Zu Beginn des Sommers bietet sich eine schöne Trainingsrunde rund um den Obernberger Tribulaun an. Man unternehme sie nicht zu früh im Jahr, um nicht, wie heuer feststellbar, auf der großen Erhebung der Schwarzen Wand in 2.900 m Höhe, in tückische Schneefelder zu geraten. Bei unserer Begehung hatten wir das Glück, diesen im aufgeschmolzenen Schrund zwischen Fels und Schneefeldern den Gipfelaufbau unterqueren zu können.
Der Winter 2023/24 war zwar hinsichtlich der Temperaturen ein recht schlechter Winter. Er hat jedoch in der Höhe für enorme Schneemassen gesorgt, die nicht als Regen niedergegangen sind, sondern sich abgelagert haben. Selbst im endenden Juli sind am Imster Muttekopf noch enorme Wächten festzustellen, wie in Kürze zu lesen sein wird.
Eben je nach den Restschneemassen des vergangenen Winters bietet sich eine Begehung dieser schönen Strecke Anfang bis Mitte oder auch noch Ende Juli an. Der nordseitige Aufstieg zur Schneetalscharte, der Einschartung zwischen der Schwarzen Wand und dem Gschnitzer Tribulaun, dürfte in diesem Zeitraum bereits weitgehend schneefrei sein, zumindest sollten die Restschneefelder den Aufstieg ohne Steighilfen zulassen, wie es bei unserer Begehung der Fall war.
Die Ausprägung des Saums des Altschnees unterhalb der Schwarzen Wand kann gleich zu Beginn der Tour geprüft werden. Im Aufstieg zum Gstreinjöchl besteht ab Hintertrenns Sichtverbindung mit dem Gipfel, die ab der Inneren Wildgrube (etwa 2.400 m) auch den direkten Blick auf den Gipfelaufbau zuläßt, um einen Eindruck über die Verhältnisse zu erhalten.
Vom Parkplatz beim Waldbauern aus führen zunächst bewachsene Schwemmfächer leicht steigend zum Ansatz des Steigs zum Gstreinjöchl, bevor dieser jäh von der taleinwärts führenden Route nach links hinten abzweigt und in den Latschen bergan führt. Nach etwa 10 min lichten sich die Latschenfelder, die durch mannigfaltig blühende Wiesenflächen abgelöst werden.
Oberhalb des Latschengürtels setzt der Steig in Wiesen und leichten Schrofen fort, bis zum kleinen Bach, der in der Inneren Wildgrube entspringt und an der Engstelle des von rechts heranrückenden Felsbandes den Steig durchsetzt. Im Frühjahr kann dort der Wasservorrat aufgefüllt werden. Einige Minuten nach dieser Stelle betritt man die Innere Wildgrube, eine Almfläche, die wir bei unserer Begehung nicht bewirtschaftet vorfanden.
Bereits im Anstieg von Hintertrenns türmen sich die Dolomitschichten des metamorphen Kalkkomplexes der Steinacher Decke zu einer majestätischen Komposition auf, die am nördlichen Saum der Wildgrube ihren Höhepunkt finden. Mit dem Übergang zum Muttenkopf in der östlichen Ecke der Inneren Wildgrube kokettiert der Autor bereits länger, dieser sollte in Fels gut machbar sein.
Mit steigender Höhe am Hang zum Gstreinjöchl werden im Südwesten beeindruckende Blicke des Obernberger Tribulaunmassivs frei. Gewaltige Abstürze ziehen von den oberen Terrassen senkrecht in das Kar hinunter mit dem Kleinen und dem Obernberger Tribulaun sowie dem Nördlichen Rosslauf, auf den eine grandiose Schitour führt, sichtbar.
Etwas Sorge bereitete uns der zähe Nebel, der seit dem Beginn der Tour sichtbar um ihn herum zog und hartnäckig seine Position behauptete, ja sogar teilweise stärker wurde. Hier hilft in den Bergen stets die Hoffnung auf die Zeit, daß sich die Tageserwärmung gegen Mittag hin derart verstärken möge, um dem Gipfel zu helfen sein hässliches Kleid abzuwerfen. Bei Föhn kann das bis zum späten Nachmittag hin ein frommer Wunsch bleiben, und diesen spürten wir in Böen auf unserer Begehung nur zu gut.
