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Schitour Sulzkogel, 3.016m

Nach Schluß der Schisaison und Beendigung des Rummels im Kühtai bieten sich Frühjahrsschitouren von 2.000m Ausgangshöhe immer an – und wenn das Wetter makellos ist, dann lockt die leichte Tour auf den Sulzkogel umso mehr.

Hilli am Sulzkogel

Ideal ist alleine der Ausgangspunkt der Parkplatz beim Alpenrosenlift. Kaum Fahrzeuge anzutreffen, obwohl das Kühtai im Mai immer noch das Mekka der Schitouren im mittleren Inntal darstellt.
Vom Auto geht es ohne Fußmarsch direkt auf die immer noch bestens erhaltenen Schipisten gen Süden, der Staumauer des Kraftwerks Sellrain-Silz entgegen.

Ausgangspunkt Parkplatz Alpenrosenlift

Wir bildeten bei unserer Begehung eine ansehnliche Truppe die sich am Abend tags zuvor mittels what Sepp geschmiedet hatte. Das Wetter war perfekt, der Himmel ohne Trübung, im Schatten jedoch ganz schön kalt von den beginnenden Wetterkapriolen im Mai dieses denkwürdigen Winters 2018/19 geprägt. Es hat während der Woche vor dem Feiertag Neuschnee gegeben, weswegen die Lawinenwarnstufe nicht mehr gespannt, dennoch aber nicht unbedenklich ausfiel.

Aufstieg nach Piste auf Zugangsstraße Staumauer

Über die Pisten rasch in Richtung Graf Ferdinand Haus aufgestiegen passiert man jenes mit etwas Abstand zur asphaltierten Straße zur Staumauer hin, die im Mai bereits schneefrei und sichtbar, nach etwa 20min erreicht und überquert wird.

Blick von Dammkrone in Richtung Stausee und Finstertaler Scharte

Ab der Annäherung zur Staumauer konnten wir den trotz allem Sonnenschein noch vorhandenen Winter in dieser Höhe spüren, es wurde in der Abdeckung durch den Neunerkogel bitter kalt im Schatten. Der Schatten reicht im Verlauf der Tour bis hinter den Stausee auf die ersten Anstiegsmeter bis zur Verzweigung des Anstiegs zur Finstertaler Scharte, über die eine phantastische Rundtour zur Kraspesspitze unternommen werden kann.

kurze Aufwärmpause am einzig sonnigen Platz bis zum Beginn des Hauptaufstiegs

Auf der Staumauer angekommen erheischten wir gegen halb neun vormittags eine Mütze voll Sonnenstrahlen, die just an dem kleinen Plateau mit der Infotafel auf eine kleine Fläche auftraf, bevor wir die Querung der Westflanke der Neunerspitze den See säumten.

Querung der Steilflanke des Neunerkogels

Die Querung wäre ohne die Lawinenbauten bei entsprechender Schneelage durch deren Steilheit etwas prekär, jedoch ist sie durch dieselben entschärft. Es droht bestenfalls ein kurzer Rutscher in die Verbauung hinab.

in Bildmitte die Verzweigung Finstertaler Scharte / Sulzkogel

Nach der Querung wird der Hang recht flach und säumt den im Winter unter niederem Wasserstand gehaltenen Stausee in beträchtlicher Höhe und selbst am Tiefpunkt der Halbumrundung, am südlichen Ende des Stausees, befindet man sich trotz ca. 20Hm Höhenverlust weit vom Wasserspiegel entfernt. Die Westseite des Stausees bietet keinen Vorteil und ist keine Option, hier ist das Gelände felsig, kaum begehbar sowie meist höchst lawinengefährdet.

Rückblick Richtung Staumauer

Vom Tiefpunkt der Halbumrundung wird in wenigen Spitzkehren in eine weite Talmulde (Schafleger) aufgestiegen, in der, wenige Minuten nach Aufstiegsbeginn, der Anstieg zur Finstertaler Scharte abzweigt. Die Route zum Sulzkogel verläuft der Talmulde folgend nach Westen weiter.

an der Verzweigung Finstertaler Scharte / Sulzkogel

Mittlerweile erfreuten wir uns – dank ungetrübter Sonneneinstrahlung – wieder angenehmer Temperaturen, die sich durch die steiler werdende Talmulde zur schweißtreibenden Bestrahlung wandelte.

in der Steilstufe nach dem eher flachen Anstieg nach der Abzweigung

Bald nach der Talmulde, etwa nach einer guten Viertelstunde, erreicht man eine kurze Steilstufe, die in wenigen Spitzkehren überwunden wird.

