Der Similaun ist ein phantastischer und leicht zu erreichender Gipfel im Schnalskamm der Ötztaler Alpen und die hier veröffentlichte Gipfelhöhe wurde dem TIRIS entnommen, da diese Quelle durch die Landesvermessung offiziellen Charakter darstellt gegenüber den Angaben anderer, nicht offizieller Quellen im Netz.
Die ungewöhnlich klingende Bezeichnung des Similauns wurde in seiner Urform 1470 erstmals als „Symelewner“ 1 erwähnt. Über die Bedeutung des Namens ist man sich nur hinsichtlich der romanischen Abstammung einig, nicht aber über die Bedeutung. Während Finsterwalder eine Deutung ablehnt versucht Ortner 2 eine Erklärung.
Als Tagestour von Vent aus hat ihn Herwig vor Jahrzehnten als Schitour bestiegen, von dort ein hehres Ziel von mehr als 1.700 Hm und einem 14 km langem Anstieg in einer Höhenstufe mit entsprechenden Hochgebirgsregeln für die Besteigung.
Etwas gemütlicher konnten wir die Tour nach der Nächtigung auf der Similaunhütte angehen. Rein geodätisch wären von der Similaunhütte bis zum Gipfel 578 m zu bewältigen, durch den kurzen Abstieg von der Hütte auf den Fernerrest in der Mulde darunter sind es mit rund 25 m Höhenverlust gut über 600 Hm und ein eher kurzes Unterfangen von zweieinhalb Stunden.
Mit dem Vorzug der Morgensonne im angebrochenen Frühjahr stiegen wir mit den am Rucksack verstauten Schi in die Gletschermulde hinab, die noch genügend Schnee enthielt und gleich nach den Geröllmassen der Muldenflanke das Anschnallen erlaubte. Hier verließ uns Florian wieder, der sich mit den am Aufstieg zur Hütte zugezogenen Blasen nicht darüber hinaussah, den Gipfel zu besteigen.
Nach der Mulde im aufsteilenden Hang trafen wir recht bald auf die im heurigen Winter so omnipräsenten Windgangln, ein Zeichen für viel Wind und die Höhe der Ausbuchtungen wies auf lang zurückliegende Niederschläge im Winter hin. Teilweise erreichten die Unterschiede von Tälern und Oberflächen einen halben Meter.
Über den Gletscher querte die deutliche Aufstiegsspur des Winterwegs auf die östliche Felskuppe zu (Pkt. 3.260 m). Dadurch wurde der steile Teil des Mittelteils des Gletschers vermieden. Dort drehten die Spuren auf Südost über den gut übersichtlichen Ferner auf das Schidepot zu, das sich rechts der gewaltigen Eiswand vom unteren Gipfelaufbau befindet.
Der Anstieg bis dorthin ist übersichtlich und es beeindrucken die Dimensionen des Gletschers, auf dem man schier glaubt zu stehen und nicht weiterzukommen. Mühsam erscheinen die guten 200 Hm bis zum Schidepot.
Nach einer halben Stunde war das Schidepot erreicht, etwa eineinhalb Stunden nach dem Verlassen der Similaunhütte. Wir legten die Steigeisen an, wobei man nachträglich sagen muß, daß es diese nicht gebraucht hätte.
Im Aufstieg wird eine einzige Stelle über etwa 15 Hm erreicht, die vielleicht Steigeisen erfordert, falls dort schlechte oder keine Stapfen wären. Aber was man mitführt, soll man verwenden, eher an den Füßen als am Buckel.
Etwa eine knappe halbe Stunde benötigt der Aufstieg vom Schidepot am leichten Nordgrat zum Gipfelkreuz des Similaun. Die gewaltige Aussicht am Similaun umfasst den Blick von der Wildspitze im Norden über die scharfe Schneide der Hinteren Schwärze im Osten, der Hohen Wilde und der Hohen Weiße in die Brenta- und Presanellagruppe.
Weiter im Uhrzeigersinn auf den Monte Cevedale, Königsspitze und den Ortler im Südwesten, auf Piz Bernina im Westen, die schwarze Pyramide ist der Piz Linard und schließlich, links neben der dominierenden Weißkugel der Piz Buin und die Dreiländerspitze.
Ein auffälliges Votivschild, eines vor fast 40 Jahren Verstorbenen, trotzt den Wettern am Fuße des Gipfelkreuzes am Similaun. Am Gipfel selbst findet sich kein Bezug zu dem Burschen, im Internet wird man fündig und sieht, daß das Schild 1990 noch am Kreuz montiert war.
Die Abfahrt vom Schidepot unternahmen wir am orografisch linken Teil des Gletschers unterhalb des Kleinen Similaun (Pkt. 3.363 m) und empfanden diese großteils als anstrengend.
Durch die Windgangln die Abfahrt zu zaubern, verlangte Konzentration und ein wenig Kraft. Wenig wirklich ebene Flächen konnten gefunden werden, um vernünftig Schifahren zu können.
Erst unter 3.200 m gelang und dies durch einige Passagen mit passablem Firn und ebener Oberfläche. Ein kurzes Vergnügen.
Über die begrenzende Blockschutthalde stiegen wir aus der Mulde auf das Niederjoch auf und erreichten in wenigen Minuten die Hütte wieder.
Mils, 25.03.2022
1 Finsterwalder: „Die romanischen Namen in Schnals und Passeier als Zeugen für das Alter des Deutschtums“, Tiroler Ortsnamenkunde Band 3, Seite 1087
2 Ortner: „Stumpfe und Spitze“, Berge erleben DAS MAGAZIN DES ALPENVEREINS SÜDTIROL 04/18