Noch oberhalb des Gstreinjöchls dürften wir eine schöne Begegnung mit sieben Steinböcken machen, ein Rudel mit drei Kleintieren, wie es schien. Wenig beeindruckt über unser Auftauchen zogen sie gegen die Felsen der nördlichen Begrenzung der Grube, die vor dem Jöchl noch immer mit Schneemassen gefüllt war. Die Faltungen des Bänderkalkmarmors unterhalb des freiliegenden Felsens sind schön anzuschauen.
Am Gstreinjöchl tun sich phänomenale Ansichten in die zentralen Stubaier Alpen auf. Nicht nur, daß der größere Bruder, der Gschnitzer Tribulaun von Südwesten herübergrüßt und seine gewaltige Wandflucht bis hin zum Goldkappl, auch die Umrahmung im Norden des Gschnitztals kann wie ein Kinopanorama aus gediegener Höhe betrachtet werden, ein einzigartiger Blick gegen Nordwesten. Hier ranken sich die Wetterspitzen im Westen über die Rötenspitzen und die Glättespitze bis hin zum im Osten der Stubaier Alpen alles beherrschenden Habicht.

epischer Blick vom Gstreinjöchl die gewaltige Wandflucht vom Pflerscher Tribulaun gegen die Pflerscher Scharte; im Hintergrund die Weißwand
Ebenfalls eine Vorstellung bekommt, wer alpingeschichtlich bewandert ist und weiß, daß der Innsbrucker Ingenuin Hechenbleikner den Pflerscher Tribulaun sowie die Gratüberschreitung nach Westen über die Sandesjochspitze und den Mühlsteigerturm zum Pflerscher Pinggl in einem Tag zurückgelegt hat. Als 19-jähriger 1902, im Alleingang.
Die weitere Route auf die Schneetalscharte kann vom Gleirschjöchl aus bestens studiert werden und sofort kam uns dabei in den Sinn, den Abstieg nicht am Normalweg, sondern in den Karreisen abzukürzen. Wer viel in Karschutt unterwegs ist weiß, daß man beträchtliche Abkürzungen beim Queren im Schotter erreichen kann, jedoch auch durch rolliges, kleinstückiges Material wesentlich an Höhe verlieren und letztlich einen Pyrrhussieg davontragen kann. Also empfiehlt es sich bei solchen Aktionen die Erwartungen nicht zu hoch anzusetzen und zu nehmen was geboten wird.
Nach ein paar Kehren hielten wir die Höhe mit dem zu erwartenden Gefälle für geeignet, um die Querung anzusetzen, etwas unterhalb von 2.300 m. Zunächst mußte ein kleines Schneefeld durchschritten werden, bevor wir den Hang schneiden konnten. Natürlich benötigen Wasserläufe von Hochwettern immer auch zusätzliche verschenkte Höhenmeter, da man sie je nach Einschnittstiefe des Grabens meist nie mit dem selben Gefälle queren kann, als das anvisierte.
In dieser Art kämpften wir uns die mühsame Strecke hinab, um den tiefsten von mehreren Felsansätzen herum, die möglichst vorher schon vorher auszumachen und in die Falllinie einzurechnen sind, zu erreichen. Mit viel Höhenverlust, doch möglichst den verfestigten Tierspuren folgend, erreichten wir einen Schnittpunkt mit dem Normalweg mit dem wir für die Anstrengung recht einverstanden waren und errechneten etwa 80 bis 90 Hm Einsparung an Anstieg gegenüber dem Normalweg.
Einsparungen dieser Art dürfen in doppelter Hinsicht fruchtbringend gerechnet werden, nämlich in zweiter Linie zeitersparend. Man fragt sich oft nach solch schweißtreibenden Unternehmungen, ob es nicht angenehmer gewesen wäre dem Steig zu folgen, jedoch zwingt das dem Bergsteiger inhärente Bestreben nach Effizienz im Steigen und die unbändige Lust am Experimentieren immer wieder zu solchen Eskapaden, auch im Alter.
Am Normalweg durch den Karschutt, der nach oben hin immer kleinstückiger wird, erreichten wir bald die Schneegrenze, die den Übergang in ein neues Terrain darstellte. Das weiter oben zusammenhängende Schneefeld ließ sich einwandfrei begehen, wobei mit wenig Stoßkraft ein Tritt hergestellt werden konnte, der ein gutes Drittel der Sohlenbreite betrug und fest hielt. Nur an wenigen Stellen passierten uns kurze, harmlose Rutscher.