Rückblick auf den flachen Anstieg

Nach dieser wird das Gelände wieder etwas flacher und etwa nach 100Hm weitern Aufstiegs gibt den Blick auf eine Mulde frei, die südlich unterhalb des Aufstiegs einen See birgt – leider zu dieser Jahreszeit noch gänzlich vom Schnee verborgen.

nach der Steilstufe am flacheren Teil beim See (nur im Sommer sichtbar), im Hintergrund Neuerkogel, dahinter der Rietzer Grießkogel und in Bildmitte der Pockkogel, rechts davon der Gaißkogel

An dieser Stelle dreht die Route nach Westen in das schmale Hochtal mit den Resten des  Gamezkogelferner an dessen Ende die Südflanke des Sulzkogels und die Nordflanke des Gamskogels den Talkessel bilden.

Gelände kurz unterhalb der Flachstelle

Etwa in der Hälfte des recht flach steigenden Tals kann der gesamte restliche Aufstieg bis zum trennenden Sattel zwischen den beiden Gipfeln eingesehen werden.

Weiter im Hochtal mit zunächst flacher Route

Ein toller Hang führt vom Talende auf rund 2.800m über ca. 140Hm auf den Sattel unterhalb des Gipfelaufbaues des Sulzkogels und wird in einem Dutzend Spitzkehren begangen.

Hochtal unter vollem Einblick knapp nach dessen Beginn

Knapp oberhalb des Sattels legten die meisten Tourengeher an diesem Tag ihr Schidepot an.

Sulzkogel – stark besuchtes Ziel bei diesem Prachtwetter

Wir trugen sie bis zum Gipfel hinauf, da es weiter oben die Möglichkeit gab in die Südflanke einzufahren und, was wir noch nicht wussten und sich später herausstellte (siehe Foto in der Galerie), es gab auch die Möglichkeit über einen sehr steilen Hang direkt ostwärts abzufahren.

Blick von der Kraspesspitze links über Rotgrubenspitze (etwa mittig), Gleirscherfernerkogel (Beginn letztes Drittel) bis zurück zum Strahlkogel rechts

Der restliche Aufstieg von gut 50Hm vom Schidepot erfolgte in weniger deckender Schneeauflage, teilweise zwischen Felsen hindurch über die steile Westflanke bis zum Gipfelkreuz des Sulzkogels. Ein sicherer Tritt ist hier ratsam.

Rückblick auf den Sattel zwischen Sulz- und Gamskogel

Nach dem Schidepot gibt es einen Aufstieg eher direkt zur langgezogenen Gipfelrippe und einen nördlich ausgerichteten zum hinteren Ende des Gipfels. Wir nahmen letzteren, da dort weniger Personen aufstiegen.

Das Gros der Gruppe am Schidepot

Das Panorama am Sulzkogel ist sehenswert. Besonders gut kann die rassige Schitour auf den Hochreichkopf im Südwesten eingesehen werden.

Herrliche Blicke nach Westen – in Bildmitte der Hochreichkopf

Links vom Hochreichkopf befindet sich die Hohe Wasserfalle und rechts von ihm der Wechnerkogel mit der steilen Wechnerscharte, sowie in der Gruppe der eindrucksvolle Acherkogel und der niedrigere Manningkogel.

Nahezu der gesamte Verlauf des Aufstiegs auf den Hochreichkopf, über die steile Querung bis zum Sattel und die steile Flanke bis zum Grat, der noch über einige Meter begangen werden muß, ehe der Gipfel erreicht wird, liegen voll ersichtlich vor dem Auge des Betrachters.

Anstieg über die westliche Gipfelflanke

Die letzten Höhenmeter auf den Sulzkogel finden über die recht steile Westflanke des Gipfelaufbaues statt. In unserem Fall waren die Verhältnisse gut, meist im Schnee, weniger auf Fels folgten wir der bereits recht ausgetretenen Spur.

Sulzkogel, 3.016m – Jasi entsprechend entzückt

Das kleine schöne Gipfelkreuz aus Edelstahl huldigt mit einer Bronzegußtafel einem Bergsteiger Sulzberger, die entweder durch die Ironie des Schicksals oder absichtlich am Sulzkogel aufgestellt wurde.

Kühtai und in Bildmitte der Rietzer Grießkogel

Im Nordosten beeindruckt der Rietzer Grießkogel, im Westen Neunerkogel, Gaißkogel und Pockkogel, sowie die Kraspesspitze und fast im Süden der Zwieselbacher Rosskogel.

