Vom Inntal aus gesehen lockt das nicht einzusehende Tal südlich des Zintbergs mit der Kellerjochkapelle am Kreuzjoch im Hintergrund zu einer Kellerjochrunde über den Gratzenkopf, mit Abstieg über den Proxenstand.
Die Runde stellt eine reine Trainingsrunde dar, selbst bei spätem Start leicht machbar, ohne Kletterabschnitte und besonders reizvoll im späten Juni, wenn die Almrosen blühen. Dennoch beachte man für den Start, daß der Parkplatz vor dem Gasthaus Pirchnerast nur eine begrenzte Kapazität hat.
Die Auffahrt von Schwaz auf den Zintberg zieht sich über zahlreiche Kehren und man möge hier die Anrainer respektieren, indem sich man gemäßigt hinaufschlängelt. Da die Strecke auch eine beliebte Bergstrecke für Radlfahrer darstellt, besteht auch dadurch das Gebot zur Umsicht.
Zunächst erfolgt der Aufstieg zur Proxenalm, der gleich am Parkplatz beginnt und anfänglich steil durch den Wald führt. Wer flacher beginnen will, aber einen längeren Weg in Kauf nimmt, der folgt der Straße bergauf und sieht dann nach etwa 10 min Gehzeit, kurz vor der Abzweigung zur Schafmichelast, rechts den Steig durch das steile Waldstück auf der Schotterstraße einmünden.
Die Schotterstraße wird dann flacher und der Gipfel des Kreuzjochs mit der Kapelle wird sichtbar. Kurz danach zweigt bei einer Kehre der Steig zur Proxenalm ab, aber auch die Schotterstraße führt dorthin.
Der Steig führt immer oberhalb des Taleinschnitts durch Wald, manchmal licht bis abgeholzt, manchmal dicht und schattig. Die Ausblicke auf die Gegenseite das Inntals, ins Vomperloch im Karwendel und auf die schönen letzten Gipfel der Hinterautal-Vomper-Kette, sind phantastisch.
Nach einer knappen Stunde werden die unteren Wiesen der Proxenalm erreicht und bald auch die Almgebäude. An der Alm wurden vom Parkplatz 420 Hm Aufstieg vollbracht.
Hinter der Alm breitet sich der schöne Talschluß aus, im Juni noch mit voller Farbenpracht verschiedenster Grüntöne. Die Schotterstraße führt weiter zur Seilbahn der Kellerjochhütte und man folgt ihr. Eine letzte Erinnerung daran, daß man sich im Almgelände befindet bildet ein umzäuntes Wegkreuz kurz vor der Kehre, die die Schotterstraße auf die rechte (westliche) Flanke des Talabschlusses leitet.
Steil führt der Weg nun in die Region, in der die ersten Almosen auftreten und die Waldgrenze erreicht wird. Grünerlen zieren den Weg über die vier Kehren hinauf, die auf die nächst höhere Talstufe führen.
Im Süden des Inns wächst die Rostrote Almrose (auch Rostblättrige Alpenrose) auf silikatreichen Böden (Gestein mit hohem Quarz-, also SiO2-Gehalt, 65% Massenanteil übersteigend, welches im Kristallin südlich des Inn der Fall ist) und im Norden des Inns wächst die Bewimperte Almrose, die Kalkgestein bevorzugt. Letztere ist deutlich heller und rosaroter als ihre südlich wachsende Verwandte.
Die nächsthöhere Talstufe stellt einen Talkessel dar, der auf den felsigen Hängen unterhalb des Kreuzjochs endet. Die Seilbahn zur Versorgung der Kellerjochhütte hat am Beginn des Kessels ihre Talstation. Am Weg dorthin erblickt man rechts unten Den Hochleger der Proxenalm und weiter rechts die alte Kellerjochhütte, die sich in Privatbesitz befindet.
An der Seilbahn Talstation wurden seit der Proxenalm 302 Hm aufgestiegen. Nun wird über den beginnenden Steig auf einer wenig ausgeprägten Rippe auf den Westausläufer, der sich vom Arbeserkogel zur Kellerjochhütte zieht, aufgestiegen. Gleich zu Beginn wird der wenig weiter oben entspringende Tatzlbach überschritten.
Auf dem Westausläufer, ebenfalls eine breite Rippe, schlängelt sich der Steig zur Kellerjochhütte empor und erreicht diese von der Talstation der Seilbahn über 277 Hm. Die Blicke beim Aufstieg ins Inntal sind phantastisch.
