Für eisig kalte Hochwintertage stellt der Sumpfkopf im vorderen Schmirntal eine sonnige Alternative dar und durch die Hangneigung, die durchwegs unter 35° bleibt, ebenso bei erhöhter Lawinenwarnstufe. Allerdings ist gut zu wissen, daß der Sumpfkopf dem Föhn gegenüber in ziemlich exponierter Lage steht, was vor allem nach dem Erreichen des langen Aufstiegsrückens zum Gipfel spürbar werden kann.
Die Schitour auf den Sumpfkopf wird von einem Parkplatz (1.557 m) vor einem Gehöft bei einer Linkskurve, gut 300 m vor dem ehemaligen Gasthaus Edelraute gestartet. Eine längere Variante beginnt beim Parkplatz Schmirn Leite in St. Jodok, etwa auf 1.140 m, die den Nachteil hat, daß lange auf, oder neben der Straße aufgestiegen werden muß. Sie wird hier nicht beschrieben.
Um den Parkplatz vor der Edelraute zu erreichen, muß im Ortsteil Aue auf der Schmirntalstraße links, Richtung Rohrach, abgebogen und etwa 500m talauswärts gefahren werden, bis die Straße zur Edelraute rechts abzweigt. Ein „Kettenpflicht“ Schild mit der Ausnahme allradgetriebener, bergwärts fahrender Fahrzeuge befindet sich am Beginn der Straße. Mit einer geschätzten Kapazität des Parkplatzes von zehn bis zwölf Fahrzeugen bei sparsamer Belegung und sorgfältiger Räumung empfiehlt sich eine frühe Anreise.
Vorbei am Gehöft, wenige Meter hinter der Kurve erfolgt der Aufstieg bereits mit Schi. Ein kurzer freier Hang wird mit wenigen Richtungswechseln hinten gelassen, bevor einem Forstweg gefolgt wird, der östlich in den Wald eintaucht und mit mäßiger Steigung über gut zehn Minuten eine Kehre erreicht.
Selbst im späten Dezember erreichen diesen Waldweg bereits gegen halb zehn Uhr erste Sonnenstrahlen und ab der Kehre findet die gesamte weitere Schitour unter Sonne statt, die in den Hängen oberhalb des Weges selbst im Hochwinter beeindruckend Energie spendet.
Weiter wird dem Forstweg etwa 20 min bis zur nächsten Kehre durch den dichten Wald gefolgt, durch den man – von der Kehre aus – eventuell sogar eine Abfahrt finden könnte. Wir entdeckten aber keine Spuren und ließen auch bei der Abfahrt das Abenteuer aus, eine Passage zu finden.
Wenige weitere Minuten nach der Kehre öffnen sich bergwärts tolle freie Hänge mit vereinzelten Baumgruppen in mäßig steilem Gelände unter 35°, die bei geeigneter Wahl der Kuppierungen großteils an Stellen unter 30° begangen werden können (siehe TIRIS Geländekarte mit Neigungsfarben).
Der Beginn der Hänge führt vorbei an einer östlich vom Aufstieg liegenden Jagdhütte mit links liegenden kleinen Lawinenrutschungen im steileren Gelände, die im Zusammenhang mit den Schneefällen der vorangegangenen Tage und dem Altschneeproblem des Spätherbstes zu sehen waren.
Weiter oben auf den Hängen verdichtet sich der Baumbewuchs ein wenig und eine Flachstelle leitet in den oberen Teil der Hänge zum Bergrücken über. Bei dieser idealen Stelle für eine Trinkpause kann das Panorama der Brennerberge genossen werden.

auch steilere Passagen kommen vor, die aber umgangen werden können; hier ein Rutscher aufgrund vom Altschneeproblem
Im obersten, letzten Teil der Hänge mußten wir, nachdem bisher keinerlei Wind zu spüren war, plötzlich föhnige Böen aus Südost feststellen, die sich zum breiten Rücken hin zum dauerhafte blasenden Wind entwickelten, der uns die rechte Gesichtshälfte lahmlegte und damit zu Windschutzkleidung zwang.
Die bisher durchgehend noch eher unverdichtete, jedoch nicht mehr pulverige Schneedecke weichte am Bergrücken stark abgeblasenen Wiesenpolstern an den leisesten Kuppen. Die Flächen zwischen den Kuppen waren windgepresst harschig zu begehen.