Welch Ausblick – von Schöllekogel bis zum Zwieselbacher Rosskogel, dahinter die Kalkkögel und wieder dahinter die Zillertaler

Der Sulzkogel ist für Schitouren der einzige leicht erreichbare Dreitausender ab Kühtai. Entsprechend beliebt ist sie daher und während wir die umliegenden Gipfel betrachteten trafen schon die nächsten Tourengeher ein.

Evi am Sulzkogel

Die noch tief verschneite Szenerie war für einen ersten Mai schon außerordentlich zu betrachten, jedoch wurde es bald enger auf der kurzen Gipfelrippe.

Fortunato am Gipfel angelangt

Die verfügbare Fläche zum Verweilen am schmalen Gipfel ist klein und durch vermehrten Andrang von Nachkommenden hielten wir uns nicht sehr lange am Gipfel auf.

Rüsten zur Abfahrt auf der steilen Gipfelrippe

Das weiter vorne (südlich) am Gipfel aufgestellte zweite Gipfelkreuz besuchten wir gar nicht mehr, sondern stiegen gleich wieder durch die Felsen zu einer Stelle ab, an der es auch möglich schien in die Schi einzusteigen, ohne Gefahr daß sich dieselben verabschiedeten.

Im Südhang mit nun deutlich weichem Sulz

Wider Erwarten war der oben steile Hang nur teilweise angenehm zu befahren, weil schon recht aufgeweicht. Zudem bildete angefrorener Schnee aus der Gipfelflanke eine dicke Auflage am Belag des Autors, sodaß dessen Schi unerklärlicherweise unfahrbar wurden.

Mühsames Unterfangen mit aufgestolltem Belag Figur zu machen

Eine neue Erfahrung die – weil unbekannt – über den gesamten Hang für Ärger über die plötzliche Situation und für Verwunderung sorgte und erst beim Ablegen und Wenden der Schi entdeckt wurde.

Südhang gegen mittags

Nach der Panne und dem Säubern des Belags war der Lapsus auf der Ausfahrt aus dem schmalen Tal schnell vergessen. Die Verhältnisse waren besser als weiter oben und die Schneebedingungen so gut wie sie im Hochwinter sein können.

nach der Flachstelle beim See gequert – ein Nordhang verspricht pulverigen Schnee

Über die Steilstufe hinab gab es teils Pulver, teils Harsch und bis unten hin oberhalb des Stausees eine durch kleine Rutschungen verursachte knollige Steilflanke aber alle verschiedenen Schneearten erwiesen sich als recht gut fahrbar.

jedoch mit leichtem Harschdeckel im unteren Teil – dennoch gut fahrbar

Der flachere Teil oberhalb der Verzweigung ließ sich wieder mit leichten Schwüngen fein abfahren.

Abfahrt über den unten flacheren Teil unterhalb der Steilstufe

An der Verzweigung – Schafleger – angelangt versuchten wir so hoch wie möglich in das Flachstück neben dem See einzufahren. Jene, die die höchstmögliche Position befuhren schafften am Ende nur etwa 50m Strecke weiter als jene, die recht mittig durch den Hang querten – wieder etwas dazugelernt.

bei der Verzweigung zur Finstertaler Scharte angelangt

Zur Rückkehr auf das Niveau der Staumauer war ab der Querung erneutes Auffellen notwendig. Der Höhenunterschied ist zwar gering, jedoch geht es nicht mit Anschieben zurück. Die Stecke ist etwa 1.200m lang und in kaum 20min zu bewältigen.

am Auffellpunkt oberhalb des Seeufers

Am kleinen Plateau an der Staumauer wird abgefellt und der letzte Blick auf die Tour und den Sulzkogel gerichtet.

Querung über die Steilflanke oberhalb der Hangverbauung

Über die Nordseite der Staumauer geht es zurück in Richtung, Graf Ferdinand Haus das aber mit den Liften ebenfalls geschlossen wird. Über die Piste des Alpenrosenliftes konnten wir noch ein paar schöne Schwünge im Firn erleben.

an der Dammkrone angelangt – Hilli strahlt über die traumhafte Schitour

Der Zeitbedarf vom Parkplatz und zurück betrug vier Stunden mit einem knapp 30 minütigen Gipfelaufenthalt.
Die Strecke betrug sechs Kilometer bei 1.000m im Aufstieg und die reine Aufstiegszeit etwas mehr als drei Stunden, die Gesamtzeit viereinviertel Stunden

Mils, 01.05.2019