Das Stanser Joch, von Einheimischen „Staner Joch“ genannt erhebt sich mit auffallend glatter Flanke über das Inntal und bietet einen langen, kraftraubenden Aufstieg ab Stans.
Die direkte Route bis zum Mittelgebirge ist für den ortsunkundigen mittels der AV-Karte leicht zu finden und führt vom Parkplatz vor der Wolfsklamm (570m) rechts davon, über die auslaufende Siedlung, in einem auffälligen Graben zur netten Kirche Maria Tax östlich der Wolfsklamm.
Beim Kirchlein Maria Tax wendet sich der Anstieg westlich wodurch man auf den Heuberg gelangt.
Auf der Asphaltstraße am Heuberg, nach rund 300m weiteren Marsches nach Westen, befindet sich die Abzweigung zum Stanserjoch. Zuerst geht es gut 100Hm auf dem Schotterweg weiter, bevor bei ca. 1.000m Höhe ein Steig direkter als die Almstraße den langen Rücken bergauf führt. Dort beginnt nach bereits zurückgelegten 450Hm der fast 1.000Hm Aufstieg zur Stanser Alm.
Von der Stanser Alm kann man dem weiteren Steigverlauf folgen, oder, zwecks Einsparung von Weglänge zuerst auf einem Schotterweg zu den Lawinenverbauungen gefolgt werden, um dann etwas höher und weiter östlich querfeldein auf Almwiesen den langgezogenen Gipfel zu erreichen.
Das imposante Gipfelkreuz – errichtet 1964 – markiert den höchsten Punkt, jedoch ist der gesamte Gipfelbereich westlich davon kaum niedriger, während er östlich davon gleich zum schmäleren Rücken abfällt.
Die Verbauungen gegen den Wind auf der nördlichen Seite prägen das Bild des Gipfelbereiches stark und er bildet keine Bereicherung für Fotos in den Achenseeraum.
Bis zum Gipfel habe ich 2 3/4 Stunden benötigt, mit einer kurzen Pause auf der Alm.
Nun beginnt ein langer Teil am Rücken der Kette mit alleine 3,8km Luftlinie bis zum Kaserjoch. Die Auf- und Abstieg sind zwar nicht besonders hoch, dennoch empfand ich diesen Teil der Überschreitung als recht anstrengend im Schnee.
Die Schneedecke präsentierte sich überraschend hart gefroren, wodurch es möglich war ohne Gamaschen zu gehen. Eingebrochen bin ich nur auf steileren Hangstrecken – wie üblich – mit entsprechend stumpfem Winkel zur Sonne.
Am Abstieg vom Ochsenkopf ändert sich das Gestein. Nach dem Gipfelbereich des Stanser Joches gebildet aus Wettersteinkalk fielen mir nun Muschelkalk, Rauhwacke und Brekzien auf. Ab dort ändert sich das Gestein häufig und ist von der Reliefüberschiebung geprägt.
das Gipfelgelände des Ochsenkopfes ist aus Muschelkalk gebaut.
Brekzien tauchen in einem Gelände auf an dem sie nicht gebildet worden sein können. Ein Indiz für die Reliefüberschiebung.
Das weite Schneekarl macht derzeit seinem Namen alle Ehre, die Schneeauflage ist dort im oberen Teil schon fast durchgehend vorhanden.
Zwischen Gamskar- und Kaserjochspitze wird ein Abstieg über ca. 50m zum Verbindungsweg notwendig. Er kreuzt hier Murenrinnen.
In diesem Teil des Kamms befanden sich die meisten Gämsen, an die zehn Gruppen mit fünf oder mehr Tieren bekam ich über und unter mir zu sehen.
Am Kaserjoch beschloss ich eine kurze Rast. Zwei Bergsteiger befanden sich am Südabstieg von der Rappenspitze und ein dritter kam den selben Weg hinter mir auf das Joch. Eine seltsame Begegnung mit Gleichzeitigkeit im abgeschiedenen, teilverschneiten Karwendel im November.
