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Schitour Padauner Kogel, 2.066 m

Auf der Suche nach dem zu Silvester 2024 aufgrund von Schneemangel unmöglichen Aufstieg zum Fischers Napf im Kaserer Winkel fiel uns auf der Rückfahrt aus dem Schmirntal der Padauner Kogel als nahegelegenes Alternativziel einer kleinen Silvester-Schitour ein. Es gibt dort eine Abfahrt auf dem Nordwesthang über die verschieden benannten Mähder hinab. Diese Abfahrt sollte genügend schneereich für eine schischonende Abfahrt sein, erschien uns, soweit die Lage einschätzbar war. Somit war mit wenig Zeitverlust ein neues Ziel beschlossen.

am Hochplateau mit noch etwa 600 m Strecke durch liebliches Gelände auf den Mähdern; im Hintergrund das Gipfelkreuz des Padauner Kogels

Gegenüber vom leider im Verfallen begriffenen und unter Denkmalschutz stehenden Gasthaus Weißes Rössl in Gries am Brenner parkten wir, um direkt an der ebenfalls denkmalgeschützten, schönen Pfarrkirche Mariä Heimsuchung den Aufstieg zu starten. Der Parkplatz war von Schnee geräumt und es gab keinen Hinweis auf Beschränkungen. Direkt an die Kirche anschließend führt eine Zufahrtsrampe in das steile Gelände unterhalb des Grieser Bahnhofs, das wir zum Aufstieg nutzten.

über die steile Wiese zum Bahnhof Gries am Brenner

Oben, neben der Bahnhofszufahrt konnten wir auf dem schmutzigen Altschneewall der Straßenräumung bis zur Unterführung unter Schi vorankommen, bis dort die Schi geschultert werden mussten, um auf den Bahnsteig 2 Richtung Innsbruck zu gelangen. Am Bahnsteig hielten wir uns links in Richtung des Steingebäudes der ÖBB, um dort über den Zaun auf die Straße zu gelangen.

auf der Wiese oberhalb der Steinhöfe geht es weiter

Die Straße führt über den Bahnhof hinauf und beim ersten Stadel konnten wir auf einen Fußweg wechseln, der uns zwei Serpentinen der Straße höher führte. Dort mußten wir die Schi wieder schultern, um die Straße auf knapp 500 m und 60 Hm zu begehen. Für diese Passage gibt es eine Alternative, die nicht jedermanns Sache ist und die uns am Rückweg eröffnet wurde.

Aufstieg zum Forstweg

Kurz vor den Steinhöfen konnte dann die eigentliche Schitour beginnen. Vor der Natursteinmauer führt eine Traktorrampe ins Gelände der Wiesen oberhalb der Steinhöfe, über die wir ob der anzutreffenden Schneeverhältnisse erwartungsvoll ins Gelände einstiegen. Einige Minuten dauerte die Ersteigung der Wiese, die in einer Mulde endet, von der ein Forstweg fortsetzt.

Rückblick auf Gries und Obernberg; diese Kulisse bleibt großteils am Aufstieg erhalten

Dem Forstweg folgten wir nun auf einer Strecke von 2,8 km und 330 Hm bis zu den Padauner Mähdern. Dabei wird um den Padauner Berg gequert und die Hangausrichtung wechselt von Nordwest nahezu auf Südwest. Teilweise trafen wir auf kurze, sonnenbeschienene, apere Wegstellen, die mit Fellen kein Problem darstellten, bei der Abfahrt aber das Abschnallen erzwingen.

kurz vor dem Forstweg

Trotz der langen und schattigen Strecke wurde uns bei den prächtigen Blicken auf die Obernberger Gipfellandschaft nicht langweilig. Selten sieht man diese Kulisse aus einer Perspektive wie am Anstieg zum Padauner Kogel. Je höher man steigt, desto mehr Hinterland der östlichen Stubaier Berge taucht hinter den Graten auf.

teilweise spärlich Schnee am Forstweg

Im oberen Teil des Anstiegs erreicht den Forstweg ein Waldweg vom Ortsteil Ritten, der vorwiegend durch Wald führt und bei guter Schneelage eine Alternative zum schattigen Aufstieg von den Steinhöfen sein kann. Diese Route führt mit weiteren Abkürzungen bis zu den Mähdern hinauf. Bei unserer Begehung war nicht daran zu denken, eine Waldpassage zu nehmen. Nur auf freiem Gelände lag genügend Schnee.

