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Schitour Klammspitzen, 2.515m im Wattental

Nach enormen Regenfällen und in der Höhe Schneefall durch die darauffolgende Abkühlung nach dem Heiligen Abend war die Ausgangssituation für Schitouren mit Warnstufe drei nicht gerade rosig, jedoch konnte bei entsprechend vorsichtiger Hangneigungswahl eine phantastische Schitour auf die Klammspitzen im Wattental gewagt werden.

Klammspitzen, 2.515m

Die Vorbereitung mit dem Studium der Hangneigung zeigte eindeutig, daß fast alle Hänge auf und um die Aufstiegsroute im Neigungsbereich unter 30° liegen, mit einigen kurzen – notfalls zu umgehenden – Passagen bis 35° und somit auch an eine Alleinbegehung gedacht werden konnte.

Hangneigung Klammspitzen

Zusätzlich zum Gipfel der Klammspitzen sollte die schöne Runde rund um den Mölser Berg durchgeführt werden, die ein Jahr zuvor noch als phantastische Runde im Kopf hängen blieb. Hierzu ist vom Klammjoch aus noch ein geringer Höhenunterschied von etwa 70Hm auf die Mölser Scharte zurückzulegen, also nach der Gipfelabfahrt zurück auf das Klammjoch und etwa 400m zurück unter die Nordflanke der Mölser Sonnenspitze nochmals aufzufellen.

Innerlannalm gegen 9 Uhr früh

Der Start erfolgte gegen 8:30 Uhr am Parkplatz vor dem Lager Walchen und eine detaillierte Beschreibung des Anstieges über die „Skiroute“ zum Lager Lizum unterbeleibt hier – hiefür wird einfach den gleichnamigen Wegweisern ab der Stieralm gefolgt, im Aufstieg links vom Wattenbach, vorbei am Kraftwerk über den Winterweg.

herrliche Aussichten stehen bevor – in Bildmitte im Hintergrund das Ziel, die Klammspitzen

Wolkenloser Himmel, Windstille und eine Temperatur knapp zehn Grad unter null liesen Erwartung und Stimmung auf eine tolle Schitour aufblühen.
Einzige leichte Trübung im Aufstieg zum Lager Lizum bestand in zu wenig Schnee und völliger Vereisung der Straße nach dem Waldaufstieg. Der Straße folgt man etwa einen guten Kilometer – diesmal unter wildem Geklapper und mangelhaftem Halt auf den vereisten Schneepflugbrocken seitlich der durch Schneeketten zermarterten vereisten Fahrrinnen.

Lizumer Becken

Der Lärm verstummte natürlich sofort wieder, als nach der Schießanlage die unberührten Hänge zum Schlepplift betreten wurden. In völliger Stille, fernab von jeder Inntalautobahn folgte ab dort der Kernteil der Schitour unter Spuren der gesamten Strecke als erste Begehung in den Weihnachtsfeiertagen.

Aufstieg zum Schlepplift

Im Aufstieg über den Hang „Schotteben“, den Schlepplift querend wärmte die Sonne unerwartet stark in Anbetracht des Datums auf und für die nachfolgende Strecke rund um die Nordhänge der Klammspitzen gerade richtig zum Durchhalten bis vor dem Klammjoch die Abdeckung der Route wieder endete.

genau 0,5m Schneehöhe

In dieser Abdeckung liegen die Hänge oberhalb der Mölstalstraße, die über 30° steil sind und unter denen Vorsicht geboten war. Sie präsentierten sich an diesem Tag mit einheitlicher Oberfläche ohne jegliche Windmarken und ohne jegliche Anzeichen von Triebschnee. Ein zugegeben unfachmännischer Test der Schneedecke durch ungenügendes Abgraben und Betrachtung der Schichten ließ eine seichte Überzeugung auf fehlende Schwachstellen zu, wie es auch der einwandfreie Halt im Steilen vermittelte. Weiters bot die Mölstalstraße eine gewisse Flachheit als Geländestufe.

