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Rundtour Starkenberger- und Larsenntal über die Verborgene Gratscharte, 2.454m

Mit beeindruckenden Landschaften, zerrissenen Graten und kühnen Gipfeln beeindrucken die Lechtaler Alpen generell und die Rundtour durch Starkenberger- und Larsenntal dringt tief in dieses Szenario ein.

letzte Meter auf die Verborgenen Gratscharte

Der phantastische Anstieg im weitgehend abgeschotteten Starkenbergtal, die dunkelgrauen Hauptdolomitberge, die Aussicht auf 2.454m am Hochpunkt der Runde sowie das wenig berührte, wildromantische Larsenntal verzaubern den Bergfreund mehrfach.

der Blick nach Westen wird immer interessanter

Die gesamte Tour liegt am markierten Steig, oberhalb des Steinsees bis zur Verborgenen Gratscharte teilweise mit fehlenden oder undeutlichen Steigspuren, jedoch immer ausreichend markiert. Sie läßt sich nach Belieben mit Gipfeln erweitern, die Dremelspitze wäre eines der leichten Ziele, die etwa 500Hm mehr Anstieg erfordert.

Im unteren Teil des Aufstiegs von Starkenbach

Die mittellange Runde beginnt in Starkenbach und zwar bei etwa zwei Drittel der Straße zum Schotterwerk zu Beginn des Starkenbergtals. Links neben einer Schotterdeponie, oberhalb der Bürogebäude zieht ein zuerst breiter Weg, dann ein Steig nach Südost auf den Ostrücken des Garseilkopfes hinauf, der offenbar „Kopfsteig“ genannt wird.

zunächst steil der Anstieg

In einigen Serpentinen geht es durch den Wald empor und im oberen, etwas flacheren Teil durch riesige Einzelblöcke aus Kalk, höchstwahrscheinlich ein Relikt an Geschiebe des Inngletschers.

Bereits auf der Garseilwiese, links die „Scheißet Riepe“

Ab der Garseilwiese, einer größeren Almfläche auf etwa 1.200m führt ein Schotterweg recht flach weiter ins Starkenberger Tal bis zur Alfuzalm auf etwa 1.260m.
Von der Garseilwiese aus nach Norden hat man auch einen schönen Blick auf die sogenannte „Scheißet Riepe“, eine weit über 1.000Hm messende natürliche Schutthalde vom Senftenberg herab – sie soll die größte in den Nördlichen Kalkalpen sein. Im August 1999 rutschten bei einem Unwetter 7,5Mio Kubikmeter Material in das Starkenbergtal, die Aufräumarbeiten dauerten über 14 Jahre an. Nicht von ungefähr befindet sich unweit des Ausgangspunktes der Tour ein Schotterwerk.

Blick nach Süden zum Venet

Durch die Abdeckung des Rückens zur Silberspitze (2.461m, mit vom Inntal aus auffallend schlankem Anstiegsrücken) gen Süden den kalten Föhn nun ein wenig weniger stark verspürend traten wir ins hintere Starkenbergtal ein und setzten – nach einem kurzen Abstieg – bei der Alfuzalm über den Starkenbach. Bis hierher könnte man auch mit dem PKW fahren, es gibt einen öffentl. Parkplatz.

das schöne Starkenbergertal beginnt

Die folgende Strecke neben dem kleinen Starkenbach mit seinem doch recht breitem Schwemmbereich, der von bedeutenden Wassern bei Hochwettern spricht, mutet richtig bärig an. Der Schotterweg ist teilweise nur gut einen Meter breit und an manchen Stellen  erhebt sich die Frage, die dort ein Lastenfahrzeug, das die Steinseehütte versorgt, noch fahren kann.

bei der Alfuzalm (hier auch der Parkplatz)

Links und rechts ziehen einsame steile Täler mit schroffen Felsbegrenzungen zu beiden Seiten vom Starkenbergtal ab – durch das Wildkarletal kann man den kühnen Spitz des Bergwerkskopfs betrachten.

nach Querung des Starkenbaches, links das Vileidtal

Weiter drin, in „Hinterstark“ wird der Starkenbach zahmer und die breiten Schwemmkegel verschwinden in der flacheren Landschaft. In Hinterstark, auf 1.641m, befindet auch die Abzweigung zur Steinseehütte, die uns zur Verborgenen Gratscharte bringen wird.

kurz vor dem Wildkarlestal

Das Starkenbergtal weiter gegangen und über das Gebäudjöchl gesetzt, würde man das Württembergerhaus erreichen. Bis zur Abzweigung Hinterstark waren wir vom Ausgangspunkt etwa zweieinviertel Stunden unterwegs.

