Ungleich einfacher als ihr Pendant in den Zillertaler Alpen ist die Schitour auf den kreuzlosen Kraxentrager von Hochfügen in den Tuxern. Mit 925m Aufstieg kann sie als Familientour beschrieben werden, oder als eine Trainingstour für den Vormittag.
Am Ende des Schigebiets Hochfügen folgt die Rodelbahn auf die Pfundsalm im hinteren Finsinggrund. Wer die Anfahrt bereits vor dem Rummel, der etwa kurz vor 8 Uhr in Fügen Ort beginnt (man fährt von Fügen gut 20min bis Hochfügen, vorausgesetzt man ist noch vor den Bussen), hinter sich gebracht und auf dem großen Parkplatz der Lifte Hochfügen angekommen ist, der strebt dem letzten Lift – dem Zillertal Shuttle (1.500m) – zu und erreicht zwischen der Talstation und dem Finsingbach (überbauter Durchgang) die Rodelbahn, dem Startpunkt der Schitour.
Der Aufstieg über die Rodelbahn bis zum Pfundsalm Niederleger (1.650m) führt zunächst entlang des Finsingbaches bevor sich das Tal etwas weitet und nimmt knappe 20min in Anspruch. Hinter dem Almdorf endet die Rodelbahn und beginnt die Schitourenspur recht flach über eine Kuppe auf eine Brücke über den Finsingbach, über die man links (östlich) die Talseite wechselt.
Östlich beginnt der Aufstieg in moderater Steigung zu den Gebäuden des Viertelalm Niederlegers (1.740m), die bald erreicht werden und von denen aus man schon einen ersten tollen Blick auf das Talende des Finsinggrundes und des dahinter aufragenden Rosskopfs (2.576m), der den Talabschluß bildet und am Kamm zum Rastkogel (2.762m) liegt.
Weiter führt die Route in Richtung Viertelalm Hochleger und bald gibt es eine Verzweigung, falls sie gespurt ist.
Es besteht dort die Möglichkeit weiter über den Viertelalm Hochleger anzusteigen und in einer weiten Rechtskurve im Kar unterhalb der Einsattelung zwischen dem Gipfel (der Berg heißt so) und dem Kraxentrager aufzusteigen, oder, an der Verzweigung rechts (südlich) weiter, eine breite flache Mulde durchquerend und auf eine schwach ausgeprägte Rippe direkt unterhalb des Kraxentragers, sowie auf dieser zum Gipfel.
Die zweite Möglichkeit ist vielleicht im oberen Teil etwas steiler, jedoch landschaftlich lohnender als durch das Kar oberhalb des Hochlegers. Es ist aber auch möglich auf jeder der beiden beschriebenen Seiten abzufahren und so die andere Möglichkeit anzusehen. Dieser Bericht beschreibt in der Folge die zweite Möglichkeit über die kurze Gratrippe.
An der Verzweigung (etwa auf 1.860m) führt der Aufstieg also rechts (südlich) zunächst ein paar Meter in eine Bachverschneidung hinab und jenseits davon mit mäßiger Steigung auf eine kleine Baumgruppe zu.
Hinter dieser folgen ein paar Spitzkehren auf den steiler werdenden Hang hinauf, bis man oben auf die breite Gratrippe gelangt. Von dort hat man gleich bei der Ankunft zunächst einen Blick auf den direkt darüber liegenden runden Gipfel des Kraxentragers.
Man hat aber auch einen bärigen Blick auf den Rosskopf und auf den Rastkogel, dem fünfthöchsten Berg in den Tuxern, der sich weiter südwestlich vom Rosskopf befindet und von dort gesehen, die weit und breit höchste Erhebung bildet. Bis hierher benötigt man knapp eineinhalb Stunden.
Nun geht es mit schönen Blicken auf die Umgebung und ein zwei Seitenwechsel ein kurzes Stück auf der Gratrippe entlang, bevor die Rippe über ein Couloir endet, das mit zwei drei Spitzkehren durchstiegen wird.