die letzten ausgeaperten Felsbänder bis zur Querung zum Steig auf die Schwarze Wand, der links (östlich) unter der Scharte abzweigt
Dem alten Normalweg folgend querten wir unterhalb des mittig im Kar herabziehenden Felsgrates nach Osten auf die Markierungen zu. Da die Hangneigung dort zunimmt, nutzten wir den offenen Schrund zwischen Felskante und Schneedecke für den Aufstieg bis zur Gratkante.
Dieser ist zwar bequem sowie sicher, jedoch muß man aufpassen, nicht total dreckig zu werden, denn die obere Schmelzkante sammelt im Rückzug allen Staub auf, der von oben herunterkommt und bildet eine schmierige Schicht von Feinschlamm, an dem man sich und den Rucksack vorbeizieht – jeder Bergsteiger kennt dieses ärgerliche Detail im Paradies.
Mittlerweile gewährten die Zustandsgrößen der feuchten Luft den Rückzug des Nebels und des fortschreitenden Aufklarens bis zur tief liegenden Wolkendecke. Eine Wohltat für das Gemüt des Autors, der nichts mehr für sein inneres Hochgefühl braucht als strahlend schönes Wetter, sozusagen als einen Gruß oder die Freundlichkeit der Natur gegenüber ihrem Entdecker.
Um die Kurve herum im unteren Teil der weit in die Schneetalscharte herunterziehenden Gratrippe würde der Anstieg auf die Scharte in Richtung Südosten erfolgen. Das dieser jedoch noch völlig mit Altschnee gefüllt war, beschlossen wir den Aufstieg in die Scharte über die herabziehenden Felsrippen zu unternehmen und kamen somit noch in den Genuß einer kleinen Kletterei in recht festem Fels, abgelöst von leicht brüchigen Rinnen.
Über den Quotient von angenehmer Kletterei im griffigen Fels gegenüber ebenso angenehmem, jedoch ausgesetzterem Schneefeldaufstieg im Steilgelände waren wir uns nicht einig und die vornehmen Argumente über das jeweilige Sicherheitsniveau dienten nachträglich gesehen perfekt für künftige Einschätzungen und dürfen als Prozess des Zusammenwachsens gewertet werden. Niemals entbrenne am Berg eine nicht verrückbare Positionseinnahme über die zeitliche Komponente zum Nachteil der Sicherheit. Das schwächste Glied möge hier stets die Richtung weisen.
Am Ende des interessanten Felsaufstiegs auf die Grathöhe erwartete uns neben den geografisch bedingten stets heftigen Föhnböen, die der Bergsteiger auch als Jochwind beschreibt, ein schöner erster Blick auf den südlichen Teil des Landes, der in feiger Aktion vom nördlichen Landesteil zwar abgetrennt, in seiner Kultur trotz massivster faschistischer Versuche der Besatzer jedoch bis heute nie beirrt werden konnte. Eine Grenzmarkierung am Grat erinnert daran.
Das Pflerschtal mit seinen schönen Schitouren liegt im Tiefblick beeindruckend steil unterhalb der Schneetalscharte und der schmale sattgrüne Talboden leuchtete zu uns herauf. Die Seilversicherung zur niederen Scharte am Gschnitzer Tribulaun zieht in diese Richtung hinab, wo der neu angelegte Aufstieg zur Schwarzen Wand beginnen wird, was wir nicht nachgeprüft haben.

auf der Schneetalscharte mit Blick nach Westen zur Ostschulter des Gschnitzer Tribulauns; hier herauf führt eine Seilversicherung vom Schartentiefsten
Mehr als der bärige Talblick beschäftigt auf der Scharte jedoch der nachfolgende Aufstieg auf die Schwarze Wand, der weitere 270 Hm umfaßt. Allein der Blick auf den Gipfel findet sich ob der schleifenden Hangkante kaum klar einsehbar und das kleine Gipfelkreuz ist nur für den Ortskundigen sichtbar. Im Gegenblick, vom Gipfel hinab auf die Scharte, erkennt man nach dem Aufstieg eindeutig die Sichtbarkeit auf die Scharte welches eine immer wieder erneut erlebte Erkenntnis beweist, die besagt, daß sich Höhe stets vorteilhaft auswirkt.