Am Gegenhang im Norden allerdings erwies sich weniger stark windbeeinflusste Verhältnisse und am Aufstieg zur Gratkante fanden wir wieder weichere Oberflächen vor, allerdings nun versetzt mit Triebschnee.
Am Grat, dem Weidezaun entlang, bis zum Gipfelkreuz, das sich noch eine Weile hinzieht, herrschten dann wieder dieselben windbeeinflussten Verhältnisse wie bei Erreichen des Gratrückens.
Das Gipfelkreuz am Sumpfkopf befindet sich auf der südlich vorgelagerten Gratkante, etwa 30 Hm tiefer als die geodätisch höchste Erhebung im Grat. Nicht verwunderlich, da es ja vom Schmirntal aus sichtbar sein soll und das wäre der geodätische Gipfel nicht.
Vom direkten Grat wird es über eine Geländemulde erreicht und bietet einen phantastischen Überblick über das Schmirntal und die aufstrebenden Gipfel der Zillertaler Alpen, die auf der Talgegenseite im Schmirn beginnen.
Viele der schönsten Schitouren aus dem Schmirntal liegen direkt vor dem Auge des Betrachters. Ganz links im Osten beginnt der Reigen mit dem Fischers Napf (Napfenspitze), vom Kaserer Winkel aus türmt sich der Kleiner Kaserer auf, über dessen Nordflanke eine beeindruckend schöne und rassige Schitour führt und im Blick nach Südwesten vor diesem – nahezu Dreitausender – befinden sich die Schöberspitzen, die wir tags zuvor bei Eiseskälte auf der Nordseite bestiegen.
Die beiden kleinen Ziele Hoher Napf und Rauer Kopf schließen an den bestechend schönen Gipfel der Hogerspitze (Hohe Warte) an, bevor deren Westgrat die Erhebungen der Gammerspitze, der Riepenspitze und der niedrigsten im Grat, der Ottenspitze trägt. Ein gewaltiges Panorama alleine auf der Südseite im Schmirn.

phantastischer Blick ins hintere Schmirntal mit den Schöberspitzen und dem Kleinen Kaserer im rechten Bilddrittel
Im parallelen Grat des südlichen Valsertals erblickt das versierte Auge den Kluppen, der eine phantastische Frühjahrsschitour bietet. Weiter westliche im Grat folgt der Kraxentrager mit dem nördlich vorgelagerten Sumpfschartl, der noch nördlicher gelegenen Saxalmwand und schlussendlich, am Teilgrat zum Brenner hin Silleskogel, Vennspitze und Padauner Berg. Die Gipfelpyramide des Wolfendorn bildet den Abschluss des Nordtiroler Teils der Zillertaler Alpen.
Im offenen Südwesten befinden sich die landschaftlich schönen und einfachen Schitouren auf Niedererberg und Fradersteller, die Allerleigrubenspitze und Hoher Lorenzen, sowie die beeindruckende Tour auf den Obernberger Tribulaun.

(direkt beim Seil beginnend) Kluppen, Kraxentrager, Sumpfschartl, Saxalmwand, Silleskogel, Vennspitze, Padauner Berg und der schöne Spitz des Wolfendorns
Weiter nach Westen gedreht, auch vom Obernbergtal aus finden sich Muttenkopf, Rötenspitze und der Leitnerberg. Ganz im Westen, vom Gschnitztal aus fällt der Blick auf den Padasterkogel, die Kesselspitze und die Peilspitze.

im Südwesten: Niedererberg, Fradersteller, Allerleigrubenspitze, Hoher Lorenzen, Obernberger Tribulaun
Im Grat weiter gegen Osten befindet sich Schafseitenspitze, die vom Navistal aus begangen wird und eine schöne Schitour mit einem rassigen Gratkopf, der überschritten wird, darstellt. Ihre Nordabfahrt bleibt meist lange nach Neuschneefall pulverig.
Zur Rast an dem kalten windigen Tag wählten wir eine vermeintlich geschützte Stelle in der Mulde zum geodätischen Gipfel, die aber nicht bot was wir glaubten zu finden. So fiel die Gipfelrast kurz aus und bestand im Wesentlichen aus der Einnahme von Höhenmedizin und ein paar Minuten den Blick schweifen lassen.