Am Ende des Couloirs beginnt der Gipfelaufbau des Kraxentragers. Zunächst führt der Anstieg auf den Gipfelhang zwischen Fels und Wiesenflächen hindurch, bevor er steiler wird und Spitzkehren notwendig werden.
Vom Aufsteilen weg sind noch knapp 150Hm zu bezwingen. Bei der heutigen Begehung fand der Autor die Spur im steilsten Stück mit einer sinnlos steilen Steigung vor, bei der jeder Schritt mit Rückrutschen verbunden war. Also wurden kurzerhand ein paar kleine Umgehungen als Spitzkehrenstrecke gespurt, um den restlichen Aufstieg angenehm zu halten.
Am Ende dieser etwa 50Hm langen steileren Strecke quert die Route recht flach auf die Einsattelung unterhalb des Gipfels zu. Bevor diese erreicht wird (sie liegt etwas tiefer), wendet sich die Spur scharf nach rechts, etwa 40Hm unterhalb, auf den flachen Gipfel zu.
Der Gipfel des Kraxentragers äußert sich als ein unscheinbarer runder Kopf, etwas abgeflacht und ohne jegliche Zier, auch nicht mit einer Schneestange versehen. Die nahsten Nachbargipfel stellen der 500m entfernte Gipfel (2.445m, der Berg heißt wirklich so) und der imposant anzuschauende Marchkopf (2.499m) in 1.440m Entfernung im Nordosten dar.
Dem Kamm folgend, im Südwesten breitet sich der runde Rücken des Sidanjoches aus, hinter dem im Süden – nicht sichtbar – die Rastkogelhütte verborgen ist. Der Kammrücken nach dem Sidanjoch führt schlußendlich an das dominierende Massiv des Rastkogels heran, der vom Kraxentrager eine Entfernung von 5.3km aufweist.
Der Aufstieg zum Gipfel des Kraxentragers dauerte gut zwei Stunden. Die Sicht war durch den Störungseinfluß leider sehr beschränkt und die Gipfelfotos vermögen wegen der diffusen Lichtverhältnisse allesamt leider nicht die wahre Schönheit der Gegend herauszuschälen.
Im Westen, rechts neben dem Rastkogel sind noch zwei höhere Gipfel, der Hippold (2.642m) und der Hirzer (2,725m) im Wattental in gut 10,5km Entfernung zu erkennen.
Der Süden gab wenig her, obwohl vom Kraxentrager aus fast der gesamte Zillertaler Hauptkamm zu sehen wäre. Gerade noch auszumachen im Nebel waren die Nestspitze (2.966m) und links davon die Mittlere Grinbergspitze (2.867m).
Die Abfahrt führt über leichtes abwechslungsreiches Gelände und bot nach den Schneefällen eine Woche zuvor recht vernünftige Schneequalitäten, wobei verblüffender Weise dir Mulden nicht unbedingt begünstigter von oberflächlicher Umwandlung zur bereits festeren Schicht waren. Allerdings bildete sich glücklicherweise über das Gros der Abfahrt noch keine ausgeprägte Harschoberfläche aus.
Im unteren steilen Teil, südlich der Viertelalm Niederleger und in der Abfahrt gesehen links vom Bach, ist der Schnee bereits stark verfestigt sowie verspurt und nur mehr mit entsprechendem Kraftaufwand zu befahren.
In normalem Tempo mit einigen Foto-, Trink- und Gipfelpause kann die Tour in etwas mehr als drei Stunden bewältigt werden.
Sie führt über 965m (rein geodätisch zwischen Parkplatz und Gipfel sind es 925m), die die Bergsteigeruhr angezeigt hat. Die Strecke ist mit etwas mehr als 4km relativ kurz, die Hangneigung durchwegs nicht steiler als 35° (nur kurze Partien und der beschriebene Gipfelhang mit der Höchststeigung).
Mils, 25.01.2020