Hinterstark (1.614m) mit Abzweigung zur Steinseehütte, im Hintergrund der Spiehlerturm

Der Aufstieg zur Steinseehütte nimmt etwa eine dreiviertel Stunde für die 450Hm in Anspruch. Nach dem ersten Drittel zieht sich der Steig neben der Materialseilbahntrasse durch das Tal hinauf. Auf dieser Strecke legte der Wind durch die Höhe wieder zu, sodaß eine Rast bei der mittlerweile geschlossenen Steinseehütte kurz ausfiel. Den Winterraum fanden wir versperrt vor.

Starkenbachtal mit Talkessel und Übergang zum Württembergerhaus (über das Gebäudjöchl leicht links der Bildmitte)

Interessant sind die unterschiedlichen Hüttenschilder. Das Schild auf der eigentlichen Hütte spricht vom Bau 1925 und einer Höhe von 2.069m, das wahrscheinlich alte Schild auf der Seilbahnhütte spricht vom Bau 1924 und einer Höhe von 2.040m. Weit und breit ist kein alter Bauplatz zu sehen, der zwischen 20 und 30m tiefer gelegen wäre. Es könnte sich also um einen Vermessungsfehler in den 1920er-Jahren handeln.

Steinseehütte (2.069m) gegen Seekarspitze

Der Aufstieg zum Steinsee mit seinem malerischen Panorama gen Osten nimmt gut 20min in Anspruch. Kurz vor dem Steinsee wird der Blick auf die Vordere Dremelscharte frei. Von ihr erfolgt ein schöner Aufstieg in leichtem Klettergelände zur Dremelspitze (2.733m).

Blick zum Rosskarschartl

Auf 2.222m gelegen und etwa 150m auf 100m in den Maßen umgibt den Steinsee am Talschluß ein prächtiges Panorama, seine Tiefe kann nur anhand der umgebenden Geländeneigungen mit etwa 10 bis 15m geschätzt werden. Die Intensität des kalten Herbstwindes bei unserer Begehung drückte sich deutlich an der Wasseroberfläche aus.

Steinsee, 2.222m

Seinem Ufer wird nach dem Wegweiser noch kurz gefolgt, bis die roten Markierungen den Richtungswechsel gen Osten, direkt auf den Grat zwischen Hanauerspitze und Bergwerkskopf sich wenden.

Panorama am Steinsee – Bergwerkskopf (2.728m)

Auf diesem Teil verschwinden die Steigspuren teilweise gänzlich und die roten Markierungen müssen zur Orientierung fokussiert werden. Allerdings kann die Verborgene Gratscharte vom Talboden aus gut eingesehen werden und somit sind die Markierungen nicht unbedingt nötig zur großräumigen Orientierung.

weglos aber gut markiert zur Verborgenen Gratscharte (genau über Simon)

Die Route zur Scharte steuert geradewegs auf die Schuttflanke des Grates zu und an der Flanke werden die Steigspuren wieder sichtbar.

der Blick nach Westen wird immer interessanter

Von weitem schon fallen die extremen parallelen Faltungen der obersten Felsschichtplatten auf, regelrechte Stauchungen können beobachtet werden und je näher man ihnen auf der mühsam zu begehenden, steilen Schuttflanke kommt, desto eindrucksvoller werden die Beugungen der Einzelschichten. Ein wunderbar Zeugnis von tektonischen Vorgängen während der Gebirgsbildung.

bäriges Panorama der Lechtaler hinter dem Steinsee

Im oberen Teil wechselt der mühsame Aufstieg von Schutt- und Geröllflächen hin zu leicht felsdurchsetzten Reisen und die letzten Meter führen durch festen Fels in leichter Kletterei zur Verborgenen Gratscharte auf 2.454m.