Bei der Abfahrt über den langgezogenen Nordhang des Sumpfkopfes hielten wir uns weit tiefer als im Aufstieg mit dem Vorteil, daß sich die Schneequalität dort merklich besser erwies und Schwünge ohne viel Kraftaufwand zuließ.
Über den abgeblasenen Rücken mußten wir durch die Grasbüschel hindurch zirkeln, bevor das Gustostück, die schön kupierten Hänge hinab zur Forstweg in Angriff genommen werden konnten.
Mit Freude starteten wir die Talfahrt auf einer bereits fortgeschritten umgewandelten und verfestigten Schneeoberfläche die erhöhten Kraftaufwand beim Schwung erforderte. Pulverbedingungen auf Südhängen haben eben eine kurze Halbwertszeit. Insgesamt jedoch, das Erlebnis über den schön besonnten Hang hinab und die Landschaft bewertet, blieb ein empfehlenswerter Eindruck vom Herzstück der kurzen Schitour auf den Sumpfkopf.
Sofern man keine Abenteuer durch den Wald eingehen möchte, besteht die restliche Abfahrt aus dem Forstweg, auf dem aufgestiegen wurde. Reizen würde die Erkundung der ausgeholzten Fläche unterhalb der letzten Kehre im Aufstiegssinne aber schon. Sie müßte direkt auf die erste große frei Fläche des Aufstiegs führen. Ein nächstes Mal gibt es die Muse dafür.
In 3:10 Stunden, incl. etwa 20 min Aufenthalt am Gipfel absolvierten wir die nette kurze Schitour auf den Sumpfkopf. Der gesamte Aufstieg beträgt knapp 800 Hm und die Streckenlänge bis zum Gipfel etwa 4 km.
Mils, 27.12.2020
- Parkplatz vor dem ehemaligen Gasthaus Edelraute
- einige Meter vom Parkplatz zum Aufstiegshang
- Freifläche zwischen Parkplatz und Edelraute
- Rückblick auf die kalte Talseite (Bildmitte Parkplatz auf die Ottenspitze)
- am Hang vor dem Weg in den Wald
- am Weg in den Wald
- nach der ersten Kehre – Sonne willkommen!
- bei der ersten Kehre
- ober den Bäumen Aufstiegsgelände zum Bergrücken
- zweite Kehre
- die tolle Freifläche zum Bergrücken
- Aufstieg über herrliche Wiesen; im Hintergrund bereits das Ziel sichtbar
- auch steilere Passagen kommen vor, die aber umgangen werden können; hier ein Rutscher aufgrund vom Altschneeproblem
- bäriges Gelände mit angenehmen Temperaturen
- Herwig und Andrea mit bester Laune
- nahe dem Bergrücken
- am Übergang – die Windarbeit bereits am Untergrund sichtbar
- am Bergrücken vom Hochgeneiner Joch zum Sumpfkopf
- Aufstieg auf der Nordseite
- der Rücken zieht sich lange dahin bevor die Grathöhe erreicht wird
- Aufstieg zur Grathöhe
- am Zaun am Grat entlang
- tolle Fernblicke zum Tuxer Hauptkamm mit dem Olperer
- kurz vor dem Gipfel am Sumpfkopf
- Herwig und Andrea am Sumpfkopf, 2.342m
- phantastischer Blick ins hintere Schmirntal mit den Schöberspitzen und dem Kleinen Kaserer im rechten Bilddrittel
- Hogerspitze, Hoher Napf, Rauer Kopf, Gammerspitze und Riepenspitze im südlichen Schmirn vereint
- (direkt beim Seil beginnend) Kluppen, Kraxentrager, Sumpfschartl, Saxalmwand, Silleskogel, Vennspitze, Padauner Berg und der schöne Spitz des Wolfendorns
- im Südwesten: Niedererberg, Fradersteller, Allerleigrubenspitze, Hoher Lorenzen, Obernberger Tribulaun
- Obernbergtal mit: Muttenkopf, Rötenspitze, Leitnerberg. Padasterkogel, Kesselspitze, Peilspitze
- letzter Teil des freien Hangs oberhalb dem Forstweg
- letzte Schwünge hinab zum Weg
- mit erkennbarem verfestigten Deckel
- unterer Hang bei der Edelraute
- mit den letzten weiten Schwüngen
- hinab zur Straße
- Route Schitour Sumpfkopf
- Hangneigung Schitour Sumpfkopf