der Aufstieg von der Scharte erfolgt über Schutthänge und eine höhere Vertikalstrecke über großartige dolomitische Sedimentterrassen
Mühsam über den Schutt der herrlichen Dolomitmarmorfelsen über uns, begannen wir den sehr leichten Aufstieg über die Terrassen. Der Naturbegeisterte schätzt dabei die Erkenntnis, daß bei jedem Schritt von etwa 40 cm Ausmaß über die streng hierarchisch gelegten horizontalen Schichten aus Elfenbein- bis dunkelgrauem Sediment eine schier lichtgeschwindigkeitsähnliche Zeitspanne von Zigtausenden Jahren bewältigt wird. Je länger der Aufstieg dauert, desto unvorstellbarer wird die Gesamtdauer der Entstehung des Gebirges.

im Hintergrund der mächtige und schwierige Pflerscher Tribulaun, im Vordergrund der abgerundete zahmere Gschnitzer Tribulaun
Voll im Bann über die Größenordnungen des atemberaubenden nougatartigen Dolomitmarmorgebirges stiegen wir die einzelnen Geländestufen hinauf, mit dem schönen, durch üppige Klammern sowie Seilversicherung entschärften Vertikalaufstieg als dem interessantesten Teil des Aufstiegs.
Die Großartigkeit dieses Sedimentgebirge wird in dieser etwa 20 m hohen Stufe zum Genuß. Oberhalb der Seilstrecke betritt man eine leicht abschüssige Terrasse mit schwarzem Fels, wahrscheinlich Hauptdolomit, bevor der sich Gipfelaufbau aus dem gelblichen metamorphen Kalkkomplex erhebt.
Nach etwa 10 min Aufstieg wendet sich der Steig vom Ostverlauf um eine Rippe mit Nordrichtung herum gegen Süden auf das geneigte Plateau der Südflanke der Schwarzen Wand. Dort tut sich ein herrlicher Blick gegen Osten auf, mit dem Obernbergtal zu Füßen. Im Südosten beeindrucken die gewaltigen Abbrüche von Kleinem und Obernberger Tribulaun.

noch einige Dutzend Höhenmeter sind auf die Ostflanke der Schwarzen Wand zu meistern; oben im Bild der Gipfelaufbau
Der Restaufstieg zur Schwarzen Wand zieht sich über Schutt und – in unserem Fall per Anfang Juli – über ein Restschneefeld. Unterwegs zeigt die Umgehung des Gipfels ab, die wir zuerst nicht begehen wollten, da sie mit steiler Flanke abfällt und unter Schnee nicht angenehm ist. Daß wir sie später doch begehen mußte wußten wir noch nicht.
In wenigen Minuten erreichten wir den aussichtsreichen Gipfel der Schwarzen Wand mit dem kleinen Holzgipfelkreuz aus 1990, das bereits glücklichere Tage erlebt hat.
Es steckt mit deutlicher Rückwärtsneigung in einer Steinpyramide und der gesamte Anblick hat sich der schöne Gipfelturm der Schwarzen Wand nicht verdient. Gipfelbuch gibt es keines.
Dank dem Bau des Gipfels aus Dolomitmarmorlagen finden sich bequeme Rastplätze im Kreuzbereich und kleine Wandstufen schirmen die Föhnböen unterhalb des Gipfelplateaus perfekt ab. Da sich der Föhn während dem Aufstieg legte konnten wir von dort die grandiose Aussicht in alle Himmelsrichtungen bestaunen.
Die Verbindung aller vier Tribulaune bildet einen Schnittpunkt dem der Gipfel der Schwarzen Wand sehr nahe liegt. Weiters sind die großen Stubaier Gletscher bestens sichtbar, unter anderem der Wilde Freiger und die Feuersteine.
Im Südosten prangen die Dreitausender der Zillertaler Alpen, im Tuxerkamm der Olperer, Schrammacher, von dem es ein altes Gipfelbuch gibt, über den Großen Möseler und den Hochfeiler.
Der Blick nach Süden erstreckt sich über viele schöne Gipfel der Pfunderer Berge mit der Wilden Kreuzspitze bis hin zum Piz Boè in den Dolomiten, sowie die schönen Schitouren auf der Südseite im Pflerschtal mit der Wetterspitze und weiter im Süden die Hohe Kreuzspitze.