Simon erreicht das Felsgelände; man beachte die schönen Schichtfaltungen im Hauptdolomit

Die Höhe der Scharte ist im Kartenwerk und Berichten des Internet zu sehr unterschiedlich angegeben (teilweise findet sich die Angabe 2.520m, die zum unbenannten nördlich der Scharte gelegenen Kopf gehört), weshalb der Autor sozusagen als amtliche Aussage tirisMaps bemüht hat und die dort publizierte Höhe entnommen hat.

oberer Teil des Aufstiegs zur Verborgenen Gratscharte

Unwirtlich wegen des starken Jochwindes fanden wir die Verborgene Gratscharte vor. Eine windgeschützte Rast wäre im ostseitigen Lee der Scharte möglich gewesen, aber dort fanden wir eine geschlossene Schneedecke vor, weswegen wir beschlossen weiter unten im Talboden des Larsenntales zu lagern. Die Finger wurden alleine durch die Bedienung der Handykamera schon klamm genug, die Umstellung auf Winterbetrieb hat der Körper im Oktober einfach noch nicht drauf.

Manuel und Simon in der Verborgenen Gratscharte, 2.454m

Da der Übergang ins Larsenntal den geodätischen Hochpunkt der Rundtour bildet, lohnt es sich die umliegende Bergwelt zu verinnerlichen, vor allem nach Westen.
Man findet dort, als markantesten Vertreter der unmittelbaren Umgebung und als höchsten Gipfel der Nördlichen Kalkalpen und damit auch der Lechtaler Alpen die Parseierspitze (3.036m), ein auch geologisch interessanter Berg.

atemberaubendes Panorama von der Verborgenen Gratscharte nach Westen mit Parseierspitze und vielen anderen hier beschriebenen Gipfeln

Links (östlich) davon der runde Gipfel des Gatschkopfes und wieder links davon der Simeleskopf, der formschöne Gipfel des Blankahorn mit seiner markanten steilen Ostflanke wird durch die genau davor liegende Kreuzspitze abgedeckt, nur die Flanke ist bei scharfem Hinsehen sichtbar. Links der Kreuzspitze befinden sich in der Kette, die die Parseierspitze entsendet noch Wannenkopf und Rauher Kopf.

Rechts der Parseierspitze, mehr im Westen, finden sich die Spießrutenspitzen in der Ferne, die Gebäudspitze und der Bittrichskopf in unmittelbarer Nähe an der Umgrenzung des Starkenbachtals.

Rechts neben dem Bittrichkopf (2.698m) lugt knapp oberhalb des Grates die 13.9km entfernte Freispitze (2.884m) hervor, getrennt durch den scharfen Grat mit der höchsten Erhebung des Jägerrückens. Die Freispitze, ein unbedingtes Ziel in der nächsten Saison aus bergsteigerischer und aus geologischer Sicht.

Fast im Westen liegt ein schöner Pyramidengipfel in der Ferne. Es handelt sich dabei um den Westlichen Schafhimmelkopf (2.712m). Die beiden wuchtigen kofelartig rundlichen Köpfe rechts davon sind die beiden Leiterspitzen (Hauptgipfel 2.750m), die rechts dem  vorgelagerten und daher schwer erkennbaren Doppelgipfel der Hinteren Gufel Spitze. Das Bild schließt ab mit der Erhebung 2.656m am Grat zum Hintern Gufelkopf.

ostseitiges Panorama von der Verborgenen Gratscharte

Nach Osten bietet sich aus dem Blickwinkel der Scharte mit dem eher flach verlaufenden Larsenngrat zunächst ein weniger spektakuläres Panorama, jedoch werden weitere unten tolle zerrissene Gipfel in der nordöstlichen Talkesselbegrenzung sichtbar.

ostseitiger Abstieg von der Verborgenen Gratscharte

Es sind dies vor allem die Gipfel, Zinnen und Türme von der Kleinen Schlenker zum Großen Schlenker, aber auch die Brunnkarspitze.