am Ende der Querung der steilen Hänge mit Mölser Sonnenspitze

Mit solcherlei Voraussetzungen war kein mulmiges Gefühl gegeben und die Spurarbeit der etwa 500m langen Strecke wurde ohne Zwischenfall bewältigt. Ein plötzlich aufgetauchter nachfolgender Tourengeher mit Hund im Abstand von etwa fünf Gehminuten vermittelte zusätzlich Vertrauen in das Vorhaben.

gegen Süden zum Klammjoch geblickt – links Tarntaler Köpfe

Möglicherweise aufgrund der vormittäglichen Beschattung und der südöstlichen Ausrichtung des Hanges ist der Schneedeckenaufbau im Tagesverlauf dort weniger bestrahlt und daher generell weniger gleitgefährdet. Am Foto ist die Situation am flach werdenden Ende des zu querenden Hanges noch erkennbar.

die Aufstiegsrichtung der Klammspitzen

Durch unberührtes und sagenhaft beeindruckendes Gelände führt der Aufstieg bis zum Klammjoch, wobei die westlich ausgerichtete Aufstiegsrinne immer deutlicher sichtbar wurde. Die Ausrichtung des Hanges passte wunderbar mit der Warnung für Gleitschnee zusammen, die für westliche Expositionen über 2.000m Höhe nicht ausgegeben war. Also war für den Restaufstieg „nur“ (natürlich nicht unter Abschaltung des Gehirns für andere Gefahrenquellen) das Altschneeproblem zu beachten und in der schmalen Aufstiegsrinne um die 30° Neigung erschien dieses gering. Auch dieser Umstand hat die Tourenplanung beeinflusst.

am Klammjoch, 2.359m

Die Schneeverhältnisse am Klammjoch und am Rücken zum Gipfelaufbau entsprachen den Erwartungen – teilweise abgeblasen, jedoch nur die Felsköpfe mit gut fahrbaren Zwischenräumen und die Flächen windgepresst mit Triebschneeansammlungen in der nördlich gelegenen etwa vier Meter tiefen Mulde vor der kurzen steilen Flanke zum Rücken, der sich bis zum Gipfelbereich hinaufzieht.

Klammspitzen mit gesamter Aufsteigsroute ab dem Klammjoch

Mit einigen Spitzkehren gegen die aufragenden Felstürme und Steilhänge nördlich der Aufstiegsrinne (auch hier ist Vorsicht geboten, denn die Hänge erreichen gut 40° Neigung) erklimmt man einen kleinen Sattel zwischen den Klammspitzen. Im Kartenwerk ist es die am folgenden Foto gegenüberliegende Kuppe der Fotoposition. Die Lichtverhältnisse erschienen für Fotos auf der Gegenkuppe aber geeigneter.

durch die teils beschattete Rinnen führt der Aufstieg zu den Klammspitzen

Steigt man im endenden Dezember so zu den Klammspitzen an, daß der Gipfel gegen Mittag erreicht wird, befindet man sich just in einem Zeitfenster das minütlich sich ändernde Lichtsituationen hervorbringt. Grund für dieses Schauspiel ist die Abdeckung der Sonneneinstrahlung durch die genau südlich gelegenen und um 240m höheren Felsspitzen der Tarntaler Köpfe.

auf der östlichen Klammspitze mit Blick zur Kalkwand

Auf den Klammspitzen findet sich kein Gipfelkreuz und kein Steinmandl, weswegen sie auch nicht sonderlich fotogen erscheinen. Sie bieten als Ausgleich einen tollen Tiefblick über die Sonntagsrinne auf das Lizumer Becken gut 500Hm darunterliegend. Leider ist ausgerechnet dieses Foto vermasselt, da unscharf.

Blick nach Norden zum Mölser Berg

Als Ausgleich für den Tiefblick in die Lizum jedoch nachfolgend ein Foto nach Norden über die Hänge hin zum Mölser Berg.

Blick ins Navistal

Südöstlich beeindrucken die Aussichten auf den weiten Kessel des oberen Talabschlusses des Navistales.

