Bei weitem kein leichter Wanderweg und im unteren Teil auch nicht beschildert ist der Anstieg zum Sonnenstein.
Die Tour ist landschaftlich sehr schön, besonders, wenn man die Waldgrenze überschritten hat. Phantastische Blicke auf die Kalkkögel und auf Stubais Gletscherwelt eröffnen sich.
Bevor es aber so weit ist muß man den Abzweig vom Toler- oder auch Talersteig finden.
Es mag mehrere Abzweige geben, jedoch sind all diese zwischen der achten und neunten Kreuzwegstation zu nehmen. Kommt man vom Parkplatz Medrazer Stille zweigt man zwischen besagten Stationen rechts auf die unübersehbare Waldrippe ab, die sich bis zu den Felsen des Grates emporzieht. Kommt man vom Gasthaus Sonnenstein ist der Abzweig nach der steilen Holzbrücke links zu suchen.
Der Aufstieg durch den Wald ist sehr steil und mühsam, wenige Flachstellen erleichtern ihn. Dafür ist es jedoch recht angenehm kühl bei der Sonneneinstrahlung dieser Tage. Ebenfalls vollzieht sich der Aufstieg recht lange im Schatten, wenn man zeitig losmarschiert.
Noch mitten im Wald am Aufstieg befindet das berühmte Täfelchen mit der verwitterten Aufschrift „Sonnenstein“. Diese Stelle ist aber n i c h t unten am Tolersteig, sondern eine gute dreiviertel Stunde oberhalb, dort wo sie eigentlich nichts nützt, weil man bereits nicht mehr weit von der Waldgrenze entfernt ist. Es ist dort keine große Hilfe, weil der Steig sonnenklar vor einem liegt und man bedarf dieser Information dort nicht. Möglicherweise ist unten am Tolersteig deshalb kein Wegweiser angebracht, damit sich nicht so viele Leute dorthin begeben wo es für sie zu schwierig wird…
Nun, über der Waldgrenze in den Latschen befindet sich der nächste Abzweig, den man nicht übersehen darf, siehe Fotos. Er ist zwar markiert, man kann aber leicht daran vorbei steigen, wenn man nicht wachsam ist. Diese Abzweigung muß links genommen werden und sie zieht zu den Felsen des sich ausbildenden Grates empor.
Dort wird es dann auch zusehends steiler, der Steig ist teilweise auf rutschendem, schuttigen Untergrund geführt, der typische brüchige Hauptdolomit, sowie durch die Wetter auch teilweise weggeschwemmt worden und durch hohe Abrutschgefahr gekennzeichnet. Dieses Gelände ist nur mehr ausschließlich dem schwindelfreien, geübten Geher vorbehalten und keinesfalls einem Freund von reinen Bergwanderungen.
Nach der Überwindung des bröseligen Teiles wird der Steig wieder leichter und man erreicht eine schöne Felsstelle von der die berühmten Fotos am „Felsbandl“ aufgenommen werden. Vorher steigt man fast über einen Fleck mit einer wunderschönen Gruppe von Edelweiß.
Anschließend sind es noch ca. 150Hm zum Gipfel, zuerst über eine breite, steile Bergwiese und zuletzt im felsdurchsetzten Hang, der sich oben zum Kopf ausbildet und das Gipfelkreuz trägt.
Das Gipfelkreuz ist – wie wir lernten – das Kreuz der Fulpmerer Kriegsheimkehrer, wieder errichtet von der Bergrettung Fulpmes und ein schönes altes Holzkreuz.
Sagenhaft die Aussicht auf alle wesentlichen Gebirgszüge im mittleren Teil Tirols, unsere Blicke konnten vom Habicht, den Gletschern im Stubai und Sellrain, über das Wetterstein- und Karwendelgebirge, sowie über die Tuxer Voralpen bis zu den Zillertaler Gletschern schweifen.
Der weitere Weg zum Serlesjöchl ist nun nicht mehr rot/weiß sondern orange markiert. Nach zuerst flachem Verlauf am Grat und einer Felsstufe erreicht man ein großes Schuttfeld bei dem eine Markierung (ein Schistock) entweder den weiteren steilen Aufstieg zur Serles, oder den horizontalen Steig zum Serlesjöchl weist. Wir nahmen letzteren, da wir nicht so viel Zeit hatten, um den Gipfel der Serles auch noch mitzumachen.
Dieser Steig quert ca. 10min lang den Schutthang und ist recht gut ausgebildet, nur manchmal von Wetterreisen durchzogen. Er ist teilweise schmal und man muß vorausblickend steigen. Er zieht sich durch den Hang mit kaum Höhenverlust.
Um eine Felsrippe herum gelangt man dann auf eine Rippe mit Gras und kann in der links der Rippe hinabziehenden Schotterreise unterhalb des Serlesjöchl den Normalweg vom Stubaital herauf erreichen, der sich auf der anderen Seite des Kartales befindet.
Diesem folgt man bis zum Gasthof Wildeben und von dort am Fahrweg, oder im oberen Teil über einen steilen Steig ins Tal, genau zum Ausgangspunkt des Parkplatzes Medrazer Stille.
Eine schöne und anspruchsvolle Tour für den geübten, schwindelfreien Bergsteiger, landschaftlich ein Traum.
Daten: 1.650m Aufstieg und ca. 6,5 bis 7 Stunden Zeitbedarf
Mils, 30.08.2015