Blick in Gegenrichtung nach Norden; in den schattigen Bereichen liegt genügend Schnee

Am Ende der Forststraße trafen wir auf eine erste Holzhütte, unterhalb eines steilen Hangs, der rechts auf einem Weg umgangen wird. Vier Serpentinen führen auf etwas flacheres Gelände im Bereich der Waldgrenze. Dort lag genug Schnee, um der Spur im baumlosen Gelände zu folgen.

am unteren Ende der Padauner Mähder angelangt, bald an der Waldgrenze

Die Sonnenbestrahlung hatte den spärlichen Niederschlag der Weihnachtsfeiertage an Stellen größerer Neigung bereits größtenteils wieder dahingerafft, auf der Aufstiegsspur herrschte jedoch kein Schneemangel. An wenigen Stellen schien aber bereits wieder dunkel gefärbtes Zwergstaudengewächs der Bergwiesen auf 1.800 m durch. Alles in allem jedoch bewegten wir uns auf gut befahrbaren Bergwiesenflächen.

schöne freie Flächen breiten sich aus

Ab etwa 1.900 m wird das Gelände am Padauner Kogel seinem Namen gerecht und verflacht sich zusehends. Dort dreht die Route abermals, sodaß der Aufstieg nun von Süden nach Norden erfolgt und sich für die Gesamtstrecke der Tour bis zum Gipfel die Form eines „U“ ergibt.

gute Stimmung mit dem Habicht im Hintergrund

Vom Plateau der Mähder auf etwa 1.900 m bis zum Gipfel des Padauner Kogels verbleiben etwa 140 Hm und 800 m Strecke auf den Gipfel, die in recht flachem Terrain zurückgelegt werden. Bereits dort zeichnet sich ab, daß der Padauner Kogel einen Aussichtsberg erster Güte darstellt. Während der leichten Abschlussstrecke kann man sich in der Spur verhaspeln, wenn die Blicke zu gierig auf die atemberaubende Umgebung fixiert werden.

Rückblick auf die Mähder

Den Gipfelbereich des Padauner Kogels betraten wir ohne Schi, denn er präsentierte sich leider aper. Die Freude aber, sich an einem wolkenlosen Tag nahezu ohne Wind an einem der freistehendsten Gipfel des Wipptales zu befinden, überwog. Sofort mußte der Autor Einzelbilder des grandiosen Panoramas anfertigen.

lange zieht sich der flache Kogel bis zum Gipfelkreuz des Padauner Kogels hin

Der unbedeutende Gipfel des Padauner Kogels befindet sich geradezu im Zentrum eines Kreuzungspunktes von drei Gebirgen, den Stubaier-, den Zillertaler- sowie den Tuxer Alpen. Dementsprechend reich ist die Aussicht auf Größen der jeweiligen Gebiete.

am Padauner Kogel angekommen, leider der Gipfelbereich aper

Der wohl atemberaubendste Blick jedoch besteht auf das Valser Tal mit dem Bergzug vom Olperer über den Fußstein und den Schrammacher bis zum Kraxentrager. In diesem Teil des Tuxer Hauptkamms gibt es schönste Schitouren zu unternehmen, unter anderem auf den Kluppen.

berauschende Aussicht im Südosten auf Olperer, Fußstein, Schrammacher, Kluppen und Kraxentrager

In der Fortsetzung des Uhrzeigersinns folgt der Grenzkamm zum südlichen Landesteil mit dem Wolfendorn, der seinem Namen Ehre macht und aus dem südwestlich gerichteten Kamm geradezu heraussticht.

Kraxentrager und Wolfendorn im Süden

Aus dem fernen Süden grüßt das Penser (Sarner) Weißhorn und die nahegelegene Wetterspitze über den Brennerpaß herüber.

