Eine der beiden kurzen Schitouren aus dem Finsiggrund in Hochfügen ist jene auf den Marchkopf, die sich im unteren Teil die Anstiegsroute mit der auf den Kraxentrager teilt. Einige Minuten nach dem Viertelalm Hochleger zweigt die Route auf den Marchkopf links über steileres Gelände ab.
Die leichte Nordwestausrichtung des Hangs verspricht bis ins Frühjahr gute Schitourenbedingungen trotz dem vergleichsweise niederem Startpunkt auf 1.470 m bei der letzten Gondelbahn in Hochfügen.
Der gebührenpflichtige Parkplatz (Münzautomat) funktioniert auch bereits vor dem Rummel der Schifahrer, sodaß man rechtzeitig starten kann, um ihn hinter sich zu lassen. Über die Rodelbahn gelangt man zum Pfundsalm Niederleger (1.650m).
Ein paar hundert Meter anschließend an die Alm zweigt der Weg zum Viertelam ab, der mit ein paar Meter Höhenverlust über die Brücke des Finsingbachs auf die andere Talseite führt.
Im Anstieg zur Viertelalm öffnet sich der Blick auf den inneren Finsinggrund mit dem dominierenden Roßkopf hoch über dem Talschluß, auf den vom Talinnersten eine bärige Schitour führt, zuletzt mit einem kurzweiligen Gratübergang und Gipfelaufstieg.
Im Frühjahr schmelzen die kleinen Wildbäche Schneisen durch die Hänge im Almgelände, was zu einer vorausschauenden Aufstiegsweise zwingt, will man den langweiligen Almenweg vermeiden. So mancher Übergang muß, je nach Schneelage, ohne Schi überwunden werden.
Oberhalb der Viertelalm beginnt ein Taleinschnitt mit einem steileren Rücken links und flacherem Gelände rechts. Beide Varianten sind gangbar, durch die Sonnenbestrahlung erweist sich der Rücken meist aperer als das Flachgelände. Beide Möglichkeiten führen zum Viertelalm Hochleger, über den Rücken steiler und diese Variante zeigen die Bilder.
Oben steilt auch der rechte flache Hang auf und führt in einer Linkskurve zum Hochleger, den man nicht unbedingt passieren muß, weil es an der Linkskurve auch geradeaus weiter, durch das sich ausbildende Tal, möglich ist aufzusteigen.
Oberhalb der Hochlegergebäude trifft man wieder auf das Tal, das rechts im Aufstieg heraufzieht.
Kurz danach befindet sich ein Wegweiser, der die Gabelung zwischen den Anstiegen auf den Marchkopf und dem Kraxentrager zeigt. Zum Marchkopf führt der Hang linksseitig im Aufstieg und es ist prinzipiell egal ob man der Richtung des Wegweisers folgt oder den Hang etwas weiter oben in Angriff nimmt.
In direkter Richtung des Wegweisers steigt man etwas flacher in den Hang ein, in direkter Richtung auf den Hang zu etwas steiler. Harscheisen sind im Frühjahr ohnehin unabdingbar, weswegen die größere Steilheit beim Direktanstieg keine besondere Hürde darstellte.
Nach ein paar Minuten steilen Anstiegs flacht der Hang ab und eine gemuldete Geländestufe zwischen Grat und einer Felsreihe im Nordwesthang wird sichtbar – der Beginn der eher flachen Überleitung zum Marchkopf, dessen Lage vom Hochleger aus weiter nordöstlich liegt als vermutet. Erst weit oben am Kamm tritt er ins Blickfeld, nachdem man bereits fast auf der Kammhöhe in der Seewand erstaunt nach einem Gipfel sucht.
Am Ende der Mulden im flachen Gelände gegen die Kammhöhe hin tritt bei einer Rechtswendung des Kamms plötzlich der Marchkopf ins Blickfeld und er überrascht mit seiner schroffen Form am flachen Kamm.