Nach der Gipfelrast wollten wir direkt über den Grat weiter zum Abstieg und standen for einer jähren Abbruchkante. Hier hatte uns die Tourenplanung von Outdooractive gehörig getäuscht, denn es gibt keinen anderen Abstieg vom Gipfel als den Rückweg zum Gipfelaufbau und die Route unterhalb der Felsen. Der Screenshot in der Bildergalerie suggeriert eine Möglichkeit, die es nicht gibt (rosa Variante) und wer im Nebel diese Variante zu wählen versucht, könnte sich in Schwierigkeiten bringen.
Also mußten wir wieder zurück auf den Steig am Plateau und ahnten eine nicht wünschenswerte, steile Umgehung auf Schnee unterhalb der Felsen des Gipfelaufbaues anzutreffen. Der Schrund zwischen Schnee und Fels zeigte sich glücklicherweise jedoch auch hier bereits weit fortgeschritten getaut und bildete eine bequeme, leicht zu begehende, sichere Gasse zwischen beiden Elementen.

Abstieg unterhalb der Ostwand der Schwarzen Wand; vom Gipfel führt kein Steig weiter, man muß zum Ansatz des Gipfelaufbaues zurück!
Drei Schneefelder konnten wir in dieser Art vermeiden, bevor das Gipfelschiff unterquert war und das Gelände flach auf die Trennscharte zum Massiv von Obernberger Tribulaun und Nördlichem Rosslauf hin ausstreut.
Die Fortsetzung bildete ein weiteres Altschneefeld in dem der Steig mittelsteil über die Flanke zur Scharte führt. Auch in diesem Abschnitt konnten wir den Schmelzschrund zwischen Fels und Altschneeauflage nützen.

leichtes Spiel hat man um diese Jahreszeit; heikle Stellen könnten im Frühjahr auftreten, wäre der Schrund noch geschlossen, Grödel wären dann angebracht
Die breite Scharte war leeseitig mit einer dicken Schneefüllung in der Rinne hinab ins Kar, das nicht zu Unrecht den Flurnamen „Niederes Gebirge“ trägt, durchzogen und bildet eine sagenhafte Fotokulisse. Man kann diese Scharte auch schon am Steig auf das Gstreinjöchl sehen und unter Schnee im Frühjahr sieht sie von unten imposant aus.

hinten die hauptdolomitischen Tribulaune, im Vordergrund Ausprägungen des metamorphen Kalkkomplexes am Ende des Gipfelaufbaues der Schwarzen Wand
Jenseits der leichten Scharte wartet ein etwa 15 m hoher seilversicherter Aufstieg mit Klammern als bequeme Trittmöglichkeiten. Anschließend führt die Terrasse leicht ansteigend in Richtung Nördlichem Rosslauf.
Eine Überschreitung zum Obernberger Tribulaun wäre auch möglich, sowie ein Abstieg über den kleinen Tribulaun. Die schöne Runde setzt jedoch über den Nördlichen Rosslauf mit Abstieg über die etwas schärferen jedoch unspektakulären Pfeiferspitzen den niederen südlichen Bruder zum Portjoch fort.
Der Nördliche Rosslauf, so schön er des späten Winters als ein hochgelegenes Schitourenziel begangen wird, wird im Sommer eher als eine kofelartige Erhebung wahrgenommen, der wenig abzugewinnen ist, sieht man vom Rückblick und jenen auf die beiden hohen Tribulaune ab.
Die schönsten Teile der Runde sind dort abgearbeitet obwohl im Abstieg über die Rippe nach dem runden Kopf, der den Hochpunkt der Pfeiferspitzen bildet, noch ein paar schärfere Gratstellen begangen werden.
Zunächst führt ein sehr breiter Hangrücken hinab auf den o. e. Hochpunkt in dem sich der Steig aufgrund der Breite des Geländes etwas verliert. Dahinter verjüngt sich das Gelände auf einen Gratabbruch zu, der über ein paar Stellen unter fallweisem Einsatz der Hände auf seilversicherter Strecke abgeklettert wird.
Unterhalb des Felskopfes führt der Steig steil und mit Schutt belegt in eine erste Einsattelung, die die höchste von den kleineren Pfeiferspitzen trennt.
Die niedrigeren Spitzen werden nicht mehr überschritten, aber rechts (westlich) umgangen. Ein Schneefeld diente nochmals zum Gaudium einer Sohlenfiglfahrt, Andi mit viel Geschick verkehrt, Edit muß noch üben.