Wolfendorn und Rollspitze südlich des Brenners, in der Ferne das Penser (Sarner) Weißhorn

Der Übergang in die Stubaier Alpen, nach dem Brennereinschnitt, erfolgt mit Sattelberg, Fradersteller Hoher Lorenzen und Allerleigrubenspitze sanft, bevor sich der Kamm zum Südlichen Rosslauf und über den Nördlichen Rosslauf auf die massiven Tribulaune aufschwingt.

sanfte Brennerberge mit links Sattelberg, Fradersteller, Hoher und Allerleigrubenspitze; in Bildmitte die Wetterspitze im Pflerschtal, rechts die Rossläufe und die Tribulaune

Fast im Westen treffen die Blicke auf den mächtigen Pflerscher Tribulaun, den rund geformten Gschnitzer Tribulaun und den Östlichen Feuerstein sowie auf den Wilden Freiger und die Äußere Wetterspitze. Im Tal gegenüber befinden sich die leichten Schitouren auf den Leitnerberg, die Rötenspitze und den Muttenkopf.

Gschnitzer Tribulaun, Östlicher Feuerstein, Wilder Freiger und Äußere Wetterspitze sowie der mächtige Habicht; im Tal gegenüber Muttenkopf, Rötenspitze und Leitnerberg

Gegen Nordwesten beeindrucken die Kirchdachspitze, die Hohe Villerspitze, die Hammerspitze, die Wasenwand, die Kesselspitze und die Lämpermahdspitze, sowie Serles und Waldrasterspitze.

Nordwest Kirchdachspitze, Hohe Villerspitze, Hammerspitze, Wasenwand, Kesselspitze und Lämpermahdspitze, sowie Serles und Waldrasterspitze

Im Norden könnten alle Gipfel im Karwendel aufgezählt werden, die auf diesem Blog beschrieben sind. Wir bleiben jedoch bei den drei angrenzenden Gebirgen und zählen bärige Schitouren in den dafür so geeigneten Tuxer Alpen mit Morgenkogel und Pfoner Kreuzjöchl. Weniger häufig begangene Schitouren stellen der Mislkopf und der Bendelstein dar und leider wird die schöne Seeblesspitze durch den Hang vom Bendelstein verdeckt.

im Norden die Wipptaler Schitourengipfel Morgenkogel, Pfoner Kreuzjöchl, Mislkopf und der Bendelstein

Genau im Norden findet sich ein Klassiker, die Grünbergspitze. Im Vordergrund ragen die schöne Schafseitenspitze und die Scheibenspitze auf, die von Navis aus begangen werden. Weiter geht es mit der Lizumer Sonnenspitze, dem Lizumer Reckner, Geier, dem Gamskarkamm, der im Sommer eine Wucht darstellt, jedoch auch im Winter begangen wird, über die nahegelegene Gammerspitze bis hin zur Hohen Warte mit den Kleinen Kaserer im Hintergrund.

Genau im Norden die Grünbergspitze, im Vordergrund gegenüber Sumpfkopf, dann Schafseitenspitze, Scheibenspitze, weiter in der Ferne Lizumer Reckner, Geier und der Gamskarkamm

Für die Abfahrt schnallten wir die Schi auf den Rucksack, um über den Sommerweg der Nordflanke in den kleinen Sattel zum Rittengrat abzusteigen. Dort begann die Abfahrt in die Mähder hinab.

Olperer, Fußstein, Schrammacher, Sagwandspitze, Hohe Wand mit dem schattigen Valsertal in der Tiefe

Anfänglich recht steil und mit wenig Orientierung hin zu den freiesten Schneisen begann die Fahrt. Wenn man diese Flanke einmal abgefahren ist, dann weiß man die beste Route, nicht jedoch beim ersten Mal.

Abstieg in Richtung Rittengrat

So haben wir die Ideallinie nicht ganz gefunden und uns im oberen Teil und im Mittelteil in zu dichtem Wald manövriert und erst nach dem ersten Hangteil im Rückblick die richtige Route gesehen.