Auf der Kellerjochhütte herrschte reger Betrieb, ein Festl mit Livemusik sorgt für eine volle Terrasse und der Kaiserschmarrn wurde von einem beherzten Koch in praller Sonne mit Butterschmalz herausgebacken.
Durch ihre grandiose Lage besitzt die Kellerjochhütte eine Aussicht auf 800 Gipfel.
Gegenüber thront der flache Kuhmöser, auf den sich vorzügliche kurze Schitouren unternehmen lassen, so wie auch auf das Kreuzjoch selbst.
Der schönste Blick reicht nach Süden in die hohen Gipfel des Zillertaler Hauptkamms mit der Reichenspitzgruppe, den Gipfeln der Venediger- und Rieserfernergruppe in Osttirol, Salzburg und Südtirol. Großglockner und Großvenediger eröffnen das Panorama von Südost nach Südwest.
Ganz links im Bild die Schlieferspitze, 3.290 m, dann Großer Geiger, 3.360m, Großer Happ 3.352 m, dann im Vordergrund der Sichelkopf, 2.982 m, dann Östliche, 3.448 m und Westliche, 3.481 m Simonyspitze in der Ferne, dann der Große Gabler, 3.63 m, die Reichenspitzgruppe in etwa in 30 km Entfernung mit Reichenspitze, 3.303 m, Wildgerlosspitze, 3.280 m und Schneekarspitze, 3.210 m, rechts davon der Kuchelmooskopf, 3.214 m, Zillerkopf, 2.995 m und ganz rechts die Rötspitz, 3.495 m.
Der Rauchkofel rundet die Gipfelschau vor dem Kuhmöser ab bevor sie mit dem Großen Löffler, 3.378 m, dem Schwarzenstein, 3.369 m dem Großen Möseler, 3.479 m, dem Hohen Riffler, 3.231 m und schließlich dem Olperer, 3.476 m weitergeht und gen Westen, der Blick auf die Tuxer und in weiter Ferne, auf die Stubaier Alpen fällt.
Im Norden prangen Karwendel und Rofan mit den schönsten Ansicht der hellgrauen Riesen, vom Großen Bettelwurf, 2.725 m, über den Hochnissl, 2.546 m bis hin zu Turmfalk, 2.201 m und Bettlerkarspitze, 2.268 m, sowie der Rofanspitze, 2.259 m und vielen hier ungenannten, jedoch auf diesem Blog beschriebenen Gipfeln dazwischen.
Mit dieser Aussicht teilte eine Gruppe netter Schwazer Wanderer den Tisch mit dem Verfasser. Die Kellerjochhütte lädt zum Verweilen zur Gipfelschau ein und die Wirtsleute sind flink und sehr bemüht.
Nun führt der Weg über das Kellerjoch, oder über den Kellner, wie man ihn lokal nennt, auf das Kreuzjoch mit der Kellerjochkapelle. Die Bezeichnung Kellerjoch stellt keinen eigenen Gipfel nach UIAA Definition dar, -das verrät ja auch der Name – sein Hochpunkt wurde auf der Höhenkote 2.344 m am Kreuzjoch festgelegt die gesamte Einfassung durch die Grate vom Metzenjoch bis zum Kuhmöser zählt dazu.
Der Aufstieg zum Kreuzjoch vollzieht sich ober einem breiten Steig, teilweise seilversichert,
Am runden Gipfel des Kreuzjochs steht die geschichtsträchtige, ursprünglich von Knappen erbaute Holzkapelle mit langen Unterbrechungen und Neuerrichtungen bereits seit knapp 500 Jahren und wird heute von der Schützenkompanie Schwaz instandgehalten. Das kleine Kirchlein trotzt am völlig ausgesetzten Gipfel inmitten des Inntals Winterstürmen und den Hagelangriffen des Sommers.
Vom Gipfel führt der Nordausläufer einer Gratrippe in vielen Serpentinen wieder hinab in Richtung Almgelände der Proxenalm und führt durch felsig schroffiges Gelände zunächst auf die östliche Taleinfassung, ein Trenngrat zwischen Proxenalm und Kaunzalm im Öxltal in Richtung Gratzenkopf.
Bilder von der Kapelle am Kreuzjoch entbehrt dieser Bericht leider, da die Route des Verfassers nicht über den Gipfel des Kreuzjochs führte, sondern über den Dr. Luis Lechner Steig, der allerdings nicht mehr instandgehalten wird und als gesperrt markiert ist. Es bleibt jedem selbst überlassen, zu entscheiden diesen Steig zu begehen, bei dem teilweise die Seilversicherung entfernt wurde, um damit die Aufgabe der Wegerhaltung anzuzeigen.