Alles anderen Gratzacken werden bis hinab auf eine weit ausladende Rippe fortschreitend umgangen und ältere Markierungen, die auf die Schartenhöhe leitet, ausgelassen.
Die dachgiebelartig und nahezu horizontal ausleitende Rippe bietet eine gute Übersicht des weiteren Gratverlaufes und auf den Hochpunkt des Niederen Rosslaufs dar, der 200 m tiefer liegt und der am Steig nicht erklommen, sondern östlich davon ins Kar abgestiegen wird.
Wenig später, nach weiteren 250 m Abstieg, wird das Portjoch erreicht. Kurz vorher trifft man auf Stellungsgräben, die als Vallo Alpino im Zweiten Weltkrieg vom Faschistenführer errichtet worden sind, der das ansässige Volk nie brechen konnte.
Vom Portjoch könnte man den spektakulären Steig des Pflerscher Höhenwegs unternehmen. Die Blicke von den Scharten und der Schwarzen Wand hinab auf den in steilstem Fels gehauenen Steigs sind atemberaubend, speziell der Teil unterhalb der Schrofen der Rotspitze, sodaß dieser anspruchsvolle Steig unbedingt einmal begangen werden muß. Tipps des Einheimischen zur Begehung hier.
Der Abstieg vom Portjoch, das früher unter der Flurbezeichnung „Bartjoch“ geführt wurde, ist für die in diesem Bericht verfolgten Zwecke wenig beschreibenswert, keinesfalls jedoch uninteressant.
Ebenso der schöne Begleitweg des Seeufers und das Seekirchlein Maria am See. Die malerisch, holzschindelgedeckte Oberreinsalm bildet den Abschluß der phantastischen Runde, deren Eindrücke für immer erhalten bleiben.
Der durchwegs in beträchtlicher Höhe verlaufenden Runde möge nicht zu früh im Jahr unternommen werden. Altschneefelder halten sich bis weit in den Sommer. Ein möglichst nebelfreier Tag wäre ohne Föhn zu erwarten und dieser sollte vorgezogen werden, auch der Temperatur wegen, denn der Föhn wird seinem Ruf als mildwarmer Wind in der Höhe gar nicht gerecht.
Er kann ab der Schneetalscharte mit heftigen Böen aufwarten und über 2.600 m sehr kalt sein. Wer sich mit kleinen Trittstufen in hartem Altschnee auf steilen Hängen nicht wohlfühlt möge jedenfalls Grödel oder leichte Steigeisen mitnehmen.
Als Zeitbedarf für diese eindrucksvolle Bergfahrt kann unsere Marschzeit (gesamt, mit mäßig langen Gipfelpausen ≤ 20min) mit 10:15 Stunden angegeben werden (teilw. unter Schnee, siehe Bildergalerie).
An Aufstieg haben wir 1.990 Hm gemessen und die Streckenlänge hat Outdooractive mit knapp 19 km errechnet. Aufwändige Markierung leitet auch im Nebel sicher, ausgesetzte Stellen sind bis auf den alten Aufstieg zur Schneetalscharte seilversichert.
In Almis Berghotel in Obernberg kehrt der Bergsteiger stets vorzüglich ein, dieser Besuch entspricht nach Auffassung des Autors im liebenswerten Obernbergtal gleichermaßen einem Pflichtabschluß mit bärigem Blick über die 260 Jahre alte Obernberger Pfarrkirche auf den zuvor umrundeten östlichen Tribulaunstock.