Zunächst jedoch mußten wir den Abstieg durch den Schnee hinter uns bringen. Etwa 150Hm war dies eine etwas rutschige Partie, jedoch unschwierig. An der Ostflanke des Grates reichen fahrbare Schotterreisen weiter hinauf, weswegen wir bald unterhalb des Schnees in den Reisen bis zur Vegetation abfahren konnten.
Der Aufstieg auf dieser Seite wird durch die lockeren Reisen allerdings unangenehmer sein.

Steinkarspitze, Schneekarlespitze und Dremelspitze (2.733m)

Der oberste Talkessel des Larsenntales erscheint noch größer in seiner Ausdehnung wie jene des Sarkenbachtales. Selbst mit der Unterteilung durch die langen Grate der Schlenkerspitzen und der Brunnkarspitze herab überwältigt die Größe – der Talkessel bildet eine beeindruckende Arena.

Verborgenen Gratscharte im Rückblick von Osten

Über dolinendurchzogenen Wiesen führt der Steig auf einen leichten Rücken hinab. Im Tiefsten des Talkessels bildet eine leichte Senke an dem sich das „Seale“, ein kleiner See befinden sollte. Mag es diesen im Frühjahr und im Sommer geben, im Herbst trafen wir ihn nicht an.

Abstieg in den weiten Talkessel des Larsenntales

Vor dem Mitterjöchle verbachten wir ein paar Minuten Rast oberhalb dem sich nun prächtig ausformenden Larsenntal, das sich noch nicht einsehbar weit hinauszieht. An dieser Stelle vermittelt der Blick Richtung Inntal auch die Abgeschiedenheit der Landschaft und weil hier generell und speziell um diese Jahreszeit sehr wenig Besucher stören hatten wir auch das Glück einen kapitalen Hirsch auf einer freien Fläche zwischen den Latschenwäldern anzutreffen.
Hinter einer Geländerippe tauchte das für uns groß anmutende Tier (die Geweihkrone eine männliche Größe weit übersteigend) in etwa 200m Entfernung unter uns in der Nähe des Steiges auf. Eine falsche Bewegung mit Trittgeräusch unsererseits beim Suchen von Deckung zur Beobachtung und Ablichtung löste allerdings die feinen Sinne des Bockes aus und er verschwand im Latschenwald.

Kleiner Schlenker, Schlenkerturm, Großer Schlenker (2.827m)

Unweit unterhalb dieses seltenen Erlebnisses liegt die oberste Jagdhütte im Larsenntal.
Sie trägt auch den Namen Hanlehütte (1.780m) und liegt unweit oberhalb einer tollen Klamm, die in die nächste unterhalb gelegene Talstufe überleitet.

vom Mitterjöchle talauswärts aus dem langen Larsenn geblickt

Am freien Wiesengelände um die Hütte kann man untypischen Sandstein und verwunderliche Kalkbreccien bestaunen. Über diese erstaunlichen Funde wir noch weiter unten berichtet.

Jagdhütte Hanlehütte 1.780m gegen Wildkarlespitze

Es geht hinab zur nächsten Lichtung über den Steig innerhalb der Latschen wo auf etwa 1.500m die „Bauhofhütte“ erreicht wird. Es liegen dort zwei Hütten, die obere (Larsenn Nr. 2) eine Hütte der Bergrettung, die untere eine Jagdhütte.

Klamm unterhalb der Hanlehütte

Der Wald in der Umgebung zeugt von völliger Naturbelassenheit, lediglich Material für den Hüttenbau wurde ihm entnommen. Wurzelstöcke mit Stammdurchmessern von weit über einem Meter konnten wir sichten. Es gibt viele Lärchen, ein „Urbaum“ der Tiroler Wälder.

Rast bei den „Bauhofhütten“

Hier beginnt der aufregendste Teil der Durchquerung des Larsenntales.
Talauswärts passiert der Steig nach kurzer Strecke noch eine weitere Hütte (Jagdhütte), die bergseitig liegt und nicht besonders benützt anmutet, sowie einige Wegminuten darauf eine Hütte (Schaferhütte, auch Milser Alpli1 genannt) unterhalb des Steiges.