Der Grund für die Auflassung dürfte nicht nur in der Steinschlaggefahr liegen sondern wohl auch die Restschneefelder im Frühjahr bis zum Beginn des Sommers, die den Steig für den Ungeübten zur Gefahr werden läßt. Jedenfalls muß dem Begeher klar sein, daß er sich bei der Benutzung der Steigspuren auf unbetreutem und ungewartetem Terrain befindet und auf eigene Gefahr handelt. Schöner ist die Route über das Kreuzjoch, die der Verfasser aber bereits früher ausgiebig besucht hat.
Am Wegweiser auf der Nordseite treffen beide Steige wieder zusammen und führen hinab in die schroffige Flanke des Nordostgrates des Kreuzjochs. In dem felsigen Abschnitt zweigt der sog. Alpinsteig in Richtung Spieljoch ab, mit Sicherheit ein früher Übergang ins Zillertal, bzw. zu den Bergbauen im Öxltal.
Aus der Flanke heraus zweigt nun der Nordgrat zum Gratzenkopf ab und plötzlich nennt sich der Steig Sparkassenweg. Über seine Namensgebung läßt sich leider keine Information aus dem Internet recherchieren.
Jedenfalls aber erfreut dieser Abschnitt bis zum Gratzenkopf durch seine Form und Vegetation noch einmal außerordentlich, er kann als mittelbreite Gratrippe mit einigem moderaten auf und ab beschrieben werden. Almrosen säumen den Weg bis zum Gipfel des Gratzenkopfs.
Der schönste Blick vom Gratzenkopf, den ein modernes Holzkreuz errichtet von der Landjugend Gallzein ziert, ist wohl jener in den Süden, direkt auf das Kellerjochmassiv mit Metzen- und Kreuzjoch in entsprechender Höhe.
Ebenfalls besteht ein schöner Blick hinab auf die Schwaderalm und nach Kogelmoos sowie in das Öxltal in den Osten, sowie auf die obere Proxenalm im Westen. Die Spieljoch-Bergstation wird am Grat schon über eine lange Strecke sichtbar.
Eine gute Viertelstunde mag man am Gratzenkopf bei einer Trinkpause verweilen, um die Umgebung zu studieren. Interessant erscheint der Blick auf den weiteren Abstieg bis zum Proxenstand, über einige Erhebungen, der sich am Verlauf hinab verbreiternden Gratrippe. Dahinter die Ausläufer der Rauen Knöll Verzweigung der Hinterautal-Vomper-Kette des Karwendels.
Am almrosengesäumten Abstieg kommt man an einem Wegkreuz vorbei, das, wie so oft auf den heimischen Bergen, den Kriegsheimkehrern gewidmet ist. Von dort wird ein Blick auf einen Teil des Abstiegs sichtbar, auf die Schotterstraße in Plumpmoos, eine größere Almfläche.
Weiter führt der nette Steig durch einzelne kleine Lärchenbäumchen hinab zum Proxenstand, eine Einschartung auf der breiten Rippe, zum Wegweiser, der den Proxenweg nach Westen weist und einen steilen Abschnitt des Abstiegs eröffnet.
Auf der Westseite des Ausläufers führt nun der Proxensteig über abgeholztes Gelände gut 100 Hm steil hinab, um unten auf die Schotterstraße zu treffen, die entweder auf die Proxenalm, oder, über Plumpmoos hinab zur Pirchnerast führt.
Unten führt die Runde rechts auf der Straße etwa einen dreiviertel Kilometer hinab bis zu der von oben sichtbaren Fläche und eine weite Kehre kann dort durch lichten Wald und Wiesengelände abgekürzt werden.
Nach der schönen Alm führt der Abstieg wieder durch ein kurzes Waldstück hinab und taucht an einwandfreien Tagen aus dem Schatten in das gleißende Licht des Nachmittags bei der Schafmichelast ein, eine weitere Alm mit sagenhaftem Ausblick auf das Inntal und ins Vomperloch.
Über das Gelände der Schafmichelast führt der Schotterweg hinab auf den Ausgangspunkt am Parkplatz vor der Pirchnerast.
Auf der abwechslungsreichen Rundtour im äußersten Nordosten der Tuxer Alpen mit ihren vielfältigen Eindrücken werden 12,5 km zurückgelegt. Der Aufstieg beträgt 1.170 m und der Gesamtaufwand an Zeit mit Pausen und einer moderat langen Einkehr auf der Kellerjochhütte beträgt 6:10 Stunden.
Mils, 25.06.2023