Mils, 14.07.2024
- Anstieg am Steig über Latschenfelder von Hintertrenns
- Nebel lichten sich, im Hintergrund der Bergstock der Schwarzen Wand
- Blick auf Obernberger Tribulaun und die Schwarze Wand; mittig im Bild deren Trennscharte, die begangen wird
- nahe der Latschengrenze auf de Innere Wildgrube
- Wasserfassen unterhalb der Inneren Wildgrube
- herrliche Bergwiesen auf der Inneren Wildgrube
- Rückblick auf den Steig von Hintertrenns herauf
- ein Beobachter auf der Felsrippe westlich von uns; später lernen wir sein Rudel kennen
- von der Inneren Wildgrube auf den Rücken zum Gstreinjöchl geblickt
- Blick von der Inneren Wildgrube nach Osten zum Muttenkopf
- Blick von der Inneren Wildgrube nach Norden zum Kreuzjöchl
- Muttenkopf im Osten
- Rückblick am Anstieg zum Gstreinjöchl ins Obernbergtal
- unser Hauptziel das östliche Tribulaunmassiv durch den Föhn im Nebel
- Gschnitzer Tribulaun in Bildmitte
- Schwarze Wand im Nebel, links der Nördliche Rosslauf frei
- die Steinbockfamilie zieht sich vor uns in die Schrofen zurück
- flach leitet der Steig an der ersten Begegnung mit dem herrlich anzusehenden Bänderkalkmarmor zum Jöchl hinüber
- Bänderkalkmarmor am Gstreinjöchl
- Blick zum Gstreinjöchl
- epischer Blick vom Gstreinjöchl die gewaltige Wandflucht vom Pflerscher Tribulaun gegen die Pflerscher Scharte; im Hintergrund die Weißwand
- herrlicher Blick auf die Gipfel im Habicht-Kamm und im Hintergrund die zentralen Stubaier Alpen
- Habicht im Nordwesten gegenüber
- am Gstreinjöchl
- Blick auf die nächste Etappe, die Schneetalscharte, die ihren Namen nicht zu Unrecht erhielt
- Abstieg vom Gstreinjöchl in das Schneetal mit einer kleinen Abkürzung
- im Kar angekommen, Blick zur Schneetalscharte
- der Aufstieg ein paar Minuten auf Geröll, bald jedoch auf gut stapfbarer Schneedecke
- Rückblick auf die Tribulaunhütte und den Habicht
- im steilen Anstieg auf die Schneetalscharte
- die letzten ausgeaperten Felsbänder bis zur Querung zum Steig auf die Schwarze Wand, der links (östlich) unter der Scharte abzweigt
- Andi bereits in der Abzweigung zur Schwarzen wand
- im Schrund stieg es sich vorzüglich, alleine schmutzig wird man an den Firnkanten
- der Steig noch weitestgehend unter Firn, wir entscheiden uns für die etwas steilere Felsvariante
- Richtung des Steigs zur Schartenhöhe
- in der Felsvariante, Aufstieg unter mäßiger Schwierigkeit
- bereits in leichtem Gelände knapp unterhalb der Schartenhöhe
- auf der Schneetalscharte mit Blick nach Westen zur Ostschulter des Gschnitzer Tribulauns; hier herauf führt eine Seilversicherung vom Schartentiefsten
- Blick auf die Westwand der Schwarzen Wand mit Nördlichem Rosslauf dahinter
- Mahnmal völkerrechtlich unrechter Zustände an der Grenze zwischen nördlichem und südlichem Landesteil
- der Aufstieg von der Scharte erfolgt über Schutthänge und eine höhere Vertikalstrecke über großartige dolomitische Sedimentterrassen
- im Hintergrund der mächtige und schwierige Pflerscher Tribulaun, im Vordergrund der abgerundete zahmere Gschnitzer Tribulaun
- Gipfelbereich und Westwand der Schwarzen Wand im Aufstieg
- Aussicht nach Süden
- Aussicht nach Norden
- Vertikalstrecke seilversichert und jede Menge Trittklammern, etwa 15 bis 20 m hoch
- Gipfelaufbau Schwarze Wand im Südosten; hier gut erkennbar die dunkleren Schichten von Kalk- und Dolomitmarmoren unter dem hellen Bänderkalkmarmor des Gipfels
- Nördlicher Rosslauf und die kühne Rotspitze im Südosten
- leichter Aufstieg über die Klammern
- auf der nächsten Terrasse ein kleiner Sattel mit kleinstückigem dunklem Gestein (Hauptdolomit?)