Manuel im Bachbett des Pleisbaches

Das Tal verengt sich nun zunehmend und der Steig führt über ein stetiges Auf und Ab (man soll dafür gesamt etwa 180Hm annehmen) das nach dem bereits absolvierten Aufstieg zur Verborgenen Gratscharte hinzukommt.

die Rutschungen am Brandbach mit interessanten grobblockigen Einlagerungen

Auf der Strecke im engen Teil des Larsenntales müssen einige Wasserläufe, die vom Larsenngrat herunterbrausen durchquert werden und da sie im Laufe der Zeit jeweils einen Einschnitt gebildet haben, ist deren Querung mit einem Abstieg und einem Aufstieg auf die Flanke verbunden.

der Larsennbach transportiert nicht nur Kalkgestein, auch Sandstein der Muttekopfgosau ist dabei

Bei der Querung Brandbach erreicht der Steig, der sich übrigens in hervorragendem Zustand befindet und offensichtlich kürzlich saniert wurde, seinen Tiefpunkt direkt am Larsennbach. Der Schuttkegel, der mit der Zeit dort abrutscht legt interessante geologische Details frei. Zwischen feinen Schotterpartien liegt eine Schicht von großen Felsbrocken, was auf ein umfassendes kurzes Ereignis zwischen langen Zeiten von geringer Aktivität hindeutet, beispielsweise ein größerer Felssturz, zwischen langen Zeiten mit wenig Felsabtrag.

Rückblick auf das Innerste im Larsenn

Betrachtet man die Brocken genauer stellt man fest, daß es sich zum Teil um Breccien mit Kalk- aber auch Sandsteinanteilen handelt. Diese hier zunächst völlig überraschende Entdeckung hat ihren Ursprung gut 1.000Hm oberhalb des Bachlaufes im Larsennkar. Dort  haben sich vor etwa 90 bis 40Mio Jahren in den flachen Lagunen des Meeres die Gosaugruppen durch Ablagerungen von Sedimenten auf den heutigen Bergspitzen gebildet.
Im Larsennkar ist eine solche Breccienscholle der Muttekopfgosau vorhanden und im Laufe der Zeit lösen sich Bruchstücke, die talwärts bewegt werden.

toller Steigverlauf über schwierige Passagen im steilen Hang

Nach dem eindrucksvollen Brandbacheinschnitt führt der Steig manchmal kühn über Abbruch- bzw. Hangrutschungszonen zu einem Hockpunkt hinauf, dem Spielhahnbachle. Der Anstieg erfolgt über rd. 80Hm und ist der längste Gegenanstieg talauswärts.

einer der vielen Wasserläufe im Larsenntal, hier mit Kolk

Die Szenerie beim Spielhahnbachle verzaubert den Betrachter und mag der schönste Ort im Larsenntal sein. Einerseits schießen die zerstäubten Wasser des Spielhahnbaches über den Fels geschätzt 50Hm herab, andererseits bildet der etwas tiefere Einschnitt im Fels eine Art  eigenes Vorgebirge zum tiefen Einschnitt des Larsennbaches. Steht man an den Flanken vor oder hinter dem Einschnitt kann man rechtwinkelig zum Gebiet „in der Höll“ steil aufragende Felsen hinab bis zum etwa 200Hm tiefer liegenden Larsennbach bestaunen.

der höchste Wasserfall des Spielhahnbachles (man beachte die Kameraden unten rechts)

Ein weiters Highlight im zauberhaften Larsenntal ist die „schwarze Erde“ lokal um das Arzbachle. Der Steig durchquert eine mehrere Zehn Meter breite und (nach der Erinnerung des Autors) vermutlich an die  10 bis 20m hohe Schichteinlagerung eines in der Umgebung von Hauptdolomit total fremden geologischen Ursprungs. Die farbliche Trennung sticht sofort ins Auge und die Grenzen sind leicht zu verfolgen. Es handelt sich dabei um schwarze Schiefer die, vermutlich durch tektonische Bewegungen, großteils zerrieben sind und die gesamte Schicht im Hang daher wenig Kohäsion aufweist und steil abfällt.

