Der Juifen erscheint vom Tal näher am Achental als er tatsächlich ist. Die mit wenig mehr als 1.100Hm gerade einmal im unteren Bereich mittellange Schitour liegt 5,5km vom Ausgangspunkt an der Achentalstraße entfernt. Der durchwegs leichte, flache Aufstieg der Schitour auf den Juifen hat daher einiges an Schönheiten der Landschaft zu bieten und ebenso gut für eine Partnertour geeignet wie die Hochplatte. Nach meiner gestrigen Rückkehr aus Canada eine entspannte Schitour um den Bewegungsapparat wieder zu aktivieren.
Der Aufstieg vom Parkplatz auf der Bundesstraße (beim Gh. Tirolerhof), von Innsbruck kommend knapp nach der Abzweigung der Steinbergstraße links bis zur Falkenmoosalm ist hier nicht beschrieben, hierzu bitte den Bericht der Schitour zur Hochplatte ansehen, dort ist die Abzweigung zum Juifen beschrieben.
Sobald die Lichtung nach dem etwas steileren Anstieg nach der Falkenmoosalm erreicht ist hält mach sich eher rechts durch die Lichtung und trifft auf die Abzweigung mit einem etwas zu niedrigen und daher versteckten gelben Wegweiser. Allerdings kann die Abzweigung kaum verfehlt werden, sie mündet in einen recht breiten Weg zum Großzemmalm.
Ab dem Teil des Almgeländes der Falkenmoosalm, bei dem der dichte Wald verlassen wird, erfolgt der Aufstieg zum Juifen durchwegs komplett der Sonne ausgesetzt, nach der Almfläche der Falkenmoosalm und am kurzen Verbindungsweg von der Abzweigung bis zum Almgelände der Großzemmalm hängt die Sonnenbestrahlung von Datum und Tageszeit ab. Dieser Tage ist es des Vormittags auch auf diesen kurzen Passagen kaum mehr schattig.
Nachdem die Abzweigung eingeschlagen wurde führt der Weg noch einige Minuten hauchzart bergauf, um dann ebenso hauchzart bis zum Almgelände der Großzemmalm zu fallen. Die für die Abfahrt unangenehme Strecke beträgt in etwa 300m und je nach Schneeverhältnissen kann sie ohne einzusinken begangen werden ohne aufzufellen oder der Armumfang beträgt gut 40cm, oder man muß eben einmal mehr auffellen.
In jedem Fall beeindruckt der Talkessel um und hinter der Großzemmalm dermaßen, daß diese für die Abfahrt kleine unangenehme Stelle in den Hintergrund tritt und in diesem Bericht eigentlich nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden muß, weil sie angesichts der fabelhaften Natur lediglich Jammern auf hohem Niveau wäre.
In einem weiten, eher flach steigendem Bogen, führt der Anstieg um die nahezu komplett eingeschneite Großzemmalm herum, um auf der anderen Talseite in deutlich steilerem Gelände an einem weiteren Hüttchen vorbei östlich ansteigend, dem Marbichler Joch zuzustreben.
Es mag ab der Großzemmalm gewiss weitere Anstiegsmöglichkeiten geben, die leichteste Route führt unterhalb des Schrofengeländes bis zum Hüttchen nördlich durch, bevor sie dann ostwärts dreht und die Richtung zum Marbichler Joch einnimmt.
Direkt am Joch befindet sich auf 1.700m die letzte, die Lämpereralm – sie wird umgangen bevor die Route den recht steilen Nordosthang quert und in Hangmitte direkt einschneidet. Diese Querung muß bei zweifelhaften Schneeverhältnissen und kritischen Einstufungen der Lawinengefahr gut überlegt werden.
Die Querung endet am nächsten Sattel, bevor ein breiter Kamm den letzten Anstieg von moderaten 270Hm Juifen führt. Zunächst ist noch eine steilere Stufe zu nehmen, innerhalb deren Flanke der Firn bereits leichte Abrutscher von der Spur verursacht. Die steilere Strecke ist in ein paar Minuten überwunden.
Es folgt eine weitere Kupierung mit einer deutlichen Wächte an der Oberkante. Wäre keine bestehende Aufstiegsspur vorhanden, könnte sie leicht durch einen spitzen Anstiegswinkel durchstiegen werden.
Oberhalb der Kuppe zieht dann der Kamm flach dahin mit einem sichtbar deutlich steileren Gipfelhang.
Ich habe den Gipfelhang mangels Schnee an seiner Wächtenseite – rechts vom Zaun – im Schnee bestiegen und befand mich sozusagen vollends auf der Wächte, die bereits deutlich von der Abrisskante entfernt ist, also kurz vor dem Abriss steht.
Ein nicht ungefährliches Unterfangen von dem vor allem im Frühjahr abgeraten werden muß. Das Schidepot befindet sich dort wo die Abrisse erstmals sichtbar sind und ein Steig führt die letzten ca. 60Hm zum Gipfel. Man sollte diese Variante nehmen.
Der flache Gipfel des Juifen bietet einen schönen Jausenplatz und angesichts der Tatsache, daß er in dieser Gegend neben Guffert und Demeljoch der höchste Gipfel gen Norden ist, bietet sich auch ein weitläufiger Blick dorthin – allerdings heute zu dunstig zum fotografieren.
Die Szenerie von Osten bis Westen ist grandios. Der bereits erwähnte Guffert markiert die hohen Tiroler Gipfel im Osten, der Rofanstock begeistert im Südosten und im heutigen diffusen Hintergrund ragen die Dreitausender des Zillertales auf.
Gegen Süden erfreuen die Gipfel der westlichen Achenseeseite das Bergsteigerherz und im Südwesten die weißen, monumentalen und schroffen Gipfel des Zentralkarwendels, dem vielfältigsten Gebirge der Heimat.
Ganz im Westen klingen die Karwendelgipfel ab, weiter hat es die Plattentektonik in unseren Tagen (noch?) nicht geschafft nach Norden vorzudringen.
An diesem so wundervollen Tag macht die Abfahrt unterhalb der Lämpereralm bis zum Auffellplatz Spaß. Teil in Firn, in der Senke unten in den letzten Pulverpartien geht es rund 350Hm hinab, bevor für den weiteren Rückweg nochmals für ca. 10min und ca. 80Hm aufgefellt werden muß.
Ab dem Erreichen des Marbichler Joches gleitet man auf tollem Firn bis zur Großzemmalm hinab, bevor nach dieser der oben erwähnte leichte Gegenanstieg zur Falkenmoosalm genommen wird.
Die restliche Abfahrt nach der Falkenmoosalm erfolgt zum Großteil auf dem Forstweg und im gerodeten Teil schöner auf der jung gepflanzten Fläche, immer sorgsam um die Bäumchen herum, ohne Beschädigungen derselben.
Gesamt habe ich für die schöne Tour 4 1/2 Stunden benötigt, davon recht genau 3 Stunden für den Aufstieg. Insgesamt wurden 1.150Hm im Aufstieg zurückgelegt.
Mils, 25.03.2108