Trotz der kleinen Verirrung kamen wir auf unsere Kosten. Großteils, in der oberen Passage im Schatten, kamen wir mit vernünftigen Schneeverhältnissen auf unsere Kosten einer Tiefschneeabfahrt.

durch die Schattenlage schöne Lockerschneehänge vorgefunden

Weiter unten im sonnenbeschienenen Teil wechselte dann die Schneeoberfläche zur harten Kruste, die, mit vorsichtigem Schwung, sogar standhielt und bei kraftvollem Einsatz durch Bruch bestraft wurde.

bereits auf der untersten Mahd

Kurz war das Vergnügen dem Empfinden nach bis zum Almenweg, der, zum Glück mit schwerem Schloss, im Winter vor Heudiebstahl hindert. Ab dort blieb uns nichts anderes übrig als den Almenweg drei Serpentinen weit abzufahren. An einem Fenster im Wald öffnete sich der Blick über einen schönen weißgetünchten Hang mit einem Holzstadel knapp unterhalb des Weges.

schöner Sonnenhang zum Abschluß

Wir fuhren hinab und kletterten über den Zaun auf die Wiese. Nach ein paar Metern zur Geländekante erkannten wir sofort, daß wir uns bereits wieder auf der Wiese oberhalb der Steinhöfe befanden. Sonderbarerweise führten alte Abfahrtsspuren bis hinab in den kleinen Wald nördlich der Steinhöfe. Diese veranlaßten uns zur Annahme, daß es noch weit nach unten sein müßte abzufahren.

letzter Hang nach dem Almweg

Mit Neugier folgten wir den Spuren in direkter Linie hinab, anstelle auf die Steinhöfe zuzuhalten. Die Hoffnung, daß Einheimische die Urheber der Spuren waren und wissen, wo man ohne unangenehme Überraschungen fahren kann, bestimmte die Entscheidung, zusammen mit dem Wunsch nach einer letzten Strecke des Abfahrtsvergnügens.

Steinhöfe unterhalb

Wir hatten uns mit dieser Entscheidung auf kein Abenteuer eingelassen, wie wir unten feststellten. Zwar war es nötig ein paar Meter nach oben zu tretteln, weil der Schwung nicht reichte, jedoch war die Entscheidung goldrichtig. Am Ende der kurzen Trettelstrecke erreichten wir sogar noch einen kleinen Hang unterhalb der Steinhöfe, wo die Spuren in einer Mulde endeten, von dem aus wir uns den weiteren Verlauf von oben nicht erklären konnten. Aber wir folgten den Spuren.

von hier mit viel Schwung auf die Rampe unterhalb der kleinen Waldgruppe

Unten, am Ende der Mulde erkannten wir die Raffinesse der Abfahrt. Wir befanden uns wenige Meter oberhalb des Tunnelportals der Brennerbahnstrecke und unweit vom Bahnhof Gries.

heraus kamen wir auf der Wiese etwas unterhalb der Steinhöfe

Am Waldrand erkannten wir den kurzen, steilen Abstieg auf einen Wanderweg, den wir abstiegen, um rückwärts, zum Bahnhof hin, auf flachem Terrain den Bahnsteig erreichten. Das Geheimnis der letzten Meter war somit gelüftet und ersparte uns den Rückweg von den Steinhöfen auf der Asphaltstraße.

mit bäriger Kulisse endet die Tour am unteren Rand der Wiese

Nach dem Bahnhof konnten wir die Schi wieder anschnallen, um wieder auf dem schmutzigen Altschneewall der Straßenräumung und über den Hang bis zur Pfarrkirche abfahren zu können. Die ungewöhnliche Schitour nahm somit ihr interessantes Ende.

im Muldentrichter am unteren Rand der Wiese angekommen

Gesamt benötigten wir für die Schitour von Gries auf den Padauner Kogel 4:35 Stunden und legten 905 Hm zurück. Interessant an der Tour ist, daß sie eigentlich am Bahnhof Gries am Brenner gestartet und dort beendet werden kann.

über die Wiese hinab zur Pfarrkirche

Somit eignet sie sich wie keine andere zur Anreise mit der Bahn, da man quasi direkt am Bahnhof aus- und nachher wieder einsteigen oder umgekehrt in die Schitour ein- und anschließend wieder aussteigen kann.

Padauner Mähder oben, Abfahrt gut sichtbar und Schlußhang um die Steinhöfe mit unseren Spuren

Die Abfrage die ÖBB App von Innsbruck nach Gries a. Br. ergibt alle halben Stunden eine S3 hin und zurück und mit der Vorteilscard 66 einen Fahrpreis von 4,50.- pro Weg.

Mils, 31.12.2024