die Gegend um das Arzbachle – schwarzer Schiefer umgeben von Kalkgestein

Nach dem Arzbachle dreht das Tal weit nach Süden. Dieser Teil des Tales bildet im Bachteil die enorm tiefe Klamm aus und ist auch der Grund für den erschwerten Zugang des Tales. Um ins Larsenntal zu kommen mußte zuerst die mächtige und felsdurchsetzte Stufe bis auf die Anhöhe „beim Kreizla“ erstiegen werden. In früheren Zeiten war dies sicher kein alltäglicher Zugang und das Tal blieb lange unberührt.

phantastischer letzter Rückblick vor der Talbiegung im Larsenntal (der Steig hat wieder beachtlich an Höhe gewonnen)

Am weiteren Weg talauswärts bieten sich einige Gelegenheiten für einen Rückblick auf die eindrucksvolle Berglandschaft im Nordwesten. Die bizarren Grate und Gipfel von Schlenkerspitzen und die etwas milder gebaute Brunnkarspitze krönen die steilen Flanken, die alle Energie letztlich auf den Larsennbach niedergehen lassen. Die gegenüberliegende Talseite des Eisenkopfes stellt eine eigene Welt dar – kein Weg, kein Steig säumt die durchgehenden Latschenhänge, je tiefer zur Klamm, desto unwirtlicher, steiler und unnahbar wirkt die Flanke; es muß sich um ein Paradies für das Wild handeln.

schön angelegter Steig im Fels am Ausgang aus dem Larsenntal

Ein letzter Höhepunkt im Larsenntal ist dessen Mündung in das Inntal. Der Steig führt dort durch festen und teilweise fast senkrechten Fels mit Absturzsicherungen hinaus aus der Klamm. „Sankt Antoni“ heißt es am Beginn der Felsstrecke und der schnelle Schritt, den Simon vorgelegt hat nötigte uns zum Umdrehen, weil wir das alpine Wegkreuz fast wie im Flug versäumt hätten gebührend zu betrachten.

das Tal hat sich verschlossen, der tolle Einblick in das Larsenntal ist verschwunden

Die Strecke durch die Felsen vollzieht sich keineswegs nur auf natürlichen Bändern, sie muß zu einem nicht unbedeutenden Teil gehauen, im besten Fall teilweise geschossen worden sein. Allerdings konnte der Autor nirgends Ansätze von Bohrlöchern vorfinden, also dürfte erstere Methode mit viel Anstrengung zur Anwendung gelangt sein – „wofür?“ – die mögliche Ausbeute aus dem Tal erscheint dem Besucher nicht groß genug für die Anstrengungen, die in diese Anlage gesteckt wurden.

beim „Kreizla“ (bis hierher Schotterweg von Güngelgrün, Imst)

Das Larsenntal begeistert von der ersten bis zur letzten Minute und das tut es auch nach der Mündung ab dem „Kreizla“. Diese Position von der Talgegenseite2 betrachtet läßt erst in aller Deutlichkeit erkennen welche Stufe man vom Inntal aus überwinden muß, um ins Larsenn zu gelangen.

Steig durch den steilen Wald nach Mils hinab

Über den steilen Milser Berg zieht sich der Steig direkt in das Dorf hinab und nach der zurückgelegten Strecke stellt dieser Abstieg nochmals eine letzte Anstrengung mit schönem Ausklang mitten im Dorf dar.

mehr als 300Hm vom „Kreizla“ in das Dorf machen das Larsenntal vom Tal uneinsehbar! (siehe Fußnote 1,2)

Die Rundtour führt über 22km fast durchgehend auf Steigen und der Aufstieg beträgt gesamt 1.920Hm. Wir haben für die Runde genau acht Stunden benötigt, incl. ca. 40min Pausen.
Je nach Verfassung orientiere man sich auch an der Zeitangaben aus Tourenplanern, die 11 bis 12 Stunden betragen.
Wollte man eine komplette Runde vom Zentrum Mils daraus machen, dann müßte man für die Strecke nach Starkenbach etwa 4km entlang der Landesstraße und zusätzlich etwa 100Hm eine dreiviertel Stunde hinzurechnen.

Mils bei Hall, 20.10.2019

1, 2 Die Flurnamen hat der Autor nach einem guten Tipp der Milser Dorfchronik entnommen, für mehr Details siehe Link:
http://www.milsimbild.at/2008/01/23/flurnamen/