Seine auffallend aufragende Gestalt im Kamm wäre durch beständigere Schiefereinlagen im eher weichen Quarzphyllit erklärbar, sonst erscheint eine Erklärung dieser Ausbildung angesichts der Umgebung schwer.
Über den breiten Kamm zieht sich der Weg zum hoch aufragenden Kopf hinüber. Nach Nordwesten hin fällt der Gipfel schroffig steil in das darunterliegende Schuttfeld ab und für den Aufstieg im Winter eignet sich die direkte Kammlinie ebenfalls nicht. Das Gipfelkreuz am Marchkopf wird von der Südflanke her erreicht.
Eine auffällige Felsschuppe in die Gegenrichtung der allgemeinen Schichtlage am Marchkopf, einem Abri1 gleich, leitet in der Südflanke auf den Gipfelpunkt.
Zuletzt, über wenige Höhenmeter, steilt die Südflanke merklich auf und im Frühjahr zieht ein schmales Band von kompaktiertem Schnee der Befahrungen des Winters zum Gipfelkreuz.
Über die Zillertaler Alpen bietet der Marchkopf eine tolle Übersicht. Von Großglockner in 70 und Großvenediger in 45 km Entfernung bis zum östlichsten Zillertaler Nord-Südkamm der die Reichenspitzgruppe trägt reicht die Aussicht im Südosten.
Südlich finden sich die zentralen Gipfel im Zillertaler Hauptkamm mit Großem Löffler und Schwarzenstein, sowie den nicht minder interessanten Erhebungen in den Nord-Süd-Kämmen, beispielsweise die Zsigmondyspitze, alle in einer Entfernung von etwa 26 bis 28 km.
Etwas weiter noch erblickt man den Großen Möseler und in 31 km Entfernung den höchsten Zillertaler Gipfel, den Hochfeiler, bevor der Olperer im Südwesten den Abschluß bildet.
Über den Rastkogel leitet der Ausblick in den Westen über. Dort kann erstaunlicherweise der lange Kamm von Schwarzwandspitze zur Sonklarspitze in knapp 59 km Entfernung, weiter der Wilde und der Apere Pfaff sowie das Zuckerhütl und der markante Habicht links neben der Hippoldspitze erkannt werden.
Der schwarze amphibolitisch geprägte Kamm zur Ruderhofspitze in 55 km Entfernung und der nahe Hirzer im Westen runden das Bild über Tuxer und hohen Stubaier Alpen ab.
Nordwestlich gegenüber dem Finsinggrund erhebt sich der beliebte Schitourenberg Gilfert bevor die Tuxer nach dem Loassattel mit einer letzten Aufbäumung den Kuhmöser und das Kellerjoch bilden. Beide schöne Schitourenziele, auch im Frühjahr.
Im Norden tummeln sich die Schitouristen der Bergbahnen und weiter im Nordosten findet sich das Alpbachtal mit seinen tollen Touren vom Standkopf im Westen bis zum Sonnenjoch im Südosten.
Die Abfahrt in der Mittagsstund, unter aufgefirnten Verhältnissen, war natürlich ein einwandfreies Erlebnis.
Im steilen Teil oberhalb des Hochlegers paßt die Hangneigung optimal zum Einstrahlwinkel und dort mußten weichere Hänge in Kauf genommen werden, weiter unten im flacheren Teil herrschte Firn in der wünschenswerten Stärke über hartem Untergrund.
Mit vorausschauender Wahl der noch zusammenhängenden Schneeflächen konnte die Brücke im Finsinggrund erreicht werden.
Über die Pfundsalm hinab mußte ein Stück Weg von knapp 3 min mit geschulterten Schi erfolgen, bevor, noch vor dem Wald, die Rodelbahn wieder fahrfähig war.
Für die leichte Schitour rechne man mit einem Gipfelaufenthalt von einer guten Stunde eine Gesamtzeit von knapp 5 Stunden.
Der Aufstieg über die 1.050 m und 5,4 km wird in 2 bis 2,5 Stunden bewältigt.
Mils, 17.04.2022
1 Abri – Felsunterstand: https://de.wikipedia.org/wiki/Abri