wird. In Vermutung dessen hielten wir den Gipfelaufenthalt mit einer guten halben Stunde recht kurz, bevor wir nach der Querung nach Westen den ersten Hang südwärts abfuhren. Die Abfahrt im wenig verspurten Gelände war tadellos, die Verhältnisse im bereits lange umgewandelten Schnee an der Südflanke jedoch deutlich schlechter als am folgenden westseitigen langen Hang zum Bachbett des Ehnbaches hinunter.
Diese Abfahrt bleibt uns lange in Erinnerung, da hier großteils perfekter Pulverschnee genossen werden konnte, vorausgesetzt man fuhr eher links (südseitig) im weniger sonnenbeschienenen Teil des breiten Grabens.
Am der nördlichen Begrenzung des Grabens – keine 50m weiter rechts – herrschten verblüffend andere Schneebedingungen und zwar frühjahrshaft aufgefirnt mit brüchigem Harschdecke darunter. Aber auch diese Schneeart kann erfreuen, wie man an der schönen Spur von Hilli erkennen konnte.
Die Länge des gewaltigen und auch steilen Hanges bleibt in Erinnerung. Er verjüngt sich unten zu einer ausgeprägten Rinne mit steilen Flanken als Begrenzung und einem wesentlich flacheren Auslauf als sie selbst.
Unterhalb dieser „Zwinge“ verbreitert sich der Hang wieder (etwa knapp unterhalb von 1.800m) und dort herrschte dann schon wirklich die frühjahrshafte Schneeart, der man noch einmal für einen kurzen Teil der Abfahrt zu entkommen vermag.
Die Abfahrt über den restlichen Hang zum Bachbett kann durch Querung in nördliche Richtung, auf ein lichtes Waldstück zu haltend, mit besserer Schneequalität als am offenen Hang, fortgesetzt werden.
Das Ende in dieser Richtung wird durch einen Graben vom Solsteinhaus herunter gebildet, er in einem Graben endet. Dieser Graben führt hinaus zum Bachbett des Ehnbachs und zum kurzen Gegenaufstieg über etwa 60Hm Richtung Solnalm.
Im engen Graben dachte wahrscheinlich ein jeder von uns vertieft über den Fall eines Lawinenabganges nach. Man hätte nicht die geringste Chance einer Flucht in diesem Einschnitt.
Der Aufstieg auf der Gegenseite ist kurz und strengt nach dem bereits erlebten merklich an. Die Aufstiegsspur kann über ein kurzes flaches Waldstück hinausgequert werden oder, zugunsten einer netteren Abfahrt, gekreuzt werden, um etwa 20Hm weiter oben in den Hang oberhalb der Solnalm zu gelangen.
Von dort fährt es sich fein an der Alm vorbei über die steiler werdenden Lichtungen in den Wald vor dem Ende des Fahrweges. Die sonnenbeschienenen Lichtungen ergaben am frühen Nachmittag schwierige Aufgaben an die Schifahrkünste auf, so schwer wurde der Schi im weichen Schnee gedreht.
Vom Bachbett talauswärts konnte unter gelegentlichem Einsatz der Stöcke sehr bequem gefahren werden.
Allerdings werden an den steilen Passagen am schmalen Hohlweg die Oberschenkel noch einmal so richtig warm.
Die Aufstiegsstrecke beträgt gut 10km und der Gesamtaufstieg 1.685m incl. Gegenanstieg bei der Abfahrt. Wir haben für die gesamte Tour 6:30 Stunden benötigt; hierbei sind ca. 50min Gipfelaufenthalt und Pausen enthalten.
Mils, 16.02.2019