Im Nordhang der Rappenspitze war der Schnee auch am frühen Nachmittag bock hart gefroren was einen komfortablem Abstieg ins Nauderer Karl ermöglichte. Ab dort galt es den Anstieg für die Schitour auf die Rappenspitze zu erkunden.
Der oberste Hang nach dem Karl bedarf aufgrund seiner Steilheit wirklich guter Schneeverhältnisse, um die Schitour sicher ausführen zu können.
Selbst bei den momentanen Schneeverhältnissen steigt man lieber neben den ausgetretenen, gefrorenen Steigspuren, um nicht ins Rutschen zu kommen. Das Tiris zeigt Geländeneigungen von durchgehend 30-35° und Stellen, unten bei der Querung des Steilkars unterhalb der aufsteigenden Wände mit 40°.
Unterhalb der Felswände führt der Steig mit mäßigem Gefälle quer zum Schutthang zu einem Wiesenhang weiter.
Nach der Querung Richtung Nordost geht es flacher durch den Wiesenhang weiter.
Der Steig trifft dann weiter unten rechterhand an die Felsen des Verbindungsgrates zum Dristlköpfl und hier wir das Gelände teilweise wieder steiler.
In der Flanke des Hanges führt der Steig mit Anstieg auf den Verbindungsgrat und weiter über schätzungsweise 40-50Hm auf das Gelände der Dristlalm.
Es stellte sich hier die Frage wie diese Passage im Winter begangen wird, hier ist ein zweimaliger Höhenunterschied zu absolvieren, der wohl Abfellen im Aufstieg und Auffellen in der Abfahrt bedeutet.
Über das konstant fallende Almgelände erreicht man die malerische Dristl Alm auf 1.645m. Von allen umrahmenden Seiten betrachtet würde man das Gelände dieser Alm nie so groß einschätzen wie es wirklich ist, ein abgeschiedener toller Rastplatz.
Der restliche Abstieg erfolgt über das untere Almgelände und anschließend durch das Legertal bis zur Falzthurnalm.
Ich konnte es wieder nicht lassen zu erkunden und stieg auf 1.200m nicht zur Falzthurnalm ab, sondern folgte dem Weg talauswärts weiter, der nach einigen Hundert Metern endet. Allerdings sah ich am Ende einen kaum sichtbaren Wildsteig weiterziehen und folgte diesem teilweise weglos bis zur Kreuzung bei dem die Straße über die Brücke auf die orografisch rechts Talseite quert und die asphaltierte Fußgängerstraße nach Pertisau beginnt.
Diese Abkürzung sei nur demjenigen empfohlen dem Tannenadeln im Nacken und hindurch schlüpfen zwischen Ästen nichts ausmacht. An die 150Hm Abstieg sind so zu bewältigen.
Der Rest der Tour bis Pertisau erfolgt fast strafweise auf der für Fußgänger asphaltierten Straße bis knapp nach der Mautstelle. Dort befindet sich die Bushaltestelle des Postbusses, der den Bergsteiger um 5,40.- Euro zum Bahnhof Jenbach fährt (an Samstagen zu jeder Stunde, jeweils ein paar Minuten nach voller Stunde und über VVT im Internet per Handy abrufbar). Vom Bahnhof Jenbach erreichte ich eine S-Bahn nach Stans (1 Station) um 2,90.- Euro und ab Pertisau benötigte ich dafür 1 1/4 Stunden. So komfortabel hätte ich mir die Rückreise nach Stans nicht vorgestellt.
Weil noch etwas Zeit bis zum Bus blieb gab es noch ein Bier am See und da der Bus auch am Bootshaus hält konnte ich dort bequem einsteigen.
Die Gesamtdauer der Tour betrug 7 1/4 Stunden und die Bergsteigeruhr zeigte genau 1.800Hm. Die Streckenlänge der Tour, über Outdooractive ermittelt, beträgt 20km.
Mils, 04.11.2017