- in der Tiefe die Tribulaunhütte und die Gargglerin
- noch einige Dutzend Höhenmeter sind auf die Ostflanke der Schwarzen Wand zu meistern; oben im Bild der Gipfelaufbau
- auf der Ostflanke der Schwarzen Wand mit tollem Blick gegen Norden
- sowie gegen Osten auf den Obernberger Tribulaun
- Aufstieg zum Gipfel der Schwarzen Wand
- vermeintlich bereits fast auf Augenhöhe der beiden westlichen Tribulaune, allerdings fehlen 70 bzw. 220 m
- Spuren unterhalb des Gipfels der Schwarzen Wand; wir waren dort noch der Meinung man könne direkt vom Gipfel nach Süden weitersteigen
- Aufstieg über de letzten Absätze auf den plateauartigen Gipfelbereich der Schwarzen Wand
- Gipfelspitzl der Schwarzen Wand
- Rückblick auf den Gipfelaufstieg zur Schwarzen Wand
- die Schwarze Wand erreicht, hinten der Nördliche Rosslauf
- „abheilen“ am Gipfelkreuz
- Tiefblick von der Schwarzen Wand ins Pflerschtal nach Süden
- Schwarze Wand, 2.917 m
- Nördlicher Rosslauf im Südosten
- typische Zeichnung von gefaltetem Bänderkalk- oder dolomitmarmor
- Abstieg unterhalb der Ostwand der Schwarzen Wand; vom Gipfel führt kein Steig weiter, man muß zum Ansatz des Gipfelaufbaues zurück!
- im Schrund geht es im Frühsommer bequem dahin
- Tiefblick in das Obernbergtal
- leichtes Spiel hat man um diese Jahreszeit; heikle Stellen könnten im Frühjahr auftreten, wäre der Schrund noch geschlossen, Grödel wären dann angebracht
- Blick auf die Querung unterhalb des Gipfels zum Sattel zwischen Schwarzer Wand und Obernberger Trubulaun
- hinten die hauptdolomitischen Tribulaune , im Vordergrund Ausprägungen des metamorphen Kalkkomplexes am Ende des Gipfelaufbaues der Schwarzen Wand
- es folgt ein noch schneebedeckter Hang auf den absteigenden Steig zur Trennscharte
- erneut eine Strecke im Schrund
- zwei, drei Rippchen werden aufwärts gequert; enorm sind die Firnfeldhöhen immer noch
- phantastischer Tiefblick auf den Pflerscher Höhenweg, der mitten in der Westwand der Rotspitze verläuft
- den nächste Abschnitt stellt die Scharte wuschen der Schwarzen Wand und dem Obernberger Tribulaunmassiv dar; direkt drauf los führt der Steig in die Tiefe
- diese Restwechte mit der langen Schneerinne hinab sieh man bereits von Hintertrenns aus
- Rückblick auf den Steig von der Schwarzen Wand her
- in der Scharte nochmals ein grandioser Blick ins Pflerschtal
- jenseits der Scharte erfolgt ein steiler Aufstieg auf eine Terrasse
- durch die Seilversicherung entschärft
- etwa 15 m Aufstieg
- Rückblick zu Andi auf dem Band in die Scharte hinab
- beachtliche Restschneefelder zur Verzweigung Obernberger Tribulaun / Nördlicher Rosslauf
- Rückblick auf die Schwarze Wand
- über grandiose Oberflächen auf den Nördlichen Rosslauf zu
- Blick zum Obernberger Tribulaun (rechts im Bild)
- am Nördlichen Rosslauf angekommen
- Pflerscher Tribulaun, Gschnitzer Tribulaun und Schwarze Wand
- Obernberger Tribulaun
- das Pflerschtal 1.600 m tiefer
- Blick nach Südosten zum Tuxer und Zillertaler Hauptkamm
- Abstieg über die Pfeiferspitzen
- der Kamm wird rechts (westlich) der Grathöhe abgestiegen, unten der Südliche Rosslauf
- bärige Blicke zum Obernberger See
- Andi auf einer Gratkuppe im Rückblick
- ab und zu Seilversicherungen, die es nicht benötigt
- unten rechts der Südliche Rosslauf
- Andis knieschonende Abfahrtsweise
- die Edit schafft es nicht so perfekt
- Rückblick über die Strecke der Pfeiferspitzen
- Südlicher Rosslauf
- Rückblick auf den Nördlichen Rosslauf
- Rückschau vom Südlichen Rosslauf
- Restabstieg zum Portjoch (Bartjoch)
- Murmeltier direkt am Portjoch
- Blick vom Portjoch auf den Obernberger See
- am Abstieg noch ein leontopodium alpinum
- Rückbllick vom Gasthaus am Obernberger See auf das Portjoch
- über die schön gelegene Oberreinsalm zurück zum Parkplatz
- Ansicht der grandiosen Umrundung des Obernberger Tribulauns von der Terrasse des Almi’s Berghotel
- Fehlleitung im Gipfelbereich der Schwarzen Wand durch zwei gezeichnete Steige (Stand 07/2024)