Der offene, sonnenzugewandte Südhang im Sommer ein schweißtreibender und sehr mühsamer Aufstieg über die Arzler Reise bis zur Arzler Scharte und weiter zum Grat der Mannlscharte ist im Winter – bei entsprechend günstigen Bedingungen ein Schitourengenuß.
Ende Jänner herrschen meist noch erbarmungslose Temperaturen, wenn der Schitourenliebhaber zuhause aufbricht und bis die Sonne im mittleren Inntal die Tuxer Kette überwunden hat sind die Finger zuweilen schon nicht mehr spürbar.
Wir sind um 9:30 am Parkplatz oberhalb des Canisiusbrünnels gestartet und die zunächst die Rodelbahn aufgestiegen, bevor wir dann, über den Poschenhof und einen malerischen Hohlweg, in dem sich die Haselnußstauden vor der Last des Schnees nur so bogen und ein tolles Wintererlebnis zauberten, wieder auf die Rodelbahn trafen .
Ein paar Kehren auf der Rodelbahn weiter erreichten Christian, Doris und der Verfasser dann den Abzweig am Weg 218, der zur Hungerburg führt und nahmen diesen zum Treffpunkt mit Bene, einem weiteren Kollegen, der über die Hungerburg zum Fuße der Arzler Reise aufgestiegen ist.
Es ist ebenso möglich noch ein Stück zur Rumeralm weiterzugehen und knapp vor dieser die Abzweigung zur Arzler Reise zu nehmen (so spart man sich ca. 40-50Hm Abfahrt am Weg 218 zum Ausgangspunkt des Aufstieges über die Arzler Reise.
Nach Verstärkung des Teams mit Bene starteten wir recht genau um halb elf vom Weg 218 über die Arzler Reise gen den begehrten Grat hoch oben, Weg 217 in der AV-Karte.
Begleitet von Unterholz, das zahlreiche Richtungsänderungen vorgibt, stiegen wir zunächst ca. 15min auf bevor die Latschen enden und Reise auf ca. 1.500m eine Einschnürung in der Breite erfährt.
Nach dieser öffnet sich der Blick bis weit hinauf zum mittig in der Reise gelegenen Felsgelände, das entweder links oder – unsere Wahl wegen der noch etwas weniger befahrenen Geländes- rechts umgangen wird.
Die Verhältnisse müssen schon passen, um diesen Anstieg anzugehen. Die Geländeverhältnisse sind derart, daß nur mittig der Reise eine Hangneigung unter 30° vorherrscht, die Flanken zur beiden Seiten sind deutlich steiler und im Tiris farblich gut auszumachen.
Die Verhältnisse heute waren gut, die Schneedecke hat sich durch die Sonneneinstrahlung der letzten Tage nach dem Schneefall bereits weitgehend konsolidiert, allerdings mit oberflächlich leichtem Schmelzdeckel, der sich in den letzten Tage ausgebildet hat und unterhalb von ca. 1.900m die Oberschenkel bei der Abfahrt doch einigermaßen gefordert hat.
Oberhalb des Felsgeländes – im wieder flacheren Gelände – stollte es im Temperaturwechsel der Aufstiegsspur um die Mittagszeit teilweise unangenehm auf. Allerdings stoppten wir nicht, um die Felle zu wachsen, da nach einer Kuppe in der Arzler Scharte die Aussicht auf die Mannlscharte nach einigen Minuten auftauchte und keinen weiteren Stopp wollten.
Ab der Arzler Scharte erfrischte uns ein leichtes Lüftl dermaßen, daß weit unten abgelegte Kleidung gerne wieder ausgepackt wurde, auch wenn das Ziel nur mehr kaum 100Hm vor uns lag.
Die Mannlscharte erreicht, genossen wir unterhalb der Rosszähne den kurzen Aufenthalt mit den phantastischen winterlich starren Blicke in die zweite Kette des Karwendels mit den dortigen Giganten an Gipfeln. Mit Phantasie könnte man meinen man wäre im Himalaya…
Ein weiterer bekannter Kollege, Klaus, kam vom Hafelekar und rastete bereits auf der Scharte, er schloss sich dann für die Abfahrt uns an.
Ein paar wenig verspurte Pulverhänge konnten wir im westlichen Teil der breiten Arzler Scharte noch erheischen, sie bescherten uns jeweils rund ein Duzend weiche Schwünge wenngleich sie aber auch kaum eine unsaubere Fahrt zuließen.
Wie erwähnt ist die Schneedecke unterhalb des Felsgeländes (unterhalb von ca. 1.900m) mittlerweile schon anstrengend zu fahren und nach einer weiteren Verschärfung der Probe des Könnens in einer Naturabfahrt – in den Latschen – erreichten wir den östlich abzweigenden Weg zur Rumeralm auf der eine Einkehr mit viel Sonne um drei Uhr nachmittags den tollen Tag abrundete.
Die Abfahrt auf der Rodelbahn ist derzeit ohne jegliche apere Stelle möglich.
Für die gut 1.500Hm haben wir im Aufstieg knapp 3 1/2 Stunden benötigt.
Mils, 21.01.2017