Abfahrtsrimme und hinten Mölser Scharte

Weiter westlich kann die folgende Route der Runde eingesehen werden. Hinter der Verschneidung der Flanke der Klammspitzen mit dem darunterliegenden Gelände zur Mölser Scharte (dort wo der Schatten von der Sonnenspitze endet) wird wieder aufgefellt.

Idylle auf 2.359m

Die Abfahrt über die Rinne wechselt zwischen weichen pulverigen Partieen in der Muldung und der steilen nördlichen Flanke mit der hartgepressten südlichen Begrenzung zum Steilhang in das Becken zu den Tarntaler Köpfen hin. Ein weicher Schwung im Wechsel mit einem Harten.

mächtiger Ostgrat Mölser Sonnenspitze

Bei kurzer Rast und Auffellen am Klammjoch erspähten die alten Augen des Verfassers eine dunkle Gestalt in den Felsen der Nordflanke der Mölser Sonnenspitze, jedoch hatten sie ohne Fernglas keine Chance Einzelheiten zu erkennen. Die mittelmäßige Qualität der Handykamera kam an seine Leistungsfähigkeit, sie vermochte es nicht im Zoom bessere Details zu liefern.

Eiskarspitzen, Torspitze, Torwand

Die Entdeckung war sonderbar, die Gestalt bewegte sich hin und her, kein sichtbares Ziel ansteuernd. Ebenfalls keine Zeichen von benötigter Hilfe obwohl in Rufweite, dennoch zog sie in gewisser Weise die Aufmerksamkeit in ihren Bann bis der Tourenverlauf fortgesetzt werden mußte.

Rückblick auf Klammspitzen und Tarntaler Köpfe

Mit den Fellen ging es nun in leichtem Gefälle rasch die 400m zurück zum Aufstiegspunkt auf die Mölser Scharte. Die Steilheit des Hanges ist dort moderat und man wählt eine geschwungene Route bis zum steileren Schlußhang in fast ebener Querung zur Scharte hin.

Blick von der Mölser Scharte gen Westen

In der abgedeckten, kalten Scharte wurden zwei Tourengeher am Gipfel sichtbar, die während des Abfellens des Verfassers zwar zur Abfahrt rüsteten, nicht aber in die Mölser Scharte abfuhren sondern die Westflanke nahmen und ins Navistal abfuhren.

ein interessantes Gipfelkreuz im Westen

Bei Betrachtung der beiden kam dem Verfasser ein interessantes Gipfelkreuz ins Visier, das etwa auf gleicher Höhe wie die Mölser Scharte liegt und im Nachgang zuhause erkundet werden mußte – wie sich herausstellte der Nördliche Klammer Schober mit 2.448m. In jedem Fall bedurfte er einer näheren Erkundung.

Abfahrtsgelände von der Mölser Scharte

Die Abfahrt über die schönen abgestuften Hänge zum Mölser Hochleger hin sind Genussstrecken, aber momentan will die Routenwahl noch gut gewählt werden, möchte man Steinkontakt vermeiden (was auch gelang).

Abfahrt über Geländestufen

Es empfiehlt sich den Mölser Hochleger nicht zu direkt anzufahren sondern etwas rechtshaltend den Bach vom Mölssee zu überfahren, da er im Bereich des Hochlegers breit verästelt ist und die Querung dort nicht wünschenswert ist. Außerdem ist der Hang im Einschnitt zu steil für die herrschenden Verhältnisse.

hier etwas rechts halten und den Bach überqueren

Ab dem Hochleger führt nach einer etwa 700m langen flachen Schiebestrecke der Weg über die Rodelbahn durch den wunderschönen Kiefernwald hinab zum Lager Walchen. Ein toller Abschluß der Runde.

Bachüberquerung an steiler Hangneigung

Die neue AV-App erstmals zur Touraufzeichnung von den Almhütten am Ende des Schleppliftes bis zum Mölser Hochleger genutzt, kann sich das Ergebnis glatt sehen lassen:

Klammspitzen Aufzeichnung per App

Für die Tour benötigt man rund 5:40 Stunden, mit kurzen Aufenthalten. Der gesamte Aufstieg beträgt 1.250m.

Mils, 28.12.2018